Magyar Sakkvilág, 1936 (21. évfolyam, 1-12. szám)

1936-09-01 / 9. szám

251 Zandvoort, Holland versteht Schachfeste zu feiern! Ein neuerlicher Beweis für diese allbekannte Tatsache wurde durch das internationale Meisterturnier erbracht, das vom 18 Juli bis 1. August in dem nahe Amsterdam gelegenen Nordseebade Zandvoort ausgetragen wurde. Die Vorbereitungen zu einem reibungslosen Ge­lingen waren wohldurchdacht getroffen, die Bedingungen für die teilnehmen­den Meister waren beispielgebend für manches Turnierkomitee der heutigen Zeit: Alles war getan, um das volle Können der Meister sich entfalten zu lassen. Mit grösster Spannung sah man dem ersten Auftreten des neuen Welt­meisters Dr. Euwe auf Turnierboden entgegen und vielfach erwartete man von ihm einen überzeugenden Turniersieg. Diese Erwartung wurde nicht erfüllt, er wurde „nur"* Zweiter. Trotzdem wäre es verfehlt, dies als einen Misserfolg zu bezeichnen. Abgesehen von der starken Besetzung dieses Turniers, abgesehen von der Tatsache, dass Dr. Euwe nach seinem ganzen Wesen und seinem schachlichen Stile nicht zu den Lieblingen der Glücksgöttin gehört, ist noch folgendes zu bedenken. Dr. Euwe trat in Zandvoort ohne jede praktische Schachvorbereitung an, bis kurz vor dem Turniere ging er seinem bürgerlichen Berufe als Mittelschullehrer nach. Er kam ohne „Training für Zandvoort“, sondern benützte „Zandvoort als Training“ für das ihm bevorstehende, noch wichtigere Grossturnier in Nottingham! In der Tat zeigte sein Spiel bei prachtvoller Vollendung in strategischer Hinsicht einige kleine Unsicherheiten in taktischer Beziehung und so kam es, dass er in zwei wichtigen Partien, gegen Fine und Bogoljubow, zwei entschei­dende halbe Zähler vergab, durch deren Besitz er alleiniger Sieger geworden wäre. In diesem Lichte gesehen, ist Dr. Euwes Leistung durchaus kein Ver­sagen, man muss ihm für Nottingham ausgezeichnete Aussichten zubilligen wenn auch Euwes eigentliche Stärke — wie er selbst betont — im Matchspiel und nicht im Turnierspiel beruht. All dies soll keineswegs die Leistung des Turniersiegers, des 22-jährigen Amerikaners Reuben Fine herabsetzen. Das Spiel Fines war in Zandvoort von wunderbarer Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit. Fine ist in allen Sätteln gerecht, er arbeitet mit unaufdringlichen Mitteln; für den Kenner ist es höchst interessant, wie er immer wieder das Wunder zustande bringt, aus nichts etwas zu machen. Wenn er in demselben Stile weiterspielt, so wird man bald mit ihm als Anwärter auf die Weltmeisterschaft zu rechnen haben. Er setzte sich mit Turnierbeginn an die Spitze des Feldes und schon nach der 9. Runde, als er trotz rasender Zeitnot eine heikle Partie gegen Bogoljubow remis zu halten verstand, war sein Sieg gesichert. Dass Fine fein spielt, haben wir gewusst, aber so stark ...! Ein junger Meister von grösster Begabung ist auch der im 20. Lebens­jahr stehende Este Paul Keres, in seinem Stile allerdings von Fine sehr ver­schieden. Gegenüber dem praktischen, ausgereiften Spiele des Amerikaners wirken die Partien von Keres jugendlich-frisch, kombinationsreich, natürlich auch weniger solid. Sein hohes Können steht ausser Zweifel, er darf Zandvoort

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