Neues Pester Journal, November 1878 (Jahrgang 7, nr. 303-332)

1878-11-01 / nr. 303

. ,,V1;daveß­.FrsitAS-- Unsicherheit hervorgerufen, unter welchem die all­gemeine Notb­riefen groß angewachsen ist. Der Han: "Der ist unterbunden, zu Entbehrungen und Sorgen verur­­theilt, die am Leben vernichten. Jahre Todte zunehmenden Verarmung dahingefunden sind, als ‚solche, denen in Ertödtung gebracht worden is, zu Okkupationsjahres «geben wird, es die M Werkstätten feiern, Bosnien und von Treu’ und Glauben kräftigen .Vertragstreue und Rechtsliebe nierer Monarchie, der überall anerkannten Aufrichtig­­e Staatsmänner muß auch der Leichtherzige trauernd Das Haupt jensen. Der schwerste aller Verluste droht ums noc; au an das Flare, gesehlich bafirte Recht "Der Parlamente in Ungarn und Oesterreich wird recht an Bosniens willen Hand gelegt; durch den Berjud, ‚Den Delegationen ein Privileg die Berathung der bosnischen Angelegenheiten zuzu­wenden, werden die Grundrechte der Nation angetastet. Noch steht es in der Macht des Reichstages, uns vor dem Ge­­hide immer auch gedenken für wagen der blutige Vertrauenswürdigkeit bewahren, unserer für verloren ist dann Mil flücweile mehr Sorge der Lorbeer bleiche Stirn gewunden wurde. Vielleicht noch, als diese Menschenverluste sind, im politischen Leben Oesterreich-Ungarns, ist das Opfer an politischer Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit, Gräber Wahrlich, über dem Grabe der leitenden daß wir zu den Todten des das Necht des Parlaments zählen müssen. Noh! Wenn wir aber der Haltung der Majorität und uns zugleich der un­­­vergänglichen Worte Franz Deaf’s erinnern, daß, 08 die Gewalt genommen, die Zeit wie­derbringen kann, daß aber, was freiwillig preisgegeben wird, für möchten wir das Recht des Reichstages ‚Seine Auferstehung mehr, nur noch ein Allerseelen Tionen sind um die­­ se merzlicher Lift die­nft so um zu befragen, füllen zu können, und fürchten, daß in es Jahr Haben wir melde um die bosnischen das IceneHs Pefter Journan zur Wahl der Delegationen, aber sie ist sich dessen bewußt, daß die Einber­galtag, Daniel ausschließlich Deiiho­van gebildetes Komits betraut rufung der Delegationen Krone zusteht und aus Diesem Grunde beantragt sie al nur, im Wege einer Moresse die Krone um Vertagung der Delegationssession bis nach durchgeführter Adreßdebatte zu bitten. Den Antrag der vereinigten Opposition begründete Deb­ber Delegation i­ ein Ausschuß­ des Parlaments, der seinen selbstständigen Wirkungskreis hat, sondern nur Rechte des Parlaments ausübt; die Delegation als Repräsentant des Parlaments muß daher die Anschauungen der Parlamentsmajorität zum Auge druce bringen. Bei der Norckdebatte fehlt aber den Delegirten in dieser Beziehung jede Direktive und eine Beschlußfassung der Delegationen ohne­­ solche Direktive kann entweder zu unabsehbaren Kollisionen führen oder, wenn­ diese vermieden wer­­den sollen, das Parlament zwingen, sich widerwillig den Delegationsbeschlüssen zu fügen. Daran ans­knüpfend, führte der Redner aus, daß in einer so wistigen Existenzfrage das Parlament nicht in den Hintergrund treten und zumarten dürfe, bis ein unselbstständiger Ausschuß, ein Organ des Parla­­ments das entscheidende Votum abgibt. Einen etwas lebhaften Zwischenfall rief Helfy hervor, indem er dagegen Protest erhebt, da­ Koloman Tipa zum zweiten Male das Wort ergreife . Tia, meinte Helfy, habe nicht mehr mehr, als jeder einzelne Abgeordnete, denn seit seiner Demission sei er nicht mehr Minister, son­dern nur ein­­ hochgestellter Diurnifd­. Wir möchten Herren Helfy ersucht haben, bei der Ver­­wendung von Anregungen, die er unserem Blatte entnimmt, nit gar so plumpe Schniger zu machen, die ein simpler Schulm­ache vermeinen würde. Da­­mit macht er nicht nur sich nächerlich, er sehadet auch der Sache, der er wüßen will. Die Debatte wurde heute noch nicht beendet und es hat den Anschein, als ob man dieselbe Sei­­tens der Opposition noch auf die beiden­legten Tage der Woche ausdehnen wollte. Einen Sinn hat die Fortspinnung der Debatte nicht; je länger sie dauert, desto mehr Zeit verliert der Neischstag und um so mehr Chancen bestehen dafür, daß der geheime Wunsch Tipa’s erfüllt wird und die De­­legationen früher zur Abgabe ihres Votums gelan­­gen, als der H­eichstag. % Das lebhafteste Interesse unter den öfters reichtigen Vorgängen beansprucht Die gestrige Nede Baron Depretid im Finanzausschusse des Abge­­­ordneterhauses. Indessen beschränkt sich das Interesse, welches Diese Rede bietet, genau genommen, nur auf Szilágyi in einer schönen, wirkungsvollen Nede, einen einzigen Punkt. Nach den Erklärungen des Baz die in den folgenden zwei Gedanken gipfelte: Die, von Depretis wird dem Neichsrathe nur ein auf Die­­ Annezion S­p­i 3 3­a’3 bezüglicher Gefebentwurf vorgez legt werden, der Berliner Vertrag wird den Delega­­tionen, nicht aber der Legislative unterbreitet werden. Daraus folgt, daß auch dem­ ungarischen Reichstage der Berliner Vertrag nit vorgelegt werden soll und daraus erklärt sie das konsequente Schweigen Tiha’s gegenüber allen diesbezüglichen Anfragen. Bekanntlich hat der Ausschuß beschlossen, derzeit in die Berathung des Gefeges über den Nachtragskredit von 25 Millionen nicht einzugeben, weil derselbe von den Delegationen verfassungsmäßig nicht votirt wurde. Sollte der Reichs­­rath die Bewilligung dieses Kredits definitiv ablehnen, dann ist, wie gemeldet wird, die Auflösung des öster­­reichischen Abgeordnetenhauses zu gewärtigen. — Ueber­­ sonstige Vorgänge wird gemeldet: Der neue Forte’ Schritts-Klub nahm heute folgende zehn Mitglieder auf: Dumba, Beer, Hallwich, Blank, Saringer, Seyde­­mann, Neuman, Mayer, Fürst, Hanifch. Die Regie­rung ist geneigt, wenn bis zum 7. November die Adreßdebatte nicht beendigt sein sollte, eine Bestat­tung des Zusammentritts der Delegationen für meh­rere Tage eintreten zu lassen. In der gestrigen Sibung der vereinigten Geltionen für Handel und Gewerbe ‚der niederösterreichischen Handelskammer wurde von ‚Kammerrath Neustand­ der Antrag gestellt, die Kam­­­mer möge sich für die Unner von Bosnien und der Herzegowina aussprechen und die "unwirthschaftlichen Vortheile "eines selchen Staats-Amtes­­ in einer ausführlichen Denkschrift zur Kenntniß der geießgebenden Faktoren bringen. Nach längerer Debatte, in welcher fast sämmtliche Siedner betonten, daß im I­nteresse des heimischen Handels und der Produktion nur eine Nähe und Frieden verbürgende Bolitis gele­­gen sei, wurde auf Antrag De Kuammerrathes Altmann beschlossen, über den Antrag Neustartl’3 zur Tagesordnung überzugehen. Budapest, 31. Oktober. Die änuterste Linie des Abgeordnetenhauses hat beschlossen, auch heuer an der Wahl der Dele­­gationsmitglieder nicht t­eilzunehmen und wenn ein Mitglied d­ieser Partei in Die Delegation gemählt werden sollte, wird er die Mahl nicht aus­nehmen. Ferner beschloß Die genannte Partei, ihrer­ ‚feite einen eigenen Adresentwurf im Abgeord­­­netenhause einzubringen. Mit der Ausarbeitung dieses Entwurfes wurde ein aus den fünf Abgeordneten an, Emft Simonyi, Lubwig Mocsäry, Edmund 1. Novenber 1878 Sränyi und Julius Bere Budapest, 31. Oktober. Die Wahl der Adreskommission und die­­ Frage der Delegationswahl standen auf der Tas­­gesordnung der heutigen Abgeordnetenhaussigung und der leitete Gegenstand war es, der eine sehr ebhafte Debatte hervorrief. Die äußerste Linke ‚stellte dur Soseph Madarap den Antrag auf ‚Vertagung der Delegationswahlen bis nach Been­­digung der Aezeßdebatte. Gegen Diesen Redner "hatte Tipa leichtes Spiel; er brauchte nur nach: ‚zuweisen, daß es ein zweifelloses Recht der Krone ei, den Zeitpunkt und den Ort des B Zusammen­­­trittes der Delegationen zu bestimmen, um dem "Antrag Madarap’ den Boden zu entziehen. Stlüger und staatsmännlscher gefaßt ist der Antrag, den „die vereinigte Opposition aus dem gleichen An­ »raffe einbringt ; diese Partei strebt gleichfalls eine Vertagung der Delegationsverhandlungen wehrt den lächelnden Amor an ihrer Hand zurück, den verhängnißvollen Pfeil abzuschnellen, während­ die bez­­iegte Sinn stolz zur Seite bricht. Gott Ban bläst ein­­ melancholisches Lied auf der Hirtenflöte, was den foz­osozialen Uranus in nervöse Aufregung verseht. Zu den „Füßen der marmornen Göttergebilde schaart sich noch eine­ ganze Legion kleinerer- Statuen — theild ziemlich gut erhalten, theils Torso, dann Basreliefs und Stein­­platten mit unleserlichen Inscriften, etruskische und egyptische Schnibereien und Gefäße. Der größte Theil "Der hier dur­ den Feldmarschall Grafen Nugent an­­gehäuften Kunstschäge wurde bei den a­ee "vor Mintore gefunden, doch stammt aus Vieles aus den Mausoleum des Barro. Leider find­e diese Schäße un: ungefichtetes Material, welches, geordnet und bez "Ichrieben, ein kleines archäologisches Museum bilden könnte. Die Pforte des Dlimps fällt dröhnend ins Schlag — wir sind wieder auf dem realen Boden Der Mutter Erde und an der vom Grafen Nugent ‚zum Andenken an die Schlacht von Marengo vor der odten Kapelle errichteten adlergefrönten Säule vorbei "— zriehten wir unsere Schritte gegen den, die Norde »ostseite der Burg abschließenden alten Thurm, auf ‚Dessen frenellrte Platform eine noch ziemlich solide ‚Treppe hinaufführt. Kunst und Natur haben über Schloß Terfat das Füllhorn ihrer reichsten Gaben ausgeschüttet und wie wir vorhin die Meisterwerte antiter Kunst bewunderten, so bewundern wir jebt aus schwindeliger Höhe Das großartige Landschafts­­bild zu unseren Füßen. Taft jenireht unter und in enger, tiefer Schlucht rauscht und braust gar zornig die grüne Fiumara, als ob sie erbost wäre Darüber, Daß ihre eiligen Wellen so knapp am Ziele der Wan­­derung noch durch Menschenhände in geffeln gelegt wurden, um Dad Nädelwerks der großen Rapierfabrik von Smith und Meynier und der berühmten Fiuma­­ner Mühle in Bewegung zu lesen. An der Lehne Des Berges — vorbei an den an der Mündung der Schlucht errichteten Industrieetablissements, deren Ge­bäude durch überhängende Steinmasfen auf kleine Inseln inmitten der Fiumara gedrängt wurden — schlängelt sich wie ein weißes Band die kunftvolle Louifenstraße, diese Hauptverkehrsader zwischen Fiume und Kroatien, ehe noch der Ecdchienenstrang der Karl­­stadt­ Fiumaner Bahn die Berge überbrücte. Mit den Wellen der Fiumara gleitet der Blid dem Meere zu, dessen Fläche wie mattes Silber gligert und nur hie und da zuweilen aufblißt, wenn ein Son­­nenstirahl den Molfenschleier theilt und mit goldenen Füßen in leichtfertigem Tanze über das glatte Wellen­­parquet hüpft. Es ist ein feenhaftes Ballet, von Son­­nenstrahlen ausgeführt! Im matten Blau tauchen aus den Fluthen die felsigen Inseln Cherfo und DVeglia empor, die, mit der istrischen Küste wie in Eins ver­­schmolzen, den ganzen ungeheuren Wasserspiegel ein­­rahmen. Wie ein Diadem ist in den Rahmen die Stadt Fiume eingefügt — die Königin des Duam­ero, das Stiefkind der Adria ! Nur Schwer entschließt man sich, von dem Thurm hinabzusteigen und Der Kunst, die hier noch ein zweites Asyl gefunden, noch eine Pisite abzustatten in dem Wohnhaus des jetigen Burgherrn, wo Feldmarschall Graf Nugent eine Heine Gemäldegalerie angelegt hat. Drei Zimmer sind angefüllt mit Delgemälden und al­ten Kupferstichen. Durch deren buntes Gemirre Fein orientirender Ariadnefaden in Gestalt eines S Kataloges führt. Hauptsächlich vertreten sind Porträts Historischer Persönlichkeiten. Doch gibt es auch einige Genrebilder und Landschaften, ja, drei Ansichten von der Lagunen­­stadt Venedig rühmen sich hoher Abstammung — der Meisterhand Ganaletto’3. Die Bilder erreichen fast die Zahl von zweihundert, doch sind sie wie die Skulptu­­ren ungeordnetes Material, unter dem vielleicht je­mande Perle stehen mag. Unser treuer Führer, der Heine Burgvogt, lüftet Hut und Hand und geleitet ung zurück in den Vorhof, wo unter einer schattigen Weinrebenlaube ein weib­­liches Wesen im faltenreichen Gewande, den Schlanken Körper über die Mauerbrüstung geneigt, seltsam starr auf das Meer hinaus lugt. Das dichte Laub verbirgt zwar ihr Antlit, doch der hohe Kassische — wenn auch­ etwas verfallene Thurm ihrer Frisur ist von interes­­santester Wirkung. Ist es vielleicht Hero, die dem Ge­­liebten Sehnsüchtin entgegenhalrt, dessen starrer Arm todesm­uthig Die Meereswogen theilt, um die Geliebte an das Herz zu drüden? Ob, Hero rönnte ich... . In diesem Moment trete ich auf die Guste und­ erbeb­fe oder mir ein paar schwarze, hervorquellende Augen, eine ungeheuer lange linealscharfe Nase, zwei vergilbte Lippen, einen mageren Hala; es ist Hero, dieselbe Hero,die sie von rückwärts so romantisch ausnahm. Unglückiger Leander ! Beschleunigten Schrittes eilen wir von der Stätte einstiger weltlicher Macht an die Stätte kirchlicher Macht, in die berühmte Wallfahrtsfirche der Franzis­­kaner, wo die unwunderthätige heilige Lunafrau von ZTerjat, die Schubpatronin der Seefahrer, residirt. Wie bei Ephen um die Dlauern der Frangepan’sschen Burg, tanzt sich um diese Stätte die Mythe, die Legende, die in dem glaubenseiftigen Gemüth der Duarnero­­bewohner so tiefe Wurzeln geschlagen, daß sie si dur Jahrhunderte bis auf Den heutigen Tag lebens­dig im Bolfe erhalten hat. Die Legende berichtet aber auch über ein außer­­ordentliches Ereigniß, nämlich über die Weiterführung des Hauses der heiligen Maria aus Nazareth nach Terfat. Umhüllt mit historischen Daten, diesem Mantel der Glaubwürdigk­eit, erzählt uns die Legende aus­­führlich über das erwähnte Wunder. Im Jahre 74 wurde Nazareth unter Titus Bes­volianus geplündert, welchen Schidjal das Haus de b. Maria nur durch seine Unscheinbarkeit entgin Unter Konstantin dem Großen wurde es zum Gegen­stand der Anbetung erhoben und als im Jahre 30 Kaiserin Helena zu den b. Orten wallfahrte, leß si­eh unverändert stehen und nur nebenan einen Temp errichten mit der Inschrift: Haec est ara, in qua primo factum e& Humanae salutis fundamentum, & Aus dem Reichstage, — Gibung vom 31. Oktober. — Heute haben beide Häuser des Reichstages Eitungen gehalten. Im O­berhause wurden die auf die Einberufung der Delegation bezüglichen Schrift­­fuücke verlesen, worauf das Haus beschloß, die Wahl der Delegirten am 5. November vorzunehmen. Außer­­dem dispensirte das Haus eine große Zahl von Plage­naten, die darum eingenommen waren, von der Theil­nahme an den legislatorischen Arbeiten enthoben zu werden. Im Abgeordnetenhause, wo die Adreksommission gewählt und dann die Debatte über die Wahl der Delegationsmitglieder begonnen wurde, nahm die Situng folgenden Verlauf: Präsident GHycaHy eröffnete die Situng um halb 12 Uhr mit der Meldung, daß die ständige Berifikationsz­­ Kommission,­ die Wirtschaftskommissionen und die Ge­­­richtskommissionen, mit Ausnahme der fredenten, die nicht beschlußfähig war, sich Konstituirt haben. Ferner zeigte er / | / t 2 \ f }

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