Neue Literatur, 1962 (Jahrgang 13, nr. 1-6)

1962 / nr. 5

Zu Filmaufnahmen in Somali einge­troffen ist eine Gruppe italienischer Filmschaffender unter Leitung des Regisseurs Giorgio Moser. Gedreht werden soll ein Spielfilm unter dem Titel „Geheime Gewalt“, nach dem in Italien sehr bekannten Roman Enrüjco Emanuellis „Die schwarze Woche“, der von der unerwiderten Liebe ei­nes italienischen Affenjägers zu ei­ner jungen Afrikanerin erzählt. Mo­ser, der zahlreiche Dokumentarfilme geschaffen und als hervorragender Afrikakenner einen Namen hat, be­tonte, es gehe um das Problem der wechselseitigen Beziehungen zwischen Schwarz und Weiß, und darüber hin­aus um Menschensohicksale über­haupt. Mit der Verfilmung des Romans Tommaso di Lampedusas „Der Leo­pard“ hat Lucchino Visconti, der Schöpfer von „Rooco und seine Brü­der“ begonnen. Die Wahl dieses Stoffs ist für Visconti auch durch den Umstand charakteristisch, daß die Handlung wieder auf Sizilien mit sei­ner j ahrhundertealten Rückständig­keit und seinen ungelösten Problemen spielt. Auch die Handlung in Viscon­tis erstem Nachkriegsfilm „Die Erde bebt“ ging auf Sizilien vor sich. Bei den ersten Dretoarbeiten kam es be­reits zu unvorhergesehenen Schwierig-, kerten. Die Häupter der Maffia des Dorfes Palma di Monteehiaro, wo die Aufnahmen gemacht wurden, misch­ten sich in alles ©in, gaben gute Rat­schläge, beanstandeten dies und das und stellten Bedingungen. Die Film­schaffenden mußten ihre Zelte abbre­chen und die Arbeiten in einer ande­ren Ortschaft fortsetzen, deren Name vorläufig geheim gehalten wird, um ähnliche Komplikationen in Zukunft zu vermeiden. Für die Rollen wurden italienische und internationale Pro­minente verpflichtet, wie Burt Lan­caster, Alain Delon u.a. „Die Russen legen große Bereitschaft zur kulturellen Zusammenarbeit an den Tag. Sie haben außerordentlich viele Kulturschaffende und ausge­zeichnete materielle Möglichkeiten“, erklärte der englische Dramatiker Wolf Mankowitz, der Autor des Dreh­buchs zu dem aufsehenerregenden Film „Der Tag, an dem die Erde ver­brannte“, bei einem Besuch in New York. Mankowitz betonte auch, jede Nachricht von einer Milderung der Spannung zwischen den Großmächten sei eine gute Nachricht. Bei den diesjährigen Edinburgher Festspielen erfreute sich das Werk Dmitri Schostakowitschs besonderer Aufmerksamkeit. Von den vorgesehe­nen fünfzig Konzerten des Festivals standen bei 21 Aufführungen die Werke von Schostakowitsch auf dem Programm, darunter Sinfonien, Streichquartette und Romanzen. Als das englische Streichquartett „Alle­­gry“ in der „Freemasons-Hall“ zwei Quartette Sohostakowitschs spielte, grüßte das Publikum stehend den im Saal weilend,ein Komponisten und rief ihn auf die Bühne. Ein originelles Laboratorium für das Fremdsprachenstudium wurde an der Lettischen Universität eingerichtet. Es hat 14 Kabinen, die mit Tonband­geräten ausgestattet sind. In der Pho­­notek des Labors können die Studen­ten Tonbandaufzeichnungen von 810 fremdsprachigen Texten erhalten. Der Unterrichtsleiter korrigiert die Übun­gen von einem Pult aus, an das sämt­liche Kabinen angeschlossen sind. Große Beachtung fand in Wien eine Ausstellung der Werke des jungen österreichischen Malers Helmut Kies, in dem die bürgerliche Kritik einen Vertreter des „phantastischen Realis­mus“ sehen will. Dank einer eigenar­tigen und ganz ungewöhnlich anmu­tenden Farbenzusammenstellung er­scheinen die alltäglichsten Gegenstän­de, die er malt, phantastisch. Die fortschrittliche Kritik hingegen hebt die „realistische Poesie“ hervor, von der das Werk des Künstlers getra­gen ist. Der Russisch-Unterricht an allen Schulen und Hochschulen wurde laut Regierungsbeschluß in Burma einge­führt. Das Informationsbulletin der Regierung, das die Mitteilung veröf­fentlichte, wies auf die überragenden wissenschaftlichen und technischen Erfolge der Sowjetunion hin.

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