Otto Panser - 10 Metall (Galerie am Fischmarkt, Erfurt, 1985)

Für Otto Panser Als im Jahre 1979 in der gesellschaftlichen Mitte Erfurts das Haus zum Roten Ochsen als „Galerie am Fischmarkt“ und Heimstatt des zeitgenössischen nationalen und interna­tionalen Kunsthandwerks eröffnet wurde, fühlte sich Otto Panser in besonderem Maße ausge­zeichnet. Er hatte mehr als einmal durch die Tat mitgeholfen, daß die Idee und schließlich die Überzeugung reifen konnte: Erfurt ist ver­pflichtet, dem vielfältigen Schaffen der Kunst­handwerker Thüringens und der DDR einen öffentlichen Rahmen zu geben. Aus Pansers beruflichem Lebenslauf erhält man Aufschluß darüber, daß Erfurt schon seit Jahrzehnten eine Förderin des Kunsthandwerkes ist. Die Stadt ist Gastgeberin der Quadriennalen des Kunst­handwerks sozialistischer Länder - sie wurde es dank ihrer gesellschaftlichen Ausstrahlung, die die Kunsthandwerker des Thüringer Rau­mes mit tragen. Die Ausstrahlung kommt auch im Alltag - wenn keine Ausstellungen eröffnet werden - zur Geltung ; zum Beispiel durch eines der größten Glockenspiele, die in der DDR konstruiert und gegossen wurden. Es erklingt wöchentlich am Anger - Werk des Thüringer Glockengießermeisters Schilling. Die Pflege alter Bauten und alten Volkstums, die öffent­lich aufgestellten Kunstwerke in den Neubau­gebieten u.v.m. lassen ahnen, daß viele Kul­turschaffende hier aktiv am Werke sind. Otto Panser ist einer der unzählbaren Aktivisten. Wer ist eigentlich dieser Otto Panser aus Erfurt? Die Antwort muß ausführlich sein. Seine erste Ausbildung nahm er 1936 bis 1939 als Ver­waltungsmann in der Handwerkskammer Er­furt. Dies hat ihm fürs erste wenig genutzt, denn danach war er doppelt solange wie seine Aus­bildungszeit Soldat, gestohlene Jugendjahre! Zurückgekehrt aus dem Krieg folgte er seinen unternehmerischen Neigungen und gründete eine Holz- und Metallätzerei, in der aus Holz­resten Knöpfe und aus Stahlhelmen und Gra­natenhülsen Gefäße mit dekorativen Verzie­rungen in der Ätztechnik hergestellt wurden. In den kargen Jahren nach dem Krieg sollte das Lebensnotwendige unbedingt auch schön aus­­sehen. Parallel zu seiner autodidaktischen Qualifizierung als Gürtler, gewann diese Werk­stätte rasch ein nach damaligen Maßstäben achtbares kunsthandwerkliches Profil. Schon 1949 erhielt er für eigene Entwürfe und in der Werkstatt erzeugte Artikel das Gütezeichen des Deutschen Kunsthandwerks, das allein dazu berechtigte, auf den Messen des Kunsthand­werks in Leipzig und Frankfurt/Main Erzeug­nisse anzubieten. Dieses Gütesiegel stand noch für eine gesamtdeutsch orientierte Hand­werkspolitik; eine Fachjury aus Experten der DDR und der BRD traf die Entscheidung dar­über, an wen die begehrte Trophäe verliehen wurde. Für Otto Panser bot sich nun endlich - gegen Ende seines dritten Lebensjahrzehnts, eine gesicherte berufliche Perspektive, die identisch zu sein schien mit sozialer Sicherheit in Erfurt, in der DDR, die gerade gegründet wurde. Dafür spricht auch, daß er ein Jahr später der Mitbegründer der ersten, heute noch ein­zigen, Einkaufs- und Liefergenossenschaft des Kunsthandwerks für das Land Thüringen wurde und fortan - bis heute - ihr Vorsitzender ist. Sein sichtbares Engagement für seine Kunsthandwerkerkollegen konnte sich glück­licherweise mit organisatorischem Talent und Stehvermögen im Durchsetzen von Vorstands­beschlüssen vereinigen. Panser hatte mit seiner Genossenschaft von Anfang an Erfolg. Das machte ihn immun gegen lockende Angebote aus dem Westen, wohin manche Kunsthand­werker zogen, nachdem der erste deutsche Arbeiter-und-Bauern-Staat gegründet wurde, dem sie Handwerkerfreundlichkeit nicht zu­trauten. Realitätssinn und Tatkraft strömten Vertrauen aus; um ihn scharten sich Freunde, die Mitstreiter wurden. Durch die Genossen­schaft realisierte Otto Panser - oftmals sicher 1 unbewußt - die politischen Linien des jungen Staates. Die Kunsthandwerker wurden mit den notwendigsten, kaum zu beschaffenden Arbeitsmaterialien versorgt: die Drechsler und Schnitzer der Rhön erhielten das richtige Holz, Leinen und Leder bekamen die Buchbinder, Wolle und Garn die Handweber usw. Skeptiker konnten an etwas glauben, Suchende fanden eine Perspektive, und der Anfang war für jeden ein wenig leichter. Ich glaube, daß die Autori­tät der Genossenschaft bei vielen Kunsthand­werkern die Entscheidung bestärkte, ihrer Thüringer Heimat die Treue zu halten. Es ist nicht unwichtig zu erwähnen, wer zu den da­maligen Gründungsmitgliedern zählte: Es war Albin Schaedel dabei, heute ein weltbekannter Glasbläser, der Töpfer Walter Gebauer, der Kunstschmied Günther Läufer, die ehemalige Bauhausschülerin Grete Reichardt. Sie alle haben im Verlaufe ihres künstlerischen Lebens hohe Auszeichnungen erhalten und Wahl­funktionen in der Handwerkskammer bzw. im Verband BildenderKünstlerausgeübt. Inseinem Amt als Vorsitzender der Genossenschaft wurde Otto Panser ein profunder Kenner der Schaffensprozesse seiner Mitglieder und half mit, Schwierigkeiten zu beheben, Erfolge sinn­voll zu nutzen. Folgerichtig wurde von den be­zirklichen und staatlichen Organen angehört, was er zu sagen hatte, z.B. als es Anfang der 50er Jahre um die Bestimmung des Standortes der Kunsthandwerker beim sozialistischen Aufbau, insbesondere bei der Einbeziehung in den kulturellen Aufbau der Gesellschaft ging. So kamen auch seine Anregungen in einer An­ordnung des Ministerrates von 1954 über die Auszeichnung der Kunstschaffenden im Hand­werk zur Verwirklichung. Otto Panser nutzte in Übereinstimmung mit seinem Vorstand, dem so namhafte Kollegen wie Günther Läufer, Hans Wagner, Georg Reichert u.a. angehörten, die Jahresrechenschaftsversammlungen zur Vermittlung von fachlichem und kulturellem

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