Neues Pester Journal, Januar 1877 (Jahrgang 6, nr. 1-31)
1877-01-01 / nr. 1
« TER 2 — — dene En Be; = RR Br — — «.forn,"schafz·11icht blos das Volt mit der Reung fühle, inden es all’ ihr Leid theilt und die gen ihrer Aktion trägt; es möge and bie de terung mit dem Bolte fühlen, sein Leben rennen und seine Interessen vertheidigen. + Glüdfich das Land, in dem Ordnung and Brieden herrschen, in dem Negierung und Nation einträchtig vorwärts schreiten, in dem parteizwistige Festen und Ungeschielichkeiten die öffentlichen Zusünde und Sitten nicht forrumpirt haben. Gebe ‚Gott, daß auf wir endlich den Weg finden, der zu diesem Glide führt ! « « und Ei . ««MniW«yWal.«« Budapest, 31. Dezember. » Mit bewunderungswürdiger Halsstarrigkeit hält die „Bol. Korr.” ihr Dementi bezüglich des Kronrathes und ihre Behauptung aufrecht, daß in dem unter Vorsik des Königs abgehaltenen gemeinsamen Ministerrathe nur —— ylaufende Angelegenheiten untergeordneter Bedeutung” vers handelt worden seien. Selbst die mit großer Positivität anttetenden Meldungen der gestrigen Wiener Blätter haben in Hochoffizieren Organe der österreichischen Regierung des auswärtigen Amtes ein kategorisches Denentige: Funden. Angesichts dieser hartnädigen Ableugnungsmethode gewinnt das Communique an erhöhter Bedeutung, welches das Organ Tiga’s heute über den Kronrath veröffentlicht. Das hochoffiziöse Communique des "Ellener" lautet: Ueber die in Wien abgehaltene gemeinsame Ministerkonferenz theilen mehrere Blätter mit rührender Naivetät erträumte Details mit. Wir sind unerem Publikum so viel Achtung schuldig, daß wir hier nicht erörtern werden, daß nach der Natur des Gegenstandes jener Konferenz die Möglichkeit ausgeschlossen ist, authentische Details mitzutreifen. Unseres Wissens war dies immer jnd wird immer so ein, so lange man die Spalten nicht mit der Trommel fängt. In Allgemeinen ist jedoch als authentische Thatsache zu konstatiren,daß in der Konferenz über die auswärtige Lage eine ausführliche Erörterung stattfand.That fache ists ferner,daß hinsichtlich einer Mobilisirung sieht keine Exekutivmaßregel beschlossen wurde-Allein der Standpunkt und die Aktion in Monarchie für den Fall des möglichen Eintrittes einiger Eventualitäten blieb nicht ohne vorbereitende Verfügung und vorzüglich wurde hinsichtlich eines gewissen M ondes, den Fall und die Art der Benütung desselben eine vollständige Hebereinstimmung zu Stande gebracht.“ Aus diesem hochoffiziösen Sommtunique geht Folgendes hervor : Alle die Versicherungen der „Pol. Korr.“ sind unwahr; der gemeinsame Ministerrath, hat sich nicht mit laufenden Angelegenheiten, sondern mit der aktuellsten Tagesfrage, der Orientfrage, beschäftigt. Und mehr hoch als dies, es wurden im gemeinsamen Ministerrathe auch Beschlüsfe gefaßt. Zwar werden die gefaßten Ber Schlüffe nicht sofort zur Ausführung gelangen, das tat aber deren Wichtigkeit und Bedeutung seinen Abbruch. Die ges faßten Berschlüffe beziehen sich nach der sich als authentisch geltenden Darlegung des " Ellener" vorwiegend auf zwei Punkte: Zunächst wurde für den Eintritt gewisser Eventualitäten die Mobilisirung beschlossen; dann aber wurde Beschluß gefaßt über die Mittel, welche zur Mobilisirung verwendet werden sollen. Das obige Communique läßt seinen Zweifel darüber aufkommen, welcher Fond in Auszicht genommen it. Es i vv Militärstellvertreterfand, dessen Bestände — rund 27 Millionen nomine — für die ersten Kosten der eventuellen militärischen Maßregeln in Anspruch genommen werden sollen. Zum Theile abweichend von diesen Mittheilungen wird jedoch der "N. Fr. Br." aus Budapest telegraphirt: .. „der Ministerrath , welcher volle zwei Stunden währte, hat "eigentlich einen Ideenaustausch der leitenden Minister zum Zwecke gehabt, was auch die Thatsache bestätigt, daß in Betreff der äußeren Fragen gar keine Ber fchlüsse gefaßt wurden. Aus diesem Grunde hat eine Beunruhigung der öffentlichen Meinung Leinen thatsächlichen Nachalt. Die Wiener Anwesenheit Benjt’S und Käarolyi’s steht mit dem Ministerrath in seinem Zusammenhang, wohl aber jene Baron Nodich's. Die von der „Rational Zeitung“ folportirte Nachricht, betreffend die Erzichlung dreier Korps, ist gleichfalls Falsch. Das Resultat des Ministerratha it, in greifbarer Form ausgedrückt, folgendes: Die Mobilisirung der österreichische ungarischen Armee ist bis ins kleinste Detail vorbereitet, jedoch ausgemacht, daß die Diaregel, als eine äußerste, nur im wirklicchen Falle einer Bedrohung unserer Interessen ergriffen werden solle. Damit werden zugleich alle Nachrichten dbementiert, welche eine partielle oder gar geheime Mobilisirung verkünden.” £ Da wiederholt Fälle vorsamen, daß Seelsorger solchen Militärpflichtigen, welche die dritte Altersklasie noch nicht überschritten haben, jedoch von Seite der Affenkonmission für immer als untauglich befunden wurden, ihre Mitwirkung bei der Verehelichung verweigerten, weil in dem vom Bezirksrichter ausgestellten Gertificate nur im Allgemeinen angegeben war, daß die Betreffenden ihrer Militärpflicht Genüge geleistet haben, so hat der Landesverteidigungsminister mittels Nundschreibens an alle Zurisdiftionen verfügt, daß die Bezirksrichter auszuweisen sind, die betreffenden Seelsorger amtlich davon zu verständigen, da der Heiratkandidat wegen Kriegsuntauglichkeit für immer aus der Affentliste gestrichen wurde. Aus Petersburg wird gemeldet: Alltäglich finden hier und in der Provinz zahlreiche Verhafstungen statt. Bei dem Zumult vor der Kasankirche wurden nicht nur die Namen der Verbannten: Beitus icheff, Peftel, Nylejeff, Mipajloff 2c. verlesen, sondern auch Rufe: „Nieder mit dem Grafen !" ausgestoßen. Unter der Bevölkerung herrscht außerordentlicher Terrorismus. Das Militär bleibt seit dem Tumulte fortwäherend in den Kasernen konsigiirt. Betrutirung in Ruffish-Polen als Anführer einer solchen Armee. Die angeord fitiet, 7) | & Aus Semlin wird unterm 30. Dezember telegraphisrt: „Die Summe, über deren Verwendung General Zihernajei seine Auskunft geben konnte oder wollte, soll nicht weniger als eine Million und siehsmal hunderttausend Nubel ausmachen. Die Untersuchung über die Finanzgebahrung des russischen Generals dauert fort.” “ Ein Petersburger Bericht bes ,Czas' meldet, Großfürst Nikolaj und General Niepofojcayeri berichteten dem Grar über den traurigen Zustand der Magazine und die desolate Stimmung der Südarmee, die nur 120.000 Mann regulärer Truppen zählt, vom Hunger und an Munitionsmangel leidet. Nieporoschezfi drohte mit seiner Demission für den Fall des Kriegsausbruches. Beide erklärten, lieber als gewöhnliche Soldaten käupfen zu wollen, denn wurde die kaiserliche Flagge auf dem Palais der hohen Pforte aufgehißt und war dies das Signal für die Batterien zur Abgabe ihrer Salven von 101 Kanonenschüffen zum Salut für die Konstitution. Genau in diesem Augenblickk eröffnete Saviet — Barda, der Minister des Auswärtigen, welcher der Zeremonie nicht beiwohnte, die Konferenz mit den Worten : Meine Herren! Wir sind konstitutionell, was den General Ignatieff seinerseits zu dem Ausspruche veranlaßte, daß die Türken sich soeben als vollendete Schauspieler bewährt haben. Des Abends waren alle öffentlichen Gebäude und die Häuser der Minister beleuchtet, und wurden mehrere Demonstrationen organisirt, um dem Sultan die Fröhlichkeit und Dankbarkeit des Volkes anläßlich der verliehenen Freisheiten zu befunden. a) 0 Necht interessant war der Fadelzug, welchen die Börsebesucher, Bankiers und Kaufleute von Galata dem Sultan brachten. "Letterer erschien, aus diesem Anlasse am einem Fenster des Glaspavillons des Palastes, an Dolmaz Bagdide, und sandte unverweilt den Chef seines militärischen Kabinets, Said Baidha, ——" hinab, um den Veranstaltern der Manifestation, die Genugtbuung des Sultan auszudrücken. Bonda feßte sich der Fadelzug nach Stambul in Bewegung, um Midhat Rafcha zu huldigen. Eine weitere Kundgebung fand Seitens der Fürzfid vom Kriegsschauplage zurücgekührten Softas unter Anführung des Ulema Schakr Effendi statt. Auch sie tihgen Fahnen und Fabeln. Bevor sie zum Palais des Sultans zogen, demonstrirten sie früher vor dem Kanal Midhat Palha’s. Schakir Effendi sprach im Namen der Nation und sagte beiläufig Folgendes: „Wir sind die Söhne jener Tapferen, welche die Ersten ihren Fuß auf den Boden von Numesien, jenes Landes geseht haben, nach welchem der Feind heute begehrlich blickt. Wir werden biesen Boden mit unserem Testen Blutstropfen vertheidigen. Söhne von Kriegern, fürchten wir den Krieg nicht, Wir nehmen die Vorschläge der Fremden durchaus nit an. Wir wollen den Krieg !" Auf diese Worte erwiderte. Midhat Pascha, daß der Sultan und das Ministerium bereit sind, Alles zu thun, was das Bolt will. Unter unendlichen Jubelrufen zogen die Softa’s hierauf, von einer imitenfen Boltsmenge gefolgt, vor das Palais des Sultans. Schafir Effendi sprach hierauf zum Fenster des Kiosfs hinauf in ähnlicher Weise, wie zu Midhat Pasdja. Der Sultan ließ den Softa’3dur Seyid Baia danfen und erklären, daß der Souverän der Osmanlis niemals etwas thun werde, was mit der Milde des Reiches unvereinbarlich sei. Hierauf wieder neue Ausbrüche des Enthusiasmus und Aufbruch nach dem von den Europäern und den fremden Gesandtschaften bewohnten Viertel von Bern. Ber jeden Gesandtschafts-Hotel hielten die Sofia’s einige Minuten, um ihre Rufe anzubringen: „Es Lebe die Nation! CS Lebe die Berfaffung !" Nur als man vor dem rufsischen Botschafts-Hotel vorüberkam, ließ Schalk Effendi seine Leute mit der Bererfung rasch vorbeipassiren, daß man da sehr irauenhaft und fähig sei, der Regierung Verlegenheiten zu bereiten. Im Ganzen sind alle Kundgebung in der rörigen Ruhe und Ordnung ohne jeden milligen Zwischensall ] verlaufen, —nmmrin Zur Tagesgeschichte. Das Jahr 1876 nimmt unter friedlichen Auspizien von und Abschied ; die Nachricht über die Verlängerung des Waffenstillstandes wird allenthalben im Sinne des Friedens gedeutet ut die Einwilligung Ruhlands zu dieser Verlängerung ist in „eingeweihten“ Streifen als ein Förmlicher Ridzug der russischen Bolitit, wie wir sold:bereite gestern erörtert haben. Ganz in lebereit=' stimmung auf unserer Darstellung schreibt Die „Deutsche Ztg.” : „In eingeweihten Kreisen wird versichert, daß man an maßgebender Stelle die Einwilligung Rußlands zur Verlängerung des Waffenstillstandes zwischen der Türkei und Serbien und Montenegro eminent friedlich aufruft, Rußland werde für jebr nicht Losschlagen, selbst dann nicht, wenn die Türkei die wesentlichen Punkte der von der Konferenz vereinbarten Vorsschläge ablehnen sollte. Man ist jedoch der Ansicht, dag Rußland nur darum fol’ Überraschende Friedensgeneigtsheit zeige, weil er sich bei der jüngsten Mobilisirung herausgestellt habe, hak er nicht genügend gerüstet sei, um im gegenwärtigen Momente die Tür sei mit Aussicht auf Erfolg anzugreifen. Hierim liege sei doch der Keim zu fristigen, den Frieden Europas in noch Höherem Grade gefährdenden R Komplikationen, denn Rußland werde nur in solange Frieden halten, bis es seine Ausrüstung vollendet hat und den Anlaß zu dem aufgeschobenen Kriege in der voraussichte lichen Aufregung der flavischen Welt suchen, die offizids zu nähren man fest entschlossen sei. Momentan Liege die Schwierigkeit der Friedens Erhaltung darin, daß die hohe Pforte, die mißliche" Lage Ruslands durchblcend, den Krieg provoziren könnte troß der Abmahnungen Englands und Oesterreich, Ungarn ®. Marquis v. Salisbury, der, allen Auszeichen zufolge dem Lord of Beaconfield im Amte folgen werde, habe wohl der Türkei die bündigste Zusage gegessen, daß England unter seinerlei Umständen einer Terristorials Veränderung auf Kosten der Türkei seine Zustinemung ertheilen werde, aber die Türkei besteht darauf, daß Europa, beziehungsweise Rußland auf ihre Souveränitätsrechte vol respertire.” lieber die Motive, welche Rußland zur feiner „Konzentrirung nach vidwärts“ veranlaßt haben, schreibt man der "N. Fr. Br." Folgendes : „Rußland konnte sich in den leßten Tagen nach der Haltung, die Lord Salisburd und mehrere ihn gleichgesinnte Bevollmächtigt, wie Graf Chan b010 9 amb, wie wir glauben, and) Graf ZINN, angenommen, nicht mehr darüber täuschen, daß, wenn der Krieg ausgebrochen wäre, Die Pforte sowie Rußland zwar allein gelassen worden wären, daß esfentlichsten derselben, so namentlich "der Meher- Grnterer aber nicht an Unterftügung Seitens Öngtlands gefehlt haben würde. General Igmattieff düfte sich an dem legten Sikungdtage der Konferenz Lau des Gefühles mehr erwehrt haben, wie einst die Konferenz in Wirklichkeit eher mit einer Stolkung Rußlandd, als mit einer der Pforte enden könne. Der Eindruck, den die Er= frankung des Großfürsten-Oberkormandanten auf die Betersburger Hofreife gemacht, vereint mit den durch die Berichte Ignatieff'( fi) aufdrängenden Erwägungen, endlich die bedenkliche Zugemeißheit über die Haltung Rumänien, das sich von Rußland sichtlich entfernt — alles dies mag das Seinige zu der eingetretenen Wendung beigetragen haben.“ Noch meldet man über die Genesiß der Waffenstillstands-Verlängerung, daß dieselbe schon vor der Brollamirung der Konztitution stipulirt war. Nach diesem Schritte der Pforte, schreibt das „Tagblatt“ , wollte Ignaz tieff die getroffene Zerabredung nicht perfekt werden lassen. Mittlerweile drängte Lord Salisbury die Konferenzmitglieder dahin, die Prolongation des Waffenstillstandes zu beschließen. Das Betersburger Sabinet, welches sich indessen über den Stand der Gendarmee genau informirte und über deren Schlagfertigkeit sehr traurige Daten erhielt, hiefte dem General Ignatieff Instruktionen zu, er möge dem eventuellen Beschlusse der Konferenz, die Verlängerung der Waffenruhe bis zum 1. März betreffend, beitreten Die Pforte ist sichtlich bemüht, vor Allem Zeit zu gewinnen. Wie man sagt, Hauptsächlich deshalb, weil sie i. Diesem Augenblicke ein sehr liberales, der Bevölkerung große Rechte einräumendes Gefäß Über die Verwaltung der Bilareta vorbereitet, in welchen die für Bulgarien geforderten Sonderrechte enthalten sein werden. Die Pforte möchte mit diesem neuen Gefäße in der Hand in einer der nächsten Konferenz Sigungen bereits agiren, wenn nicht dieses Vorhaben durch eine etwas une gestümere Prozedur der Mächte vereitelt wird. Weder die eigentlichen Konferenzvorschläge soll sich die Pforte bisher nicht geäußert haben. In unterrichteten Buchten Konstantinopels gilt die Ablehnung derwe 7 = | 8;