Neppendorfer Blätter, 1923 (Jahrgang 21, nr. 22-52)

1923-10-14 / nr. 42

Seite 2 « · Ueppendorferslütter­ene- Die unterbrochene Geistersihnng. —Am Ende der Hauptstraße eines Städtchens liegt inmitten eines wohlgepflegten Gartens ein schm­uches Landhaus.Darinnen waltet als züchtiges anssrau die ebenso große wie dicke Frau Amalie Psesserkorn,ge­­boren thockenstuhl.An ihrer Seite pickt ihr kleiner schmächtiger Ehegatte Zacharias Pfesserhorn wie die Miniaturausgabe eines Mannes.Dabei hat er der kleine Mannsaustdich hinter den Ohren Dem schönen­ Geschlecht gegenüber von je ein Erzschwerenöter,war er bis zu seiner Berechel­chung mit dem als reich be­­­­nannten Fräulein Glockenstichl einer der Sephastesten am Stammtisch im,­roten Ochsen Seine unförmlichh gestaltete Ehehälfte hatte er wohl nur geheiratet in der Erwartung, sie von ihrem Gelde ein solgenloses Dasein bereiten zu können. Aber wie es in Ehen öfters vorkommen soll, traf auch hier das abgeänderte Sprichwgt zu: „Der Mann denkt und die Frau lenkt!“ Frau Amalie hielt den Daumen auf ihr Ver­­mögen und verbot dem betrübten Zacharias einfach den Besuch des Stammtisches. Einmal versuchte er dem Ver­­bot zu stoßen, aber der Empfang, den die handfeste Hausfrau dem beschwinjt Heimkehrenden bereitete, ließ SZadyarias auf eine Wiederholung des Versucges jäh verzichten.­­ Es ist immerhin keine Annehmlichkeit, eine Woche lang mit verbeultem Kopf und Augen herumzulaufen, die in ihrer schwarz-blausgrünen und gelben Umrände­­rung lebhaft an einen gebat­kten Lampenschirm erinnern. Sacharias bewußte deshalb jeden Vorwand, um sich zum Stammtisch zu stehlen. Heute gab ein durchreifender Sauberkünstler eine Borstellung im Saale des „roten Ochysen“. Nach­ langem Drängen und vielen Beteuerungen rang Zadharias end­­lich seiner gestrengen Gemahlin die Erlaubnis ab, die Veranstaltung besuchen zu dürfen. „Den Hausschlüssel bekommt du netürlich nicht mit“, bestimmte die Gattin in einem Ton, der keinen Widersprucg vertrug. „Nach der Vorstellung kommst du sofort nach Hause, sonst werde ich dich holen.‘ Sacharias versprach alles und eilte spornifreichs zum­­ G Siammtisch) im „roten Ochten“. Hier wurde er mit lautem Hallo empfangen, und als die Zauberdarbieungen im Saale ihr Ende erreicht hatten, befand sich Zacharias Pfefferkorn in jenem Sta­­dium alkoholischer Seligkeit, in dem man alles Grau des Alltags zu vergessen pflegt und die ganze Welt durch eine rosenrote Brille sieht. „Wenn es den Herren genehm ist, wird sich der Sauberkünstler erlauben, hier noch einige spiritiffische Experimente vorzuführen,“ schlug der geschäftstüchtige Wirt vor. Allgemeine Zustimmung. Nach einigen Geschichten.Taschenspielerknassen nach dem alten Rezept»Geschw­indigkeit ist keine Hexerei««ging der Zauberkünstler zum Tischflicken üben Die Ablenkung der allgemeinen Aufmerksamkeit bes­tützend,schüttete er eine brankte Flüssigkeit aus den Fußboden­vor der-Stubentür und sprach eine borns hastische Geisterbeschwörungsforme.Eine weiße Rauchs­wolke stieg aus,die allmählich die Gestalt eines mensch­­lichen Körpers annahm. Lebhafter Beifall der angeheiterten Tafelrunde wohnte das Experiment.Dann erbot sich der Schwarz­­künstler einige der bekanntesten historischen­ Persönlich­­keiten zu beschwören. Ein­ pensionierter Major wünschte Napoleon­ den Briten zu jehen. Und wieder erhob sr eine Rauchwolke, aus der ich erst verschwommen — dann deutlich erkennbar die Geitfall des großen Korfen abhob. « »Famos—gai­zsama-spl«rief sacharias Piesfers kom,der schon selig lau­te.»Zitieren Sie doch m-mal meine dier geliebte Alte herbei.Sch zah—l­a——hab­ Jhnendieb—b—esteP-p"—alle,die der Wirt im Keller hat.«s Kaum hatte er diese Bitte an­gesprochen­,alt,sich die Ti­r össnete und,umwallt von den weißlichen Fäden der kü­nstlichen slt auch wolkch die unförmige Figur von Frau Amnatie Pfefferkorn erschien »Bravo«,krä,hte begeistert sacharia5.»Meine A—alle,wie sie reibt und lebt.Wenn die Frau sich nur­ einmal selber so sehen könnte,ginge sie schleunigst zu einer Entsetzung Skuri nach Marienbad. Da kam Leben in die bisher starr dastehende Geistererscheinung. Mit wuchligen Schritten steuerte sie auf den Tisch los und verseßte dem ‚entfegten S­aca­­rias eine­ schallende Oberfeige. „Das zunächst für die Entfelnungskur, das andere wird sich zu Hause finden.“ Mit festen Griff packte Frau Amalie ihren zap­­pelnden Gatten am Kragen und war mit ihm durch die Tür verschwunden, ehe die Tafelrunde sich vor ihrer namenlosen Berblüffung erholt hatte. n „Das war sicher Rein Geist,“ rief schließlich der Bürgermeister, was ein schallendes Gelächter auslöste Um die versproc­hene Zlasche Wein kam der Zauber Dietrich 7. Pr. « SKuabe over Mädchen für Botengänge um die­ ­ Buhdrucerei Botjchner + Avram Sanku (Reljper) Gafle 33 +

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