Neues Pester Journal, Oktober 1877 (Jahrgang 6, nr. 272-302)

1877-10-01 / nr. 272

III-ins vietelj. 3.50, monatlich ft. 1:20. anzi. fI. 14, Halbj. fl. 7. | Das „Neue Pester Journal“ erscheint . 1 täglichh, auch an Montagen. ei­­ntag, der 1. Oktober 1877. _ W b Redaktion und Administration: Leopold­t. Sichenplak Nr. 2. Einzelne Nummern Inferate in aufliegendem Der Butsch: in: Siebenbürgen: Budapest, 30. September. Von­ einem Abgeordneten erhalten wir über­­ den vereitelten Freifhaarenzug nach Rumänien die­­ folgende bemerkenswerthe Zuschrift: „Die Regierung hat, sobald sie von dem­ aben­­teuerlichen Unternehmen, welches eine Freifhaar im © zöfler-Zande plante, Kenntniß erhielt, unverzüg­­lich die Maßnahmen getroffen, welche zur Verhinder­tung der Expedition Munition schärfere­r Bewachung, erforderlich, nnch wurden auch die nöthigen­ Schienen, Waffen, und­ Ausrüstungsgegenstände, welche für 043 Freifotos bestimmt waren, wurden die Waffendepots in Siebenbürgen Konfiszirt, unter dem­ Vernehmen militärischen­ Vorbe­­reituugen getroffen, ‚um den’Uiebertritt einer größe­­ren Schaar über Die siebenbürgisch-rumänische Grenze zu verhindern. n entstand m welche die Ink de zur Bildung des Ir vs engriffen hat­ten, from dasse Ibd I­t brung eine ‚ wie sir­en­n allerintimste­reunden des Kabinets als Ne­gierungsplan ausgegeben wurde. .. Es war im Frühling dieses Jahres, als die zufifishen Armeen den Pıuth überschritten. Die Auf­­regung, welche diese Thatsache in Ungarn hervorrief, i­ befaunt. Die unabhängigen öffentlichen Blätter gaben­ dieser Beunruhigung­­ offen Ausdruch, und in den Couloirs des Neichetages rennete er förmlich Interpellationen an den Miinisterpräsidenten. Die in­timsten Anhänger der Negierung wurden mit gras gernbestürmt, ob Denn: Oesterreich-U­ngarn gestatten wolle, daß Rußland Rumänien in seine Machtsphäre ziehe und den Balkan zum­ Objekt seiner Ex­pansions­­gelüste mache? Und die Antwort auf diese Fragen und „Interpellationen ? Mit vielsagendem Augenzwinkern meinten die wohinformirten Herren, , und. allenthal­­ben führte man ihre, Neben,­wohl auf Meußerungen der Minister zurück,, man möge die Naffen­ nur über,den Bruth und über, die: Donamziehen Laffen, und unter Diäfretion — b. bh. mit dem­ selbstverz ftändlichen Auftrage, die Sache weiterzuerzählen — wurde angedeutet, der Plan der österreichisch-unga­­rischen Orientpolitik bestehe eben darin, die russische Arm­ee, wenn sie einmal die Donau überschritten hat­ben­ würde, durch einen Einmarsch österreichisch­­w ungarischer, Truppen in Rumänien­ im­ Mücken zu fassen. Und genau denselben Andeutungen, welche die Freunde des Ministeriums in den Confoird über einen geheim­en N­egierungsplan verbreiten ließen, konnte man­ ziemlich unverblümt in den Spalten der inspirirten Hauptstädtischen Breife begegnen. Heute willen wir, daß jene Andeutungen nicht waren, als Mittel zur Irreführung der öffentlichen Meinung ; heute wissen wir, daß der österreichisch-ungarischen Bolitif nic);t ferner lag, ala Rußland im Rüden zu­ fallen, da man ja eben zu jener Zeit in den­ maßgebenden Streifen mehr als je daran badjte, mit Rußland gemeinsame Sache zu machen. Aber pisant ist es immer: Hin, Daß Die ungarische Negie­rung h­eute daran geben muß, die allerdings Schon unberufenerGeite unternommene A­usfüh­rung jene­ N­egierungsplanes zu verhindern, ierungsmän­ner der ER­EN Sabre als titel zur Staubhaftmachung hier Vorspiegelungen gebrauch­ten. Und wer weiß, ob nicht gerade iene geh­eimnißvollen Andeutun­gen aus ministeriellem Munde den Seim für das nun fast zur Ausfüh­rung gelangte Unterneh­men legten, so,daß die ungarische Regierung heute in die tragiso milde Situation kommt, das Kind ihrer Phantasie mit eigener Hand zweifu­chen“. . Zur Tagesgeschichte. Nachrichten aus ondon willen zu erzäh­­len, daß es­ inTeiterer Zeiti nicht an­ Bersuchen ge­fehlt­ habe. Die­­ englische­ Regierung für den von Deutschland protegirten Gedanken: zu gewinnen, wornach auf die siegreiche Pforte verhalten werden müßte, in die Erfüllung der Konstantinop­­ler Konferenzbefälüsse einzumilli­­gen. Wie es ferner heißt, sol bei Diesen Versuchen auch Oesterreich U­ngarn seinen deutschen Verbünde­­ten Assistenz geleistet haben, ohne daß jedoch Die Bemühungen der beiden, Miphte irmonhmis­han az mine Erfolg erzielt hatten. Js Kondon wil man,bon einer weiteren­ P­ression auf die Türfei und sei:es selbst nur eine „moralische“, nichts mehr willen. Das Aeußerste, was die britische Negierung zu thun gelonnen wäre, bestünde darin, daß­ sie die Pforte in ihrer etwaigen Absicht, freiwillig manche Zugeständnisse zu machen, bestärken würde. England sei entschlossen, der Türsit die volle Aktionsfreiheit im­ Innern zu­ überlassen und findet darin Die beste der Ordnung und die Friedens. Ein Gerücht meldet ferner, Brinz Hallan komme Ende Oktober nach London, um im Auftrage des Sultans die Friedensbedingungen zu­ präzisizen. Diese Nachricht bedarf noch sehr der Bestätigung. Um zw eifriger ist aber das englisge Kabinet bemüht, die Griechen­ im Zaume zu halten, darum bleibt auch die englische Flotte­ im Piräus, allerdings zum größten V­erdruffe der groß­­hellerischen Zukunftspolitiker, welche Heute in Athen das Heft in Händen halten. Herr Trilupis hat­ denn auch in einer langen, Jeote allerlei Hochtra­­bende Heden über­ die Million Griechenlands im In­­teresse des­ dellentomus geführt. 63 wird darin die Behauptung­ aufgestellt, Europa habe im Jahre 1832.da 3 . Königreich vorwiegend zu dem Bimede aufgerichtet, damit e3 die Rolle als Rührer­ des Jel­lentemus Spiele. Der Moment Hiezu sei fest­genom­­­­men; Griechenland habe zwar nicht die Absicht, der Türker feindlich zu begegnen, aber es stehe auf der hellenistis­chen Hochwache und lasse sich nicht einschü­ch­­tern, um­so weniger, als man die Lieberzeugung habe, die Türker harre in bes Momente, wo sie Griechenland alle unabhängigen Staat beseitigen könnte u.­.w. Aus­ den geschraubten Erklärungen­ des griechischen­ Kabinett geht­ deutlich hervor: Hätte Rußland vor Eleona gesiegt, dann wären­ die tapfe­­ren Hellenem­and­ gegen die türkische Grenze mar­­k­hirt, nachden jedoch Ersteres nicht erfolgt­e­, sucht man in Athen durch stolz­lingende Worte den Niüd­­zug zu­ massiven. Dagegen hat man in Belgrad die Masse ziemlich abgeworfen. Die rufstischen Angenten scheinen seinen weiteren Aufschub zuzulassen und so­mit denn der Mobiliserung­sbefehl erfolgt und geht troß der kontrasten V­ersicherungen des serbischen Agenten in Konstantinopel wirst Milan dennoch die gefährliche Bahn des Friedensbruches weiter. Die kriegerischen Ereignisse werden durch das Ein­­treten der Serben in die Aktion kaum eine besondere Veränderung erleiden; auch Die Wiederaufnahme der „internationalen“ Beziehungen zwischen Serbien und Almänien, welch Yeiteres soeben seinen „außer­­ordentlichen Vertreter” in der Verson des Herrn Satargin nach Belgrad gefindet hat, wird auf die Gestaltung der Oriendlrijis feine neimeng­­, werthen Ginfluß ausüben, wohl aber erführt, die ‚politifge Stellung unserer Monarchie durch eine neue Kriegsaktion Serbien eine Bearschlimmerung "schon in­­folge der natürlichen Riciwirkung, welche mit dem Kriege in einem­ Nachbarstaate verbunden it. Ob es wahr ist, daß DOesterreich-U­ngarn dem Fürsten Milan­ gedroht habe, ed­ werde, falls Ser­­bien‘ am Stiege theilnimmt, den Bestrebungen der Partei Naragnorgyevics seine Hindernisse in den Weg legen, Laffen wir dahingestellt. Dagegen deuten offizielse Stimmen darauf hin, daß die­ oft erwähnte „militärische Bereitschaft“ schließlich dennoch für + und eine Nothwendigkeit werden dürfte. Di­e Wählerversammlungen in Ba­ris wurden fast in allen Arrondissements in fürmlicher Weise abgehalten, in einigen Fällen mußte die Polizei einschreiten. Graf G­hambord gebot den Segíti mitte­n, ein offenes Dekennt­­niß ihrer monarchischen Gesinnung vor den Wählern abzulegen. Seine Anhänger beabsichtigen, seinen Ge­­burtstag glänzend zu feiern. Falls ein Mantrelt de „Roy“ ersceint, wird auch Prinz Louis Napoleon ein solches veröffentlichen. Alle Wählerversammlungen in den Vorstädten weisen das sozialistische Programm zurück, weil sie dahinter eine Falle fürchten. Der FS Finanzminister fordert die Finanzbeamten­­ auf, Die Präfekten bei den­ Wahlen zu unterfrügen. Der Erzbischof von Nonen, Kardinal Bonnehofe, wird in den nächsten Tagen von Nom zurückerwartet. Gi über: bringt, wie Air „Gib Pot­to“ erfährt, Sufbusk­­tionen des heiligen Sateı für mehrere Brälaten und hat sie überdies eines mündlichen Auftrages des heiligen Vaters an den Marschall-Bräsidenten zu entledigen. Ausverläßlicher Petersburger Quelle wird mitgetheilt, wer Senat­ habe beschlossen, den Graz zu Nüdkehr zu bewegen. Dieser Be­schluß wird dadurch motivirt, daß­ die inneren Zus­­tände Nußlands zu­ ernsten Besorgnissen An­ak geben, es herrsche im Wolfe eine intensive W­ah­­rung. Die Stimmung der Höchsten reife in Per­tersburg sei eine düstere. Die Auszeichnungen, welche der italienische Kammerpräsident Gr­i3­p t in Berlin erfuhr, finden einen selbstverständlichen Widerhal in Italien, wo die Bartei, welche die Frage der Rüd­­er­werbungßizzas und Savodye mö­gern in den Vordergrund der Diskussion bringen möchte, aus den indirekt aufmunternden Artikeln der deutschen Journale Hoffnungen auf die Reali­­sirung­ ihrer Ideen schöpft. Noch wird aus Nom ge­­meldet: Troß offiziöser­ Ableugnung ist cS. gewiß, daß die italienische Negierung von den­ zu den Mas­növern einberufenen Soldaten um 80.000 Mann bei den Fahnen zurückbehalten hat. Der Ba­­p­st, dessen Gesundheitszustand mit jedem Tage Schlimmer wird,­ hat bei Grnennung eines neuen Samerlengo dessen Gewalt abgeändert. Er betraute ihn mit der Durchführung der lebten geheimen Bulle und bevollmächtigte ihn, das Ko­ne flave unverzüglic zu versammeln, ohne­ erst das Eintreffen aller Kardinäle und­ jener Botschaf­­ter r abzumarten, denen das Recht des Deto 3 zusteht. at re gestellt und wurden 1 Garantie: zur Garhaltung Der Krieg. Ein Telegramm der " times" ans Bukfurest vom 26. b. stellt die Yage der Rufen und­ A­umänen vor Plevna als eine sehr günstige dar. Die Rumä­­nen sollen sich mittelst der fliegen­den Sappe bis auf 50 Schritte der nordwestlich von der Grivica-Ne= Doute gelegenen großen Nedoute genähert haben und den Sturmangriff vorbereiten. Die Nuffen ziehen aber von der Armee des Großfürsten-Thronfolgers so viele Streitkräfte an sich, daß sie bei einen neuen Angriffe mit ungeheuerer Nebelmacht auftreten können. Was nun die Rrimänen­ betrifft, so Haben sie, wie ein Kon­­stantinopler Telegranten meldet, bereits am 21.d. einen Angriff unternommen, der aber zurückgeschla­­gen wurde und es ist sehr zweifelhaft, ob eine z­veite Attaque einen besseren Erfolg haben wird. Mit den bedeutenden V­erstärkungen der Russen vor Plevna soll es allerdings seine Richtigkeit haben. Jedoch ist die Trage, ob das russische Hauptquartier sich nicht neuerdings in seiner Spekulation h­at. Die Schmä­­hung der Armee des Thronfolgers kann no­ ver­­hängnißvolle Folgen für­ die Nuffen haben. Denn Dehemed Ali hat sich ja nicht verpflichtet, um jeder Preis in der Defensive zu bleiben, im Gegenteil steht mit­ Zuvericht zu erwarten, daß er in dein er ar

Next