Walter Bäz-Dölle Glas (Neue Dresdener Galerie, Dresden, 1980)

Becher opales weißes Glas mit violetten Ringeinsätzen, mehrfarbig gekämmte Aufschmelzungen, lampengeblasen für die Lampenarbeit fachgerecht umgesetzten und mit starker ästhetischer Ausdruckskraft versehenen Dekor­elemente wie Nuppen, Fäden und die „gekämmten" Farbeinlagen, oder seien es die sogenannten „aufgerissenen" überfangdekore, die in Verbindung mit aufgeschmolzenen farbigen Kristallen und Oxiden neben ihrer Funktion als Schmuckelemente dem Glase noch eine eigenartige Oberflächenstruktur verleihen, sie stellen solche fruchtbaren Ergebnisse des rastlosen Experimen­­tierens dar, mit denen Walter Bäz-Dölle die Thüringer Glaskunst fast laufend in bemerkenswerter Weise bereichert. Sein schöpferisches Wirken und seine Künstlerpersönlichkeit werden nicht zuletzt noch dadurch gekennzeichnet, daß er auch solchen Formen, deren „Gebrauchswert" ausschließlich im künstlerisch-ästhetischen Bereich liegen, einen nicht geringen Platz einräumt. Solche Objekte, wie die aus klarem Kristallglas stark stilisiert dargestelite „bizarre Bergwelt" oder der aus mehreren ineinandergestellten braun­transparenten, partiell aufgerissenen Glasröhrenformen gestaltete „Baum", der einem die Illusion vermittelt, in das Innere eines Holzstammes schauen zu können und ein unter der Bezeichnung „Feuerwerk" aus verschiedenfarbigen gleichlangen Glas­röhrenelementen, die zwischen zwei Glasscheiben künstlerisch angeordnet sind, gestaltetes Fenster, zeugen von dem rastlosen Suchen nach neuen Aus­drucksformen, von der Vorstellungskraft und Phantasie dieses Glasgestalters, der wohl noch nicht ganz im Zenit seines künstlerischen Schaffens steht und von dem daher die Thüringer Glaskunst noch viel erwarten kann. Stangenglas und Vase blau, aus Teilen mit aufgeschmolzenen Kristallen und roter Fadenführung montiert, lampengeblasen Rudolf Hoffmann Seien es die.von der alten Hüttentechnik Unter dem Begriff „lampengeblasenes Glas" sind alle die Formen zu verstehen, die aus vorhandenen Glasröhren vor einer mit Gas und Sauerstoff gespeisten Flamme erweicht und dann mundgeblasen bzw. freihandgestaltet werden. Während man den sich am Schmelzofen vollziehenden Produktionsprozeß kurz als,, Hütten a rbeit" bezeichnet, hat sich für die Gestaltung des Glases vor dem Gasbrenner der Be­griff „Lampenarbeit" herausgebildet. Dieser Begriff hat seinen Ursprung in der bis zur Einführung des Gasbrenners in der Glasbläserei benutzten Öllampe, ist also historisch begründet. Die Gestaltung des Glases vor der Lampe erfolgt in einem Stadium, in dem sich der Werk­stoff noch im „Fluß", das heißt in einem zähflüssigen Zustand befindet, denn nur so kann er in die gewünschte Form gebracht werden. Hierbei besteht die Möglichkeit, mehrere gleichartige Glas­posten nahtlos miteinander zu ver­schmelzen, ohne daß die physikalischen und ästhetischen Eigenschaften des Glases, wie Lichtbrechung, Formbarkeit, Transparenz, Farbe und Struktur ver­lorengehen. Diese für das künstlerische Gestalten besonders günstigen stoff­lichen Gegebenheiten sucht der Glas­gestalter zu nutzen und in seinem Werk zur Geltung zu bringen. Er hat dabei prinzipiell zu berücksichtigen, daß der eigentliche Reiz des Glases in seiner Durchsichtigkeit liegt. Er kann auch durch eine Kombination von farblosen bzw. transparenten und opaken Gläsern ästhe­tisch hochwertige Objekte schaffen. Die Größe der vor der Lampe geblasenen Formen ist von den zur Verfügung ste­henden Glasröhren und der Schmelzkraft der Flamme abhängig, deren Strahl je­weils nur ein begrenztes Feld des Werk­stoffes erfassen kann. Daher können großformatige Gläser in Lampenarbeit sowohl technisch als auch künstlerisch nur sehr schwer bewältigt werden.

Next