Pester Journal - Abendblatt, Juni 1877 (Jahrgang 4, nr. 26-51)

1877-06-01 / nr. 26

...Ud,.?1.p.et- Freitssg den Bleibergwerken Sibiriens.Im Schoße des Züricher un­­quifshen Bereinez«k'onstituirte sich nämlich,wie man dem B. N." berichtet, ein , BetöfeKomité", das unter den in der Schweiz lebenden Boten Recherchen, betreffs weiterer Daten über Betöfi, anstellt.­ Bisher konnte die Spur obengenannter zwei Polen, die sich angeblich in der Schweiz aufhalten sollen, nicht entdeckt werden. Selbst Graf Pla­ter, der Präsident sämmtlicher in der Schweiz Lebenden Polenflüchtlinge, fonnte­­ dem Komité keinerlei Mittheilung über­ die fraglichen zwei Polen geben, und ist es daher sehr zweifelhaft, ob sich die­­selben in der Schweiz aufhalten. Erfreulich ist jedoch die Zur­rage des Grafen, daß er sowohl auch, ferner noch die genann­­ten Bolen zu eruiren bestrebt sein wird, wie auch, daß er in Angelegenheit der Erforschung von Daten über Betöfi feinen Einflus. (der ein sehr hohentonder IF) geltend machen werde Woher kommt die Courage? Die Fürstin Haßfeld stellte einmal an den alten Blücher die Frage, was zu thun sei, damit ihre Söhne nicht einst als Soldaten Voltrons oder gar Feiglinge würden. Darauf gibt der alte Blücher ihr diese Antwort: „Durch­laucht, das ist Alles dummes Zeug. Wenn der erste Kanonenschuß fällt, haben wir Einer wie der Andere nicht für einen Kreuzer Courage und möchten herzlich gerne sie bis zum Hausthor und füßte ihr dort mit devotester Er­gebenheit die Sand. Gestern war die zweite Verhandlung, wobei Madame ihrer Verwunderung Ausdruck gab, daß sei die Chefschei­­dungen von so vielen Formalitäten abhängen, während sie bei ihrer ersten­­ Chefscheidung von Alldem nichts erfahren hatte. Der Richter horchte hoch auf und auch der Gatte blickte erstaunt auf seine Frau. Auf das Befragen des Richters, ob sie denn schon einmal geschildert gewesen wäre, erzählte die übrigens noch nicht Adjährige Frau, daß sie mit 15 Jahren in B. im nord­­östlichen Ungarn an einen reichen Boten verheirathet wurde, von dem sie sich nach fünfjähriger Ehe auf kurzem Wege durch, von Nubviner und die Ausfolgung des „Briefes" i­ei­den ließ. Herr 8 fragte ganz verblüfft, ob er denn eine ges­­chiedene Frau geheiratet hatte, was er bis min nicht gemußt- Die Trage wurde bejaht. Der Richter­ inquirirte nun strenge die Dame, ob gar seine amtliche Intervention bei der ersten Ehescheidung statt­­gefunden hätte, nahm ein Protokoll von dem Falle auf und nd 5 I Wien, 1. Juni. Verlosung der 1864er Staats- Lose: Serie 2918 Nr. 37 Haupttreffer, Serie 3933 Nr. 26 ff. 20,000, Serie 2918 Nr. 40 ff. 15,000, Serie 914 Nr. 32 fl. 10,000, Serie 2918 Nr. 70 und Serie 424 Mr. 77 je fl. 5000 ; weiters gezogene Serien sind: 216, 403, 882, 1385, 1837, 2283, 2527, 2604, 2650, 3821. be . . . . . . . . . . . ist größer als die Furcht vor dem Tode. Deshalb läuft man nicht davon und ist man d’rin im euer, so findet sich das Uebrige von selbst.“ . Abendblatt bes Pelter Jonenel. a « 1. Sum 1827. Naht ran, Telegraphische Berichte, die ung Tıriz vor dem Schluß des Blattes aus Wien zukommen, melden, daß Sultan Abdul Hamid, erschredt über die in Konsttantinopel zu Tage tretenden reinfutionären Erscheinungen bei der rechten Mırbionz des englischen Botschafters Mr. Layard’s die Ver­­mittlung des englischen Kabinett angesucht und zu­gleich die Genteigtheit ausgesprochen habe, wenn mögl­­ich einen ehrenvollen Frieden mit Rußland zu schlie­­ßen, bevor die russischen Truppen die Donau über­­schritten hätten. In alge dessen findet seit einigen Tagen ein lebhafter Depeschenmwechsel zwischen dem ENE I0 Kabinet St. James und dem russischen auswärtigen der Neffe Des Guren zur Donauarmee zuridzite führen sein. — ‚Aus den Gerietssälen.­ ­ Die Launen eines Weibes, (Original-Bericht.) Budapest, 1. Jul. Madame 2. St, eine der Hiesigen bessern Gesellschaft angehörige Dame, strengte gegen ihren Gatten einen­­ Ehe: Teidungsprügeß an, nachdem die­ vom Nabbinate versuchten Versöhnungsversuche sich­ als vergeblich zeigten. Das Nechteverfahren schreibt bei Ehescheidungen eines jüdischen Ehepaares das Yuder-Curial-Verfahren vor und somit mußten die gegen Hymens Joch sich Auflehnenden per­­­sönlich­ vernommen werden. Herr 8. gab an, seine Ursache zur Scheidung zu haben, nachdem aber Madame dieselbe w­ünsche, wolle er ihrem Wunsch willfahren. Der Richter betrug ihn um die Ursache des Konflikts, doch Herr 8. hatte seine Ahnung davon, warum Madame die Scheidung verlange. Sie lebten bürgerlich ein­ Fach, schlecht und recht, wohl nicht ohne Tanz und Streit, aber im Ganzen friedlich mit­einander. Madame h­ingegen gab an,sie wolle sich von ihrem Gatten scheiden,um zur—christlichen Religion zu über­­­treten.Da bei jü­dischen Ehen keineone»Vertheidiger des ehelichen Prinzipes" bestellt wird, hielt es der Richter für seine Pflicht, die Dame etwas eindringlicher zu befragen, ob sie etwa eine unwiderstehliche Neigung zum Christenthume­­ hege? Madame gestand endlich ein, daß der Medertritt zum Christenthum blos Mittel zum­ Ame sei, denn eigentlich sollte derselbe geschehen, damit sie den fen Notar R. in I. hei­­rathen könnte, der ihr die Ehe versprach). Obschon der Richter auf die Immoralität einer der­­artigen Chefscheidung hinwies, beharrte die Dame doch auf "ihrem Wunsche und zeigte sich unzufrieden über die Länge "des nächsten Tagfakungstermines, den der Richter auf einen nächsten Monat anberaumte. Herr KR. reichte seiner Frau galant den Arm, führte ,wie zugleich die Verzögerung wur gsegpigg TEL, VT VIV] GYE ETVE UTgLTIG ERDEIETT. Das glirdliche Lächeln auf dem Gesichte der Frau F. in Folge dieser Erklärung verdüsterte sich aber alsbald, als der Richter­ ihr anzeigte, daß er gezwungen sei, die Akzen dem­ Strafgerichte zu übergeben, da hier allem Anscheine nach eine­­r Bigamie vorliege. Die Ueberraffung der Madame R. über diese Eröff­­nung wurde nur von der des Herrn KR. übertroffen, der heute, nach fünf Jahren, erst erfährt, daß seine Frau bereits einen anderen Ehemann beglüdt hatte. Die Vertheidigung der Frau K. befindet sich in Hän­­den des Dr. Paul U­llmann, der bei verselben das Schwergewicht darauf legen will, daß bei der Schließung der zweiten Ehe, die ebenfalls im nordöstlichen Ungarn stattfand, wie dort ufuell jene Formalitäten außer Acht gelassen mü­t­den wie: Versü­ndigung und Ehevertrag, die laut Statthal­­tereterla zur giltigen jüdischen Ehe unbedingt nothunwendig sind und daß seine Klientin somit seine giftig­e zweite Ehe geschlossen hätte, demnach auch der Thatbestand zur Bigamie fehle. Börsen- und Handelszeitung. —g. Budapest, 1. Juni. Die Stimmung an der Dörse war sehr fest, Anlage und Spekulationspapiere steigend. Defterr. Kredit-Aktien begannen an der Vorbörse zu fl. 135 und hoben sich rapid bis fl. 136,30, ung. Kredit-Aktien von fl. 120—122. An der Mittagsbörse gewannen Ung. Kreditaktien weiters bis 123.75, während Defterr. Kreditaktien stationär bei 136.30 blieben. Ungarlose 71.50 6., 72 W. Schatbons 3096 gemacht. Boden 22­6., 22.50 MW. Mü­hlen eher matt: Elisabeth zu 170 gekauft. Andere Werthe ohne Verkehr. Devisen flat. Getreidegeschärrt. Heute war weder in promptem noch Terminmeizen ein Verkehr. Tendenz flauer. Herbstweizen fl. 11.40—50, Banater Mais per Yunisuli fl. 7.20—30, per Yuli:August fl. 7.40—50, Kohlreps fl. 1549, Banater fl. 145/9—"/9. Spezial-Telegra des „‚Pester Ionrnal.“ Kordon, 1. Juni. Große Aufregung herrscht in Creta. Am Sonntag fand eine Berjamnl in den Notabeln in Netimo statt. Dieselbe beichte einen Brotest gegen die türkische Serrshaft um DEN ETTEN­ER des Volkes. E wurde an die britische Brotestation appellirt und Glaphstone zum qüärftenpon­kretan ausgerufen. Telegramme des „Corr.-Bureaus.‘ B Petersbur En Pas Tele­gamum der tiffischen Negierung über die Federeinnahme Ardahan’s ist augenscheinlich umrichtig, da von heute Datirte eingelaufene Te­­legramme aus Tiflis von einer solchen nichts erwähnen. (Dies Dementi klingt zu kleinlaut, um nicht verdächtig zu sein! — Die Red.) London, 31. Mai. Im Unterhause beantwortete Bourkie Sandford’s Anfrage , die Besität Englands hänge völlig von den Umständen ab, England habe aber Grund zu glauben, daß weder Rußland noch eine andere Macht die Meinung Hege, die Frie­­densbedingungen künnten andere sein als solch­e, denen Europa überh­aupt z­­u­stimmen würde. Boufse lehnt­e Die Vorlage der Aftenstücke über die Unterredungen Saligbury's mit Decazes und Bismarc ab, weil solche sehr ver­­traulicher Natur waren. Sandford zog den Antrag zurück. Auf eine Anfrage, ob England auf Kriegseventualitäten vorbereitet sei, erklärt Hardy, die Vorbereitung Für jeden Mar sei eine Pflicht der Negierung. Die Streit­­rafte sind auf dem Tsciedensfuß, aber Die Re­gierung habe mögliche unwahrscheinliche Even­­tualitäten nicht außer Acht gelassen, mit­ Vernunft und Ueberlegung, in sorgsamer Erwä­­gung der V­erhältnisse zu thun — daß dieser Schritt der Liebe diftirt werden künnte, hatte er nicht be­hagst. Zur Haufe wäre ihm freilich nicht Muße ge­­­blieben, das Klopfen seines Herzens zu belauschen, da war er ein mit­ Arbeit überhäufter Mensch, dessen Ehrgeiz bereitwillig neue Pflichten und neue Lasten auf sichh­and. Darum hatte er, wenn seine Mutter in ihn drang, si einen häuslichen Herd zu gründen, oft gesagt, sie möchte ihm eine paffende Braut aussuchen, da sie wüßte, welche Eigenschaften er an einer Frau am­ meisten schäße. Aber, wie er schon zur Klemens bemerkt, wurde dann seine Aufmerksamkeit auf eine Äußerst wohlerzogene Dame aus guter Familie und­­ Vermögen gelenkt, die ohne Zögern ihre Hand im Die des Professors Harry von Marschall legen wollte, so­­ fand er allerlei an ihr auszufegen. Er pflegte die sanfte Ueberredung­ seiner Mutter dann mit den Wor­­ten zu Schlagen : er konnte mit dem betreffenden Fräu­­lein zwei Jahre auf einer mild­en Insel verbringen, ohne daß es ihm einfallen wü­rde, ihr eine Liebe der­­­ Märung zu machen. Eine Aeußerung, die die Präsiden­­­­tin mit der Teifen Mißbilligung anhörte, die sie sich dem­ geliebten bewunderten Sohne gegenüber gestattete ; sie verstand nicht recht, was er damit meinte, denn sie konnte sich ihren Harry nicht auf einer wüsten Insel vorstellen — wie hätte er dahin kommen sollen? Es wäre denn, daß er nach Amerika reiste und das Schiff unterwegs scheiterte — aber er wollte­ nicht nach Amerika gehen und wie sollte sich das Fräulein ge Schwarzen Feder hätte nicht jede zu tragen wagen dürfen. Sie sah nicht bloß wie eine elegante Dame, sondern auch wie eine bedeutende Frau aus, und er war natürlich, Daß ihr viele Herren nachschauten, oder sie dem Wagen, als er auf der Terrasse hielt, näher­­ten, um mit der interessanten Begleiterin der Lady zu sprechen. „Es ist ihre zu verzeihen, wenn sie Gelbstbe­­wußtsein hat," meinte Klemens: „Die müßigen Leute, die sich hier zusammenfinden, sind ihr dankbar, daß sie ihnen die Langeweile vertreibt, Die bei den Meisten durch pflichtgemäßes Anstarren der Kunstschäße hervor­­gerufen wird.“ Harry Lachte. Jeden Morgen, wenn die Fremde auf dem Balkon fißend, ihre Cigarre tauchten, traten aus dem Hotel garni gegenüber eine Schaar Damen und Herren, mit rotheingebundenen Neifebüchern als Beglaubigung in der Hand, um die vorschriftsmäßige Tageswanderung zu beginnen. Entschlossenheit sprach aus ihren Mienen, er mußte bis Sommeruntergang viel geleistet werden. Ein halbes Dubend Kirchen ete öffneten den Neigen, danach eine Gemäldegalerie, ein Sculpturenmuseum, die Rummen , sie arbeiteten im Schweiß ihres Angesichts und wenn sie zur able d’Hôte kamen, starrten sie völlig stumpfsinnig um sich. Der Wagen vor Lady fuhr an ihnen vorüber und Beneditta erwiderte ihren Gruß mit graziöser ade auf derselben Insel mit ihm befinden ? Ihr Sohn hatte ein Recht wählerisch zu sein; er Izene war «8 ein immenses Glüc, seine Gattin zu werden und seinen berühmten Namen zu tragen, und zweitens war es eine Ehre, in eine so angesiehene ausgezeichnete Fami­­lie zu heirathen, in der es seit unvordenklichen Zeiten nie ein mißrathenes Glied gegeben . . . Würde Beneditta derartige Vorzüge zu Ihaben wissen ? Er bezweifelte es. Nein, sie hatte sich einen zu großen freien Bli angeeignet, um nicht diese eng­­herzigen pedantischen Anschauungen zu belächeln. Den, dem sie ihre Neigung schenkte, wirde sie nur um seiner selbst, um seines edelsten und besten Theiles willen lieben. Vielleicht würden ihre Ansichten über Ordnung im Wäschichranf nicht ganz gediegen sein, dafür aber würde sie ein belebendes anregendes Kle­­tert in das Häusliche Leben bringen . . . Er lächelte über den weiten Flug, den feine Gedanken — um seinen Preis hätte er gesagt: Träume! — in die Zukunft genommen. — Der Feine Negierungsrath tippte ihn Schuster: „Du hast dieses Album wohl genugsam betrach­­tet? Ich glaube, wir müssen gehen, ich hörte eben, wie der Diener Fräulein Olten meldete, daß sie zur Corsofahrt abgeholt würde." “ Auf dem Pincio wurden die Herren von der Equipage der Lady Cameron überholt. An der Linken Seite derselben saß Benedikte. Das dunkle Sammel­­baret von eigenthümlicher Fagen mit der langen, auf die Geberde. (Fortlegung folgt.)

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