Neppendorfer Blätter, 1928 (Jahrgang 26, nr. 1-52)

1928-10-14 / nr. 42

­ »­­ , AN Sr h­a on £ ee Meppendorfer Blätter ;«—frei«1n’««d««lich gesungenem»guten Morgen­­.tonung auf dem guten­—meinen Frü­hstückskasfee c­ antwortete ihr mit einem kurzen, gereizten „Morgen“ und blickte ihr mit­ verdrossenen Augen nach, als sie das Zimmer wieder verließ. Für den guten Kaffee mit den frü­hen Semmeln — so heißhungrig ich ihn an sonst verschlang — hatte ich aber heute auch für diesen kein Interesse, — ich ließ ihn unberührt stehen. ‚Später lehnte ich gelangweilt beim Fenster und­ blickte auf die Straße hinunter, mit dummen, leeren Bliken, — für eine vernünftige Tätigkeit hatte ich­­ heute keinen Kopf, — als es an meiner Tür klopfte. „Herein, wer viel Geld hat!“ sagte ich, den alten Studentenscherg, mit wenig echtem Humor wiedergebend. Mein alter Freund und­­ Studiengenosse Karl B. traf ein: „Ich kam im Vorübergehen herein, um zu sehen, altes Haus,“ der Begrüßung. „3h Trudge gerade dem Höllengottt­u Schal!“ „Dem Höllengott Schal? Betrallen griechischen und römischen Auswüchsen, von diesem­ Kerl habe ich noch nie etwas gehört!“ „Run, so hört du eben seßt von ihm! Er ist Händige Nachfolger des Bachus und übertrifft dessen Großartigkeit mit seiner Sämmerlichkeit, bei weiten ! Er allein ist in der Rage, uns das Sau — saubere Trinken abzugewöhnen !“ Er verstand: „Es ist ein­­Auswuchs deiner Phantasie, die an Neichlichkeit der Erfindung alles Andere übertrifft! Gerade diese Eigenschaft it es, welche mir an dir gefällt, denn sonst — nehme es mir nicht übel, wenn ich dir, als aufrichliger Freund, Die Wahrheit jage — sonst bist du nämlich, im Grunde genommen, ein recht liderlicher Geselle !“ So fiterte ihn an, während das idale Gefühl in meinem Magen noch zunahm. „Ist das alles, was du mir sagen wolltest?* „Mein,­es ist nicht alles. “ Ich sagte dir anfangs, ich bin gekommen, um zu sehen, was du noch machsst ; ‚ aber eigentlich wollte ich mich davon überzeugen, ob du nicht endlich vernünftig genug geworden­ hisf und ‚eine anständige Lebens­weile führst! Weber, ehrlich ge= jagt, ich bin sehr enttäuscht von dir! alt möchte ich “ glauben, bei dir ist Hopfen und Malz verloren !“ Er schritt geärgert in meinem Simmer auf und ab, während er den Saß „da iif guter Rat teuer“ wiederholt vor si) hinsprach. „Danke,“ sagte ich, meinerseits all verärgert, Derartiges bei ER ich hinreichend genug, schriftlich und mündlich, von meinem Onkel zu hören und sehe ich nicht ein,­­ danke für die hü­bsche Moralpauke, warum ich dich diesbezüglich auch ia herwiihan. joll­­ya Er blieb vor mir stehen. „Ich weiß ein Mittel, welches dich heilen wird,“ sagte er, unvermittelt. „Häringe oder sauere Gurken ?* trug ich ganz harmlos. „Ein Mittel, welches dich von deiner Kiderlichkeit heilen soll und das, für manche saurer, als die sauerife Burke, aber für andere wieder füher als mit Sacharin bereiteter Honig is! Du sollst — heiraten !“ Mir wurde übel und ich wankte zum Kübel: „Heiraten? Eine sauere Gurke?“­­ „Rein, ein liebes Mädel! Die reichste in der Stadt !“ Die Reichste! Es wirkte gurkenartig.­­ Ich stand wieder gerade. „Wann soll die Hochzeit sein ?“ war meine Frage. „Nun, so rasc­ gerade wird es nicht gehen! Du mußt sie doch zuerst kennen lernen und ihr gefallen — aber, da ich für heute dorthin eingeladen bin, ifl jeßt dazu die beste Gelegenheit. Man will nämlich mich selbst einfangen, aber ich ehe nicht auf­ Geld und da kam ich auf den Gedanken, dieses Glück einem meiner guten, Freunde zuzuschanzen! Ich dachte gleich in erster Linie an dich, da dir das Junggesellenleben am Schlechtesten von uns allen bekommt !« — — Noch am selben Tage wurde ich, durch meinen Freund in die Familie des Großfabrikanten X einge­­führt und — Maria, dessen Tochter, war wunderlieblich anzusehen. Ich verliebte, mich in sie sozusagen auf den ersten Blick, — sie hatte zwar einen kleinen Sprach­­fehler, welcher aber, wenn man an ihre Mitgift dachte, gar nicht in Betracht kam. Neue Flammen schlug meine Liebe, als ich noch später das silberne Tafelgeschirr erblickte, denn wir mußten zum Nebendessen dort bleiben. Wohl an die zwanzig Gänge ließ der Haus­­herr aufmarschieren, dazu die besten Weine und ( ic) tat, was ih nit hätte tun sollen und was ich mein Leben lang bereuen werde, daß ich es getan habe. Sch aß und frank nach Reibeskräften, troßdem noch mein Magen, wegen des vorhergegangenen Kapen­­jammers, ganz verdorben war und — ad), nur zu bald — trat das Verhängnis volle ein. Ich fühlte plößlich einen unsagbaren Drang und Druck in meiner Magen­gegend und mußte mich, so peinlich es war, auf einige Augenblicke von der Gesellschhaft entschuldigen. An­standshalber durfte ich, groß dringender Bedürfnisse, nicht zu lange fern bleiben, erschien also bald wieder, um mich gleich abermals entschuldigen zu müssen und dies wiederholte sich einigemale. Da ich dadurch meine reizende Tischnachbarin sträflich vernachlässigen mußte konnte ic) es ihr eigentlich gar nicht übelnehmen, das sie allmählich mit ihrem Stuhl von meiner Seite gegen «'wak.;du noch machst, der — die Be­­sagte er während ‘

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