Neuer Weg, 1967. augusztus (19. évfolyam, 5675-5699. szám)

1967-08-03 / 5677. szám

Seite 4 Temesvár, wenn es regnet Zu wenig Unterhaltung, behaupten die Jugendlichen Zeitvertreib auf Vorrat —was ist das? Was sollen die Jugendlichen aus Ora­­witz und Morifefeld, aus Grabatz und Ba­­kowa, aus Deutschsanktpeter und Klein­­betschkerek sagen, wenn die Jungen und Mädchen aus Temesvár mit den Unterhal­tungsmöglichkeiten in dieser viertgrössten Stadt des Landes unzufrieden sind ? Viel­leicht verschlägt es ihnen die Sprache. Traurig, aber wahr : Die Jugendlichen aus der vielbeneideten Gartenstadt an der Bega antworten auf die Frage, welche Ge­legenheiten zur Unterhaltung es da gebe, mit einer wegwerfenden Handbewegung oder sagen express : „So gut wie keine“, und manch einer fügt träumerisch den Namen einer anderen Ortschaft hinzu: Grosswardein, Konstanza, Craiova, Buka­rest, Klausenburg ... Dabei halten wir mitten im Sommer. Man kann es nicht leugnen, Temesvár besitzt keine Berge. Temesvár hat nur etwas Wald, den Jagdwald. Der ist frei­lich an seinem Rande etwas verdreckt, auch riecht es dort nicht sehr gut; aber es gibt Bier, das in Temesvár trotz der Bierfabrik selten ist, und so spaziert man hinaus. Wer ein paar Stunden lang Ge­­birgsluft kosten möchte, der muss schon auf den Sonntag warten. Er muss sich frühmorgens auf die Socken machen, sonst lohnt es nicht: Bokschan, Lippa, Herku­lesbad und Nadrag lassen sich mit der Bahn oder mit dem Bus in 2—3 Stunden erreichen, und man kann am Abend zu­rück sein. Die Angestellten der Unter­nehmen „Teba“, „Dermatina“, „Victoria“, „Modern“, „Solventul“ und „Arta textilă“, die, Jugend voran, schon öfter dort wa­ren, wissen das gut genug. Um etwas vom Semenik oder von der Landschaft am Ei­sernen Tor zu erleben, reicht freilich ein Tag nicht aus. Ebensowenig vorhanden wie Hügel oder Berge ist ein grosses Wasser. Der Bega­kanal, in den alle Abwässer der Indu­strieanlagen fliessen, wirkt trüb, trüber, am trübsten, und der grosse Strand am Rande der Stadt besitzt noch immer kei­ne Pilteranlage. Schwimmen und Baden kann man also an Werktagen kaum. An­ders am Sonntag, dann geht’s nach Schag an der Temesoh und nach Dracşina, wo es, dank den Bemühungen des VfKS, recht hübsch geworden ist, nach Medves, nach Busiasch, nach Arad und nach Calacea. Apropos Sport: Die Sportanlagen der Stadt könnten mehr Spieler vertragen. Ganz empfindlich bleibt auch in der Ba­­nater Metropole die Zahl der praktizie­renden Sportler hinter einer Unzahl von Körperkultur-Theoretikern oder sogenann­ten Druckern zurück. Und wie ehedem werden die allermeisten Fussballspiele auf unbebautem Gelände ausgetragen, mit dem die ausgedehnten Vorstädte durch­sprenkelt sind — von Fussballfans, die nur nicht regelmässig zum Training ge­hen können. Aber es ist Sonntag, zum Spazieren ha­ben wir keine Lust oder verschieben es auf später, stundenlang in einer Kaffee- Bar zu hocken — Restaurants und Kaffee- Bars muss man nicht suchen —, gefällt uns nicht recht, wir möchten tanzen. Kann man das ? O ja. In zehn grossen Arbeiter­klubs, das Kulturhaus der Studenten nicht zu vergessen, spielt die Musik wöchent­lich einmal zum Tanz auf-, jm Sommer­garten des Eisenbahnerklubs sogar drei­­mäl, man muss nur wissen, wo und wann. Wissen die jungen Temesvarer das ? O nein. Und es ist noch niemandem einge­fallen, zur Übersicht eine Art Plakat aus­zuhängen. Auch über die Zirkel im Eisen­bahnerklub, deren Mitgliederzahl im Som­mer zusammenschrumpft, ist wenig be­kannt. Fahrt ins Grüne und Wassersport, Fuss­­ball und Tanz und Vorstellungen der be­sten Laienformationen aus rund 200 Fa­briken und Unternehmen — ja so, ab und zu kommen aus anderen Ortschaften, aus anderen Ländern sogar, Schauspieler, Meistersportler, Musiker, Sänger und Zir­kuskünstler nach Temesvár, hie und da wird, wie kürzlich „Expoflora 67“, auch eine Ausstellung veranstaltet. Bald steigt das Erntefest. Und wenn es regnet ? Dass es gleich regnen wird, erkennen zumindest die Bür­ger in der Inneren Stadt an dem Spritz­wagen, der knapp vor dem Wolkenbruch in Ruhe die Strassen besprengt. Der Wet­terwinkel Temesvars liegt im Westen ; wenn sich dort Wolken ballen, dann geht es los. Es geht los mit Donner und Blitz, recht häufig unerwartet, und ziemlich oft in diesem Sommer; der April bekundet unverkennbar immer grösseren Appetit auf die schönen Stücke der Jahrestorte, die von rechts wegen seinen Brüdern Mai, Juni, Juli und August gehören. Dann ver­­krallt sich der Sturmwind in den rie­senhaften Platanen, und das schmutzig­graue Wasser schäumt in breiten Rinnsa­len von den Brücken herab. Die Stra­ssen sind leer. Die Tauben, die zum Bild des Korso gehören, haben sich unter die Dächer geflüchtet, die mächtigen grauen Häuser wirken noch grauer, und um den Dózsa-Park, in den alten Strassen mit ihren vielen Bäumen, ist es fast dunkel. Laub und Pflaster glänzen vor Nässe. Die Buben, die Maulbeerblätter für ihre Sei­denraupen sammeln müssen, ziehen die Stirnen kraus. Wenn der Regen anhält, setzen wir uns an das Rundfunk- oder ans Fernsehgerät. Oder wir gehen ins Kino. Wo ist das Programm ? Die Stadt zählt heute 42 000 Rundfunk- und rund 26 800 Fernsehan­tennen, aber der Andrang an den elf Kinokassen hat darum nicht nachgelassen. Keine Karten... Haben wir für diesen Fall ein gutes Buch bei der Hand ? Viel­leicht. Schach oder Mühle geht ohne Partner schlecht, zum Basteln fehlt uns die Geduld, und zum Kreuzworträtsel­lösen fehlt die Zeitung vom Sonntag. Plötzlich fällt uns ein : Im Museum, da waren wir schon lange nicht mehr. Ge­hen wir in das Museum. Hans Fink Wie unsere Leser Ideen gegen die Lan­geweile vorrätig halten, möchten wir gern aus ihren Zuschriften erfahren. Was hat es für einen Sinn, über den Zeitvertreib des nächsten oder übernäch­sten freien Nachmittages zu grübeln ? Was fangt ihr an, wenn euch Regen­wetter einen Strich durch die Rechnung macht ? Und schliesslich : Was versteht ihr un­ter Abwechslung ? SOLLTE SIE NICHT zur Miss Univer­sum gewählt werden, einen stolzen Re­kord hat die „Miss India 1967“ schon zu verzeichnen. Sie hat die längsten Haare unter den 70 Schönen aus aller Herren Ländern, die sich zum Wettstreit in Miami Beach in Florida, USA, stellen Ein offenes Wort Freunde sammeln wie bunte Steine? Ich bin 20 Jahre alt und habe seit über einem Jahr einen Freund. Trotzdem überlege ich oft, ob es Sinn hat, auf ihn zu warten ; denn er hat ja noch fast ein Jahr Militärdienst zu leisten. Vor einiger Zeit lernte ich einen anderen jungen Mann kennen, der mir gefällt und der starkes Interesse für mich zeigt. Wir schrei­ben uns, er will mich auch besuchen. Kürzlich machte ich die Bekanntschaft eines dritten jungen Mannes. Er ist eigentlich mein Idealtyp, wir waren uns gleich von Anfang an sympathisch. Ich konnte meine Zuneigung nicht verbergen. Auch er will mir schreiben und mich später besuchen. Ich weiss nun gar nicht, was richtig ist, und ich hoffe durch den Briefwechsel festzustellen, wer am besten zu mir passt. Grete Es wäre Unsinn, eine Freundschaft aufrecht erhalten zu wollen, wenn man nicht mehr von ihrem Sinn überzeugt ist. Wenn Euch beide nicht soviel verbindet, dass Dir das zeitliche Opfer zumutbar und ertragbar er­scheint, dann solltet Ihr lieber Schluss ma­chen. Hast du aber wirklich richtig über Deinen Freund und Eure Freundschaft und nicht nur über die Zeit das Wartens auf ihn nachgedacht ? Hast Du Dir schon überlegt, dass es in Euren Beziehungen eigentlich gar keinen Grund zur Trennung gibt, dass Du Dich nur davon leiten lässt, dass Dein Freund jetzt seinen Militärdienst leistet ? Ich glau­be, dass Dir nur die neuen Probleme, die sich aus dem Getrenntsein ergeben, den Blick für Eure Freundschaft trüben. Gewiss, immer zusammen sein ist schö­ner. Aber wenn man an der eigenen Kraft zweifelt, einfach kapituliert und durch ei­gene Inkonsequenz einen wertvollen Men­schen verliert, wird man das früher oder später auf jeden Fall bereuen. Ich möchte Dir raten, doch über Deine bisherige Freund­schaft noch einmal gründlich nachzudenken, ohne Dich dabei von den neuen Bekannt­schaften beeindrucken zu lassen. Selbstverständlich lernt jeder junge Mensch im taufe der Zeit viele andere Menschen kennen, und es ist nicht gesagt, dass man mit der ersten Freundschaft schon den Part­ner fürs Leben findet. Aber Bekanntschaf­ten, die man ' nebenbei schliesst, sind immer problematisch, wenn man sich über den Sinn einer bestehenden Freundschaft nicht völlig im klaren ist. Wenn man mit dem Freund in den we­sentlichsten Dingen der Gemeinsamkeit über­einstimmt, wird man nicht das Bedürfnis zu ausgedehntem Briefwechsel mit anderen jungen Männern haben. Schliesslich will man den eigenen Freund nicht misstrauisch machen und bei anderen Bekannten nicht unnütz irgendwelche Illusionen wecken. Etwas anderes 1st es, wenn es sich um eine harmlose Brieffreundschaft handelt, die nicht eine engere Beziehung zum Ziel hat und von welcher der Freund auch welss. Doch darum geht es hier ja nicht. Schreibt man sich mit verschiedenen jun­gen Männern, so muss der einzelne wissen, was er von einem erwarten darf und was nicht. Du kannst nicht mehrere über eine längere Zeit im unklaren lassen ; denn du kannst nicht zu gleicher Zeit „auf verschie­denen Hochzeiten tanzen“. Da Du Dich nicht zu entscheiden vermagst, nachdem Du inzwischen auch andere junge Männer kennengelernt hast, die Dir alle in irgendeiner Art sympathisch sind, komme ich zu der Annahme, dass Dir die Massstäbe für einen echten und wirklich zu Dir passen­den Freund noch fehlen. Das sollte für Dich Anlass zu besonderer Vorsicht sein, ehe Du Dir nicht stärker bewusst bist, was Du wirk­lich willst. Denn man kann ja Freunde nicht wie bunte Steine am Strand sammeln und hinterher mit der Auswahl beginnen . .. Lässt Du Dich nur von angenehmen Äusser­­lichkeiten beeinflussen, begehst Du einen Fehler, den manches Mädchen (und auch mancher Junge) später bitter bereute. Nichts gegen beeindruckende Schönheit, gepflegtes Äusseres, gute Umgangsformen und freund­liche Worte. Aber sich allein davon leiten lassen, wäre Betrug an sich selbst. Nach kurzer persönlicher Bekanntschaft ist ein gründliches Kennenlernen nur durch den Briefwechsel auch gar nicht möglich. Du solltest also keine Traumschlösser aus Briefen bauen, sie zerflattern oft, wenn man den Menschen später näher kennenlemt oder wenn sich eine echte Bewährungsprobe für die Freundschaft ergibt. Dein Freund, der jetzt seinen Militärdienst versieht, glaubt an Dich und vertraut Dir — gibt Dir das nicht die Kraft, es ihm gleich­zutun ? K. T. Für die Jugend Zum Raten und Kopfzerbrechen Für diesmal 2 Nüsse Auf zur Jagd ! In dem folgenden Texi haben sich in dem Gewirr von anderen Wörtern die Namen von 60 Tieren versteckt, so etwas wie sich in dem Wort „Schmaus“ die Bezeichnung „Maus“ und in den Sätzen „Morgen geht’s über den Grat. Tee und Proviant nicht ver­gessen“ das Wort „Ratte“ verbirgt. Es wird wohl kein Leser beim ersten Durchlesen dieses Briefes alle 60 Tiernamen finden. Liebe Mutter ! # Nach Deiner Abfahrt stand ich noch lan­ge mit dem Blumenstrauss am Eisenbahn­damm, ganz allein, ohne Gesellschaft. Au­sser einem Flieger war nah und fern nie­mand zu sehen. Als ich nachher in ge­drückter Stimmung heimging, blieb ich überrascht stehen. Welch herrlicher An­blick ! Die über dem Buchenhain auflohen­de Sonne vergoldete einen Wolkensaum, und ihre Strahlen leuchteten auf der Spitze des Kirchendachs. Ich blieb ungestört, bis am Himmel Sterne blinkten. Zu Hause fand ich nicht viel zu essen. Es waren nur we­nig Eier da, denn gestern hatte Berta al­les mitgenommen, und Ella machte, wie immer mittwochs, einen Spaziergang. Auch unser tiefer Keller barg nichts. Aber kann ein Mensch lange hungern ? Unnötig er­eifern wollte ich mich nicht, und so setzte ich mich vor den leeren, neulich beim Skat zerbrochenen Teller, schlug mir drei Ei­gelb in den Tiegel und trank ein Glas des leichten Tischweins. Ihr in der Grossstadt habt es besser. — Noch am selben Tage wollte Waldemar der Frau Pester Arbeit verschaffen. Sie sah Dir zum Verwechseln ähnlich. Er meint, Ruth ahne nichts davon. Helene ist gestern von Papa geimpft wor­den, wobei es ihr an nötigem Selbstver­trauen nicht fehlte. Johann hat heute die schwarze Buche und die danebenstehende Akazie gefällt und von den Läden den Staub entfernt, bis Onkel Heinz kam. — Noch eine Frage : Darf Röschen baden ge­hen und Fritz mit dem Brummeisen spie­len ? Bitte besorge mir in der Strickerei ein Paar kurze braune oder flachsfarbene Strümpfe, aber waschechte (die letzten wa­ren erbärmlich !), und vergiss nicht, frische Blumentopferde mitzubringen. Natürlich werde ich alles bar bezahlen. Dein Klaus Fünf Personen — ein Kahn Eine Familie. Vater, Mutter, Sohn und Tochter, kam bei einem Sonntagsausflug an einen Fluss, den sie überqueren musste. Aber weder Brücke noch Steg führten hin­über, auch war kein Fährmann mit einem geeigneten Boot zur Stelle. Was tun ? Da entdeckten sie, halb unter Sträuchern ver­steckt, einen kleinen Kahn, der wohl nur für Kinder erbaut war. Denn als der Va­ter sich hineinsetzte, sank der Kahn ziem­lich tief ins Wasser ein, so dass niemand anders noch darin Platz nehmen konnte. Genauso war es, als die Mutter probierte. Die Kinder aber konnten beide darin sit­zen. Die Mutter sagte : „Der kleine Kahn nützt uns nichts, damit kommen wir nicht hinüber.“ Der Vater aber rief: „Doch! Wenn wir es schlau anfängen, können wir alle übersetzen. Wir können ja alle ru­dern !“ Und der Vater hatte recht. (Kommt vor !) Die ganze Familie konnte mit Hilfe des kleinen Kahnes übergesetzt werden ! Wie musste das gemacht werden ? Wer fuhr zuerst ? Wer brachte den Kahn zu-rück ? Das ungewöhnliche Hobby eines 13jährigen „Ich will Römerforscher werden...“ „Mit 13 kann man schon träumen ...“, heisst es in einem Schlager. Die Träume des 13jährigen Mittelschülers Wolfgang Ober aus Mainz sind eigener Natur. Nicht uss­­ballspiel oder Briefmarkensammeln sind sei­ne Hobbys, sondern archäologische Gra­bungen, eine für sein Alter gewiss nicht alltägliche Passion. Sie wurde geweckt, als der auf dem geschichtsträchtigen Boden des Mainzer Vorortes Weisenau — vor 2000 Jahren römisches Töpfergebiet — wohnen­de Abc-Schütze beim Spiel auf einer Bau­stelle einen Römerdolch fand. Damit war der Forscherdrang des aufgeweckten Jun­gen geboren, der mit 8 Jahren seiner stau­nenden Mutter erklärte : „Ich will Römer­forscher werden !“ Es gab für ihn nur noch ein Vergnügen : den antiken Spuren im Boden nachzuspüren, um weitere Gegen­stände zu finden. So fing es an. Und fünf Jahre später J- vor einigen Wochen — erfuhr zum ersten­mal die Öffentlichkeit von einem ausser­­gewöhnlichen Fund des Schürers, einer rö­mischen Tonlampe in Gestalt einer ägypti­schen Mumie. Aber dieses Prunkstück ist nur eines von unzähligen schönen Fund­objekten, die zu der jetzt ansehnlichen Sammlung gehören. Der Knabe überrascht den Besucher nicht nur mit seinem er­staunlichen Schatz von Antiken, sondern auch mit ebenso erstaunlichen einschlägi­gen Kenntnissen. Seine ersten Lehrmeister, so erzählt er, waren ältere Amateure mit „Erfahrung in der Bodenforschung“. Sie gaben ihm die notwendigen praktischen Winke, und schon bald verstand es Wolfgang, aus Farbe und Beschaffenheit des Bodens auf seine „Fün­­digkeit“ zu schliessen und aufgespürte Ob­jekte so zu bergen, dass sie keinen Scha­den leiden. Wolfgang besuchte anfänglich jede nur erreichbare Baugrube, schaute je­dem Bagger aufs Maul, hielt wie ein Luchs Ausschau nach Beute und freute sich kö­niglich über jeden Scherben, den er zutage förderte. Doch bald stiegen seine Ansprüche, und er beschränkte seine Tätigkeit nicht mehr auf das Beobachten und Durchsuchen von Baugruben, sondern begann selbst zu gra­ben. Er lernte trotz seiner Jugend und sei­nes nicht gerade robusten Körperbaues mit Stechsonde und schwerstem Handwerks­zeug, Pickel und Schaufel, zu hantieren. In jeder freien Minute, bei jedem Wetter durchforscht er brachliegendes, vor allem für Neubauten bestimmtes Land, nachdem er sich die Graberlaubnis bei dem Eigen­tümer geholt hat, und leistet, mit seinen jungen Armen bis zweieinhalb Meter tief in den Boden grabend, schwerste Erd­arbeit. Nur die Freude an seinem Hobby scheint ihm solche Kräfte zu geben. Der Inhalt seines kleinen Kellermuseums zeigt den Lohn seines Eifers. Da verwahrt er kistenweise „Kleinfunde“ und „verzierte Sigillata-Scherben“, daneben mannigfache Einzelstücke. Aus dem sorgfältig und feh­lerfrei mit Maschine geschriebenen „Mu­seumskatalog“ seien nur einige Beispiele angeführt : belgische Flasche, Wölbtopf, Henkelkrug, Sigillata-Teller, Bilderschüssel, Glastasse, zwei einfache Öllampen, seltene, aus Italien importierte Gesichtsurne, Le­gionsstempel, zehn Töpferstempel, Webge­wichte, Hornnadeln, Klicker usw. Auf drei römischen Münzen sieht man die Bildnisse der Kaiser Tiberius, Caligula und Kon­stantin. Zu den Prunkstücken zählt — au­sser der erwähnten Tonlampe in Mumien­form — eine kapitale Weinamphore, die er stückweise freigelegt und in stundenlanger mühevoller Kleinarbeit tadellos zusammen­gefügt hat. Sogar vorgeschichtliche Funde hat der junge Amateur-Archäologe vorzu­zeigen, ein Steinbeil und bandkeramische Erzeugnisse zählen dazu. Hand in Hand mit zunehmender prakti­scher Erfahrung ging Wolfgangs Wunsch, diese theoretisch zu untermauern. Er be­gann mit dem gleichen Eifer, einschlägige Schriften zu studieren. So finden sich in seiner „Bibliothek“ Werke prominenter Fachleute. Wolfgang hat sich daraus ein für sein Alter ungewöhnliches Wissen und fachliches Vokabularium erarbeitet. Wolfgang Ober ist kein Wunderkind und kein Schwärmer, nur ein heller Junge, der mit beiden Füssen auf realem Böden steht. Über seine Grabungen — Tag, Ort, Boden­beschaffenheit und Ergebnisse — führt er gewissenhaft Buch und versieht seine Ein­tragungen noch mit kleinen Illustrationen der Fundobjekte. Mit geradezu „wissen­schaftlicher“ Akribie widmet er sich die­ser zeitraubenden »Liebhaberei und, erfreut sich, obwohl die Schulfächer dabei leicht ins Hintertreffen geraten können, des Wohl­wollens seiner Lehrer, die seinen For­schungseifer würdigen, indem sie Wolfgang erlauben, von Zeit zu Zeit kleine Ausstel­lungen seiner Fundgegenstände, die er gut beschriftet, seinen Mitschülern vorzufüh­ren, womit das allgemeine Interesse an dem „römischen Mainz“ in der Schule gefördert wird. Wenn man nicht nur den jugendli­chen Eifer und die Begeisterung des Schü­lers bei seinem Hobby, sondern auch sein offenkundiges Talent dazu beobachtet, möchte man dem jungen „Römerforscher“ wünschen, dass aus seiner lehrreichen Frei­zeitbeschäftigung einmal ein Beruf würde. Aufmerksam prüft diese junge Archäologin die Spuren einer alten Kultur in ßallatis Kleiner Starkasten Alain Delon Sein Name lockt Tausende ins Kino, sein Bild besitzen Tausende Mädchen — an den Spiegel gesteckt, in den Heften versteckt, im Album auf einem Ehrenplatz —, unzäh­lige Mädchen wünschen sich einen Ehe­mann, der ihm ähnlich sehen muss : Alain Delon, 31jähriger Filmstar.. . „Nr. 1 von Frankreich“, wollten wir hinzufügen. Aber da fällt uns ein, dass wir dasselbe bereits von Jean Paul Belmondo behauptet haben — nach gründlicher Dokumentierung in der Fachpresse allerdings. Nun präsentiert uns dieselbe Fachpresse auch Alain Delon als männlichen Filmstar Nr. 1 von Frankreich. Wie es dazu kommen kann, dass zwei so grundverschiedene männliche Startypen, wo doch der eine ganz und gar nicht den Re­geln der klassischen Schönheit entspricht — und dieses ist Belmondo —, den ersten Platz besetzen können ? In Belmondo hat sich das Publikum einen Star erkoren, der, obwohl den männlichen Schönheitsprinzi­pien vielseitig widersprechend, einem neu herangebildeten Ideal entspricht: dem Ideal, das Mut, Kraft, Unerschrockenheit in sich vereint. In Alain Delon jedoch — gewis­­sermassen als Gegenpol zu Belmondo — das Ideal der perfekten Schönheit. (Perfekt natürlich nur für kurze Zeit, denn wie al­les den Gesetzen der Veränderung-Erneue­rung unterworfen ist, so ist auch ein, Schönheitsideal nicht ein für allemal da.) Wir können deshalb — um genauer zu sein — Alain Delon als männliche Schönheit Nr. 1 des französischen Films bezeichnen. Das soll aber bei weitem nicht bedeuten, dass er nur seiner Schönheit wegen Jahre hindurch als Filmstar anerkannt wird. Sein Talent kann ihm nicht abgesprochen wer­den. Er liess das Gelingen einer Rolle nie auf seinem persönlichen Scharm beruhen, sondern war ernst darum bemüht, jede Rol­le anders zu gestalten, ihr etwas zu geben. Zu diesen beiden Voraussetzungen eines Stars gesellte sich ein dritter günstiger Um­stand hinzu : die Zeit, in der Alain Delon vor 11 Jahren entdeckt wurde, eine Peri­ode, als der Film grosse Neuerungen durch­machte, yvo das Bekanntwerden unbekann­ter Schauspieler durch das Interesse an den neuen Filmen erleichtert wurde. Es war ein Glück dabei, das andere Schauspieler, wie Maurice Ronet oder Robert Hossein, nicht hatten, obwohl Scharm und Talent da waren. Sie hatten wohl Erfolg, aber als Idole galten sie nie. Alain Delon öffneten die günstigen Bedingungen den Weg zur Berühmtheit, und er rang weiter um sie durch sein Talent, durch den Ernst, mit dem er seine künstlerische Laufbahn be­trachtete. Yves Allegrets Film „Wenn sich die Frau einmischt“ war es. in dem er 1957 debü- • tierte. 1958 spielt er mit Romy Schneider in dem Streifen „Christine“ (Regie : Gaspai Huit). 1960 schliesslich sein grosser Erfolg — und die meisten werden ihn auch in „ dieser Rolle vor Augen haben : als Rocc» in Luchino Viscontis Film „Rocco und sei­ne Brüder.“ Wir erinnern uns seiner fei* ner aus den bei uns vorgeführten Filmer^ wie „Der Teufel und die zehn Gebote1* j (1962, Regie: Julien Duvivier), in dem ef mit Danielle Darrieux auftrat, an die Rolle aus Lampedusas verfilmtem Roman „Der Gepard“ (mit Claudia Cardinale, Regie : Luchino Visconti), „Die schwarze Tulpe“ mit Virna Lisi und an den letzten Film, in dem wir ihn sehen konnten, „Einst war er Dieb". Nicht die Pose „Typ Alain Delon“, son­dern sein Talent war es, das so bekannte Regisseure wie Visconti dazu bewog, Alain Delon Starrollen zu übertragen. Elke Henning Variationen eines Themas Von Joszef Toth STIMMGAMl KIMOMUtO tLBCTKÖNSCHE MUSK NEUER WEG / 3. August 1967 f Wir diskutieren.. Ein Jahr im Werk (NW Nr. 5641) Dass die Zeitung dieses Problem aufge­worfen hat. ist zu begrüssen. Die Presse müsste öfter darauf zurückkommen, denn die Ausbildung von Facharbeitern ver­schiedener Sparten — der Kader von mor­gen — lässt noch zu wünschen übrig. Als ein auf Elektronik und Elektrotech­nik spezialisierter Arbeiter komme ich ständig mit Jungarbeitern und Lehrlingen in Kontakt und bin über ihre lückenhaf­ten beruflichen Kenntnisse zuweilen wirk­lich sehr erstaunt. Nun — ich war auch einmal Lehrling und meine, dass man Jahre braucht, um ein Handwerk zu er­lernen, denn es gibt Kniffe und Griffe, welche die Schule nicht mitgeben kann, man muss sie dem Fachmann abgucken. Versuchen das die Absolventen der Fachschule ? Nicht wenige öteigen wäh­rend des Praktikums ziellos herum, Him­meln hier und dort, basteln sich Messer und Schnallen für Riemen usw. In der Produktion klappt es dann nicht. Lassen die Tatsache, dass in unserem Lande je­der lernen darf und die Überlegung, dass für jeden ein Arbeitsplatz gesichert ist. diese verantwortungslose Einstellung auf­­kommen ? Denn Meister, die mit ihrem Wissen hinter dem Berg halten, gibt es praktisch nicht mehr, und wie man sich zur Arbeit stellen soll, zeigen stündlich ungezählte ältere Kollegen durch ihr Bei­spiel vor. Im Krohstädter Traktorenwerk führt un­ter anderem die Fluktuation der Jungar­beiter zu Schwierigkeiten. Wegen ungenü­gender Fachausbildung — die Schuld scheint bei ihnen zu liegen, denn ihre Kollegen erzielen schon nach zwei-drei Monaten ganz schöne Gehälter — zogen es mehrere Absolventen der Fachschule vor, in eine andere Abteilung hinüberzu­wechseln und Serienarbeit zu leisten (im­mer ein und dasselbe Werkstück zu be­arbeiten), obwohl die gut ausgerüstete Werkzeugabteilung erstklassige Möglichkei­ten zur fachlichen Vervollkommnung bie­tet. Durch diese Fluktuation wird die Pro­duktion beeinträchtigt, doch könnten die Meister und älteren Kollegen mit Geduld viel helfen. Traurig steht es um den Jungarbeiter der Fachrichtung Elektronik, der das Ohmsche Gesetz nicht kennt, geschweige denn eine Spule bei einem Automaten auswechseln kaán. Da kann nur ein Mehr an praktischer Arbeit während der Stu­dienzeit abhelfen : Viele Stunden Schul­­werkstätt im ersten Jahr, viele Stunden Arbeit in den Sektoren der Fabrik im zweiten und dritten, bei parallel geführ­tem theoretischem Abendunterricht. Dazu müsste das Interesse der Schüler mehr berücksichtigt werden ; es geht nicht an, dass einer der Planifizierung zuliebe un­gefragt zu den Elektrikern oder zu den Drehern eingeteilt wird. Gut wäre es auch, wenn sich ein Fach­arbeiter mit nur einem Lehrling beschäf­tigen könnte statt mit zweien oder dreien. Ich spreche aus Erfahrung. Diesem einen kann ich, ohne mit meiner eigenen Ar­beit zu verspäten, die Maschine in die Hand geben, die Handgriffe erklären, sei­ne Neugier befriedigen. Dadurch gewinnt er Selbstvertrauen, und sein Verantwor­tungsgefühl wächst. Wird ihm eine gute theoretische Ausbildung zuteil, dann muss er sich zu einem Fachmann entwickeln. Günther H a n n a k Kronstadt Ihre Eltern wollen „was Besseres" .. (NW Nr. 5653) Ein grosser Teil der Jugendlichen und ein noch grösserer Teil der Eltern schei­nen zu glauben, dass man heute, um je­mand zu sein, unbedingt studieren müsse, und ich fürchte, viele hegen diese Ansicht nicht aus wirklichem Wissensdrang oder aus Begeisterung für ein Fach und auch nicht, weil sie glauben, überdurchschnitt­liche Fähigkeiten auf einem bestimmten Gebiet zu haben, sondern die einen (El­tern) tun es aus Ehrgeiz, die anderen (Ju­gendliche) weil sie annehmen, sich da­durch ein bequemes Leben zu sichern. Es ist erfreulich, dass jeder Jugendliche heute danach trachtet, vorwärtszukom­men, zu lernen und sich zu vervollkomm­nen, ja es ist sogar notwendig. Dies soll abers nicht zu der Meinung führen, man könne das nur, wenn man Intellektueller wird, denn dann ist nur noch ein kleiner Schritt bis zur Verachtung der körperli­chen Arbeit. - 1 Man müsste die Jugendlichen immer wie­der darauf hinweisen, dass es nicht so wichtig ist, was man arbeitet, sondern wie man arbeitet und dass es besser, ehrenhafter, nützlicher und befriedigender ist, ein guter Arbeiter zu sein als ein schlechter Ingenieur. Erfriede Nagy Zeiden Ich möchte Manfred raten, dass er un­bedingt eine Aussprache mit den Eltern seiner Freundin anstreben soll, denn die Tatsache, dass er eine Meisterschule be­suchen möchte, spricht für ihn. Es könnte sein, dass die Aussprache keinen Erfolg hat. Soll sich das Paar in diesem Fall trennen ? Ich sage nein, wenn das Mädchen ihn wirklich lieb hat. Die Meisterschule dauert drei Jahre, die bei­den sind jung und können folglich war­ten. Wenn sie dann ihre eigene Wohnung haben, steht der Ehe nichts mehr im Wege ; die Eltern werden ihre Zustim­mung geben, sobald sie ihre Tochter glücklich sehen. Wenn aber das junge Paar bei den Eltern der Frau wohnen müsste, soll der „Meister“ um so mehr abgewartet werden, weil dann dem Mäd­chen viele schwere Stunden erspart blei­ben. Das Problem des „Besseren“ tritt noch häufig auf. Ich finde, dass der Beruf des Meisters ein schwerer Beruf ist, und da Manfred als Schlosser arbeitet, wird er das wohl wissen. Dieser Beruf verlangt einen ganzen Mann. Wenn Manfred vor der Verantwortung nicht zurückschreckt, kann das nur positiv eingeschätzt werden, ausser es geht Manfred nur um den Ti­tel. Das Mädel freilich muss sich darüber klar sein, ob es wirklich seine Frau wer­den will oder nur ein bisschen in ihn verliebt ist. M. Ungermann Reschitza

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