Pester Journal - Abendblatt, Dezember 1877 (Jahrgang 4, nr. 183-206)

1877-12-14 / nr. 193

Abonnement für Budapest mit täglich a Buftellung, für die Broninz . einmal Bostversendung : monatl. fl. 1.10, amnim. fl. 2.15, viertel. A 8.10, halb­. fl. 6. _ ABENDBLATT. "LTT, EV. Jahrgang Nr. 193 Nachmittags nach 2 Uhr. Das Abendblatt des „Reiter Journal" Rebastion: erscheint täglich, Göttergas mit Ausnahme von Sonn: und Feiertagen Administration tergas Freitag, den 14. Dezember, Einzelne Nummern se ®. bed­elbendblatteh 2 kr. : Isserutesliedals bendblattsrk des se 6. billigst berechnet. Ida : Bei der Voll­versammlung am nächsten Sonntag werden Nyiregybäza und andere Provinzstädte duch Deputationen vertreten sein. Was nun? Budapest, 14. Dezember. Die ARussen sind selbst von ihren Siegen über­­ragt. Nach der ersten Flucht von Plewna hätten sie aum vermuthet, daß ihnen diese gyelte mit der gar­en Yömwenkühnen Bejabung so bald in die Hände falln würde. Die Auffen wissen jet offenbar mit ihren Sie­­gen nichts anzufangen. Hr Programm ist die Pro­­rammlosigkeit. Der Krieg wird luftig fortgeführt, frieg um des Krieges willen. Der Czar führt nach Petersburg und läßt sich von seinen Bölfern als Sieger feiern. Der erste siegreiche Czar seit langer Zeit. Die russische Eroberungspolitik hat echt ber­halten. Kein Staat in Europa macht Miene, der Tür­­ker, zu Hilfe zu eilen. Man überläßt die Türkei ganz und gar ihrem Schdjale. Und dieses Schidjal scheint Fein glänzendes werden­ zu sollen. "Denn die Ruffen haben nun die Straße Pe nach Adrianopel. Die eine furchtbare Armee des Gegners, unter Osman Pashas Führung, it vernichtet. "Halb zersprengt ist Die Armee Muth:­tar’sorund, schon " wanzt auch Erzerum. Intaft stehen nur Suleiman Pajida und das eftungdopiered, während in Sofia und 77 apjat none Trarnnort ofin slamntonnarn FE Ű Saft scheint es, als ob man in Stambul sich noch nicht fü­r geschlagen erachten würde. G Selbst der Fall von Plewna hat am Goldenen Horn seinen so bestürzenden Eindruck Hervorgerufen. — In­ alter Seelenruhe wurde das türkische Par­lament eröffnet und die Fortführung des Kampfes bis auf3 Xeußerste, ventilirt. Wahrlich, ein solcher Heldenmuth ist zu bez­wundern. Wird derselbe auch mir von Dem verdienten Erfolge gekrönt sein ? · ’««Wird nicht die Türkei nach einem Jahre zu weit ungünstigern Bedingungen den Frieden schließen müssen,alses noch heute möglich wäre. »So so ist er mit der wahren Tapferkeit.Sie schlägt si bis zum letzten Blut­ tropfen und fragt nicht nach dem Erfolge. Vielleicht Hofft man in Stambul bei dem Indie­­rängeziehen des Krieges doch die Unterfrügung des einen oder andern Staates hervorrufen zu können. Die Stimmung des Volkes in Ungarn und England ist der Türkei günstig. Vielleicht erzeugt sich aus dieser Stimmung irgend­eine wesentlich Hilfe lei­­stende Aktion. Vorläufig beherrscht M­ußland die Situation, scweigt in seinem schwer errungenen Triumphe und weiß nicht, wie ihn auszubeuten. Zum Unglüce verharren fünstliche europäische Staaten in undurchdringlichem Stillfe Zweigen, wie verblüfft, von der ungeahnten Größe der Ereignisse, welche einen fatalen Charakter tragen. Der glücklichste Mann ist Graf Andräsy, denn unter­ allen Umständen, ob Pleona stand oder fiel, gaben ihm die Ereignisse Re­cht. Aber fragt mich nur nicht, wie? und zweitens, daß sich , Hon", wie sein Herr und Meister, auch bereits ganz in die Arme der Rusien geworfen hat. Die Tendenz Budape­st, 14. Dezember. " Dem „Hon”" wird aus Wien geschrieben:: „Wie ich höre, werden vierdünftel des Nothbuches aus offiziellen, demnach authentischen Berich­ten über die türtischen Zustände in genere und über das Los und das Schid fal der in furgirten türfischen Pro­vinzen und der hbrifilih den linter th­ame­n in specie bestehen. Der unbefangene Leser wird fi nach Durchsicht dieser Altenftüde gestehen müssen, dab selbst Helfy oder Ragälygi — ohne sich zu befgmusen — für das Interesse und zu Gunsten der Türkei mehr zu thun kaum unternommen hätten." — So meit „Hon", das ıma mit dieser Mittheilung einen zweifachen Beweis liefert : Exstenz, dab des Notchbuces eine aufophile sein wird, k % Die "Daily News" erfährt: Der jchmentsche Mili­­tär-Attahs im russischen Hauptquartier, Hauptmann War­­berg, kam in Gala am 4. an und ging an demselben Abend nach Stocholm ab. Er warb mit großer Auszeichnung von dem Ezar empfangen und erhielt von demselben den zufff­­reien Wladimir-Orden. Man schenkt diesem Umstanden in Eng­­land viel Aufmerksamkeit und erblicht darin einen ruffischen Plan, Schwedens maritime Stellung in der O­stsee für seine Interessen nusbar zu machen. * Den Hall von Plesmna bespricht die , Brov. Corr.” in der Spiße ihrer fegten Nummer in einem Artikel, dessen Schluppsäge folgendermaßen Lauten : „Der russische türkische Krieg ist in eine völlig neue Phase getreten : es wird der Türkei sehr s­chwer werden, sich den ü­bermästigenden und möglich­weise entscheidenden Folgen der neuen Wendung noch auf längere Zeit zu ent­ziehen. Rußland aber, sein Kaiser und sein Heer, können auf den Feldzug von 1877, welcher mit dem wunderbar gelun­­genen Donauübergang, mit der Eroberung des Schiplapasses Kal he Erfolgen von Hars und Plewna geführt hat, mit Stolz und mit Zuversicht übliden." Ordentlice Rasse verhielt, wie die „Prov. Core." an anderer Stelle meldet, am Montage d­ur­ch ein Telegramm des Kaisers Mlerander von Ruppland Die unmittelb­are erfe Kunde von dem Waffenerfolge der ruisiigen Armee von Plewna um­sprac­h einem Taiserfischen Freunde seine herzliche Theilnahme an dem wichtigen Ereignisse durch einen telegraphi­schen6il­dwunschh­aus, in der Der Krieg. Budapest, 14. Dezember. Die Abreise de Kaisers Mlerander nach St. Petersburg ist für Samstag festgefebt. Die russischen Verluste in der letter Schlacht von Bretona sind noch unbekannt, doch heißt es, daß sie sehr bedeutend seien, während die rumänischen Verluste al geringfügig bezeichnet werden. Dagegen sind die Verluste, welche die Armee Osman Paschas in dem sechsstündigen Kampfe am 10. Dezember­ er­­litten, in Folge des konzentrischen Geschoßfeuers, wel­­chem sie stundenlang von mehreren Seiten ausgefecht war, furchtbar. Ebenso wie der verwundete Oman Baja der Pflege der ärztlichen Abtheilung des russi­­schen Hauptquartier übergeben wurde, werden auch die türkischen Gefangenen von Plerona mit aller von den Verhältnissen gestatteten­­­ücksicht behandelt. Gortschatoff sammt der ganzen diplo­­matischen Kanzlei wird den Czar nach Petersburg ber­gleiten ; nur Staatzraid Nelidoff, vieleicht auch Ignatieff, verbleiben im Hauptquartier des Großfürsten Nikolaus. Einer Meldung der „Bolit. Core.” aus Bel­­grad vom Heutigen entnehmen wir, daß das serbische Freiwilligen-Korp unter Oberst Blajtovic, welches vorgestern von P­aracin ausmarschirt ist, das Nachtquartier in Banja Aleki­ada nahm und Beute sie gegen die Grenznähe des Nischer Thales in Bewegung jegen sol. Dieses Korps hat — für den Fall der Krieg-Erklärung — die Bestimmung, die Grenze gegen Nisch sofort zur überschreiten. Nach in Belgrad verbreiteten, jedenfalls der Bestätigung be­­dürfenden Gerüchten, soll die Vereinigung der Ser­­ben und Rumänen in 5 Tagen bei Widdin statt­­finden. Die in Kul­a ver­hängten rebellischen Milizen ergaben sich nach einer an sie gerichteten Aufforderun­ g. Namens Blafanovac, wird vor ein Kriegsgericht ge­­stellt. 13 Kaufleute in Semendria wurden­­ wegen kommunistisch - konservativer L Umtriebe verhaftet. Die meisten aufständischen Heiligen verruth­en si aus Das Benehmen der türfisdjett Sol­daten­ in Tropola, dem Stammsige des Fürsten Ka­raz georgepic ruffisder Gefangenschaft — so schreibt der Korrespondent der „ Morning Bot“ aus Beters­­burg — ist über alles Lob erhaben. Mit nur weni­­gen Ausnahmen sind die Türken, seien es nun Balgzi- Bozuls oder andere Irreguläre, Muster von Ord­­nung und Glittsamkeit. » Militärische Zucht ist fast nirgends aufgelöst worden;die gemeinen Soldaten gehorchen noch wil­­lig den Befehlen ihrer vormalige Infiziere,obwohl die Letzteren kein Recht mehr zu kommandiren«,­be­­sitzen-Die in Riga und Mitau internirten Efendis und Paschas haben das Voruntheil gegen Türken im Allgemeinen um ein Beträchtliches verringert..Die mei­sten von ihnen haben eine­ französische Erziehu­ng genossen,sind ruhig und gemäßigt und ertragen ihe scheinen einigermaßen Skeptiker in Bezug auf das vom Koran ausgehende Verbot des Weines, sind je­doch im Genusse der Getränke „jeher mäßig: Das Wesen der oberen Offiziere wird besonders empfohlen, mania aefällt ihr Benehmen neuen Rinder und en. Mißgeshik mit ruhiger Würde. Viele­ von ihnen . 3 Das Lager zu Schipka. Budape­st, 14. Dezember. Man schreibt der , Bolit. Core.” aus Adriano­pel, 2. Dezember: Um die Zustände auch in den mir bisher fremdernt Theilen des Adrianopler Bilajets aus persönlicher Anschaur­ung kennem zu lernen, begab ich mich über Zirnowa«-Semenky, Sent-Sagra nach dem vielgenannten Esli-Sagra, von wo ich nag zweitägigen Nitte in Keranfyk eintraf. Nach Dugen­­den zählen hie rauchgeschwärzgten Trümmerstätten, die man hier als stumme und doch so beredte Verkünder der Gräuel­­isenen, welche sich in dieser Gegend abspielten, erblidt. Der frühere Wohlstand der Gegend ist dahin, die früheren Be­­wohner befinden si heute zum größten Theile nicht mehr unter den Lebenden, sie wurden theils im Kampfe­­ getöbtet, theils aufgehängt, der Heine Reit, der Kiesem Schidjale ent, ferner über 90 Gefüche, darunter mehrere Gebirgsbatterien, und außerdem 18 Mörser. Die Witterung war in den Yeßten Wochen sehr veränderlich.­­ Der größte Theil der türkischen Arm­ee­ ist bereits ba­­racirt. Die Verpflegung ist allenthalben gut und auch die Bekleidung theilweise nicht schlecht. Man erwartet täglich die lone noch immer einen Stand von 34—35.000 Mann auf, gangen, zerstreute sig in alle Richtungen und­ die M Wenigen, welche noch auf ihrer eigenen Scholle Erde geblieben, be­­trauern den Ruin ihres Vebenzglackes. In Kezanlyt traf ich mit einem befreundeten Mirralai (Oberf) zusätlm­en und fan in die Lage, einen kurzen Ausflug nach dem etwa eine deutsche Meile entfernten Schipla zu machen. Wesentliche Veränderungen in der Stellung der beiden. Gegner haben nicht stattgefunden. Während meiner An­wesen­­heit betchoffen sich Türken und Nuffen gegenseitig mit ziem­­licher Heftigkeit, wobei ich die Wahrnehmung machte, daß die Türken auf dem Shipfa-Berge etwas an Terrain­ gewonnen und einen neuen Laufgraben gegen Sveti-Nikolai errichtet haben, so daß die Entfernung der beiden feindlichen Borposten heute nicht mehr als 200-220 Meter beträgt. Die Verluste der Zarfen in den lebten 8 Tagen­ betrugen an Zodten 1 Offizier, 62 Mann und an Verwundeten 5 Offiziere und 143 Mann ; die Verluste der Rufen düssten bedeutend größer sein, da das türkische Feuer ein intensiveres war und weil die türkische Artillerie sehr gut eingeschossen ist und selten ihe Bier verfehl. Im Verhältniß zu den Strapazen, denen die lagernden Truppen Icon so viele Dionate ausgefegt sind, sowie der Stärke der Armee, muß der Gesundheitszustand ein vortreff­­licher genannt werden; die Zahl der Franken beträgt nur 7—8 Verzent. Die türkise Armee meist nach Abzug der kürzlich als Verstärkung nach Sophia abgeshichten 9 Bataill­­­­­e, die Waffen au­ftreten. Der Anführer der Menterer,­­Antunft neuer Mäntel und anderer Montursforten, De, .,»

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