Neues Pester Journal, April 1877 (Jahrgang 6, nr. 91-119)

1877-04-08 / nr. 97

. " 2 . . . .: Sax ·­­’« ««.- ... «,» « Re dr IR = Bay Er a 4 IE 3 >” N = 2 u azza OR, -«. di rét · » ja 1 ..­­x ! £ § 489%, VE; Jahtgang Re, 9%) täglid, aid) an Montagen. Sibonnements Ganzj. fl. 14, halbj. fl. 7, viertelj. fl. 3.50, monatlich fl. 1.20. Das „Neue Weiter Journal“ ersgeint | _Nedattion und Adm­inistration: Leopold­t, Kirchenplat Nr. 2. Sonntag, den $ April. .Einzelne Rummern 41 Inferate, wag aufliegendem Tarif. BE Morgen (Montag) er einst wie gewöhnlichh eine rel­er Bismard und Andraffy. sz Dudapest, 7. April. Die Bismard-Frise in Deutschland hat ihre Schatten and [den auf die österreichisch- ungarische Monarchie geworfen. Da man gewohnt ist, große Ereignisse von großen Kons­­equenzen begleitet z1t­ sehen, so ist das Gerücht bef­reits geschäftig, die Folgen des Rücktritts Bismarcs auf die Bolitit -Oesterreicher Ungarns zu berechnen und als bereits eingetretene Thatsachen zu e3romp­­tiven. In Wien, two die Sucht nach dem Sensation nellen zu besonderem Eifer in dem Nachspü­ren und Nacherzählen von Gerüchten treibt, ist man schon bereit, politische Siifen zu wittern und ernste Jour­­nale haben sich zu Interpreten solcher Bierstuben, Plaudereien gemacht. Man hat insbesondere den Umstand, daß Erzherzog Albrecht am Done­nerstag längere Zeit mit dem Minister des Augtwär­­tigen Fonferixte, als ein Zeichen nehmen wollen, daß der russische Einfluß im Wachsen sei, denn Erzherzog Albrecht gilt seit jeher als der­­ Verfechter eines der oder auf ein Brävaluiren der f­ogenannten vuffischen Partei schließen zu wollen Angesichts der neuen Zage der Dinge­ und der von der Monarchie eingeschle­genen Bolitif Hatjidh die soge­nannte vuffische Partei bei Hofe ohnedies zurückgezogen Ein­wei e­­ntgegent­ommen Den ruf i­n Wünschen gegenüber als 8 SeitenS unserer Monarchie in Suteresfe des Friedens b 1:8 geschehen, fa nun ohne die a we 1 éne ven­ gef Ri­CD sich selbst nach irgend einer Richtung zu engagiren. 63 mußte aber auch dahin zu wirken trachten, Daß zwischen seinen Genossen im Drei Kaiser-Bündnis sein Verhältniß zur Entstehung gelange, welches eine so akute­nteressen­e Kollision herbeiführen konnte, daß einer der beiden Genoffen nicht mehr als Dritter im Bunde an Deutschlandd Seite aus­zuharren vermochte und nach anderen Allianzen Um­­bau zu halten sich genöthigt gesehen hätte. Dazu hielt sich Zürst Bismarc unausgeregt in der Ne­serve, darum­ erklärte er auc, wiederholt, Deutschh­land schließe,sich den an, was Oesterreich-Ungarn und Rußland in der Orientfrage untereinander vere­­inbaren würden. Darum suchte er auch diese Beret­barungen anzubahnen und zu fördern und auftau«­ende Schwierigkeiten zu ebnen. Dies war Bis­mard’s Volitit in der Orientfrage und ‚von dieser wird Feiner seiner Nachfolger abzumweihen im Stande, fein. » a 1­e lun r heit fein ganz una ü­ben politisch gin­g." Soweit die positive Mittheilung, die und von ber tragendwiürdiger Seite zugeht. Wir unsexerseitd halten die­ sensationellen Darstellungen­ der Blätter für Konjunkturen, Die, jeder realen­ Grundlage ent­­behrend, in der Luft schweben, denn wir bekennen und durchaus nicht zu der Ansicht,­­ daß die Affaire Bismard mit,der Orientfrage in­ irgend einem Zu­­sammenhange­ stehe. Bismard’s Orientpolitik war weder eine persönliche, noch eine willkürliche ; sie war die Politik­ Deutschlands und sie war vorgezeichnet fur die politische Stellung des deutschen Reiches in Europa. Der Hauptgedanke der ventihen, Bolitit überhaupht ist,­­wie längst bekannt, die Jfoh­rung ZTrankreichs, und Diesen Gedanken dankt, wie wir wiederholt ausgeführt­ Haben , das Drei Kaiser- Bündniß seine Entstehung, das Oesterreicher Ungarn und Rußland an Deutschlands Seite festzuhalten und damit von Frankreich fern zu halten bestimm­t war. Naturgemäß mußte auch im der Orientpolitik Deutschlands Dieser Leitende 6­85 Fiütisten Bismarc Kar zum Vorscheine kommten, Deutsch­­land konnte sich in seinerlei Aktion einlassen und es durfte fi) in Den Angelegenheiten des Orients nicht an die Vorgänge zu verfolgen, ohne! + oueoe on CD ED ten ( rl Ba ö d) tn 1 e­ndem gefordert( tag auf den N trioten .Anfpra­ge 26: EB hier: in 1 der ruffische Ei­er Beitnidt gew auch bei der smard- An olle weld ngig.vonn, en ragen dv - Die Borfahren der Kommunme, D Original-Feuilleton bei „Neuen Bester Journal") Bari, 4 April, Maxime du Camp, ein giftiger Schriftsteller und bedert aufgewehter Kopf. Hat sich seit Jahren in einer bedeut­tenden Spezialität aufs Glänzendste bewährt. Er war der Anatom unseres heutigen Paris. Nach unermü­dlichen For­schungen und Studien legte er das Greziumeifer an den K­iefenkörper und untersuchte mit staunender­ Behendigkeit die geheimen Uebel, die Abnormitäten, die interessanten, entweder einfach kuriosen oder gruseligen Details der Met­ropole. Seine acht oder neun Bände „Paris, dessen Or­­gane und Funktionen”, gelten als psychologisches Denkmal, das­ Hedermann, der Paris kennen lernen will, mit Er­­folg befragen kann. Meiner Anschauung. nach hat nie ein Franzose den Vortheil seiner Nation, die Gründlichkeit, der Studie mit der angenehmen Form zu verbinden, so glän­­zend dofumentirt, wie Marime du Camp in seinem ‚Werke, Fiürwahr, der Mann, der diese acht Bünde, wo die Weisheit­­ eines Stubengelehrten mit dem­ pridelnditen Feuilletonstil ä überpudert wird, geschrieben hat, befigt ein Anrecht darauf, sich auszuruhen , aber so denkt Marime du Camp nicht. Auf seinen Wanderungen durch, die Archive der Stadt­ und der­­ Polizeipräfektur hat er eine so reiche Ernte gehalten, daß er heute noch­ die Nachlese dem­ Bublifum bieten kann, eine irt teressante Nachlese, wenn man nach bent soeben bei Char­­pentier veröffentlichten Bände über das Attentat Fieschi’s am 28. Juli 1835­ urtheilen darf. Ich habe wenige Romane aus der Feder der beliebtesten Erzähler gelesen, die so span­­nend gewirkt hätten, wie die Enthü­llungen über diese Cause gelebte. Dieses Lob kann um jo. unparteiischer erscheinen, " da die Tendenz des Buches eine vermerfliche it, indem einer au weit ae es mußte sich begnügen, aufw­ert­­sam und nach ganzen Partei, meiner Ansicht nag ohne Grund, ein Vers­prechen angerechnet wird, welches die That­ zweier verrühter Vanatiker und eines Vorstadt-Herostrates gewesen ist. Erinnert man sie heute noch im Auslande­ des Attentates, eines der fürchterlichsten, welches die­­ Weltge­­schichte aufzu­weifen vermag? Am 28. Juli 1835 feierte Paris die fünfjährige Erinnerung an die­ „glorreichen” Sub­tage von 1880, E&3 war eine­ riesige Revue der Na­­tionalgarde angejagt.­­Die Bürgersoldaten hatten in­ den elytäiichen Feldern und auf den­ Boulevards Aufstellung genommen. " Der König mit den in Baris­ anmwesenden Prinzen, Marshällen, M­iinistern und einem glänzenden militärischen Stab ritt von den Tuilerien bis zur Bastille die Fronte ab. Als er am Boulevard du Temple an einem Haus vorüberfan, das sich gegenüber dem „ Café Noir“ be­fand, erschütterte eine gewaltige Explosion die Luft. Der König und seine Söhne waren unversehrt verblieben, aber über 40 Personen, darunter Viele aus dem Gefolge, lagen todt oder verwundet auf dem Boden. 68 war dies die fürchterliche Wirnung einer Hölfenmaschine. Der Mensch, welcher von dem bezeichneten Haufe aus die Maschine auf den vorübergehenden Cortège gerichtet und das Pulver entzündet hatte, wurde fürchterlich verstümmelt an dem Ort der That­ verhaftet. Es war der Torfsiche­­r-Sträfling Viescht. Bald darauf kam­ die Polizei den Anstiftern des Komplottes, Morey und Repin , sowie einem Freunde Viescht’3,­­Boireau, auf die Spur. Alle vier wurden vom Pariser Gerichtshof abgeurtheilt. Fiescht, Repin und Morey wurden im Februar 1836 guillotinirt, Boireau kam mit zwanzig Jahren Gefängnis davon. Die Negierung bewühte aber den durch das Attentat verursachten Schrecken, um verschiedene reaktionäre Gesethe, namentlich gegen die Presse, durchzusehen­. Wir betrachten es daher auch als ein Mäks­­che11,we1 111 vo­t Berlin ausgemeldet wird,Rußland sei verstimmt gewesen,weil Fürst Osmarck den Grafen Andrássy in dessen Widerstand gegen die russischen Pläne bestärkt habe und russischer Eins­fluß habe am Sturze des deutschen Reichskanzlers­ mitgewirkt Nnr das gerade­ Gegentheil kann wahr­­ sein.In Bismarks Interesse konnte es nicht ge­­­egen sein,den Grafen Andr­issy zum Widerstand­­­gegen Rußlan­d aufzumuntern;de Intentionen der» Bismarck’schen Politik mußte vielmehr der Wunsch entsprechen,daß der­ Leiter der österreichisch-ungari­­schen Politik den russischen Plänen ein größeres Maß von Kompevenz entgegenbringe.Wenn Graf Andrássy,,mit lacettengleicher Geschmeidigkeit,den russischen Anträgen aus dem Wege zu gehen wußte,­ dann handelte er siches nicht au­f Anrathen Bismarck’s, vielmehr wahrscheinlich gegen den geheimenthIisch des deutschen­ Staatsm­­annes.Denn dieser mußte ein­ möglichst inniges Zusammengehen Oesterreichs Ungarns und Rußlands herbeiwu­­tschen.Abesehen davon, daß eine­ gemeinsame Aktion der beiden Mächte im Orient bieselben von selbst, dermaßen’­ eff pirt hätte, daß­ ihre Betheiligung an etwaigen, int­ieften, Curopa’s auftauchenden Komplikationen auf Fahre hinaus ein Ding der Immöglichkeit gewesen und dadurch die Zieligung Frankreichs auf das wirkungsvollste gesichert worden wäre, hätte das Zusammengehen Del­erreichellngarng und Ruth­lands das Drei Kaiser-Bü­ndniß in die Lage vers­iest, Die orientalische Trage selbstständig und uns Dies der dankbare Stoff, den Herr MM. du Camp behandelt. Er beginnt mit einer anmutthigen Schilderung seiner persönlichen Erlebnisse an diesem Julis Tage. Der Berfaffer zählte damals dreizehn Jahre und war Zögling eines Pensionates. Seine Mutter holte ihn Vormittags ab, um ihm­ die Nevve zu zeigen. Einer seiner Verwand­­ten bewohnte gerade am Boulevard du Temple ein Haus mit einem vergitterten Garten. Hinter diesen Gitter faßte der junge Marime Porto um dem Umzuge beizumahnen. Seine Feder schildert zuerst den interessanten Anblic des Boulevards an diesem herrlichen Juli- Vormittag. Wie ans­­ere sah es doch damals in diesem Winkel aus, den die Hausmann’sche Symmetrie Heute zu einer Art Steppe ums geändert hat! An der­ Stelle der düsteren­ Eugen-Kaserne und des gegenüber­liegenden gefrachten „Ausverlaufssänftis­muts" drängten sich dort Haus an Haus 8—10 Theater, welche durch riesige Plakate, manchmal auch durch grobe Bilder, welche die Kapitalszenen des Stückes darstellten, die » Neugierde der V­orübergehenden anzuregen suchten. Auf den breiten Chausise’s, wo sich am Sonntag bismweis len schon um­ 12 Uhr die „Duelle“ der Eintrittsluftigen zu bilden, begann, wimmelte es von Orangen» und Aepfeln Standorten, Wagen und Glücshäfen, dazwischen trippel= ten . die Schreihälfe von Coco-Verläufern,, die ihr fades Getränk im messingenen ‚Butten auf dem Roden trugen, Zeitungshändler, Gigarren- und­ Feuerburschen u. 5.0. Dieser Boulevard du Temple hatte immer etwas Gemüthliche Festliches in seiner Physiognomie, vermischt mit dem­ Bewußtsein, daß wir mitten in einer historischen Szenes­­ie wandern. Und nun bdente man sich diesen Türmenden Boulevard am Tage der Nevue ! Meberall eine enjgepagte Menge, die Elegants der damaligen P­eriode in Nankingboje Htle zu 8 Seiten Beilage, enthaltend Die Noman-Zeitung, folvie Daß , Theater- any Bergnagengeblatt," úg.­­ di _ 1 x

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