Oedenburger Zeitung, 1873. Juli (Jahrgang 6, nr. 78-79)

1873-07-27 / nr. 78

e . - - | «keisn"G-452«ihezi«msg dieser Beziehung " Hoffnung, es sich,«iiikd-wiksikk Upchyiel geschehes müssem um eine Wendung zum einbürgen,und zum lohnenden­­ Belleren erwarten zu künnen. | Von der Viehzucht läßt sich wenig erfreuliches | berichten. Hat auch die Stallfütterung einige Sort fehritte gemacht, so ist dieselbe doc noch weit von je­­­­nem Punkte entfernt, den man nur halbwegs befriedi­­­­gend nennen könnte. “Die von Jahr zu Stahr fi verringernde Weic­depläge bedingen eine Verringerung des D Viehstandes, da im der Gkallfütterung fein entsprechender Erlaß ger leistet wird, und haben in­folge dessen die Sleijchpreise eine Höhe erreicht, wie noch nie. E85 ist das in volkswirthshaftlicher Beziehung von großer Tragweite. Anstatt die landwirthschaftlichen Abfälle zu ver­­werb­en,die jährlich zu vielen taufenden ERSCHIEN brachliegenden Aderflächen mit Futtergräser zu bebauen, und dadurch die Viehzucht zu heben in einem rentablen Nebenzweig der Landwirtschaft zu machen, wird der M­eidetrieb beibehalten, und verringert so der Vieh­­stand von Jahr zu Jahr. Auch diechafzucht wird nur von einzelnen­rößeren Domainen-Besitzern in ausgedehnterer Weise getrieben, oder doch nur sehr mäßig eintheil. Es kann daher auch in dieser Beziehung von einer Aufnahme in die Schafzucht nicht gesprochen wer­den,obzwar constatirt werden muß,daß von einzelnen .--Schafzüchtern an Anstrng der RscevssisspWsAW kennenswerthes geleistet wird,wozu den Impuls in erster Rihe die Wahrnehmung gegeben haben mag,daß feine und hochfeine Wollen stark gesucht,und gutge­­«"«" zahlt werden,wohingegen ordinäre Wollen,wenn auch nicht unbeachtet,so doch im Verhältnisse im Preise "herabgedrückt bleiben.Doch steht diese Wahrnehmung wie gesagt nur vereinzelt und kann behauptet werden, daß in Hinsicht der Schafzucht im allemeinen das Streben nach Einbürgerung des Steifschicfes immer mehr hervortritt. De Schweimezucht wird in­ den Draugebieten de Somogyer und Baranyaer Comitates, sowie in einigen Gegenden des Zalaer und Oijenburger Comi­­tates ziemlich schwunghaft betrieben, und ist für die Züchter wohnend. Auch im Veszprémer Komitate in der Bakony Gegend wird Schweinzucht getrieben, doch nicht mehr in jenem Maßstabe, wie vor Sahrzehenden. C8­at demnach an der Papaer Markt, wo früher große affen getödteter Schweine in Handel geseßt wurden, wesentlic von seiner Bedeutung verloren. Die Seidenzucht­st in der Abnahme begriffen. “ Die einen schönen Erfolg versprechenden Resultate frü­­herer Jahre, wurde durch einige hinter­einander gefolg­­ten Mißjahre nahezu verwischt, und die ländlichen Züch­­ter, welche sie mit Vorliebe diesem landwirthschaftlichen Lebenerwerbzweige hingaben, sind mit Mißtrauen gegen denselben erfüllt, und wenden si davon ab. — Die­­ Der eine Grundbefiger nimmt hieran feinen, werde dieser Gulturgmeig­lich volltändig | ti werbe für tausende von Händen werben, hat ich sonach nicht nur nicht bewährt, sondern ist, — mit Bedauern müssen wir es constatie ven, für eine lange Reihe von Jahren zu Grabe ges­tragen. Für die Bienenzucht, welche im allgemeinen im SKammerbezirke vollen Anspruch auf Beachtung hat, war das Jahr 1872 wenig günstig. Die unzusagende Witterung im Monate Juni verhinderte das Schwärs­men und verursachte später Krankheiten unter dem Bies­nenwolfe so­doch im Honig ein völliger Mißerfolg zu verzeichnen ist. (Fortlegung folgt.) Stola-Gebühr das sehr unlieb. Die Sache ist so weit­­ gebiehen, daß die sonst sehr guten Brennberger Katho­­lien sagen: „man da versenfen wir die Zopdten lieber ohne kirchliche Geremonie in die Erde, als sie so lange in den Stuben zu halten. Und gegen solche priesterliche Halsstörungkeit und Willführ sollte sein Kräuslein gewachsen sein ? Vielleicht gibt es eines für einen beim Kaufmann 3. bediensteten Commis, welcher in ein in der Gilber­­gasse wohnendes Fräulein verliebt, man kann besser jagen vernaret ist und bietet Fräulein, unwahrscheinlich durch seine eigene Eingenommenheit sich bestimmt fühlen, durch fortwährendes Anglogen wie Grüßen, wenn er sie erblickt, belästigt. Dieser Jünger Merkurs lauert förm­­lich das Grigeinen dieses Mädchens ab, um seinen Liebesgruß hinüber zu senden. Die Liebe macht dumm, oder die gegenwärtige Geschäftslosigkeit bietet ihm Ge­­legenheit sich in Seufzen und Grüßen zu üben. Schließlich er­wähne ich (relato resero) zweier Bok­ommnisse bei den vor einigen Tagen stattgehabten Prüfungen in der Kloster - Mädchenschule: Ein Gast stellte an ein Mädchen die Frage, wie die Hauptstadt Italiend heile. Der Katechet flüsterte der Befragten den Namen „Turin“ zu, welchen sie denn ans zur Antwort gab. Diese ihre Antwort wurde natürlicher­­weise dahin berichtet, dab gegenwärtig Nom die Haupt­­stadt wäre, worauf der Katechet mit heiligem Zeuer­­eifer das Wort ergriff um darzuthun, dab Viktor Ema­­nuel sich mit Gewalt in den Befig Roms fegte und dab diese Stadt nur die Haupts­tadt der Chri­­­stenheit sei. Die p. t. Leser werden wohl auch über diese Geographie wie historische Neuerung erstaunt sein, aber als was man den Kämpen für die Haupt­­stadt der Christenheit eigentlich halten sol überlaße ich doch der Beurtheilung jedes Einzelnen, denn mit die­­sem Ausspruche charakterisirt er sich selbst. Der zweite Fall hatte den Schulinspektor, wel­cher nicht „Neue Freie“ von „Naie­rate“ zu unters icheiden kennen gelernt hat und ansonsten eine herzinnige­­ Freude zeigt, wenn er irgendwo einen neuen Gewerbe- Schild in ungarischer Sprache erblidt, sowie, dab in der­ Safino-Restauration auf den SpeisesKarten-Enveloppes die deutsche Aufschrift auf dem rückwärtigem Theile zu lesen ist, zum Urheber, er fragte ein siebenjähriges Mädchen, "auf welche Weise sie die Säugethiere vermehren ? W. ® » “ Ten in x s Bar ” | © 2 N. 4 Rn Neber Glavier-Unterricht und Mufit all Bildungs- und Erziehungsmittel im Allgemeinen. (Fortlegung.) If die Mufil ein wahres Bildungs - und Erziehungsmittel und in­wie­fern ? Die Mufil al eine Sprache des Herzens und der Seele, ist in ihrer richtigen Anwendung eines der kräf­­tigsten Mittel zur Erlangung höherer Bildung. Eine Kunst von so mächtiger Wirkung auf Seele und Geist muß unbestreitbar auf die Veredlung der Menschheit großen Einfluß üben, ist also auch in pädagogischer Hinsicht von großer Bedeutung. Diesed erfannten ihn die Alten. Plato sagt in dieser Beziehung von Musik im „Zimäauß:“ „die Harmonie, welche mit den Bah­­nen unsreier Seele verwandte Bewegungen hat, scheinen die den Musen sinnig sich Hingebenden nicht zum un­­vernünftigen Vergnügen (mie man sei wohl glaubt,) sondern zur Ordnung und zum Einklang der Disjonan­­en in unseren Seelenbewegungen empfangen zu haben, “ wie den Rhythmus, damit er den Unmähhigen und Beraubten den innern Zustand ordnen helfe.“ Ein an­­deresmal im „Staat:“ So entsteht demnach für die Erziehung des Menschen die Musik, die überhaupt die­­ Seele ausbilden soll, und wäre also der zweite Haupt­­­­bestandtheil der Erziehung. AS solcer erstreckt sie sich auf alle Seiten des Innern, nicht allein die Kräfte der Seele in Künsten, sondern auch in Wissenschaften aus­­bildend, so haß sie am Ende sowohl die Liebe zum Gu­­­­ten als Schönen erzeugt“ u. |. w. Allgemein glaubte man damals und noch später, daß die Erlernung der Musik, (in irgend einer Art) zur vollendeten Erziehung des Bürgers gehört. Seit unge­fähr siebzig Jahren fing man an, die Musik als eine unartifulirte Gefühlssprache anzusehen, welche Geist und Gemüth entfalten hilft. Man sollte sich demnach allge­­mein überzeugen, daß zur Erhaltung und Verschönerung angestammter Triebe weder das bloß Sinnliche, noch das rein Göttliche allein die Bedürfnisse des Menschen befrie­­digt; man sollte einsehen, daß nicht allein die Praxis des Verstandes und der Vernunft, nicht allein Sprach­fertigkeit, Wissenschaft und bürgerliche Gesich­lichkeit den Menschen veredeln, sondern­ auc der Geschmach und die Kunst — das nicht allein das materielle Schaffen, son­­dern auch die Schönheit der Poesie Formen, Salben und Töne die geistigen Kräfte üben und veredelte; dab nicht allein das Genießen, sondern auch die geistige Mit­theilung Sympathischer Gefühle das Dasein verihhönt, daß, nicht allein vernünftige Sittlichkeit, Frömmigkeit und Religion die Menschen beseligen, sondern auch der edle Genuß der Kunst. Aus der Mannigfaltigkeit der Ente­wickklung körperlicher und geistiger Kräfte, (nicht aus armseliger Einseitigkeit) tritt das Ideal der Menschheit,­­ So zur besseren Wahrnehmung der Tiefe und der die Humanität als un­gehn hervor, welche Bes­­­timmung des Lebens ist, daher halten denn auch natur­­getreue Erzieher die Musik immer für eines der vorzüg­­lichsten Mittel zur Beredlung der Jugend, und zwar nach dem ewig wahren Grundlage, daß die zarte Seele harmonisch gekimmt das Zartgefühl angeregt, der der Höhe der Töne, der Länge und Kürze der Zeit geübt werde, damit die beiden edelsten Sinne sich medhselsei­­tig die gewonnenen Begriffe verdeutlichen helfen. Abe auch noch andere in der menschlichen Gesellschaft feh empfehlende Vortheile gewährt die Erlernung u Hebung der Mufti. Singen z. B. macht die Kehlen glatter, geschme­diger, und befördert so den Wohlflang der Sprache u die Schönheit der Deflamation, auch kräftiget es, das Blasen mancher Instrumente, die Lunge, ern die Brust, und reiniget den Athem, so wie das auf Laiteninstrumenten eine heilsame Motion .­­ Der musikalisch Gebildete hat leichteren und frei Zutritt in Dig gebildetsten und höchten Zirkel, er fin­det ungehinderten Eingang zu den verschiedenen Mufik­­vereinen, und im Diesen wird, wenn sie guter­rt sind und echte Musik in a getrieben wird, den­ Mensch erst eigentlich vermenschlicht, das Gemüth zur Mauffı­­ald Spegel der Seele selbst versöhnt, der Lebensgenuß­gung der Leidenschaften angeleitet, und die Pyfionomie vervielfältigt und ohne große Kosten viele Freude bes­teitet. « « Der beste eo tungebeht in der Fremde ist, eine Wissenschaft verbindet die Herzen mehr als sie, und von einem Pole­tum an Musik.KeineKunft-««uud deren wird ihre Sprache gleich verstanden.Es ist von Plato bis heute von allen Gelehrten unbestritten aners­kannt,daß die Musikbildun sich als eines der wirsams­­ten Erziehungsmittel bewährt. Zu bedauern ist nur, daß der Musikunterricht nicht immer in den besten Händen liegt, welches zur Folge hat, daß solch verfehltes Wirken mehr­ zum DBerderben als zum Sortichritt und Gedeihen der Kunst und Erziehung führt. » . Welches ist heutzu Tage untercillenJkMråmen­ten das dankbarste und gebräuchlich­e Instrumet­t?"dem Klavier,denn1-tens ist d»as Spielen auf den felkfesn selbst bei einem schwächlichen K:.Her,am wenigsten nach­­theilig,und2itens gewährtes«.detka11 genehmen 21i,utzen, daß der Spieler seiner Mithilfe anderer Instrumente bedarf, um eine volständige Melodie und Harmonie gleichzeitig hervorzubringen. RR rt Unter geheimnisvollem Bann, Ein serbisches Reiseerlebniß. Mitgetheilt von Amalie Marley. (Bortfegung.) Aber bald wird die erzwungene Ruhe den Kindern langweilig, die kleinen Füße trippeln leise hin und her, und verirren si sogar zuweilen auf die Pelzstiefel des fremden Heren, der dann sichtlich unmwilich den Fuß zurückzieht, worauf die kleine Schaar sich eischroden nur wo dichter an­einander drängt unter das swingende Familiendach. Allein nicht lange währt er, und der tief gesenfte Schirm wird vorsichtig wieder empor gehoben und helle Kinderaugen guden neugierig nach dem bär­­beißigen Netje genossen, von dessen Gesicht leider nur die Nasenspige unter der tief herabgezogenen Reiselappe her»­vorschaut. Selbst die hübsche serbische Bäuerin, die doc nur dem Fremden zu Chren, der leider nicht Die ger­­ingste Notiz davon nimmt, Die buntgefu­chten Sonn­­tagesleider angelegt hat, theilt das Interesse der Kinder ! Gemeinsam schauen sie — und flüstern und filtern — und schauen wieder, — bis das Fuhrwerk plöglich einen so starren Rad erhält, das sämmtliche Schatten, wie von Federn geschnellt, in die Höhe fahren, und Schirme und Köpfe auf höchst unliebsame Weise mit­einander in Gollision gerathen. Diese, dem Kleinen Völkchen ganz besonders erheh­­liche Scene wiederholte sich außerordentlic häufig im Lauf des interessanten Tages! Herr von Kolanyi blickte dann jedesmal mit so vernichtendem Ausbruch die Kin­­der an, als wollte er sie allein verantwortlich machen für die Störung und verspüre nicht übel Lust, den sei­ nen Sündern eine exemplarische Strafe zu scheb­ren ! Wirflich wie schuldbewußt duchten sie si dann hastig unter das rothe Familiendahy und athmeten erst erleich­­tert auf, sobald sie bemerkten, daß der Gegenstand ihres Schrecens­ in seine alte Stellung zurückgerunfen war. Herr von Kolanyi hielt seine stumme Rolle in mürrischer Hartnädigkeit fest, leider ohne Gewinn für seine Gemütbestimmung, denn während seine Reisegenossen über­aus rücsichtsvoll zu handeln vermeinten, wenn sie ihre Gouversation nur im leisen Slüftertone führten bereitete gerade Died halblaute Gemurmel, mannigfach vartirt durch unterdrücktes Kichern und L­ispern — feinen ges­teizten Nerven peinvolle Marter, ja, einmal dünfte ihm das Einige Geschrei des jjüngsten Petrowitsch dagegen wie Mufti. Mit jeder Stunde wurde seine Lage ihm uner» geduldig ausharren bi zur späten Abendzeit, wo die Feine Ge=­­z träglicher, und da mußte er in jderselben jeßhrhaft endlich Kragujevac erreichte. Hier, in der wader emporblühenden, zweiten serbischen Hauptstadt durfte Herr von Kolanyi hoffen, für die Weiterreise ein erstes­­ Gefährt zu erlangen, und darauf hindeutend und somit ‚auf die fernere unmittelbare Gesellschaft der Familie­­ Petrowitsch Verzicht leistend, trennte er sich für heute , ohne Bedauern von derselben, um in fast erbarmungswür­­­­digem Zustande, an allen Gliedern mie zerschlagen,­­ hungrig und­­­ schmugig, das ihm von Nikol Nikola­­­jewitsch empfohlene Haus () aufzusuchen. Glücklicherweise hatte er sich im der angenehmen Vorauslegung, gastliche Aufnahme zu finden, nicht ge­taucht. Die ganze serbische Familie, Männer wie Frauen, biegen den Bremdling herzlich willkommen, die Zegteren den besten Pla am Herde ein und da heute zufällig ein Familienfest­ie wurde, fand er ein gut und reichlich belegtes Nachtmal, dem er, trop starf ange­­wandten Paprifas, tapfer zusprach. Schließlich kostete er sogar von der nationalen mit saurer Milch gekochten Suchsuppe, dem Lieblingsgericht der Serben,­­ mit dem­ landesüblichen Handsuffe.. Man räumte ihm . Nach dem Mahle versammelte sich Alt und Jung um die beliebte Gußle**), die einer der jüngeren Männer mit wunderbarer Fertigkeit spielte, und Herr von Ko­lanyi lauschte im stiller V­ermwunderung den feurigen Hagende Mufii eine seltsam anmuthende Begleitung machte den Dollmetsher und fügte bereitwilligst manche Helden gefangen, zu melden die monotone, schwermüthig, bildete. Der älteste Sohn des Haufed, welcher von den Bersammelten allein der deutschen Sprache mächtig war, interessannte Erläuterungen hinzu. Unter Anderm ver­­nahm der aufmerksam borschende Gast, das Tammilidhe anmejende Männer, deren schöne, kräftig schlanke Ge­­stalten er schon im Stillen bewundert, in mehr oder minder hervorragender Weise an den ver­derblichen Freiheitskämpfen Theil genommen hatten! Ja, der be­jahrte Hausherr, welcher schon der unglückichen Sehe­­bung von 1813 beigewohnt, hatte zu verschiedenen *) Bekanntlich ist in Serbien fast jeder fremde Neffende auf Gastfreundschaft angewiesen, die dort in edelster Meife geübt wird. *#*) Ein einsaitiges Instrument, das mit einem Roßhaarbogen gefrispen wird. Die Gusie fehlt wohl in feinem ferbisdgen Hause,­­ mindestens bei seiner feierlichen Gelegenheit weder in noch außer dem Hause. Uebrigens umfaßt das Regtere die ganze Welt des Serben. | h 1 Er

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