Evangelischen Gymnasiums, Medgyes, 1889

may. akadémia j KÖNYVTÁRA. ! Der Lateinunterricht an unsern Gymnasien mit besonderer Berücksichtigung der Anfangsklasse. H. Teil. Der zweite Teil dieser Arbeit soll dem Leteinunterrichte der Anfangsklasse gewidmet sein. Ich mache natürlich nicht den Anspruch mit der folgenden Darstellung erschöpfend sein zu wollen. Ich will nur die Prinzipien vorzuführen versuchen, nach denen meines Erachtens dieser für die ganze gymnasiale Studienzeit grundlegende Unterricht gestaltet werden muss. Falls mir Zeit und Umstände gestatten, werde ich später diese Prinzipien geeigneten Ortes detaillierter ausführen oder auch mit dem Versuch einer Abfassung des Lesebuchs, des zentralen Bestandteiles des ganzen Unterrichts auf der Unterstufe, den anf der Mittel- und Oberstufe die Autoren ablösen, selber auftreten. Hier gilt es nun zunächst noch eine Vorfrage zu erörtern, welche die Abhandlung vom allgemeinen Teile zum speziellen überleiten soll. Bekanntlich ist in Deutschland besonders von Ostendorf der Vorschlag gemacht worden, den Beginn des Lateinunterrichts von Sexta (Prima) nach Tertia zu verlegen und dafür in den drei Unterklassen Französisch zu substituieren. Es ist nicht meine Aufgabe, diesen Vorschlag zu prüfen, resp. die dafür beigebrachten Gründe zu widerlegen. Der geneigte Leser findet dieses bei Perthes, Zur Reform u. s. w. IV, in sachgemässer, gründlicher Weise schon gethan. Dem Vorschläge hat sich auch Lattmann, dieser nicht hoch genug zu schätzende Philologe und Schulmann, in so ferne angeschlossen, als er mit dem Latein erst in Quinta (Sekunda) beginnen will. Ich habe die diesbezügliche Abhandlung leider noch nicht zu Gesicht bekommen, vermute aber, dass für ihn auch der Umstand mitbestimmend gewesen, dass seine vortreffliche, aber schon für den Anfangsunterricht auf dem Stammprinzip, auch bezüglich der Deklinationen, auf­gebaute Grammatik von dem grössten Teile der Lehrerwelt als für zehn- bis elfjährige Knaben zu schwierig zurückgewiesen worden. Dieser Vorschlag ist nun auch bei uns gemacht worden im Programm der hies. Anstalt vom Jahre 1884/5 von Prof. Jos. Schuster. Derselbe will auch nicht mit Latein, sondern, weil uns am nächsten liegend, mit Magyarisch beginnen. Er geht aus von den genugsam bekannten Klagen über das Resultat des lat. Unterrichts im Verhältnis zu der dafür angewandten Zeit und Mühe. Er schildert das Resultat, zu dem es die heutige lat. Schule bringe, in höchst drastischer, aber m. E. furchtbar übertriebener Weise S. 16 und 17, die ich den geneigten Leser nachzulesen ersuche. „Der Schüler ist mit seiner Philosophie zu Ende,“ sagt er vom Nepos-Jünger, der vergeblich ein­zudringen suche in die Mysterien des Buches. „Doch den Mut lässt er noch nicht völlig sinken, eine Hoffnung winkt ihm noch, ein Trost ist ihm noch geblieben — die aufklärende Hilfe des Lehrers. Auch dieser Zeitpunkt ist da, der Nepos wird in die Klasse gebracht. Doch alles wiederholt sich noch einmal und das Resultat ist dieselbe bittere Enttäuschung: es geht nicht.............Mit Livius und Ovidius wachsen die Schwierigkeiten bis zur Unüberwindlichkeit. Der arme Schüler manipuliert mit Grammatik und Lexikon — es ist eine Zeit zum Verzweifeln“ u. s. w. Er findet die Ursache in der schlechten Behandlung, welche Grammatik um ihrer selbst willen treibe. Den Mittelpunkt des Unterrichtes habe auf der Unterstufe ein nach der sprachlichen Seite geordnetes und gegliedertes Lesebuch zu bilden, „aus welchem deutsche Sätze ganz ausgeschlossen sind.“ Zum Zwecke einer festen methodischen Vokabelerlernung habe ihm ein, mit Rücksicht auf das Lesebuch und als Anhang zu demselben bearbeitetes Vokabularium sowie eine auf wenige Seiten zusammen­gedrängte Formenlehre zu gehen. Er empfiehlt das Vorsprechen fremdsprachlicher Sätze und mehr noch als das Retrovertieren das Reproduzieren derselben. An die Stelle des Postulats der alten Pädagogik: „du sollst und musst...“ sei das „Interesse“ zu setzen. Dies, hier in Kürze Skizzierte und zum grössten Teile nur zu Billigende, gelte für alle Sprachen. Einen Unterschied zwischen toten und lebenden Sprachen könne es rücksichtlich ihrer Erlernung höchstens insoweit geben, als 1*

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