Képfelbontás (Műcsarnok Palme-Ház, 1993)

Seit Anfang des XX. Jahrhunderts, aber Spätestens seit Duchamp wird in regel­mässigem Rhythmus das Ende des Malerei verkündet. Nach dem Ausklingen der minimalistischen und konzeptuellen Tendenzen, nach der Installation und Arte povera erreichte zu Beginn der 80er Jahre das Tafelbild eine neue Blütezeit, sowohl in Europa als auch in Amerika, als wollte es den Glauben an seiner Vergänglichkeit erneut erwecken. Das jeweilige Bild nach dem "letzten Bild" blieb unverändert der Gegenstand der Untersuchung, selbst dort wo an die Stelle der Kunsttheorie/n die zu Schlagwörtern deklarierten Auss­tellungkonzeptionen rückten. Statt jedwede erläuternden Theorien, im Schatten solcher Titel, wie "Expressiv", “Reduktivismus", "Offenes Bild", "Oszillation" finden die. Kunsthistoriker und Ausstellungsmacher den gültigen gemeinsamen Nenner, der in der Vielfalt der Ismen und Stile einen erfolgreichen Zugang gewährt. So kann ein solcher, meist fiktiver Sammelbegriff als Querschnitt, die sonst im Charakter unterschiedlichen, gelegentlich einander widersprüchlichen, in der Zeit aber paraleli oder aufeinander folgende Erschsheinungen der bildenden Kunst ordnen. Diese Ausstellung erhielt den Titel "Bildauflösung", stammt aber nicht von dem Autor dieser Zeilen, der aber wiederum für die Auswahl der Künstler und Werke zuständig war. Bei der Konzeption wurde jene Deutung (und Illustrierung) des Begriffes ausgeschlossen, die auf den repetitiven Gehalt, und als solcher auf das ausserhalb des Bildes Wirkende abzielt, ebenfsalls wurde eine linear didak­tische Deutung nicht berücksichtigt, die sich als eine objektivierende Bildauflö­sung, wie Video-Hologramm etc. als Entwicklungslinie begreift. Die Wahl bei der Konzeption fiel auf sieben prominente Künstler, die man kaum an Tendenzen binden kann, deren bildkünstlerische Botschaft durch einen hohen Grad an subjektiv-persönliche Selektion, ästhetische Wertung entstand. Die Ergebnisse der Auflösung sind Bilder, bzw. über deren Bedeutung des Bildes als Gemälde hinaus sind sie auch Plastiken. Die Bildauflösung und Bildzusammensetzung ist primär ein kompositioneller Eingriff bei der ’Herstellung’ des Bildes/Objektes, das Bezugssystem ist ausschli­esslich im Kenntnis des Zeitfaktors zu bestimmen, so bleibt dem Betrachter unbe­kannt, wann es innerhalb des Schaffensprozesses eine Analyse, oder Synthese stattfand.Die Bildauflösung ist eine komplexe Methode, die die gehaltliche Struktur der Komposition bereichert. Die Anwendung zwei oder mehrerer Bildordnungen - resultierend aus der Bildauflösung -innerhalb eines Werkes bewirkt die spezifische inhaltliche Umdimensioni­erung dieses.Die begriffliche Deutung der Bildauflösung beruht also auf einem Konstruktionspri nzip. Für András Baranyay und Péter Gémes ist das Mittel, nicht aber das Ziel die Fotografie, bewusst werden die medienspezifischen Formansprüche, die man an die Fotografie stellen würde, vermieden. Das fotografisch hergestellte Bild wird zum Grundelement einer späteren Ordnung, welches erst durch einen neuen Eingriff zum gültigen Bild erhoben wird, Das Bildthema Baranyays ist die Hand. Es sind schwarz-weiss Fotos von der ruhenden, gefalteten, hächstens kurz bewegten Händen, die Vei von jeder heftigen Geste sind.Sie wirken wie Selbstbildnisse oder Selbstbekenntnisse, schüchterne und auch narzistische Aussagen. Das optisch fertige Bild -die Detailaufnahme- wäre an sich zudirekt, durch die permanenten Wiederholungen würde eine Häufung stattfin­den, die die Aussage zu demonstrativ-radikal machen würde. Nachdem er partikular das objektive Bild des Fotos übermalt dimensioniert er die massive Direktheit, die durch das Foto und sein "Modell" zustande kam in die bildende Kunst um. Die Konkurrenz zweier unterschiedlichen Bildordnungen, die durch das Abdecken bzw. Aufbauen entstand wird zum bestimmenden Bauelement der Werke. Der zentrale Gedanke und sein Programm in den früheren Werken Péter Gémes’ war die Befragung des Mythos, des Archetypischen, wofür er in Sinnbilder geordnete Szeneriön verwendete. Durch die Bildreduktion gelangt er zu einer solchen summieren­den sprachlich-bildlichen Gestaltung, wo die mit der Hand geformten Zeichen die Zeichen einer solchen Schrift sind, die nicht persönliche Gesten, keinen Stimmungs­gehalt mitteilen, sondern archaische Symbole sind, ähnlich einer Keilschrift, verwandt mit einerZeichensprache.Gémes' Stoff ist eine Apokryphen-Schrift, die nach Deutung des Heiligen Augustins so lautet: Der Sämann lenkt unsere Bewegung, wie er die seine lenkt. Eine der wichtigsten und bestimmenden Persönlichkeiten der ungarischen Kunst der 8oer Jahre ist Ákos Birkás. Das durch die internationale Transavantgarde wiedererweckte Tafelbild wurde bei Birkäs aus der früheren "wilden Spontaneität" bald zu einer sehr persönlichen spezifischen Synthese geleitet, wo die Grundform durch zwei Ordnungsprinzipien ensteht: zwei aneinander gestellte Tafeln umschliesst die darauf gemalte Elypse. Lóránd Hegyi charakterisiert, wie folgt: "In der Malerei Birkás’ bleibt die Natur in ihrer stofflichen Sinnlichkeit bewahrt,aber das Bild ist trotzdem die Verkörperung einer abstrakten, gehaltlich geklärten Projektion des ’Vollkommenen” Zwei Ordnungen bestimmen Birkás’ Bilder : der konstruktive Aufbau der Tafeln und auf deren Oberfläche der gemalte "Kopf". Die konstruktive Tafelordnung besteht aus zwei, seit I986 auch aus drei Tafeln, aus der Achse asymmetrisch herausgehoben, predellaartig abgeschlossen.Durch den pastosen Auftrag der Farbe erhalten die "Köpfe" stoffliche Gestalt, die man sowohl als eine unendliche Öffnung, als zeitlosen Kopf, oder als Metapher des "Universums" (Birkás) deuten kann. Der Bruch, der durch die Unterbrechung der Tafel enstand funktioniert als gleichberechtigtes Element mit den gemalten Teilen. Die aus mehreren hundert Werken bestehende Folge ist eine selten schöne Manifestation der transzendenten Meditation. Sich selbst nennt Zslgmond Károlyi einen Realisten, nach Meinung von L. Beke ist seine Malerei eine unterbrochene Monochromie.Die Ruhe, die in diesen Bildern, die in den letzten fünf Jahren entstanden sind, rückt sie in die Nähe der Stilleben, sein analytischer Bildaufbau ist mit dem der Konstruktivisten verwandt.Die frühere konzeptu­elle Tätigkeit Károlyis wirkt heute noch auf seine Malerei.Das gemalte Bild, unterbrochen mit dem zur geometrischen Form sublimierten Element eines realistischen Erlebnisses macht das Sinnliche zum immanenten Bestand des Minimalkonzeptes. Die Bilduaflö­­sung Károlyis ist ein .intellektueller Schritt.Aus der Projektion des Gesehenen enstand die Untersuchung der horizontalen Elemente auf der Bildfläche. Diese Werke konnte mann im Sommer in der Budapester Knoll Galerie sehen. Jetzt sind es vertikale Elemente, die im Bild in Relation zu einander gesetzt werden. Die sensibel gestaltete, doch an sich nicht monochrome, nur als solche wirkende Bildfläche rhythmisieren und strukturieren die in Phasen gezeigten Linien. Das obere und untere horizontale Element, welches als Abschluss dient, funktioniert als eine optische Täuschung, als wäre das Bild aus der Achse herausgehoben, wie eine Quasi-Schräge, als hätte man ein Bild vor sich das dem Gravitationsgesetz widersteht. Károlyi arbeitet mit äusserst sparsamen Mitteln, ohne jegliche stilistische und tech­nische Oberflächlichkeit und ist wahrscheinlich eine der elegantesten ungarischen Malerpersönlichkeiten. Im Vergleich zu dem konsequenten Verhalten der sog. homogenen Oeuvres ist das Schaffen Gyula Konkolya durch die Heterogenität eine auffallende Ersche­­inung.Für ihn ist die Bildauflösung eine grundsätzliche Methode, egal ob es sich um figurale oder abstrahierte Kompositionen handelt, die Bildauflösung bestimmt das Wesen der einzelnen Werkkomplexe und die mit ihr verbundenen inhaltlichen Konsequenzen.Die in dieser Ausstellung gezeigten Laubwerke sind sehr kompli­zierte, abstrakte Formationen, deren Ordnung auf der Erfahrung einer fundierten realistischen Bildgestaltung beruht. Durch die Aufteilung der Bildtafel, durch die Stofflichkeit und durch die Verräumtichung der Farben, also mit dem Einfügen der dritten Dimension ins Bild macht Konkoly auf mehreren Ebenen zugleich eine Bildauflösung und ordnet damit neu die Komponenten. Die durch die Unterbre­chung gegebenen logischen Konstruktionen werden durch die abstrakte Zertei­lung der Überspanntheit des illusorischen Inhalts in der Dynamik kontrapunktiert. Nach den Seerosen Bildern, wo das kunsthistorische Zitat bei der Bildanalyse eine Alibifunktion erfüllte, materialisiert Konkoly jetzt das Licht und die Farbe in reiner, an sich abstrakten Erscheinungen, die man kaum mit einer Veregenständlichung verbinden kann. Die wesensbestimmenden Komponente der bildhauerischen Tätigkeit György Jovánovlcs’ sind der brilliants Intellekt und die subtile Sensibilität die die Symbi­ose des Fragmentalen und Globalen herstellt, weiterhin der Gips als Medium der ein hochgradiges Können an Giesstechnik und Manipulationsfähigkeit verfangt. Über die Pop art und konzeptualisierten Pop Werke gelangte Jovánovics zu den Reliefbildern, die auch die Oberfläche der Raumplastiken bilden. Ausgelöst seit 10 Jahren, seit seinem Berlin-Aufenthalt schaffen dies Reliefbilder ihrem stilisti­­chen und inhaltlichem Wesen nach einen konstanten Fries. Jovánovics ist ein Maler-Bildhauer, in seiner Bildhauerei ist die Farbe gleichrangig mit der Plastizität. In den monochromen Werken ist das Weiss des Gipses, in den farbigen Reliefs die spezifisch ordnend-deutende Rolle der Farbe für eine plastische Gestaltung verant­wortlich. Zur Komplexität, zur Authentizität des Fragmentalen und Globalen, zur sinnlichen Dominanz des nuancierten Detailreichtums und zur all diese bravuroes ordenden kompositorischen Invention des Werkes Jovánovics' trägt die Dialektik des Schaffenspozesses bei. Das Werk ensteht in zwei Phasen. Die erste ist die schöpferisch-gestalterische, als reziproker Vorgang im Zeitfaktor geschieht in dem negativen Raum, während das fertige Werk in dem Moment der konzentrierten Technizität des Giessens zum Positiven wird. Diese simultane Geistesanwesen­heit erstreckt sich auch auf den Giessprozess der farbigen Reliefs, denn der Auftrag der Farben (des farbigen Gipses) geschieht einem noch nich vorhandenen positiven Raum. Die Bild/Objekt Welt Ilona Lovas’ wird aus Metamorphosen aufgebaut. Be­dingt durch die frühere konzeptuelle Tätigkeit wurden ihre Werke aus einer starken Materialbewusstheit gelöst und sie gelangte an die Grenze zwischen bildender Kunst und Kunsthandwerk. Dieses Programm erreichte eine Vollendung in den Installationen der ausgehenden 80er Jahre. Diese Installationen wurden aus "lebendigem" Material gebaut. Die Materialästhetik des handgegossenen Papiers war in einem harmonischen Einklang mit der einfachen Form der Installation, die durch ihr organisches Wesen, durch die Unexaktheit der Wandelbarkeit die Strukturen bereicherte. In den letzten zwei Jahren entdeckte sie die Schönheit des Pergaments. Aus den grossen Rollen wurden Spindeln, straff gezogen in regelmässiger Form wiederholbar. Die Schriftzeichen dieser ersten Objekte, die an die Schriftrollen erinnern verblassen zunehmend im Ablauf bis sie ganz auf den neuesten verschwinden. Diese Spindeln stehen nicht wie früher in strenger Ordnung zueinander. Diese Spindeln sind jetz wie Puppen, Kokons, Nachrichten vergangener Zeiten, Lebenszeichen von fremden Planeten, unendlich reich an Gefühls- und Assoziationsgehalt sie sind poetische Metamorphosen. Man könnte die Untersuchung des Themas der Bildauflösung in die Richtung des Art brut, wo das Fragment als archaisierendes Moment in Erscheinung tritt, oder in die Richtung der Video-Foto Installationen lenken, aber selbs die post-konstructivischen geometrischen Tendenzen sind nicht frei von ihr. Egal ob in latenter oder in direkter Form das Prinzip der Bildauflösung beeinflusst in vielfacher Hinsicht die bildende Kunst der Gegenwart. Jovánovlcs, György: Relief, 92.12.16-17./Relief, 16-17.12.92 Gipsz/Gips, 140x100 cm Károlyi, Zslgmond: Kép/Bild, 1990 Olaj, vászon/ÖI, Leinen, 94x151 cm Konkoly, Gyula: Zsuzsanna látogatása Claude Monet-nál Givemy-ben/ Besuch der Susanna bei Claude Monet in Giverny, 1992 Részlet/Detail; Akril, olaj/Acryl, Öl, 350x400 cm Lovas, Ilona: Stáció/Statio, 1993 Marhabéi henger/Rindsdarm; Hossz/Länge: 210 cm 0 23 cm

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