Neuer Weg, 1970. szeptember (22. évfolyam, 6631-6656. szám)
1970-09-27 / 6654. szám
Seite 2 Ein Kleinstaat mit Problemen Das Fürstentum Liechtenstein (ISS qkm) hat mit 21000 Einwohnern und einer Ausfuhr im Wert von 230 Millionen Schweizer Franken eine der höchsten Pro-Kopf-Exportquoten der Welt. Die Erklärung dafür: Über 60 Prozent der berufstätigen Liechtensteiner arbeiten in Industrie oder Handwerk, und da das Fürstentum' einen • kleinen BirinehirtätkF hat, ist es fast vollständig auf den Export angewiesen. Rund 40 Prozent der Ausfuhren gehen in die Schweiz, der Rest in andere EFTA-Länder und in den EWGRaum. Und aus diesen engen wirtschaftlichen Bindungen an EFTA und EWG ergeben sich viele Probleme, um so mehr, als der Kleinstaat aussen vom Nachbarland vertreten wird. Doch nach 250 Jahren politischer Mündelstellung (1719 als Reichsfürstentum gegründet, bis 1866 Teil des Deutschen Bundes, seit 1924 durch eine Zoll- und Währungsunion mit der Schweiz verbunden) regt sich im Fürstentum der Wunsch nach weitgehender Selbständigkeit. Vor kurzem plädierte Erbprinz Hans Adam für eine eigene Aussenpolitik, wobei er darauf verwies, dass die Mehrheit der Liechtensteiner eine völlige Eingliederung in die Schweiz abgelehnt hat. Er betonte, die Verträge mit der SchvJeiz bedürften heute in vielen Punkten einer Revision. Probleme, ergäben sich auch aus der wirtschaftlichen Integration Westeuropas, wobei die Interessen Liechtensteins nur dann gewahrt bleiben, wenn das Fürstentum „völkerrechtlich die gleiche Position wie Luxemburg erreicht“. Nach Ansicht des Erbprinzen seien auch strengere Bestimmungen für die in dem alpinen ,,Steuerparadies“ registrierten sogenannten , Sitzgesellschaften notivendig. Diese Gesellschaften, auch „Briefkastenfirmen" genannt (nach vorsichtigen Schätzungen etwa 10 000), bezahlen lediglich eine Kapitalsteuer von 0,1 Prozent, auch wenn sie Büros in Liechtenstein unterhalten und von hier aus ihre lukrativen Geschäfte betreiben;■ für die nach internationaler Gepflogenheit eine Umsatzsteuer zu entrichten ist. Eine andere Missstimmigkeit ergibt sich auch aus der Tatsache, dass Liechtenstein ■über keine eigenen Rundfunk- und Fernseheinrichtungen verfügt. Die entsprechenden Aufgaben hat die schweizerische PTT übernommen, die auch in Liechtenstein Gebühren erhebt. Jetzt fordern viele Liechtensteiner die Gründung einer eigenen Radiostation. denn das Land könnte eines Tages in die Lage versetzt werden, seine „Existenz mehr als bisher zu manifestieren". F. K. Nach Pilzvergiftung durch Blutaustausch gerettet München. — Mit einem 72stündigen Blutaustausch retteten Kinderärzte des Schwabinger Krankenhauses in München das Leben eines vierjährigen Mädchens. Das Kind war mit einer — meist tödlich verlaufenden — Knollenblätterpilzvergiftung bewusstlos in die Klinik eingeliefert worden. Blutuntersuchungen ergaben,' dass die Leber des Mädchens durch das Gift des Pjlzes schon geschädigt war- Die Kinderärzte versuchten eine bisher hauptsächlich beim sogenannten Leberkoma angewendete Blutaustausch-Methode. Wie Dr. Jürgen Bausch aus dem Ärzteteam bestätigte, konnte das Gift mit dieser neuartigen Methode teilweise aus dem Körper des Kindes entfernt, werden. Von Dreijährigem erschossen New York. — Mit einer Pistole, die er im Wagen,seines Vaters gefunden hatte, erschoss ein dreijähriger Junge in New York einen 21 Jahre alten Mann. Das Kind hatte mit eiriem zwölfjährigen Freund auf der Strasse gespielt, dabei die Pistole auf ihn gerichtet und abgedrückt.. Der Ältere „brach mit einer Bauchverletzung zusammen. Der junge Mahn, der. die Szene beobachtet hatte, bat das Kind, ihm die Pistole zu geben. Statt dessen zielte der Dreijährige auf ihn und tötete ihn mit vier Schüssen. Der Spielkamerad des Kindes ist ausser Lebensgefahr. *smm Kam In einer von Kriegen und Bürgerkriegen erschütterten Welt, zu einer Zeit, da Rüstungsfieber, Waffenhandel, Gewaltakte und. Missachtung des Völkerrechts zu Bestandteilen gewisser politischer Theorien erhoben werden, tut es wohl zu wissen und immer von neuem bestätigt zu sehen, dass sich auf unserem alten. schicksalsgeprüften Kontinent eine Atmosphäre der Entspannung, der Annäherung. der gegenseitig vorteilhaften Zusammenarbeit ausbreitet, dass Misstrauen und Vorurteile allmählich abgebaut und durch realistisches Denken ersetzt werden. Europa, einst Startplatz verheerender Weltkriege, besinnt sich eines Besseren, lernt den Wert des Friedens und der Sicherheit kennen undk erwirkt für sich das Recht, als Beispiel vernünftigen, zivilisierten Zusammenlebens von Völkern und Staaten mit unt'rschiedlic'nen Systemen vorgeführt zu werden. Zukunftsmusik ? Möglich. Doch klingt sie schon heute ermutigend in den Ohren. Erfreuliche Reiseergebnisse Der Besuch des Vorsitzenden des Staatsrates, Nicolae Ceauşescu, und seiner Begleitung in Österreich wird als ein wertvoller Beitrag zur Festigung der europäischen Verständigung und Kooperation eingeschätzt. Die vielseitigen Beziehungen zwischen unseren Ländern kennen schon seit geraumer Zeit eine erfreuliche Entwicklung, und der im vorigen Jahr unserem Land abgestattete Besuch des Bundespräsidenten Franz Jonas stellte einen Höhepunkt dieser sich auf immer neue Bereiche erstreckenden Zusammenarbeit. Aus den Reden beider Präsidenten, aus den Kommentaren der österreichischen Préssé und freilich nicht zuletzt aus den konkreten Ergebnissen der rumänischösterreichischen Gespräche auf höchster Ebene kann man den Schluss ziehen, dass der Freitag beendete offizielle Besuch eine neue Etappe in den Beziehungen zwischen unseren Ländern eingeleitet hat. „Die immer häufigeren Begegnungen von Staatsmännern unserer beiden Länder in den letzten Jahren und die aufgeschlossene Atmosphäre, in der sie verliefen“, sagte Bundespräsident Franz Jonas, „sind symptomatisch für die Wertschätzung, welche die Völker beider Länder einander entgegenbringen.“ Der Vorsitzende des Staatsrates. Nicolae Ceauşescu, bekräftigte diese Feststellung und meinte seinerseits, dass „die Entwicklung günstiger Beziehungen im Donauraum. in dem unsere Länder liegen, sowie in jedem anderen Teil Europas dazu angetan ist, die Perspektiven des Friedens auf dem ganzen Kontinent günstig zu. beeinflussen. Derselben Richtung folgen auch die Bemühungen Rumäniens um die Schaffung einer Zone guter Nachbarschaft und Zusammenarbeit auf dem Balkan.“ Präsident Nicolae Ceauşescu teilte die Meinung des hohen Gastgebers, „dass der Einberufung einer gesamteuropäischen Konferenz bei den Bemühungen um Entspannung und Frieden eine bedeutende Rolle zukommt“. Während der Wiener Gespräche wurden ausser dem Gedankenaustausch über internationale Gegenwartsfragen selbstredend auch verschiedene wichtige Fragen der bilateralen Zusammenarbeit erörtert. Die im gemeinsamen Kommunique enthaltenen Fakten, die Bestimmungen des neuen langfristigen Handelsabkommens (1971—1975) zeugen davon, dass sich Rumänien und Österreich in diesen Tagen ein gutes Stück weiter entgegengekommen sind und für die Gestaltung eines besseren Europas Nützliches geleistet haben. Erbitterter Machtkampf Es gibt heute kein Gespräch, keinen Kommentar über internationale Fragen, die nicht von den tragischen Ereignissen in Nahost beeinflusst wären. Die Krisehkurve hat wiederholte Male den roten Alarmstrich erreicht, starke Kampfverbände wurden da und dort in Bereitschaft gesetzt, der Schatten weltpolitischer Krisen verdunkelte den östlichen Mittelmeerraum und erstreckte sich weit über ihn hinaus. Vor dem Hintergrund des arabischisraelischen Konflikts, der gegenwärtig nach dem sehr kurzen optimistischen Rogers-Plan-Intermezzo wieder als unentwirrbarer Knäuel . von Gegensätzen dasteht, zieht das Drama eines erbitterten Machtkampfes zwischen der jordanischen Monarchie und den militanten Organisationen der Palästinenser über die von Blut überschwemmte Bühne des Nahen Ostens. Trotz der Appelle vieler arabischer Staatsoberhäupter, trotz der Aufforderungen internationaler Organisationen, ja sogar trotz des bald von der einen, bald von der anderen Seite verkündeten Waffenstillstands tobte die ganze Woche hindurch ein gnadenloser Kampf in Amman, in Irbid und in vielen anderen Städten Nordjordaniens. Der Mangel an genauen Lageberichten, die widersprüchlichen Verlautbarungen. Erklärungen und Darstellungen gestatten keinen klaren Überblick auf die tatsächlichen Geschehnisse, auf das Ausmass der Verheerungen. Die Sturmwolken zogen sich über Jordanien in den Tagen zusammen, als König Hussein nach dem Beispiel Kairos den amerikanischen Plan zur nolit'schien Beilegun« der Nahostkrise akzeptiert., (Jas oberste Gremium der palästinensischen Guerillaverbände ihn aber abgelehnt hatte. Zwei Machtpole in einem Land, zwei entgegengesetzte Ausrichtungen der führenden Kräfte — die Frage lautete nun : Welchen Kurs wird König Hussein einschlagen ? Die Würfel fielen, als er dem Land ein Militärregime unter dem königstreuen einflussreichen Beduinenoberhaupt, Marschall Majali, gab und somit imvermeidlich auf eine Kollision zusteuerte, denn Majali hatte sich einen Namen als Gegner der palästinensischen Organisationen gemacht. Niemand glaubte aber, dass die Machtprobe solche Ausmasse annehmen könnte. Die Nachrichten über ein Eindringen syrischer Panzer im Norden des Landes, über angebliche Bewegungen der in Jordanien stationierten irakischen Truppen, vor allem aber die laut angekündigten militärischen Massnahmen der Vereinigten Staaten haben zweifellos Öl aufs Feuer gegossen und die Verbitterung gesteigert. In dieser Situation richtete der tunesische . Staatspräsident Habib Bourgiba einen Appell an sämtliche arabischen Staatschefs, sich zu einer Gipfelkonferenz in Kairo einzufinden. Algerien, Irak und Marokko lehnten diesen Vorschlag ab, Libyen, Tunesien, die VAR, Libanon, Jordanien, Sudan. Saudiarabien, Kuweit, die Arabische Republik Jemen und die Volksrepublik Jemen sagten zu. Es kam jedoch keilte Gipfelkonferenz zustande. Die in Kairo anwesenden Staatschefs entsandten daraufhin eine Vermittlermission nach Amman unter Leitung des Präsidenten Sudans. Gaafar El Numeiry, der als Mitglieder der tunesische Ministerpräsident Bahi Ladgham. der Verteidigungsministers Kuweits, Scheik Saad Al Abdalan, und der ägyptische Generalstabschef. General Sadek, angehören; Ihr Ziel ist: Einstellung des Feuers ; Unterbindung der Krise, um jegliche fremde Einmischung zu verhindern ; Erforschung der Möglichkeiten eines neuen Abkommens zwischen den beiden Seiten. Ti-otz der Kontakte der Mission mit König Hussein und mit einigen Vertretern der Palästinenser konnte bis Samstag keine Feuereinstellung erwirkt werden. Die Lage in Jordanien, in Nahost überhaupt, beunruhigt die ganze Welt. In Moskau, Paris, Peking, London und Washington wurden Stellungnahmen zur Krise verlautbart. Zahlreiche Staats- und Regierungschefs wiesen auf den Ernst der Situation hin. Sämtliche realistisch denkende Faktoren vertreten den Standpunkt, dass der Konflikt in Jordanien, eine Angelegenheit der arabischen Völker ist und daher von ihnen geregelt werden muss, eine Einmischung von aussen die Krise nur verschärfen und eine sehr bedrohliche internationale Lage schaffen würde. Nützliche Vorarbeit Obwohl die Vorbereitungen für den festlichen Teil der XXV. UNO-Tagung (14. bis 24. Oktober) weiter laufen und man sich viel von der Gegenwart zahlreicher Staats- und Regierungschefs verspricht, herrscht in diesen Tagen keine gute Stimmung im blau-goldenen Kuppelsaal des UNO-Hauptquartiers. Wie in einem seismographischen Zentrum werden die Erschütterungen in Nahost registriert und mit ernster Aufmerksamkeit verfolgt. Höchstwahrscheinlich wird man die ganze Nahost-Problematik als Dringlichkeitsfall an die Spitze der Tagesordnung rücken. Vorläufig arbeiten sowohl die Vollversammlung als auch einige der Ausschüsse. Die Grundsatzerklärungen der Delegationsleiter — wegen der Ereignisse in Nahost mussten gewisse Veränderungen in der Reihenfolge der Redner vorgenommen werden — beziehen sich unvermeidlich auf die beiden brennendsten Gegenwartsfragen, Nahost und Südostasien, doch auch auf Fragen der grundsätzlichen Orientierung und Funktionierung der UNO. So zum Beispiel wies der Vorsitzende Gambias, Dawid Jawara, darauf hin, dass sich die UNO zwar als Forum zur friedlichen Beilegung internationaler Konflikte bestätigt hat, dennoch an gewissen Schwächen und Mängeln leidet, die eine wirksamere Rolle der Organisation verhindern. Auch der kanadische Aussenminister Mitchell Sharp betonte die Notwendigkeit, der UNO mehr Vitalität einzuflössen, sie zu stärken und vor allem ihre Tätigkeit wirksamer zu gestalten. In den Ausschüssen werden verschiedene Aspekte der völkerrechtlichen Grundsätze geprüft, im Bestreben, die internationalen Beziehungen durch eine allgemein anerkannte Gesetzlichkeit zu untermauern. Im ganzen aber kommt der gegenwärtigen UNO-Tätigkeit ein nur deklarativer und einigermassen orientierender Wert zu, denn der wahre diplomatische Einsatz steht noch bevor. Die grossen, manche sagen historischen. Stunden der XXV. Tagung der UNO-Vollversammlung werden erst dann schlagen, wenn die höchstverantwortlichen politischen Persönlichkeiten anlässlich der Jubiläumsdekade in New York weilen werden. Die aussenpolitische Woche Neue Etappe der rumänisch-österreichischen Beziehungen / Pulverfass Nahost UNO VOr Bewährungsprobe f Von Herbert Mohr Lage in Jordanien verworren Widersprüchliche Meldungen über Einhaltung des Waffenstilistandsabkommens Libyen bricht Beziehungen zu Amman ab Amman (Agerpres). — König Hussein erklärte über den Sender Amman, die jordanischen Behörden hätten das von einigen Führern der Organisation für die Befreiung Palästinas vorgeschlagene Waffenstillstandsabkommen „als endgültige Form für die Beilegung der Krise“ angenommen. Kairo. Der--Agentur MEN zufolge kam es seit Abschluss des Waffenstillstands in Jordanien zu keiner Verletzung des Abkommens oder Wiederaufnahme der Kämpfe.'Diese Meldung steht jedoch im Widerspruch zu einem Kommuniqué, das der in Damaskus befindliche Sender „Stimme des Zentralkomitees des palästinensischen Widerstandes“ übermittelte. Danach sei es nach Verkündigung der Waffenruhe zu heftigen Kämpfen zwischen palästinensischen Einheiten und jordanischen Truppen bei Hekma und Petra in der Nähe von Irbid gekommen. Laut Kommuniqué verloren die jordanischen Truppen dabei einen Panzerwagen, ein anderer wurde beschädigt. Wie im Kommuniqué verlautet, haben die Palästinenser jordanische Angriffe auf ein Flüchtlingslager bei Wadhat im Raum von Amman zurückgeschlagen. Kairo. — Der Präsident des Sudan, Gaafar El Numeiry, der Leiter der Vermittlungsmission im Konflikt zwischen Jordanien und den palästinensischen Organisationen, erstattete Freitag abend auf dem Kairoer Treffen der arabischen Staatschefs einen Lagebericht.- Dem Treffen wohnte auch der Oberbefehlshaber der palästinensischen Widerstandskräfte, Yasser Arafat, bei. „Al Ahram“ zufolge wurden die Kämpfe trotz der Waffenruhe wieder aufgenofnmen. Dabei beschuldigt die ägyptische Zeitung die jordanische Seite, den Waffenstillstand gebrochen zu haben. New York. — Ein in New York veröffentlichtes Kommuniqué der Palästinensischen Revolution lenkt die Aufmerksamkeit darauf, daiss das Waffenstillstandsabkommen in Jordanien „zeitlich begrenzten, Charakter trägt und in . erster Linie humanitären Zwecken dient“. Die Erklärung fügte ..hinzu : „Das von Präsident Gaafar Ei Numeiry verkündete Waffenstillstandsabkommen zielt nicht darauf ab, mit der Regierung in Amman Verhandlungen einzuleiten, sondern ist eine Antwort auf die Appelle arabischer und nichtarabischer Länder, das Los der Zivilbevölkerung zu erleichtern.“ Ferner heisst es im Kommuniqué, selbst nach der Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens hätten „Panzer der jordanischen Armee ein Krankenhaus im Al- Ashrafiya-Viertel in Amman bombardiert“. Noch ein Geisel befreit Amman. — Radio Amman zufolge ist es der jordanischen Armee Freitag gelungen, noch einen Geisel aus der Gruppe der von der Volksfront für die Befreiung Palästinas gefangen gehaltenen Passagiere und . Mannschaftsmitglieder der vor kurzem entführten Flugzeuge ayfzyfinden. Die Zahl der befreiten Geiseln hat sich somit auf 16 Personen erhöht. Beirut. — General Mohammed Daoud, Jordaniens zurückgetretener Ministerpräsident, hat Libyen um politisches Asyl ersucht. Wie die Zeitung „El Hayat“ meldet, hat der Vorsitzende des Libyschen Revolutionsrates, der sich zur Zeit in Kairo aufhält, dem Ansuchen stattgegeben. Kairo. — „Die Arabische Republik Libyen hat beschlossen, die diplomatischen Beziehungen zü Jordanien abzubrechen, den Botschafter Jordaniens aus Libyen auszuweisen und die Mitglieder der libyschen Botschaft aus Amman zurückzuberufen", erklärte Freitag abend Libyens Botschafter in Kairo, Saad El-Dine Bouchoueireb. Er fügte hinzu : „Der Bruch zwischen Libyen und Jordanien betrifft nicht nur die diplomatischen Beziehungen, sondern erstreckt sich gleichermassen auf alle zwischen beiden Ländern bestehenden Verbindungen.“ Reuter weist darauf hin, dass der Abbruch der Beziehungen kurz nach der Annahme des Gesuchs General Mohammed Daouds um politisches Asyl in Libyen erfolgte. Journalisten verschwunden Bonn. — Zwei westdeutsche Journalisten, Randolph Braumann, der Londoner Korrespondent des „Stern“, und Wolfgang Stockklausner vom Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“, die sich beide in Amman aufhielten, werden, wie DPA Freitag abend meldete, vermisst. Wie ein Sprecher der Volksfront für die Befreiung Palästinas in Beirut erklärte, verhessen die beiden Journalisten während der Strassenkämpfe das Hotel „Philadelphia“, das sich unter der Kontrolle der palästinensischen Kräfte befand. Zwei englische Journalisten, die im selben Hotel wohnten, haben in den letzten Tagen kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben. New York. — Israels Aussenminister Abba Eban hatte Freitag eine Unterredung mit UNO-Generalaekretär U Thant, bei der die Lage in Jordanien und in Nahost zur Sprache kam. Washington. — Stellvertretender USVerteidigungsminister David Packard erklärte Freitag vor Journalisten, die Vereinigten Staaten beabsichtigten, das Rüstungsmaterial. das die jordanische Armee im Kampf mit den Palästinensern verloren hat, zu ersetzen. Die USA wollen Jordanien die Beibehaltung seines Militärpotentials garantieren. Der Minister wieg darauf hin, dass die jordanischen Streitkräfte unter anderem mit amerikanischen Panzern des Typs „BBP“ und Überschallflugzeugen „F 104“ ausgerüstet seien. Die Ersetzung des von Jordanien verlorenen Rüstungsmaterials werde aber das militärische Gleichgewicht zwischen Israel und den arabischen Ländern nicht beeinträchtigen. Algier. — Wie in Algier mitgeteilt wurde, hat die algerische Regierung 400 000 Dollar für die palästinensischen Widerstandsorganisationen gespendet. Hussein : Lage normalisiert sich Amman. — France Presse zufolge er-, klärte König Hussein von Jordanien in einer Botschaft ; „In der Hauptstadt normalisiert sich die Lage ; nur einige bewaffnete Elemente, in verschiedenen Stadtvierteln verstreut, suchen die Wiederherstellung von Ordnung und Sicherheit zu behindern.“ Der König fügte dem hinzu, die jordanischen Streitkräfte hätten die Feuereinstellung trotz der unablässigen Provokationen eingehalten und werden das auch weiterhin tun. König Hussein forderte gleichzeitig die Rückkehr der ■ Vermittlungsmission der arabischen Länder sowie der Führer des Palästinensischen Widerstandes nach Amman. um das im Prinzip erreichte Waffenstillstandsabkommen in die Tat umzusetzen und die Lage zu normalisieren. Laut France Presse sieht das Abkommen in seinen Hauptpunkten die Evakuierung der Feddain aus Städten und Dörfern und die Rückkehr der Armee in die Kasernen vor. Kairo (Agerpres). — Der Präsident der VAR, Gamal Abdel Nasser, sandte König Hussein von Jordanien im Namen der in Kairo versammelten arabischen Staatseheis ein Telegramm, in dem er ihr aller Bedauern über die Entwicklung der Lage in Jordanien zum Ausdruck bringt. Das Telegramm nimmt Bezug auf den Bericht der von Gaafar El Numeiry, dem sudanesischen Staatschef, geführten Vermittlungsmission, in, dem es heisst, „jordanischerseits existiert der entschlossene Wille, das Feuer nicht einzustellen und die gegebenen Versprechungen nicht zur Gänze einzuhalten, dafür aber einen Plan zur Liquidierung des palästinensischen Widerstandes durchzuführen“. Der in Kairo veröffentlichte Bericht des sudanesischen Präsidenten spricht davon, dass im Laufe der letzten zehn Tage in Jordanien 30 000 Opfer zu beklagen waren : 5000 jordanische Militärangehörige wurden getötet oder verletzt und 25 000 Palästinenser im Laufe der Zusammenstösse ausser Gefecht gesetzt. Zusammenarbeit Rumänien — DDR Berlin (Agerpres). — Vom 21. bis zum 26. September fanden in Berlin Verhandlungen zwischen Delegationen des Ministeriums für Metallurgische Industrie Rumäniens und des Ministeriums für Bergbau und Metallurgie der DDR über den Ausbau der wissenschaftlich-technischen Kooperation auf dem Gebiet der Metallurgie statt. Am 25. September wurde ein Protokoll über die Zusammenarbeit in diesem Bereich unterzeichnet. Die rumänische Delegation stand unter Leitung Nicolae Agachis, die der DDR unter Leitung Kurt Singhubers. Nicolae Agachi wurde auch von Kurt Fichtner, Stellvertretender Vorsitzender des Ministerrats der DDR, empfangen. Erklärung der DDR-Regierung Berlin (Agerpres.) — Die DDR-Regierung übermittelte dem Vorsitzenden der zur Zeit in Wien vor sich gehenden 14. Tagung der Generalkonferenz der Internationalen Atomenergie-Agentur eine Erklärung, in der sie ihr Ansuchen um Aufnahme in diese Organisation und gleichberechtigte Mitgliedschaft erneuert. Die DDR-Regierung, unterstreicht die Erklärung, deren Politik mit den Zielen und Prinzipien der IAEA völlig übereinstimmt, widmet den Bemühungen dieser Organisation um die friedliche Verwendung der Atomenergie grosse Aufmerksamkeit. Die DDR erfüllt die vom Statut der Agentur festgelegten Bedingungen für die Aufnahme in die Organisation und würde dadurch in die Lage versetzt, in erheblichem Masse zur Verwirklichung der Aufgaben der Agentur beizutragen. Ausland KURMMLÎ Der Vorsitzende des Föderativen Exekutivwetsche der SFR Jugoslawien, Mitja Ribicic, empfing den Minister für Land- und Forstwirtschaft der Sozialistischen Republik Rumänien Angelo Miculescu, der zur Zeit Jugoslawien einen Staatsbesuch abstattet. Der neue Botschafter der Chinesischen VR in der DDR. Sung Tschi-kuang, überreichte dem Stellvertretenden Vorsitzenden des Staatsrates, Manfred Gerlach. seine Beglaubigungsschreiben. Zu einem schweren Grubenunglück kam es m einer Kupfermine der Ortschaft Mufulira in Sambia. Durch den Einsturz eines Stollens wurden 90 Personen getötet. Die Zahl der in Grossbritannien 1970 hergestellten Autos 'isit gegenüber der VergJ.eichsperioöe des Vorjahres um 80 000 Stück zurückgegangen. Von dieser Produktionsschrumpfung am schwersten betroffen sind die Firmen „Leyland“, „Austin“ und .Vauxhall“. Petre Blajovici, Vorsitzender des Staatskomitees: für Wirtschaft und Lokal Verwaltung, der Ungarn einen Staatsbesuch abstattet, wurde von Miklós A.itai, Stellvertretender Vorsitzender der Ungarischen Revolutionären Arbeiter-und-Bauern-Regierung, empfangen. Die 30. Tagung des Rates für Handel und Entwicklung der UNCTAD (UNO-Körperschaft für Handel und Entwicklung) hat jetzt in Genf ihren Abschluss gefunden. Ihr Bericht soll der XXV. Jubiläumssession der UNOVollversammlung unterbreitet werden. Uber 90 000 Metallarbeiter Nordrhein-Westfalens, Hessens und Baden-Württembergs beteiligten sich an einem Streik, um ihre Gewerkschaft in schwierigen Verhandlungen mit den Unternehmern über die Erneuerung der Kollektivverträge zu unterstützen. Die Streikaktionen betrafen vor allem die „Westfalenhütte“ sowie die Firmen „DEMAG“, „Krupp“. „Ford“ und „Opel“. Der Vorsitzende der EWG-Kommission, Franco Maria Malfatti. stattete Paris einen zweitägigen Besuch ab, wo er Gespräche mit. Aussenminister Maurice Schumann führte und von Präsident. Pompidou sowie Ministerpräsident Chaban Delmas empfangen wurde. In Israel wurden weitere acht Cholerafälle gemeldet. Damit erhöht sich die Zahl der in den letzten sechs Wochen in Israel registrierten Fälle auf 229. NEUER WEG / 27. September 1970 Ein wichtiger Akt zur Förderung internationaler Beziehungen Debatte im Juridischen Ausschuss über den Entwurf einer Erklärung New York (Agerpres.) — Im Juridischen Ausschuss wird die Debatte über die Prinzipien, von denen sich die Beziehungen der Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen den Staaten leiten lassen müssen, fortgesetzt. Der diesbezügliche Resolutionsentwurf, worin vorgeschlagen wird, dass die XXV. Jubiläumstagung der UNO eine Erklärung zu diesem Thema annehmen soll, wurde von unserem Lande zusammen mit anderen Staaten eingebracht. Der rumänische Vertreter Gheorghe Secarin umriss die Prinzipien der Aussenpolitik unseres Landes, die mit den in dem Entwurf zur Erklärung enthaltenen Bestimmungen in vollem Einklang stehen. Die Sozialistische Republik Rumänien, die diplomatische Beziehungen zu mehr als 100 Ländern unterhält, baut ihre Beziehungen auf der Achtung der nationalen Unabhängigkeit und Souveränität, Gleichberechtigung, Nichteinmischung in die Abgelegenheiten anderer Staaten wie auch auf dem Recht eines jeden Volkes auf, sein Schicksal allein zu bestimmen. Verzicht auf Gewalt und friedliche Regelung der zwischenstaatlichen Streitfragen bilden ebenfalls Prinzipien, die nach Ansicht Rumäniens die einzige Grundlage für eine erspriessliche Zusammenarbeit zwischen Ländern und Völkern, für die Aufrechterhaltung von Frieden und Sicherheit in der Welt bilden können. Alle diese Prinzipien sind voll und ganz in dem Erklärungsentwurf enthalten, der dem Ausschuss zur Erörterung unterbreitet wurde. Unter Hinweis darauf, dass die Sozialistische Republik Rumänien, die sich die Ziele und Prinzipien der UNO-Charta, die hohen Ideale von Frieden, Gerechtigkeit und Fortschritt voll und ganz zu eigen macht und zur Ausarbeitung des Erklärungsentwurfs im Zusammenhang mit den Völkerrechtsprinzipien für die freundschaftlichen Beziehungen und die zwischenstaatliche Kooperation beigetragen hat, erklärte der Delegierte unseres Landes abschliessend: „Die rumänische Regierung misst der Annahme dieser Erklärung auf der Jubiläumstagung der UNO-Vollversammlung besondere Bedeutung bei. Es wird dies ein äusserst wichtiger Akt sein, der weitgehend zur__Entwicklung der Beziehungen zwischen allen Staaten auf der festen Grundlage des Völkerrechts und zur Regelung der internationalen Probleme ausschliesslich auf friedlichem Wege beitragen würde.“ Wirtschaftsgespräche UdSSR — BRD Moskau (Agerpres.) — In Moskau fanden Besprechungen zwischen dem sowjetischen Aussenhandelsminister Nikolai Patolitschcw und dem Wirtschaftsminister der BRD, Karl Schiller, statt. Zur Erörterung stand der Ausbau der bilateralen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen. Wie TASS unterstreicht, haben diese Beziehungen in jüngster Zeit eine Entwicklung erfahren. Vor kurzem wurde ein Abkommen unterzeichnet, demzufolge die Sowjetunion ab Oktober 1973 der Bundesrepublik Deutschland zwanzig Jahre lang über 52 Milliarden Kubikmeter Naturgase liefern wird. Die Bundesrepublik Deutschland liefert ab 1970 drei Jahre lang 1,2 Millionen Tonnen Rohre und andere Anlagen für die Gasindustrie der Sowjetunion. Im vergangenen Jahr erreichte der Warenaustausch zwischen der UdSSR und der BRD wertmässig 496,8 Millionen Rubel und übertraf den des Jahres 1965 um das Doppelte. Die Bundesrepublik Deutschland nimmt zur Zeit im Handel der Sowjetunion mit den kapitalistischen Ländern den vierten Platz nach England, Japan und Finnland ein. TASS unterstreicht, der im August d. J. Unterzeichnete Vertrag zwischen der UdSSR und der BRD habe auch das Bestreben beider Seiten nach einer Ausweitung ihrer wirtschaftlichen Zusammenarbeit zum Ausdruck gebracht. Bonn. — DPA schreibt über den Moskau-Besuch Wirtschaftsministers Karl Schiller, er diene dazu, die Grundlagen für ein künftiges sowjetisch-westdeutsches Handels- und Wirtschaftsabkommen zu schaffen. Bekanntlich, schreibt DPA, geht seit sieben Jahren ein Warenaustausch zwischen beiden Staaten vor sich, ohne dass ein Handels- oder Wirtschaftsabkommen bestünde. Die durch den sowjetischwestdeutschen Vertrag entstandene günstige Perspektive der Entspannung sowie der Umstand, dass sich der Warenaustausch zwischen beiden Ländern auch ohne jedes Abkommen günstig entwickelt, führt die Agentur aus, habe bei der Bonner Regierung die Absicht geweckt, einen „normalen Rahmen“ für die in voller Entwicklung begriffenen bilateralen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zu schaffen, was auch der Zweck des derzeitigen Moskau-Besuchs Wirtschaftsministers Karl Schiller ist. Im Ruderboot nach Sansibar Ein 43jähriger Schwede will den Indischen Ozean bezwingen Perth / Australien. — Der 43jährige Schwede Anders Svedlund will im Ruderboot den Indischen Ozean bezwingen. Im westaustralischen Hafen Freemantle bei Perth erklärte er, bei günstigen Südostwinden wolle er zu seiner 5000-Seemeilen-Reise aufbrechen, die vier Monate lang dauern soll. Seine Landung, so sagte der Abenteurer aus Eskilstuna bei Stockholm, könne irgendwo zwischen Sansibar und Madagaskar erfolgen. Die Strapazen dieser gewaltigen Reise muss der 43jährige, der 1950 seine Heimat verhess, um als Abenteurer in der Welt umherzuziehen, in einem nur 150 Kilogramm schweren und etwa sieben Meter langen Glasfiber-Ruderboot bewältigen. Uber, seine Versorgung mit Lebensmitteln und Frischwasser macht sich der Marathonruderer keine allzu grossen Sorgen. Er hat ein Sortiment getrockneter Früchte, Orangensaft und Reis an Bord. Unterwegs will er von ihm begegnenden Schiffen zusätzlichen Proviant kaufen. Auch Planktonnetze hat er an Bord. Svedlund glaubt nicht, dass es während der Fahrt für ihn nichts zu tun gebe. Im Gegenteil. Er wolle ständig sein Transistorgerät bedienen und versuchen, den exakten Kurs festzuhalten. Ausserdem müsse er ja rudern. Der Nussschalenkapitän hat sich nach seinen Angaben gründlich auf das bevorstehende Wagnis vorbereitet. Seit Anfang des Jahres hat er in Gewässern Neuseelands 1000 Kilometer rudernd zurückgelegt. Eine Reise von Wellington nach Sydney scheiterte am Wetter. Millionen-Kunstdiebstahl Los Angeles. — Ein Gemälde von Raffael — eine Madonna mit Kind — im Werte von umgerechnet rund 1,5 Millionen Dollar wurde aus. der Privatwohnung des Hollywood-Finanziers Charles Elkins gestohlen. Das kostbare Raffael-Gemälde hing etwa zwei Meter von der Eingangstür entfernt. Weitere Wertgegenstände hatten die unbekannten Diebe nicht angerührt.