Oedenburger Zeitung, 1873. Juni (Jahrgang 6, nr. 54-55)

1873-06-01 / nr. 54

IL . In Beilage zu Nr. 54 der ‚Deden Lokalsängerin FrL Pögnet und unser gewesener Oper retten-Sänger-Herr Löcö—­—trate»t1»am 6.Mai im .Nürnberger——Sommertheater in der"Berg’schen Posse »Einele«ichre­«Person«zum ersten Male auf und sollen sehr gefallen haben.Was FrL Pögnet bes trifft,so wollen wir dies noch dahin gel­en lassen,daß sie als Localsängerin eine ganz gute Äquisition ist,aber­ herr Löcs—­?!Wir haben seine komischenl "Episoden,die er hauptsächlich deS ZfL Honorars wegen ‚außer seinen Gesangsparthien verarbeitete, noch im — wir hätten bald gesagt „Magen“ — im Gedächtnis — und diese „Komik!“ gefällt den Nürnbergern ? gustibus non est disputandum jagt der Lateiner, und wie uns jeim verehrten Publitum gefiel er entschieden nicht. — Vielleicht kommen die genügsamen Nürnberger al noch auf den richtigen Geschmach — oder die Erlanger, oder die Sürthber — in diesen 3 Städten spielt nämlich die Gesellshaft abwechselnd in jeder Woche. * Unglaublich. — Von einem Dienstag Diese Woche vom Günter Marfte kommenden Reisenden wur­­den geradezu haarsträubende Geschichten, die man fi dort von Dedenburg erzählte, mitgetheilt. Da wurde von einem Manne bei seinem „Stand“ der gläubig den Mund, aufsperrenden Landbevölkerung als Neuestes aufgetu­ht: das Militär sei schon ausgerückt und bejege die Stadt, es jei Do8 Aergste zu befürchten. Die Spare Jafja werde schon gestürmt und alle Bankfirmentafeln werden gewaltsam heruntergerissen. Furz, wer die Leuts­chen, ob dummer oder boshafterweise so schwägen hörte, wuste glauben, ein neuer Sobri Josi sei hier er­­standen, der mit seinen Spießgesellen am hellen Tage sein verbrecherisches Treiben ungestört begonnen habe. Wir aber meinen, es sei hohe Zeit, diesem der allges­meinen Wohlfahrt Höch­­schädligen Lügen damit ein Ende zu machen, hab Jedermann, der wo einiged Gefühl für­­ Ohrenhaftigkeit­ und Austand besigt im eigensten wohlverstandensten Interesse seine Zunge wah­­l­ten und seine Nede bedeuten möge. Denn nichts trägt so sehr zur allgemeinen Meiberechtigung eines Handels» plaged am meisten bei, als wenn aus jeder „Müde“ ein „Elefant“ gemacht wird und jeded noch so unsins­tige dummboshafte Gerücht, aus Sucht etwas „Neues“ zu erzählen, mit dem nöthigen Aufzug vergrößert weiters getragen wird. Also bitten wir die Erfinder und Koll­­­porteure der beliebten „Schauerscenen“ um mehr Ernst für die­se und dafür gar nichts ‚„Unglaub­­licheölt. “ *BRichtet euch nach meinen Worten. In den legten Tagen kam ein Schaaf in Gestalt eines Bauers zu seinem hier in der Umgebung hab­enden “Seelenhirt und Fragte ihm, dab er auch unter Die „Bar turner“ d. hh. Berlierenden sei. Salbungsvoll wurde ihm der Zert gelesen. Spielen sei eine große Sünde, er müsse Beichten gehen, um Absolution zu erlangen, a. ). mw. Da brachte man den geistlichen Herrn einen Brief; er erbrach ihn, las rasch dessen Inhalt und rief dann, grimmig in den Tisch schlagend: Was — noch einmal soll icy Differenzen zahlen — das thu ich net, ich hab’ sein Geld mehr! — Das Bännerlein, begreif­fend, um was es sich handle, drücte feinen Hut uns­­erm Arm und ji zur Thür, zwischen dieser rief er mit schlauen Blinzeln laut und Zimmer: — Hochwürden ! wars Ihner reht — wand uns z’nächster Tag glei ‚alle Zwa absolviren thaten? — Sprad& und Ber­ Ihwand. — Der Nachhtag zu dem Gitat der ersten Zeile oben heißt demnach selbtverstäandlich, — und nicht nach meinen Werten! * Die Dotationserh­öhungb der Pester Bankfiliale wurde in der Gigung vom 29. d. der Bankdirektion mit zwei Million Gulden festgejegt, fo jedoch noch nicht herabgelangt. Am selben QTage betrugen die Einreichungen bei 2 Millionen, und zwar beiläufig 1’/, Millionen von Bank-Instituten und eine halbe Million­ von­ Privaten, denen gegenüber ca. fl. 70.000 zur Verfügung standen. Für den 29. Abends wird von der hiesigen Filiale die telegrafische Wertung zur Ausfolgung der Dotationserhöhung erwartet, und wird dieselbe den 30. d. dem Plage zur Veifügung ger­stellt. Auch dem Debresziner Plage werden reitend der Bankdirektion 300.000 fl. zugewendet. DBon der einen Million, welche den Plagen zugewendet werden soll, die feine Filiale Befigen, hört man noch nichts.­­ * Dem „Peszer Lloyd“ und der Wiener „Deuts­chen Zeitung‘ telegrafirt man aus Preßburg, daß ji am 28. d. mehrere bedeutende Preßburger Hand»­lungehäuser insolvent erklärt haben. Wir können mit­­theilen, daß diese Nachricht fich auch, vorgestern noch­ nicht bewahrheitet hat. Was­ geschehen wird, wissen wir freilich nicht, doc glaubt man in fünf gut unter­­richteten Kreisen, da k­ein Falliment nicht eintreten dürfte. Wörter gebraucht.Die vollständigsten englischen Wörs­terbücher mögen gut gerechnet circa 200.000 Wörter enthalten. Der sprachgewandte Shakespeare hat alle seine Scanspiele mit nicht mehr als 15,009 Wörtern ges­­chrieben, während Milton’ Werke gar nur 8000 ent­­halten. Luther hat mit 11—12,000 Worten sein Thun und Denken besiegelt. Wie riesig erscheint dagegen das ‚Deutsche Wörterbuch‘ ! Gering gerechnet haben bis jegt schon 105,000 Worte darin ihre Stätte gefunden. Das volle Wort wird circa 500.000 enthalten. Inter­ressant ist ferner, dab in dem drei ersten Bänden des Werkes an Autoren und namenlos erschienenen Schrif­­ten allein 1451 quellenweise benügt worden sind. Die Reichhaltigkeit des Buches wird aber natürlich mehr und mehr zunehmen, je mehr die Bearbeitung auch auf die nachgothische Literatur und Sprache gebührende Rück­­sicht nehmen wird. "Neber das Kirchen-Attentat in Zarnomw bringen die polnischen Blätter interessante Einzelnheiten. Die fanatischen Thäter seinen einer je­ner Selten anzugehören, die, sowie in den flavtischen Gegenden überhaupt, auch in Galizien nur allzu häufig auftauchen, eine zeitlang im Verborgenen ihr Dasein fristen, Dasselbe durch diesen oder jenen Zufall verras­chen, um bald ihre ephemere Existenz einzubüßen. So­­zialistische Tendenzen liegen vielen dieser Seiten zu­­grunde, häufig jedoc sind ed, wie wahrscheinlich auch in diesem Falle, irregeleitete und fanatisirhe Individuen, die von Einzelnen zu eingebildeten oder selbstsüchtigen Zwecken mißbraucht werden. Zwei Männer und fünf Mägde waren ed, die den Mordversuch auf den in der Bernhardinerk­uche das Hochamt zelebrirenden Geistlichen ausführten. Einer der beiden Männer, ein Bäder, gab zuerst Feuer, traf jedoch nur den Keldy, dem der Driel­er in der Hand hielt. Die Kugel schlug hierauf in das Altarbild ein. Nach ihm schob eine der Mägde, ohne jedoch zu treffen. Der Verwegene feuerte ein zweitesmal das Doppelrohr ab, das jedoch mit dem Schuffe in Stüde gieng und dem Attentäter den Zeigefinger abriß. Die Verwirrung und die Bestürzung der Menge ist nicht zu beschreiben. Der Geistliche, nach dessen Les­ben die Verbrecher gezielt haben, ergriff einen derselben und hielt ihn gefangen. Auch die anderen Theilnehmer wurden ebenfalls festgenommen. Dieselben lächelten Höhs nu­ch die Menge an, als man sie führte. Beim rechten Schufse rief einer der Theilnehmer: „Es sei body ein­­mal eine Gerechtigkeit !“ Bei einem der mitverhafteten Weiber fand man eine Art Aufruf, der Lästerungen über Gott, Christus und die heilige Maria enthält, und in welchem gesagt wird, daß die katholische Religion auf Salischheit beruhe, daß erbarmungslose Meßeleien bevor­­stehen, daß vom 22. Mai d. h. ed verboten ist, den Gottesdienst abzuhalten, und dab endlich die Todesstrafe Dem­jenigen drohe, der dem zuwiderhandeln werde. Aus der Abfassung dieses Aufrufes ist zu ersehen, daß sie dem Gehirne eines Ungebildeten entsprungen zugleich aber, daß hinter dem antikatholischen Scheine fi kom­­munistische und soziale Tendenzen verbergen.­­ Bergiftung mit Oblaten. Vor einiger Zeit erfrankte zu Wollstein in Preußen ein Kreisge­­richt , Eremator, und kam der ihm behandelnde Arzt, nachdem er über die Beschäftigung seines Patienten Erfundigungen eingezogen hatte, auf die richtige Muthe­maßung, dab­eine Bergiftung vorliege. Der Kranke hatte nämlich die Aufgabe, alle unm Gerichte zu erreich­enden Briefe mit Oblaten zu verschlieisen, wobei­ er, wie er fast immer zu selhhen pflegt, die Oblaten mit seiner Zunge anfeuchtete. Die hellrothen Oblaten sind jedoch, wie die veranlaßte chemische Analyse ergeben, mit Mer­ninga, einer giftigen Bleifarbe gefärbt, und da der bes­troffene Eremutor Hunderte von Briefen auf die ange­gebene Weise verschloß, so verschluchte er ein nicht un= bedeutendes Quantum Gift. Derselbe befindet ss nun­­mehr auf dem Wege der DBesserung. Bermishte Nachrichten. * Das große deutsche­ Wörterbuch der Gebrüder Grimm macht unter dem jegigen Bearbeitern, trog aller unermeßlichen Schwierigkeiten, sichtbare Sortigritte.e Die Zahlenverhältnisse, die bei diesem Nierenwerte mitreden, sind ganz folossal und zeugen von der unglaublichen Neichhaltigkeit der deut­ 54 Sprache. Renan hat in seiner Geschichte der semi­­tischen Sprachen bemerkt, das das alte Testament nur 5642 verschiedene Wörter enthalte. Mar Miller glaubt, das ein wohlgebildeter Engländer, der­ eine öffentliche Schule und die Universität besucht hat, seine Bibel, den Shakespeare, die „Times“ und daneben reichlich Romane Liest, im Gespräche doc faum mehr als 3000 da dr SR A Sad Deren # ” . ei a Ber: ER SEE RER" "6: ee l burger Na ehrichten. n Paffiva: Actien-Gapital-Conto | Ra für das Xctien«Gapital, 600 St. & fl.200 120,000 — Gonto des Nejervefonds für den Rejervefond a ie Dedbenburger Greditbant —­­ für deren Vorschuß­... 2,408 81 Gewinn-Berlust-Gonto De. für den Gewinn des Betriebsjahres . 23,484 29 Summa der Passiven 150,264 09 Bilanz der Oedenburger Gas - Anstalt pr. 1. März 1873. Activa. Conto der V.Einzahlung fl.kr. für noch einzuzahlende Raten 160 — Gajja-Konto für baaren Borrath 873.52 Mobilien-Conto für Comptoir, Einrichtung und Photometer 852 03 Reinigungsmaterial-Conto für Reinigungsmafla . » . ....­ 205 50 Beleuchtungd-U­tensilien»-Gonto TRESURRHIER: N. 119 19 E&onto der Privateinrichtungen für­ gute Außenstände.. . . . .» 5,708 35 Gonto der Gaszähler für Gasuhren ... 3,981 48 Theer-Gonto für Borräthe und Außenstände . . » 40 56 Betriebd-Utensilien-Gonto für Utensilien und Betriebswerkzeuge . 485 09 Defenunterh­altungs-Gonto für Reserve-Retorten, Ziegel zc. 834 26 Gasdkonsumenten-Gonto « für gute Außenstände. 433 89 Gonto-Gonto für VBorrath und gute Außenstände 942 — Gaskohlen-Gonto für den Borrath an Kohlen. . » . 4,777 01 6 vie we z i « .,«»-»rs,.-.».--« .-«W».2x« ., er "9 » ; Ka @ e Gerinn- und Verlust-Conto, Für Verluste (oder Ausgaben). für hergestellte Beleuchtungs-Einrichtungn 3,781.66 Summe der Einnahmen 56,502 01 Summe der Einnah­men 56,509 . Die Summe der Ausgaben Gewinn pr. Saldo 23434. 23 , .. 1086 Mr BR 9­5 » Itzt-« 409-«T«"H»«79 « sz BE « Für Gewinne (oder Einnahmen). Gonto der Gadmesjer 33,067 fl. 72Er. Wen Is; z­Dz- 7 a | Ausweis. Dedenburger EGsScompte-Bant, Stab der am 31. Mai 1873 im Umlaufe befindlichen Baflascheine fl. 284,900,— · '- Neuestes. Communale.Bei Beinncttgest­ seit Nachmittags abgehaltenen außero­entlichen Sitzu­ng des Munizipals Ausschußes machte dean Oberigtfpcknju­«.. v.Mårey die Eröffnung,daß er in Folge des am ver­flossenen Dienstag erfolgten Beschlußes derlöbl-Res­e­präsentanz in der Angelegenheit der bkesi­gen Börszen- und Handelskrise eine Deputation an Sr.Majestäts z­u senden, sich früher an maßgebenden Ort erkundigt habe, ob die Absendung einer Polen Deputation angezeigte und eine Hoffnung vorhanden sei, eine allerhöchste Pri­vat-Audienz zu erlangen Nachdem er aber in Ei­zung brachte, da mehrere derlei Deputationen ,dch um eine Audienz bewerben, Diesen aber bedeutet wurde, dab 3 -

Next