Neues Pester Journal, März 1878 (Jahrgang 7, nr. 60-90)

1878-03-01 / nr. 60

\­­ \ ) , nt . Abendstrmeutz —--.-—-..«— Inv!tatlichfl.1.20.,» -edatio'- .Ut.Kt«-iesx-I ominiftratior; . Einzelne Nummer , Inferate nach aufliegenden Carif. ·Z­erFkrieg­ schaß. Budapest, 28. Februar. Das .also: ist des: Pudels' Kern! Dev. Sechzigz Millionenzft recht: wird­ allerdings: von den Delega­­tionen gefordert, aber ein Krieg 'wird’"ganz, be­stimmt nicht geführt: " werden, "und man wird schwerlich "vie, provisjorische" " Okkupation Bosniens und der Herzegowina von der Hand unweiten tönz nen. Das­st der Inhalt zahlreicher, von Friedens­­seligfeit­s triefender « Wiener: Korrespondenzen,­­ die theils im­ Grauen Haufe, theils am­ Ballplabe, ent­­sprungen sind, und deren Bräludium­ die gestrigen Wiener­ Telegramme bildeten, welche die von der „politischen Korrespondenz“ und sonstigen inspirir­­ten. Wiener Blättern verbreitete Nachricht über An­häufung­ ruffisher­­ Truppen , an: unseren ‚Grenzen kategorisch dementirten. Was­ diesen umvermittelten Anschwung in ‚Wien herbeigeführt hat, wissen wir nicht,. Die so harmonisch zusammenklingenden, obwohl, ‚wie ges sagt, von verschiedenen "Seiten ausgegangenen Enunziationen "enthalten nicht die kleinste Andeu­­tung darüber, ob Rußland nur das allernichtigste Zugeständniß an unsere­n Interessen gemacht habe. Auch ist nirgends die Hoffnung auf das­ Zustandes­kommen­ einer­ Konferenz­ oder eines Kongresses aus­­gedrückt, von welcher Versammlung, ja doch. unter den­ vier Milliarden .- Erdenbewo­hnern. : vielleicht Einer erwarten könnte, daß sie die Umflammerung unserer Kehle durch die Tufischen ‚Krallen Iodere and uns Raum zum Athentholen - Schaffen, würde. Ganz im Gegentheil: wird mitgetheilt, ‚daß die Berz, fam­mlung ; oder Dach der­ 'Termini des Zusammen­­trittes jeder: »singwürdig geworden » je, » Und: das Altes geschieht in einem’ Tone, als ob: das: gestern und immer so ’gewesen sei, "wie es ‚heute, sein sol, als ob im auswärtigen­­ Amte, in den Barlamenten,­­ unter den Völkern Niemand etwas Anderes erwar­­tet, versprochen oder gefordert­­ habe, als ,daß, der Gar uns beim­­ Verschlingen der, Türkei, einen­ ab­­genagten Knochen von feiner üppig befegten Tafel zu roerfen werde und wir dam­it zufrieden sein müßten, wenn wir auch daran erft­den sollten.. Die Sntterefe­ien ‚der, Monarchie , sind» heute ganz in „Vergessen­­heit“ gerathen. Die Delegationen» solen nun die sechzig Millionen’ beiwilligen, nd «"Lolo«ald­ das,­«Geld im Kartsen.klingt, Der Friede auf die Erde springt. Nur betreffs eines Punktes halten es die Eingeweihten­ geboten, die leuchtende Flamme ihrer Einsicht auf­ die Häupteri unseres Volkes niederzu­­lassen. Da der zu fordernde Kredit nur zu Mo­­bilisirungs>, nicht zu Kriegszwecken verwendet wer­­den sol und, wie wir vermuthen müssen, die an­­gestrebte Oskupation mittelst einer anderen, größe­­ren Anleihe durchzuführen­ wäre, so. Könnten naive Seelen fi ‚den­ Kopf ‚des­ Kriegsministers darüber zerbrechen, was­ mit den sechzig Millionen anzufan­­gen wäre. Zur Beruhigung Dieser beängstigten. Ge­­mütliher, welche wähnen möchten, daß es befrei­ sei, nicht­ erst für­ hohe­­ Zinsen Mobilisirungsgelder zu leihen, wenn wir nicht­­ mobilisiren wollen, wird treuherzig versichert, daß der Kriegsminister für die fragliche Sunme gar nach „Plan und­­ Verwen­­dung“ finden­ werde. Wir glauben’s gern , wo hätte­ es jemals einen S Kriegsminister gegeben,­­ der nicht ‚jede ‚Summe­­ zu plack­en und zu verwenden wußte? Andere Wiener Ministerielle sagen es rund heraus, daß der Ertrag der Anleihe zur Bildung eines Kriegssuakes nach Muster und im der Höhe des preußischen dienen soll, über welchen ‚der Kriegsminister ohne vorhergegangene, oder nachträg­­liche, parlam­entarische "Bewilligung und "ohne­ par­­lamentarische Kontrole verfügt. Also : Feine Retzung der­ bedrohten Steressen unserer Monarchie, son­­dert Okkupation Bosnien und der Herzegowina‘, Krieg nicht gegen Nußland, fordern gegen den Konstitutionalismus, Dem auf das Entschiedenste­­ves Gesiäht,geschlagen­ würde, wenn man hinter: tüds­amter,‚falschen 'Vorspiegelungen, den­ Vertre­­tungskörpern Dasjenige entlodt, was sie in klarem­­ Bewußtsein des wahren Zieles nie und im­mer bes­willigen würden. Sieht­ man genau zu, Jor­ft­ in jenen­­ inspi­­rirten Wiener Briefen nichts, mehr, und nichts, we­­niger ‚enthalten, als » das indivelse Eingeständniß, daß: Alles, was seit Jahr und­ Tag vom" Ball­­plate aus »verkündet "worden, nichts als eine im Einverst­ändniß mit­ Rußland gespielte Tolosjale ‚Komödie, Veit "einziger "ungeheurer Vollabetrug gez­wesen, daß die in der­­Weltgeschichte beispiellose Wißhandlung und Beraubung des Besiegten durch Rußland und die Abfertigung Oesterreich-Ungarns doch einen elenden ‚Antheil an der Beute schon vor den Kriege zwischen den Kabineten­ vereinba worden; dak al’ die zahllosen Neven und 3 tungsartitel, welche von Wien aus gegen Rußla ertroffen sind, eh­el. Humbug waren, bestimmt, d ob des Tuifischen­­ Nechtsbruches und der in Monarchie drohenden Gefahren tief erregte Bot­gefühl irre zu leiten. Daß es in Wien, so man Köpfe gegeben, welche damit vollständig einü den waren, daß in Petersburg und Moskau flavisch-absolutistischer Einheitsstaat Oesterreich vor dem­­ Kriege ein Ziel der Sehnsucht geneje sein mag, daran ist sein Bzweifel, daß in längst mächtige Faktoren für die Einverleibe Bosniens "wirkten und der Triumph D dieser El­mente Tag für Tag drohte: wir haben verrannt, und tnnsere Testtägigen Artikel war eine­­ fortwährende dringende Mahnung zu M trauen und Wachsamkeit. Nur das übertafert um und jagt ung Bestürzung ein, Daß die überreiche Erfüllung aller panflavistischen und reakti­­onstische von Federn,welche in­ die Tinte" des auswärtigen Amtes ge—taucht­ waren­,war wird­ noch dazu,wie«etwaå ganz Selbsts l­cieg,ohne Motivirung,ohne den Wert Erklärung oder Rechtfertigung. —­­St Graf Andrassy noch Minister des Ab­wärtigen ? Oder hat er sich bereits allen Einrfh jes begeben? Denn daß er und daß Tipa geholfen hätten an der­­ beispiellosen Strefü de eigenen Volkes. können wir, trog Allem, geschehen ist,noch immer nicht glau­­ben.­Sel»bist betrogene Betrüger mögen wir­ sie nicht da selbst dag können wir nicht zugeben,daßsie» wissentlich als spasnische Wand gedietzt habetji,ss hi­ter welcher die­ russophile Hof-und MilitärporQ­s die,Annexion Bogusens und die Beschaffung, eiserneerNüstungsfonds für diesen Zweck vorbers­teten.Demt wären sie,was wir bestreite,j1..;spe. Handlumgsweise widers ihr Volk fähig,josw wenigstens das auswärtige Amt mit dem Ab fender Maske gemartet haben,bis der Krhi., schatzt unter dem Titel»Vertrauens«­oder „Mobi Hiirungsssredit“ bewilligt war. Sie haben fü­nft als­ voraussehende Staatsmänner bewalt; haben vielmehr dem Todfeinde Oesterreich-Ungar eine beflagensmwerthe Vertrauenzseligkeit entgegen Hälfte Türken sind, gleich den Boutiquen der hit­lichen Bafeure, mit Porträts des russischen Kaiserpaar Nizara, Milan’ und der griechischen Königsfa geschmückt. Die unglaublich duldfanen türkischen B herven haben selbst während des­se an­ der breitung der ‚Daily News“ und dem Aushängen in Porträts niemals Anstoß genommen. In den El Städten, namentlich in denen Borderasiens und Arm stehen die „Kasino’s” an Eleganz noch meit unseren gemeinsten Schnapsboutiquien zurück, doch i Publiktum weitaus gefitteter — Erzejfe Berrunten sind "beinahe "ganz unbekannt.: Ich selbst Hal wei folder Vorkommnisse gesehen: in Kara hieb Oberst amott Bey, ein Szetler aus’ Kronstadt (er hieß u ER er , Der: „Stoff“ im Orient, Original­ geuikfeton des‘ ‚Neuen Pister‘ Fortrmal".) Budapest, 28. Februar, Zehn, wie Wein Daraus zu machen wär’, gegeben and „Als Noah aus dem Kasten war und ihn „das Maffer fgmechte gar nicht sehr", da griff bekanntlich „RE HERR: wa Paradies und gab ihm einen­ Mein­­tod süß.” Der Herr sol ihm sogan a­n gute Zucht und ihn. Alles „so und so‘ gezeigt haben. Die Geschichte­ steht in. Der­­ Bibel, und als guter Christ mu is­t sie glauben. "Sollte je meine Gläubig-­keit erfchüstert und ich per. Heer Einer werden 19 würde daran nicht die­ Dreieinigkeit , Dies unbeflecte Empfängnis oder die Unfehlbarkeit Schuld'sein — Der gleichen Tapf si nicht Tehen, hören, riechen­ Trieden oder fühlen z vod ala id den ersten Schlud Weines i i der Nähe des" M­arat getrunken , fiel der­ 'erste’ Zunfe des Zweifels in meine Brust, und die ‚seit meiner Rüdtchr geleexten Flaschen Adlersberger, Somlauer,­ Billanger u. 5. mw. haben. ‚den­ Zweifelsbrand noch nicht ‚völlig auslöschen, können. Wie man der Her: fid Den Wahne hingegeben haben, er vermöchte mit­ d» te fer. Gorte den Noah, für dessen­ erfolgreiche thierkonservatorische Bem­ühungen zu belohnen? Und wie kann Noah: darob»ohn’Maßen froh«gewesen sein und dreihun­­dertnochundsechzig Jahre lang den Genuß solchen Giftessigs ausgehalten haben.Wegreif’s wer’s­­kann.Auch der Psalmist,ist mirsverdächtig, sintemaler gelungen,daß,,der­—Weinerfreue des Menschen Herz«,während doch der­ Jerusa­ len1er, Bethlehemer, Hebroner, Sidemer, überhaupt: der Bar­lästinenser mehr Leibmweh, als Freude verursacht. : Und: Teldit,.an dem Bergpsalmisten „werde ich, irre, der..da im :,Gaudeamus‘ meint, daß: „wer. Etoff. Des weisen Salomo­ war: zwar. von feinem­­ Hauche.“ Ach, er hat in Heidelberg: ‚nur. einen verflucht, ‚feinen Treppen“ getrunfen. Dagegen habe­ ich mich­ im Orient mehr und mehr in den Selam hineingetrunfen. Mohamed war unzweifelhaft ein gescheidter Kopf, als er seinen Belennem zwar nicht den Weingenuß verbot, doch sie vor demselben dringend warnte und den Wein für Die Ungläubigen bestimmte, ganz wie die Inquisition den Veteren die eiserne Jungfrau, den spanischen Stiefel und die Daumsehrauben zugedachte. Wer dabei raffte un­ter grausant "gewesen, ob der Sohn Meta’, ob Peter Arbuez, ich; mag es nicht entscheiden. In den meisten Heinaftatischen Küstenstädten ist’s freilich,,, Dank der von „Bater“ " Balugyán in Brehburg entwideten Rührigfett, nicht gar zu arg , gelet­­tet von den Österreichti­epr ugartischen Konsuln findet dort jede durftige Seele "eine Duelle, die Tolajer und mat. -anderen­ edlen ungarischen Saft sprudelt. "Auch wo" sich große Militärlazarethe finden, ist vollständiges Weichmachten europäischer Kehlen nit zu fürchten. Die Klage Moltke’s, da Die von religiösen Vorur­­theilen befangene türkische Regierung selbst den der Stärkung bedürftigsten Kranien seinen Wein zusormen lasse, "hat heute keine Berechtigung mehr; für alle großen Lazarethe werden bedeutende Duantitäten trefflichen Bordeaus angeschafft. Doch da zeigt sich wieder,­ wie Christen und Suden den Mohamedanern an Toleranz und Humanität überlegen sind . Die euro­­päischen Aerzte sind, nämlich ängstlich besorgt, den Verwundeten und Kranken die­ vom­ Weingenuß uns trennbaren Gewissensbilfe zu ersparen, und von edler Opferfreudigkeit beseelt, gießen sie "den Bordeaux unter Die — eigene Krawatte. An den größeren Serviionsstädten befinden sich auch sogenannte Kafınoz, im welchen nur Branntwein getrunken wird und — der Form wegen ein Reglement "in­ französisger, türkischer, griechischer, armenischer Sprache angeschlagen it, demzufolge nur Mitglieder eines vorgeblichen­ „See­­ch­fels" Zutritt finden.­­ In­ Adrianopel und einigen anderen größeren Städten legen in den nicht ganz Der Eleganz und Des Ramforks ermangelnden Kasino’s einige ausländische­ Zeitungen auf, darunter stets das türken­­ö fendlichste Blatt der Erde, die „Daily News. Die Wände sind, obwohl­ die Besucher mindestens zur­sprünglic­h Bir“), in der Trunfenheit einem Ti (Unter-Offizier) die Hand ab und ein: Betrunf Kapitän­­ verfolgte, mit gezogenem Gabel auf diversen ‚Straße, von Kara nach dem Lager Hagdiha = Dagh einen Kavalleristen unser dem Lande, Derselbe wolle’ defertigen. Wir fielen ihr den Arm und nach kurzem Zureden wurde er Tv und nüchtern. Derartige Speltafel find — wie Hi die äußersten Ausnahmen; der Naush werde vielmehr Die reichen Herzenztugenden der Türken, unershöpfliches Mitgefühl mit Armen und Elenden. Bor dem Krimkriege war das Schnapstrinken unter den" Mohamedaner" die äußerte Ausnahme, doc während der Anwesenheit der französischen und englischen Truppen hat dieser unvermeidliche Beglei­­ter der "christlichen Zivilisation weite Volleihichten erobert. Die­ Kriege in Arabien und der letze Krieg haben leider auch viel zur Verbreitung der Brann­ten­ Pest beigetragen, deren Propagatoren die 99 von Dífiatere, namenlich " Diejenigen europäischer Zunft, und die christlichen und jüdischen Aerzte sind. Stellen­weise hat der Soff Dimensionen angenommen, welche für die süttliche und­ körperliche Nobuftheit' der Osmanen Fürchten laffen; zum Glück herrsscht unter den anatolischen Bauern no tiefernste Religiosität, welche jeden Berívok gegen die Mahnungen des "Broz Ze­za­it u Die heilige Nummer umfaßt zehn Seiten. "SZ

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