Kiss György kiállítása (Lamberg Kastély, Mór, 1988)

György Kiss, der ursprünglich Malerei studierte, doch heute schon zu den ausgezeichneten Schöpfern unserer Münzkunst gerechnet wird, gehört zu der in der ersten Hälfte der vierziger Jahre geborenen Generation, die zur Wende der sechziger-siebziger Jahre auszustellen begonnen hat, und die heute in unserer heimischen bildenden Kunst eine immer bestimmendere Rolle spielt. Zuletzt waren seine Werke beider Kunstgattungen im Jahre 1983 in Nyíregyháza zu sehen, und hier wurde es eindeutig, in welchem Masse der Motivschatz, seine schöpferische Gedankenwelt in Bildern und Münzen gleich sind. György Kiss interessiert sich für Naturformen, für naturgestaltende Kräfte, Bergrücken, Schluchten, Felsen, Kieselsteine: die Welt der Urstoffe. Nicht in der Weise, dass er dieselben von aussen betrachtet und darstellt, sondern so, dass er aus ihren Elementen sein eigenes Naturbild aufbaut, sozusagen den Schöpfungsprozess neu erlebt. Kiss fühlt sich wohl in diesem Schöpfen. Er nähert sich seinen erwählten Themen mit Gefühl, und dadurch steht jedes seiner Stücke im Verhältnis zum Menschen, das aus mächtigen Blöcken entstehende monumentale Steintor, oder der aus altertümlichen Felsschichten - als später Fund - zum Vorschein kommende, klargeformte Fensterbogen. Der Steinbruch von Fertőrákos als kathartisches Erlebnis, erscheint nicht nur in seinen ersten Münz- und Plakettenserien in seiner erregenden Suggestivität, sondern ist für seine ganze bisherige Tätigkeit bestimmend. Denn Csontvärys Gesicht zerfällt ja auch in Felsbrocken, und in seinen massigen fraulichen Formen fühlen wir auch die zeitlosen und vollkommenen Kurven-Rundungen der Kieselsteine. Wie wuchernd, erregt und explosiv aber auch die Freude am Formen ist, so ist die Plastik seiner Münzen trotzdem beherrscht im ausgeglichenen Raum der Kraft und des Rhytmus. Die sich aus dem Material der Bronze ergebende Härte beschützt ihn vor dem Überströmen seiner Gefühle, der Rahmen der Kunstgattung bezwingt seine Gemütsbewegungen. Die so entstandene innere Spannung schafft bedeutungsvolle Werke. György Kiss ist ein mit der Lebensfreude der Renaissance schaffender Künstler, der auf den realistischen Traditionen der ungarischen Bildhauerei hartnäckig sein eigenartiges, vielfältiges Lebenswerk, dessen Bedeutung heute noch nicht übersehbar ist, aufbaut.

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