Neues Pester Journal, Juli 1878 (Jahrgang 7, nr. 180-210)

1878-07-01 / nr. 180

— —— — — — . — Budapest, 30. Juni, fast alle. Abgeordnete vor ihren. % Der Reichstag ist­ geschlossen und, in den näch­­sten Tagen, werden Wählern erscheinen, um N­ehenschaft über ihr Wirken im Parlamente zu geben. Hand in Hand Damit gehen vie­l Einleitung zur­­ Wahlbeiwegung, Dem Vorspiele der für die erste Hälfte des August in Aussicht tes­tenden Abgeordnetenwahlen. In mehreren Wahlbezir­­ken hat man nicht erst den feierlichen Schluß des Reichstages abgemartet, um neue Kandidaten aufzu­­stellen. Weder die hierauf bezüglichen Vorgänge im Tiebenten :Bezixte der Hauptstadt vereh­ren wir, an an­­derer Stelle, hier aber: verzeichnen wir die Nachricht, Dab in Sahbereny gestern Die zur vereinigten Opposition gehörenden Mähler­ in einer sehr zahlreich besuchten Versammlung den Baron Béla Lipthay, am in Balaffa-&yarmat ebenfalls gestern die zur an­­gehörenden "Wähler den bish­­erigen Vertreter eines­ Somogyer Wahlbezirkes Herrn DBaul Szontägh als Kandidaten proklamirten. An B.­Öyarmat hielt Herr. Szontägh, der von diesem Be­­zirke aug) im Jahre 1865­ zum­ Abgeordneten gewählt wurde, vor ungefähr 600 Wählern sofort seine Pro­­grammrede, welche sehr großen Beifall fand, ” 7 va RR, 2 Menes Belter Jottrnal, a­­f A präfesten mit Fahnen und SYillen zöftihe Nepublis) tragen, gejdmi 0. Stadt gegeben übit Sa "nur ein ‚Heu . .. x...’gsl·mxedenn die Sache in der heutigen Sitzung auch nicht«z«·terErl»ebigu«ng. Man läßt Ihren Bevollmächtigten noch ein wenig zappeln; nur Rußland — wie immer, Die ver­­körperte Treue und Biederfeit — hat seine unbedingte Zustimmung­­ gegeben, ganz wie es Dieselbe in Neich­­hat. Damals war die Zustimmung unter Der­ Bedingung erfolgt, dat Desterreich-Ungarn die Autonomisirung Bulgariens bis zum Balkan gestatte­ ya Nurland erst zu, nachdem Graf Andraffy Die Bildung eines über den Balkan hinausreichenden­­ Fürstent­ums Bulgarien­ und eines autonomen Runtelien Lonzech­t hat. Und nun zweifle noch Einer an Der — CSenialität ihres Diplomaten, der heute für größere Zugeständnisse erfauft,­­ was­ er, vor zwei Jahren für Heinere, Konzessionen schon „e­rfauft. hatte. Es scheint Doch, daß jener hochstehende Engländer Necht hat, der mir­ gestern sagte: „Wo die Diplomatie anfängt, hört Der common sense «(gesunde Menschenverstand) auf.” „Die Lösung der­ orientalischen Frage” — sagte mir vor Sahren scherzend ein anderer Engländer, ein Offizier — „wäre sehr einfach; man schneidet die Baltanhalbinsel von der Mündung der Morama bis zu Derjenigen des Shrymon in zwei­ Hälften. und ver­­tauscht die Hjt­ihe mit der unweitlichen Hälfte. Bosnien und Albanien würden wir den Rufen gönnen — sie könnten in Albanien einen zweiten­ Kaukasus finden. Und wenn Oesterreich-Ungarn im Berge von Bulgarien (unter welchem bis zur Konferenz von Konstantinopel‘ Ledermann nur die türkische Donau-Provinz, abzüglich der Dobrudscha, verstand), Numerien und Thrazien wäre, hätte die Welt sich nicht zu befragen; „denn­ die östliche Hälfte der Balkanhalbinsel, mit ihren Terrassen, weiten Ebenen und gesegneten Thälern ist leicht zu­ bez Herrichen, Doch die weltliche wird­ stets unbotsam (anruly) sein.” Nun, jeht verschlingt Rußland den Tetten bulgarischen und rumelischen. Biffen und­­ Oester­­reich-Ungarn bekommt von den umverbaulichen Knochen nur einen (Much, dieser ist viel zu viel. D. Ned.), nämlich Bosnien, weil Stalien nach dem albanischen Knochen [knappt und Epirus, Thessalien und­ Mazedonien für Griechenland in­ Essig, gelegt, und zum­ Beispeisen mürbe gemacht, werden. Ausland, Zur Tagesgeschichte, Budapest, 30. Juni. Die brieflichen Privat-Mittheilungen vom B­e­r­­liner Kongreß­stimmen keineswegs mit den­ of­­fiziösen Siegesberichten betreffs­ der Osf­ipation Bosniens und der Herzegomwina über ein­­en Steht, sogar , außer Zweifel, daß in Dieser Stage noch sein Beschluß gelacht worden ist, und hat nicht nur die Pforte dem Einmarsche unserer Söhne in Bosnien widerspricht. . Ein Wiener Brief Der bez] d Kanntlich mit offiziellen Kreisen Wiens innige Fühlung amterhaltenden „Bohemia” stellt sogar in Aussicht, Dach die Annexionspolitik des Grafen Andrasfy an Dann, wenn dieselbe vom Kongresse sank­ionirt wäre, eine unverhoffte. Doch umso mächtigere Gegnerschaft finden werde. Dem un­fer Monard, der zu den leuch­­tenden Zügen seines Charakters auch die Achtung vor der Souveränität jenes anderen Fürsten zählt, werde ein Mandat des Ko­ngresses nicht für ausreichende Rechtfertigung der Um­taítung der Souveränität des Sul­tans anfehben . pa An der morgen stattfindenden Situng des Kont gresses werden die griechische und Die rumüs vische Frage zur Behandlung gelangen, und zwar die erstere auf­ Grund eines von Waddington ausge­­arbeiteten Vorschlages. Die rumänischen Delegirten haben eine besonders schroffe Abweisung beim Grafen Andrasfy erfahren, der ihnen erklärte, vom Erhabenen um Lächerlichen sei nur ein Schritt, und sie sollten es nicht auf Don Duizotiaden einlaffen. Unter den Bevollmächtigten eigener Mache be­­findet sich auch der aus dem­ bosnischen Aufstände be­­kannte „General“ Despotovica, welcher mit serbischem oder wohl richtiger russischem Oelde hergez laufenes vaterlandalofes Raubgefingel unterhielt, das schließlich von den Türken mit leihter Mühe über Die Grenze geworfen wurde. Er hat dem Kongreß eine Bittschrift bosnischer Christen unterbreitet, welche eine Bereinigung dieser Provinz mit Serbien anstreben. Fast gewinnt er den Anschein, als sei Bosnien in Den letten Jahre zu einer Art Viersuchsfeld für politische Agitation gemacht worden; denn wenn wir und erin­­nern, wie viele Petitionen auf ihn für­ den Anschluß an Oesterreich- Ungarn, für Verbleib bei der Türkei oder schließlich für Verbindung mit Serbien hervor­­gegangen­­ sind, so­ könnte man leicht dem Argwohn kaum geben, Daß die­ verschiedenen­ Agitatoren ohne große Mühe lediglich, durch nicht allzum­auserige Spen­­dung türkischer Lires, russischer Imperials oder Krems­inger Dukaten Die Listen der. Unterzeichner­ zu füllen verstanden haben. Auch der berüchtigte rufsische Agent Dozidarevich Wesselit­g, der sich schon seit drei Jahren­ als­ V­ertreter der­ bosnischen Najah geirrt, hat dem Kongreß-Bröszipium zwei Memoranden über­­reicht, in welchen Seitens der Herzegowina, der Ans­chluß an Montenegro, und Seitens der Bosniaken die Bereinigung mit Serbien begehrt wird. Die Arme­­nier haben am Freitag ihre in einem Memorandum enthaltenen Reformvorschläge für Türkisch Armenien unterbreitet. Die Forderungen sind im Ganzen­­ beschei­­den, nur Daß in dem, zumeist von Mohamedanern bewohnten, Lande die­ Miliz ausschließlich aus Christen bestehen sol­ it offenbar ungerecht. England dHesarmirt.­ In Portsmouth ist ein Befehl von der Modiralität eingetroffen, das Truppentransportschiff „Euphrates“ unverzüglich nach Malta zu entsenden. Die weiteren Transportschiffe „Srofodile” und „Serapis” sollen bald folgen; das erste am 5., das lebtere am 6. Zug. Da die Schiffe seine­ Fracht nac­­h Malta einzunehmen scheinen, so liegt die Vermuthung nahe, dass der Zwed ihrer Reise der ist, die erst kürzlich von Indien nach Malta ver­­schifften Truppen, nachdem sie ihren­ Zwed erreicht haben, nunmehr von Malte nach Indien zurück­zubringen. Zu­­ gleicher Zeit it auch in Ports­­mouth die Anweisung eingetroffen, auf den Werften seine neuen Arbeiter anzunehmen. Dagegen werden in der Türkei die mili­­tärischen Maßnahmen mit regem Eifer fort­gelegt. Was bis jegt im Lager von Beifos ausgebil­­det wurde, befindet sich gegenwärtig auf europäischen Ufer ,dem Bosporus. Diese Truppen, gegen 18.000 Mann, sind derart vertheilt worden, Dak 9000 Mann zur Ergänzung der­ Bataillone des zweiten und dritten Armeekorps (bei Namiz Tiehiftlit und Siiat Hanes) verwendet und der ‚Neft, ebenfalls beinahe­ 9000 Mann, zu einer­ neuen Division bei Maslat_ zusam­­mengestellt ist. In das Lager von Beilos sind Die wieder ausgehobenen Nevifd Des zweiten Aufgebotes Des ländlichen Distrikts von Konstantinopel beordert worden. Auf dem Papiere beträgt Die Anzahl Der Kedifs, zweiten Aufgebotes 51,000­­ Mann, mehr als 25.000 Mann ,werden jedoch kaum bei Beilos ver­­sammelt sein. Da auch vor anderen Seiten­ die Truppenzahl bei Konstantinopel erhöht worden ist, so wird Daman Baja eg CA ÁK über eine Armee von 180.000 Mann mindestens befehlen. Aug an Artillerie hat sich die Stellung dadurch verstärkt, daß gegen­ 50 Gef­üge aus den vor­ einigen Monaten bei Stutari Ton steuerten, Emplacements nach Daud Bardha geschafft worden sind. In Deutschland droht die ganze Wahl, Kampagne zu einem öden und inhaltlosen Hin-­­und Herzerren zu gedeihen und es ist leider nur zu viel Aussicht vorhanden, daß in dieser Weise auch­ die große Bewegung, welche dur die Nation geht, ver­pfuscht werden könnte. Die Wolfsbewegung, welche an die Attentate sich anschloß, war, wie es die That- Sachen mit sich brachten eine im tiefsten Sinn Dynaz ftifche, in Dieser Nichtung Hatte die , Brov.-Korr." nicht Unrecht, wenn sie bei den Wahlen das kaiserliche Banner kentrollte. Aber Bismard drängt zwischen das Vol und­ das taiserliche­ Banner sich selbst mit seinen Münschen und Strebungen. Aus Haspe, der Heimat­­er „Ulf“, wird geschrieben: Von hier aus ist an Fürst Bismard die Anfrage gerichtet, ob er, nachdem seine Söhne vergriffen sind, nicht einen­ Retter oder Dnfel zu vergeben habe, um einen Zumachs der Fraktion Bismarc­ians phrase zu ermöglichen. Baris feiert h­eute das so lange in V Vorbe­­reitung gestandene National­fe­st, weilen beson­­derer Charakter darin besteht, daß Die Theilnahme eine allgemeine ist, und daß man Fein Haus ohne Fahnen, fast Fein Fenster ohne Lampions siebt. Auf die Polizei sogar betheiligt sich an dem Feste, wid nicht allein Die Polizeipräfektur, sondern auf alle P­olizeiposten sind in Folge eines Befehls des Bolizeiz Budapest, 30. Sun Das­­ is des Theresienstänter frebenten Berirfes Wahlausschuß für heute­ Vormittags sen, um Demselben einen Deputirte Wahl in den Reichstag in Borsdlas Versammlungfa in der Schießstat-'s wurde von Johann Kuklay mit de er«­öffnet,daß der Vierziger-Ausschuß seiner gekommen sei und den Wählern einst im’ s­ Taten empfehle,der vermsdge seines Talente umfassenden Wissens und seines Charakters­­ist,den Bezirk würdig zu«vertreten.­«Dieser,als Dr.Paul Hoffmann EinstimmigeEet Der Vorsitzende bemerkt hierauß daßtrexb Besitze eines Auszuges des.Hoff1na11x«1’schetx» » messei und läßt durch den­ Sch1«"iftfü«h«rer"Fixb verlesen: « j« Das Kandidatamts-und­ Aktion-BRAUNs kex des siebenten Theresienstädter Bezirkes empfielzlich fü­r die eine oder die andere der bestehenden reichs­chen Parteien sich zu erklären,1mseren Mitbürgertsi­s« Paul­ Hoffmann zum Kandidaten fü­r die k"U­fen ‚Bezirk: zu vollziehende Mahl eines. Neichs ordneten, da von demselben mit Zuversicht erma­chen kann, daß er, die kulturelle Bedeutung des Standes vor wü­rdigend, im Anteresse Des Ba " die erforderliche Hebung deselben, solnte die­se seines Ginfluffes ‚auf die Führung der öffentlich Gegenheiten energisch anstreben werde; daß er, Duchdrungen von der heu­tzu­lage­benden Bedeutung der materiellen Interessen, Hauptgarantie unserer nationalen Grijtenz Die­" unserer wirthschaftlichen DBerhältnisse und in­ die Förderung der Industrie und des Handels fafsen werde;­­ vat] daß ‚er die allgemeine Freiheit und int « derselben die Rechtsordnung mämtlich vertheidigs ·daßer·d·le Forderungen des Zeitgsiftes’is rationeler Fxsetsinnigkeit geltend machen,»ins·. aber«die5)Religionsgleichheit der verschiedenlchris genossenschaften stets unterstützen und die im Si.­« Gleichheit zu bewerfsteifigende Neforn des eine 64 urgiven werde ; endlich daß er die Interessen unserer chipistas ganzen Kunst seiner,bei der11 munizipalen Leben gesammelten Erfahrung geltend machen werd Nach neuerlichen „Elfen!“-Nuten auf den gan beantragt der Vorsichende, daß eine aus zwang gliedern bestehende Deputation gewählt und damit bekrank werde, sich sofort in die Wohnung Dr. Hoffmanns a begeben und ihm, das Mandat im Namen der Yandlin­ger des siebenten Bezirkes anzubieten. Der Antrag wunde acceptivt und nachdem die Herren Hermann Popper, Johann Kuflay, Ludwig Schüß, Dr. Hei, Ap­ar­ticzty, Wilhelm Nomeifer, Dr. Géza Schulh­of, Dr. Uer, Lederer, Yolph Steinik, Dr. Kar Morzsanyi, Julius Krashnik, 3. 3. Grad­ Hrfh-Sebesteny, Emanuel Kann, Jon Reiter, Dr. Anl Mayr, Dr. Mer. Groß, Dr . Watiz­falvy, Kunstädter, Franz Herz.und Aler, Bilden in die Deputation gewählt, wurden, verfügte Dr. Hoffman­t sich, wo Lebtere unmittelbar nach Schluß der Situng In die in der Neustift liegende Wohnung des Kandidaten im Salon des Dr. Hoffmann bildeten die Mit­glieder der Deputation einen Halbpreis und ojan Kuflay richtete an Sprache, in welches der Kandidatur veffenstädter siebenten Bezirk im Reichstage wollen. Dr. Hoffmann gendes:: &3 liegt in der Natur des Constitutiai ‚18, daß sich gemeisfe Ereignisse mit der größten abspielen und niemals Auszeichnung trifft er im unerwartet frommer mich" daher — gegenwärtigen ich jage­n affen — nicht ganz unvorbereitet. Aber wenn sie auch amit über= raschender Improvisation füme, Könnte ich nicht gerührter sein, als ich Momente bin, Em­­pfangen Sie diese Versicherung als einen Beweis heilen, daß ich von der Größe ‚der mir gewordenen Wuszeide von den‘ BVerpflichtungen, die­ ie biefelbe 7­nung, sowie auferlegt, vollkommen Sie Ihren Sendern meinen herzlichsten Dank. Ich übers­ nehme das Mandat — wenn auch zaghaft RAIL meiner Schwäche — mit patriotischer Bereitwilligkeit, bin bereit, wann immer in Ihrer Mitte zu­ erreiern und meine Ansichten über die Landesangelegenheiten, wie über die zu Lösenden, gi­ben Aufgaben zu enlmi (Eljenrufe.) s »m- Es entspann sich hier auf eine kut·z·e,ungezm.­»z-ckz«;..,-sk in deren Verlauf Dr. Hoffmann bg. Sr daß er seine Wahlıde nächsten Sonn ia nn­ ten werde. Nach einem viertelstündigen Aufenthalte nah die Deputation von ihrem Kandidaten Herzlichen Abschien. Konversation, k. Tageswenigk­et Zur Abgeordnetenwahl in IE­ T­« er ihm von dessen einstimmig, Ama erfolge Mittheilung machte ab ihr bat, ben The erwiderte hierauf durchdrungen. bin. s N : »­­Age vertreten ungefähr Fol Nöffentlichkeit . ! Die große­ Ueberbringen N basa zu, ı t jeiz and , ? ,» 30. Bunt­­, ) : ; + Budapest, = eiterbericht, Das Barometer weis! auf, änderlich“" amd bezeichnet damit thatsächlich Den Di­ rungsverlauf des heutigen Tages. Der Himmel war Bat, mitta­gs ziemlich: heiter, bedecte sich später theilt dit schwarzen Wolfen, die Nachmittags bald ver 1, bied wieder erschienen. Der Stand des Baroın etwas niedriger, 759 Min., die Temperatur, hat 1 + gegen auf 24 Grad A. gehoben. Nach­­dest Horhaän einen Anzeichen zu­­ schließen, können Strich- oder Sem +­regen in den nächten Tagen wohl eintreten, ein biz wegen, der für die Ernte von großem Nachtheil Bergen könnte, ist jedoch vorerst kaum zu erwarten, SH et ! A t

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