Oedenburger Zeitung, 1873. Dezember (Jahrgang 6, nr. 133-137)

1873-12-03 / nr. 133

»r- be Organ Fir Dandel, Autnsirie und Fr andwirthechaftl, Anm Fir sorinle Anteressen Worte: „Dem Fortigritt zur Ehr? — Betrüchten zur Wehr’ — Der Wahrheit eine Gaffe.“ Das Blatt erscheint jeden Mittwoch, Freitag u. Sonntag. Pränumerafions-Preife. Vierteljüährig 2 fl. 25 fr., Monatlih 1 rieijährig 3 fl. Alle für oas Blatt bestimmte Sendungen, | für Lochn Ganzjährigg fl.,Halbjährig 4 ffll. 50ff., gi­ Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 6 fl., e mit Ausnahme von Pränumerations-­­und Infertionsgebüh­­­­ren sind an die Redaction portofrei einzusenden. Berlag u. Expedition: N Medackion: Grabenrunde Nr. 121.­­ Kirchgasse Nr. 25.10. 1. Stock. Einzelne Nummern Kosten MED Kreuzer. ihberhmut, Im Auslande übernehmen Gram­merationen auf Infera Babe DCUFSRIERB­ERTL OTE DC BAR RER d­’Mauhenstein antfurt aM, Bnjet­gasse Nr. 7 Wien, Hansenstein Vogler Wien, Wallfishh­gasse 10, Hamburg, Berlin, Leipzig, I­nfertions­beßüßt: 5 Nr. für die einspaltige, 10 Nr. für die Achtpartiee: 15 Nr. für die ee und 20 Nr. für­­ch­fende Betitzeile ex­klusive der Stempelgebü­hr von 30 fr» so Auskränfte in allen Riptungen werden bereitwilligst ertheilt aa — e durchlau. * Staatswohlfahrt, Selbsthilfe u. Staatshilfe. Vertrag im Industrier Kasino am 13. d. M. gehalten « von Berthold Weiß. (Aus dem,,P.L.·) · (Schluß.) Wenn die vollständige Benützung dieser zu unse·­rem Wohle veränderten Verhältnisse nicht stattfand,so ist es zum nicht geringen Theile der Auffassung einer Landespartei zuzuschreiben,die nicht in der ausgedehn­ten­ Anwendung der gewonnenen gesetzlichen Freiheit zum Wohle des Landes ihre Pflicht erkannte,sondern vorerst die gänzliche Beseitigung aller Bande mit dem Bruderstaate forderte»und nur durch jene die vollstän­­dige Entwicklung der Staatswohlfahrt möglich machte. Die Gefahren welche die Anschauungen für den Frie­­den und Bestand dieses Staates,so auch für die staat­­liche Freiheit in sich bargen,war die Ursache einer Par­­­teigestaltung,die nicht in dem faktischen materiellen und moralischen Fortschritte des Landes ihre Berechti­­ung fand,sondern in der Nothwendigkeit der Bes in diesed Statöverhältnissed vor den Angriffen einer diese staatliche Freiheit gefährdenden Partei. So mußte dur­ den Kampf um ein in der Gegenwart nicht gerechtfertigtes Staatsprinzip, die volkswirthschaft­­lige Entwicklung Ungarns duch ungarische Einflüsse leiden, da diese unproduktiven politischen Ideen ‚im staatlichen, Vereind- und privaten Leben der Fürsorge zur Entfaltung des Wohlstandes hindernd entgegentra­­ten. Das Bessere wurde so der Feind des Guten. Troß dieser Vorgänge müssen wir, wenn wir und dad duch den Staat und den Einzelnen in dieser fur­en Spanne Zeit geschehene vergegenwärtigen, gestes , daß diese Periode nicht unbenügt verstrichen ist. Durch Staatshilfe wurde das Rollsschulwe­­sen verbessert und die Zahl der Volksschulen vermehrt ; das höhere Wissen wurde durch Errichtung von höheren Unterrichtsanstalten verschiedenster Art gefördert; das Gerichtewesen wurde organisirt und die Vervoll­­kommnung der Verkehrseinrichtungen, die Erbauung von Hunderten Meilen Eisenbahnen u.­­. w. geben einen Beweis dafür, daß die Staatsvertretung Ungarn in den Anforderungen eines Kulturstaates, dessen leitende Fee in der Verbesserung des materiellen und intellektuellen Zustandes des Volkes zu suchen ist, nicht gänzlich verschloß. ... Der Beginn und die Durchführung solcher Werke sind im Beginne einer Negierungs-Wera nicht ohne Lehlgriffe denkbar, die bei uns in einer oft zu konzipier­ligen, oft einseitigen, hie und da auch nicht nothwen­­digen Ausführung von Institutionen und Aufwand von Mitteln geschah. „Die Uebel entstanden größtentheils durch die oben angeführten Partherzustände, da diese unnöthige Opfer in Erhaltung der Anhänger der leitenden Idee mit ich brachten; sie vernichteten die strenge Prüfung des staatlichen Haushaltes, die Moral litt unter diesen Zu­­ständen, da dem Parteibekenntnisse zuliebe die Sträf­­lichkeit einer häufig nicht in entschuldigenden Ausbeu­­tung des persönlichen Wirkungstreises übersehen und ignorirt wurde, welche Thatjadhen mit einer rationellen Volkswirtscchaftspflege im Widerspruche stehen. Die Erschöpfung unserer finanziellen und Kredit­quellen ist vornehmlich theils diesen Umständen, theils dem­ seit Jahren vorhandenen Mitverhältnisse des Stan­d­­einfommend zu den Staatölasten und der hiedurch, ver­­ursachten finanziellen Zerrüttung zuzuschreiben. Dies kräftiger erfaßte das Bolt das Wesen der Selbsthilfe, indem auf allen Gebieten Vereine und Ge­­sellschaften geschaffen wurden, die thätig in den Orga­­nismus der Abeit der Bürger eingreifen. Der Mangel an gejeglicher Regelung des V­ereinswesens den Ans­chauungen der Gegenwart entsprec­hend, die üblen Fol­­gen der Parteigestaltung auf die sociale Entwicklung, die in den hervorragenden Gesellschaftsschichten hervor­­tretenden Geschehnisse machten sich, dennoch in ihren Wirkungen bei diesen Institutionen der Selbsthilfe nur zu häufig geltend. Die angedeuteten Uebel fiben jedoch weder in dem Staatsorganismus, noch­ bei dem Einzelnen so tief dab doch die Erkenntniß derselben nicht eine ra­­dikale Umgestaltung zum Belseren geschehen und die Ass­­oziationsformeln im wirthschaftlichen Leben bei geeig­­­­neter Bildung und Leitung derselben nicht auch in Une­gan zur Durchführung der Gelbsthilfe mit besserem­­ Erfolg angewendet werden könnten. Das einzelne Individuum trachtete in Unga ebenfalls der Zeitströmung der Entwickelung der materiellen und intellektuellen Kräfte gerecht zu wer­­den, da die Bildung in stetigem Zunnehmen ist, der Sparsinn festere Wurzel schlägt. Das Bewußtsein und die Er­enntniß gibt es allerwärts fund, vorhandene Mängel möglichst zw an und die Zustände nach Jefes sind wesentliche Faktoren Kräften zur verbessern­ der Gelesthilfe. In Gesammtheit müssen wir dennoch anerkennen, daß die Leistungen seit der 8 Jahre dauernden neuen Hera Ungarns nicht zu unterschagen sind. Soll jedoch der Einzelne und der Staat ii volle­ fommen der vollwirthschaftlichen Pflege Hingeben kön­­nen, so ist es nothwendig, daß vor Allem jene Hinder­­nisse beseitigt werden, die der vollständigen Widmung der Regierung und der Legislative, den wirthschaftlichen und Kulturzwecken entgegenstehen. Dies ist nicht an­­ders denkbar, als durch Beseitigung der unrichtigen, ja­­ sogar schädlichen Parteigestaltung. In dieser ee ist die Innungration Kolo­­man Chyczyk als segensreich zu begrüßen, indem durch dieselbe die Pflege der wirtschaftligen Wohlfahrt allein als berechtigter lei­­tender Grundfaß der Parteigestaltung und des Staatslebens hingestellt wird. ‚Durch die Realisirung dieses Prinzips wird die­­ Tragweite der inhalteichweren Worte Szechenyi’s sich ergeben, dab „nur ein reicher, geordneter, Staat frei sein, Freiheit behaupten und an Macht zunehmen ann.“ Mit dem Ausspruche Ghyczy's hoffe ich die Zeit gekommen, von welcher an die leitenden staatlichen Bestreben dahin gerichtet sein werden, den Reichs­thum, ‚ den Wolftend des Volkes zu vermehren, so die Freiheit zu sichern und die Macht des Staates zu­ erhöhen, zionele Wirtschhaftspflege erreicht werden. Wie auseinandergefegt, fan­n dies nur durch a Sie were den mir erlauben, geehrte Zuhörer, wenn ich relapie tuiirend auf die mothwendigsten Aufgaben hinmeif die in erster Linie in der nächsten Zeit erledigt werden * EBE­NR RR REEL E ERBARH «’ «.’-.’--««»--«..-.«.-.«« EBEN BE BRETTEN ET ET . Feuilleton. Harmlose Wlaudereien. Im Nachbarlande Oesterreich sprach ein Parla­­mentsmitglied im Jahre 1869 als das Abgeordneten­­haus über das Budget debattirte beim Kapitel: „Lotto“ mit liebenswürdiger Naivität: „Das Haus ist einstim­­mig für die Aufhebung des Lotto, aber man hatte «8 bisher mit feinem Toc­e vermieden, die Debatte über diesen Gegenstand anzu­­regen, weil Niemand die Bermutlichung aufkommen lassen wollte, Daß er allein für die Sache eintrete“ .­­Nach vier Jahren finden wir ein ähnliches Ver­­hältniß in unserem Reichstage.Er scheint einstimmig übereugt zu sein,daß man schlechte Einrichtung ekkalt­­schafen müsse,weiß ganz genau die Floskeln»mit all­­gemeinen Schlagworten und Kraftausdrücken könne man immer die Gesetzgebung reformiren,«aber nach der aufs gestellten Theorie eines österreichischen Abgeordneten vermeidet jeder,der auf seinen Tod­ Anspruch macht, einen Gegenstand anzuregen,um nicht die Vermuthung aufkommen zu lassen,daß er allein für die Sache eintrete. Jeder fühlt daß der Großmachtkitzel,welcher auch die Errichtung einer eigenen Armee mit sich brachte, über das Land einen finanziellen Ruin brachte.Jede­r weiß,daß ein Hauptfactor zur Regenirung unser expp lokablen Verhältnisse in einer bedeutenden Reducerung der Honvedarmeen zu suchen ist,aber Jeder vermeidet mit seinem Takte diesen Gegenstand»anzureden,dass­­wer den Muth,die Seelengröße besitzt,den»zugewar­­tigenden Anfeindungen,die sich V­orwürfe über Man­­gel an Patriotismus gipfeln dürften,zu trotzen. Wie oft aber wirft man jemanden Mangel an­­ Patriotismus vor und der betreffende verdient dem­ Vors­wurf gar nicht.Soz­s­ehauptetknbefFrungely dab der „vielgelichtet städtische Obergespan während sei­­ner legten Anwesenheit aus Mangel an Patriotismus fi nicht bemüht habe, einen Repräsentanten zu finden, geldjer im der von ihm präsibieren Generalversamm­­lung ded löbl. Municipal-Ausschusses den Antrag behufs Absendung einer Loyalitätsschresse anläßlic der 25-jähr­­­igen Thronbesteigung des Negenten hätte stellen sollen. Die inhuman einem Vertrauensmann der Regie­rung­sloyalität vorzuwerfen, ohne die Gewißheit zu haben, ob er — in diesem Falle — nicht vieleicht nur ohne Erfolg einen Antragsteller gesucht haben mag, und so wenigstens seiner Loyalität Ausdruck gegeben zu haben. Und so ist es, der „vielgeliebter Here Obegespann suhte Ginen aber fand keinen, wie er überhaupt ein entschiedenes Malheur in Szenirung von in ihm ent­sprungener Gedanken zu besigen scheint. Die zu Gunsten von Hinterbliebenen der an der Cholera Verstorbenen von ihm arrangirt werdende The­­atervorstellung muß neuerdings hinausgeschoben werden, da die für selbe gewonnen sein sollenden Kräfte ersten Ranges von den Wiener Hofbühnen zu Weihnachten nicht kommen können, sondern erst im Carnevale uns entgeltlich die Magnete für die Safra abgeben wollen. Man wäre nahezu versucht zu glauben, daß dann ein allerliebster Karnevalsicherz improvisirt werden dürfte, denn hierin ist der „Biergeliebte" groß. Hingeschmugelt in den katholischen Convent als Mitglied, in welchem nur in der Stadt Ansässige Sit und Stimme haben sollen, suchte er in heiteren Genre zu wirfen, indem er nach der bekanntem Melodie des Lebens Unverstand mit Wehmuth zu genießen die Bur­­leöfe i­provisirte, die Statuten des Konventes zur Bes­gutachtung dem Bischof von Raab einzusenden. Ist das etwa nicht ein allerliebster Scherz von ihm gewesen ?! Nur Schade, daß er so wenig Anklang fand und durch böse, böse Leute, die namentlich alles „ Hwarz beim Biergeliebten“ sehen wollen ein glänzendes Fiasco erlitt. Es gibt überhaupt so viele Leute hier, die eine gewise Force entwickeln aus jeder Kleinigkeit, aus dem zufälligem Zusammentreffen von Umständen Böses zu wittern. Wie in der legten Sikung der Municipal - Nuss Shufjed zwei Stühle der ersten Reihe im Zentrum nie benügt blieben, hieß es gleich bei einigen, der Neph­e­sentant v. Pald_kommt nicht, weil die Entscheidung­­ ob die über Aufforderung abgegebenen Bedingungen behufd Wiedereintrittes des Dr. Wallner in das Pros fessorencollegium der Oberrealsschule acceptabel sind, sicher­­lich zu Gunsten des Professors und somit auch der Lehr­­anstalt ausfallen wird. — Welchem Leser vielleicht der Umstand auffiel, daß zwei Stühle wa bhlieben, dem sei mitgetheilt, daß der zweite zur Be vom genannten Repräsentanten mitgenommenen Hand«­bibliothek dient. ." s Und wie unrecht war nicht diese böswillige In­­­terpretation über das Fernbleiben des sonst so fleißigen Besuchers der Sitzungen.Wie konnte er anders s­ein, mußte er sich ja doch,nachdem zum Nutzen un­d Froms­men der Mitglieder des Presbyterium­s im Lau­fe der«" vergangenen Woche drei Sitzungen abgehalten wurden, und bei seiner sonstigen vielseitigen Thätigkeit doch.«» Hi auch«einmal ein Stündchen der wih verdienten Ruhe öinen.Werweis,wie gerne der Präses der Schuls nur den Dr. Wallner hat, ist gewiß nicht auf diese­ boshafte Idee gekommen, daher ihr bösen: Leute seid milder in euren Urtheilen, seid friedfertigerer Natur. Wie ist’s doc­ so schön, wenn unangenehme Dinge sich auf friedlichem Wege plank­en. Da lah man in den Peter und Wiener Blättern das Telegramm aus Oedenburg : Der ehemalige Director der Escomptebant Spiger wird gerichtlich verfolgt. Und doc wars dem nicht so, man parlamentirte nur ‚acht Tage und dann kam er, und friedlich nimmt der Verwaltungsrath die Summe entgegen, die Spiber, um r­ede zu haben, biethet und friedlich, wie einst in schönen Tagen, wer­­den sie auch jegt wieder, der Verwaltungsrath und der « Director auseinandergehen,bis nach einigen Jahren »um einem tiefgefühlten Bedürfnisses des Publikums·«­ Rechnung zu tragen«vielleicht wieder eine Rank in’s"« Leben gerufen wird. Be­erbergung der«

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