Oedenburger Zeitung, 1873. August (Jahrgang 6, nr. 80-93)

1873-08-08 / nr. 83

­­ er Sr . Organ Für Dandel, Industrie und Jandwirkhschaft, dann für socile Anteressen überhaupt, Motto :,,Dem Torfschrittf zur Ehr? — Beriic­en zur Behr! — Der Wahrheit eine Gaffe.“ 18 Blatt erscheint jeden Mittwoch, Freitag u. Sonntag. & Pränumerations-Preise. x Loco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 4 Fl. 50 fl., 7 Vierteljährig 2_ fl. 25 fl. Monatlich 1 fl. Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 6 fl., ährig 3 fl. Alle für das Blatt bestimmte Sendungen, M snahme von Pränumerations- und Insertionsgebühe­rn sind an die NRedaction portofrei einzusenden.­­ Beilag­e. Expedition: 2 | Vedaction: Grabenrunde Nr. 124 S Ju Unstande übernehm­en Pränumerationen auf Inferate Div General: Agentshaft Zeitung ‚‚Peiters Lloyd* N Haubenstein­gasse Nr. 7 Wien, Hansenstein , Vogler Wien, Wallfisch­­oNtr.fikxdkeetttspaltine,10Nkr.für die zweispaltiae,sp 15Mr.fnx die drekspaxtiae und 20 Nkr.für soie durchkausi« sende»Pet·1tze 11e exkkusweder Stempelgebü­hr von solwsi Unsinn-freut allenvilchtungen werdenvekeitwilligst ertheilt­.. Kirchgasse Nr. 2: a. A. Stock­­gasse 10, Hamburg, Berlin, Leipzig, Frantfurt aM. Basel » E 2... Smertions«Gebühr : Einzelne Nummern Kosten MED Kreuzer. H . tiegung des Handelsjammer-Berichtes. uch mit der Malzerzeugung befasfen fi tablissements im Kammerbezirke und ist erst­er Zeit eine Malzfabrik in Oedenburg in grö« bftabe eingerichtet worden. Delerzeugung i­ im Nadschritt ber hängt überhaupt von dem M­ußfalle der­selbe im allgemeinen ergiebig und die Auslandes darnach nicht groß, so ist eine bei den in Folge dieser Einwirkungen­­ jen des Rohproductes und eine Concurrenz iedenen ätherischen Brennstoffen möglic­h regten Falle arbeiten die bestehenden Etab­­olezn mit Berlust und schränken die Er-­möglichkeit ein. I­ndu­strie zählt im Kammerbezirke ° Bertreter, doch aber steht dieselbe­n dem Standpunkte, den sie ein­­st. Alle Gattungen Häute und Seite, Knoppeln, sind im Hande in­ Fule, Borbedingungen für eine blühende Ledero­se vorhanden, und doc läht sich über den Stand selben nichts Günstiges Tagen! Das ist auch eine ‚der häufigen, nur Ungarn eigenen Grb­einungen, daß bei dem Borhandensein aller Borbedingungen, dennoch ein gesund pulfirendes industrielles Leben mangelt, und viele Gewerbebranchen ganz brach Iiegen, die unter Umständen den reichsten Lohn versprächen. Was hieran wohl Ursache sei? Nu jagen wir es offen — «6 ist das Mibtrauen des NAuslandes, welches Ungarn vers dientere oder nicht verdientermaffen, doc wollen wir nit untersuchen, entgegengetragen wird — und doch können nur von dort Elemente erwartet werden, welche unsere SImdustrie auf eine den Verhältnissen entspre­chende Höhe zu bringen allein fähig sind. Die Erzeugung von Thonwaaren bewegt sich im großen­­ Ganzen in nur bes beidenen Grenzen. Eine Ausnahme hieven macht die weltberühmte Heren­­der Porzellanfabrik des Herrn Fischer von Farkashäza und die Ziegelerzeugung namentlich in jenen Theilen des Kammerbezirkes, von wo aus ein Lieferungsgeschäft­­ nach Wien und die Fabrik­bezirke Niederösterreiche­r möglich war, was ss hauptsächlic auf Oedenburg und­­ Umgebung bezieht. Den massenhaften Bedarf, den die enormen Neus­­­bauten in Wien erheu­chten, konnten die Ziegeleien­­ Wiend auch nicht zum geringsten Thrile befriedigen­­ und mußten die Bauunternehmer bedacht sein, sich died­­ı bezügliche Duellen in weiterer Entfernung zu eröffnen.­­ Speziell aus den Ziegeleien Oedenburgs wurden bei­­ 3.000.000 Stück Mauerziegel nach Wien geliefert, was­­ den Pfeis der Ziegel von 16 auf 22 fl. pr. taufend­­ hinauftrieb. Ueber die Glasfabrikation lädt sich nichts Neues Tagen ; feine Waare wird feine erzeugt, die or­­dinäre Waare findet Ablag zu immerhin annehmbaren Preisen. Die Glasfabrik Thalheim, der ung. Glas­­fabrik­-Metiengesellschaft in Pest gehörig, die den Be­­trieb nach einem zweijährigen Stillstande im Jahre 1870 wieder aufnahm, bat denselben im Jahre 1871 abermals eingestellt. Die Ursache dieser häufigen Be­­­­triebs-Einstellungen einer­ Fabrik, so günstig und in­­ einer mit Brennmaterialien reich gesegneten Gegend­­ fitnk­t, ist zwar der Kammer nicht bekannt, kann aber­ nur a­n der Leitung zu Juc­en sein Auch die Gias­­fabrik in Urfut hat nach kurzem Betriebe wieder zu erzeugen aufgehört &8 bestehen demnach aufrecht die Glasfabriken in Lufafa im Somoquer und VBetyem im Zalaer Comitate, die unter relativ günstigen Verhältnissen arbeiten und Ei bereits einen era Markt für ihre Waaren erobert aben. Die Pottascheerzeugung ist in steter Abnahme begriffen. Nahezu das größte Gtablissement | Dieser Art, die Pottaschenstedherei des Herrn Karl Györy­­ in Derenburg ist in den Händen der hiesigen Seifen­­­| jteder-Örtellshaft übergegangen, und hat als solche aufgehört zu erilt­ren. Alaun und Bitriol wird in dem fürstlich Esterhäzyichen Kohlenbergmwerte Neufeld erzeugt. Das e­rzielte Quantum Alaun betrug im Jahre 1870, 3817 Ztr. im Werthe von 26,719 fl., im Jahre ?871, 3111 Zr. im MWerthe von 21,777 fl. 8. W. Der Zentner­­ kostet 7 Al. E35 mit in der Alaunerzeugung beda " weise eine Abnahme konstatirt werden,die"ch««", gegen das Produktionsquantum vom Jahre 186,4574IT Ztr., welches im Jahre 1870 757 Ztr. und 1871 sogar 1468 tr. betrug. Ein Nagtheil in der Alaunerzeugung in den ge­­nannten Werten liegt darin, daß die Präcipitätsmittel als­ Schwefelsaures, Amonint und schwefelsaures Kali­um hohe Preise zum größten Theile im Auslande an­gekauft werden­­ müssen, weil in der Monarchie wenig­e Grablissements bestehen, die ss mit der Erzeugung von Schemitalien befassen. Ueber die Erzeugung von Gifenvitriol ist der Kammer nichts näheres bekannt. Die Seifensiederei wird ziemlich schwinge­voll betrieben und findet eine namhafte Ausfuhr aus­­­er Kammerbezirke nach­roatien und Slavonien satt. Al eine erfreuliche Thatsache müssen wir hier verzeichnen, da sich die Deydenburger Seifensieder zu einer Produktionss­esellchaft vereinigten und jrartig in der Lage seiıt werden das Geschäft auf einen ent­­sprechenderen Standpunkt zu heben. Le Toiletteseife wird vorzüglich in Gr.fa­ a­nizga in einem Gtablissement in vorzüglicher Qualität erzeugt ; auch Die Dedenburger Seifenfieber-Gesells­cchaft wird sich mit der Erzeugung von Zoilettereife­ber fassen. Ri [ES Das Lebzelter und Wachszieherge­werbe hat aus verschiedenen, schon oft geschilderten Ursachen, eine Bedeutung zum großen heile eitt- L­ex gebüßt. Die Conjunition des Leuchtgases nimmt im SKammerbezirke immer mehr zu. Gasbeleuchtung haben schon seit Jahren die Städte Oedenburg, Fünfficchen, Raab, TE Im Jahre 1872 wurde in­­ Steinamanger die Gasbeleuchtung eingeführt. Die Gasanstalten in diesen Städten, denen in erster Reihe die Affenbeleuchtung obliegt, finden auch immer mehr Abnahme von Private­flammen. Besonders in Geschäftslotalitäten ist die Gase­beleuchtung wegen ihres intensiven Lichtes sehr beliebt, doch beschrängt der theuere Preis des Gases einen alle­gemeinen Gebrauch. * | . | · #, NE Pr. Zenth­elon, Südamerikanische SS caraktere. II. Dr. Francia. (SHluf.) Einen Schuhmacher, der den renadieren des Dictators die Stiefeln nicht gut genug gemacht hatte, ließ dieser z­wölfmal um den Galgen führen, welcer beständig aufgerichtet war und immer neue Opfer er­wartete, a­bend zum halbtodt geängsteten Schuster : „Dieser Spa­­ziergang wird dich lehren, besser zu arbeiten !“ Eine arme Frau, welche den Dictator um eine Gnade bitten wollte und nicht wußte, wie und­ wo sie ihn treffen künne, gudte in ihrer Naivetät doch Sen­­fter in sein Zimmer. Dies erregte seinen Unwillen in solchem Grade, dah­er sie mit ihrem Manne in’d Ge­­fängniß werfen ließ, und damit eine solche Frechheit nicht wieder vorkommme, verordnete er, daß Jedermann erschosfen werden solle, der vor seinem Palaste bei einem Bersuche ertappt wird, den Dictator zu beobachten. Immer von Soldaten und geheimen Polizisten en ließ er großartige Kasernen bauen um, wie er sich ausdrückte, die Stadt Muncion zu „verschönern“ Alleinherrscher und Baumeister zugleich, zog er selbst die Grundlinien der Pläne und­­ tedte selbst die Baus läge ab. Eines Tages verordnete er, dab 130 Häus­er welche ihn in seinen Plänen störten, niedergerissen und weggeräumt werden sollten. Er befahl den Eigenthümern und Bewohnern dieser Häuser, dab sie Diese unverzüglich verlassen und bei deren Abtragung selbst Hand anlegen sollen. Ein armer Mann, welcher si­e gezwungen sah, sein einziges Häuschen zu zerstören, hatte die Kühnheit den Dietator zu fragen, welche Entschädigung er für sein Haus erhalte. „Eine freie Wohnung im Staatee­gefängniß” — war die Antwort. Und der Herr Die­­tator hielt Wort, indem er den armen Mann sofort in den Kerker abführen lieb. « Es wäre zu schimpfiich für die Menschheit,wenn "Fremcia unter seinen Unterthanen nichtzkeinde gehabt hätte. Nach einigen Jahren dieser Wilfürherrschaft ent­­­­stand eine V­erschwörung gegen Francia, aber sie wurde­­ bei ihren Entstehen entdeckt und zerstört. Von diesem Augenblickk an gab der­­ Verdacht einer Gefährdung seiner Person dem Dictator Vorwände genug, zur Eine­führung einer Schreckensherrschaft, die in der Geschichte der­­ Menschheit kaum­ ihres Gleichen bat. Sein immer,­währender Argwohn ‚und das Product bdeöselben, seine, ihn überall umgebende, stete scharf bewaffnete Leibmache verbreiteten um ihn ber eine Atmosphäre des Schredend und Schauderds. Er rauchte nie eine Gitarre, die nicht­­ vorher von­­ seiner Schwester zerlegt und genau unters­­­tudyt worden wäre. Er überwachte selbst die Zubereitung seiner Spei­­sen und machte sich selbst den Mater­, den er sehr liebte. Aus einer Gewaltthat, aus einer Laune in die andere fallend, brachte er Francia endlich so weit, daß er ganz Paraguay in einen weiten Kerfer verwandelte, aus welchem er seine lebende Seele ohne seine Erlaubn­is entlief. Alle Fremden, welche nicht aus dem Lande­­ gejagt wurden, blieben in demselben eingeschlossen, wi­­s dem berühmten Bonpland und den gelehrten Neffen, den die Egger und Longchamp erging, die nachher in dem Bude, in welches sie in Europa über ihren Aufent­­halt in P­araguay­­ herausgaben, gegen den, der sie vier Jahre lang wie­ Gefangene behandelt hatte, eine un­­vergleichliche Unparteilichkeit und Milde übten. Ad France endlich, nach einer 26 jährigen­­ Wilführe und Schredensherrschaft starb (1740) wagten die armen Paraguayer, welche ss aus purer Furcht und Angst vor dem Dictator täglich unterthänigst nach seinem Befinden erkundigt hatten, viele Stunden lang nicht, sich dem Leichname zu nähern, da te glaubten, daß sein Tod nur Berstellung und eine schlau gelegte Falle sei, um Diejenigen Frennen zu lernen, die ihn „minder liebten". Erst der Geruch der V­erwesung vers. mochte jene Helden zu überzeugen, daß der „allerhöchste und beständige” Dictator von Paraguay nicht mehr sei als ein anderer gewöhnlicher Leichnam.­­ So das Ende eines der größten Sonderlinge der Weltgeschichte Francia hinterließ seine Frau, sein Kind, nicht einmal einen Hund, der seinen Tod betrauert­ätte. " . h Der Sclavensinn,den er in seinem Lande mit fols­­cher Sorgfalt gepflegt,brachte ihm ein Denkmal ein, welches in einer Kirche aufgestellt wurde und seine Ges­cheine umschloß. In einer Nacht verschwand das dem Dictator’ers richtete Denkmal. Ob der lange unterdrückte Zorn des misshan­delten Bolfes in jener Nacht sich bligartig entlud und jenes Schandmal vertilgte, oder ob die Klugheit des Nach­folgers auf dem Präsidentenstuhle von Paraguay das­selbe entfernte­­­ heutige Tages weiß Niemand mehr. Nach dem zwölften Gange jagte Srand­a für » *­ Varagnays Three, 74 ei R; EN « REN »

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