Oedenburger Zeitung, 1873. Dezember (Jahrgang 6, nr. 133-137)

1873-12-05 / nr. 134

Ks RS TDRE ER RN 58 R N ER 2 ,. .! ..«»« Or­­­­ne Dandel, Audustrie und Fr Das Blatt erscheint jeden Mittwoch, Streitag u. Sonntag. Pränumerations- Preise. Hr Loco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 4 fl. 50 Fl. Vierteljährig 2 fl. 25 fl., Monatlich 1 fl.­­ N Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 6 fl.,­ierteljährig 3 fl. Alle für das Blatt bestimmte Sendungen, Al­ben sind an die Nedaction portofrei einzusenden. * & ge Auswärts, mit Ausnahme von Pränumerationg« und Insertionsgelehr — , vs.Jahrgang. —­­kl· A + 6 + I Fi­n­­anzwirt­schaft, dan Für sph­nte Interessen überhaup, Worte: „Dem Fortschritt zur Ehr! — Betrüchten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Gafse,“ Berlag u. Expedition: Grabenrunde Nr. 121 N Redaction: Kirchgasse Nr. 25.2. 1. Stock.­­ . . » i — . x Im Auslande übernehmen Pränumerationen auf Infera R Die General: Agentschaft Zeitung, ‚Pefter-Lloyd” Raubenstein­gafse Nr. 7 Wien, Hansenstein &_ Vogler Wien, Wallfisch gasse 1o, Hamburg, Berlin, Leipzig, 3 Infertions-Gebühr , | 5 Nfr. für die einspaltige, 10 Nfr. für die zweispaltige | 15 Nr. für die nei­ge und 20 Nr. für die durchlau­­fende_ Petitzeile efflusive der Stempelgebühr von 30 fr­­== Auskünfte in allen Richtungen werden bereitwilligst ertheilt­­ 7 AIAAAAAAIIL LU N Einzelne Nummern kosten MED Kreuzer. tankfurt aM. Basel " Aus der Sigunn des ung. Abgeordneten­­hauses am 26. November 1872. Im Nachfolgendem bringen wir die interessan­­testen Stellen an, der in jener Gigung vom Finanz« ministerum v. Kerfapoly gehaltenen Schlußrede, welche in oratorischer Beziehung einstimmig ein Meister­­stüc genannt wurde. Der bereits demissionirte Minister entwickelte hohe Ideen, er sprach offen unch mea culpa über sehr viele Dinge, er nahm den auf ihn fallenden Theil der­­ Verantwortung auf fi und fragte sich auf das Bemwußtsein, daß bei Kenntniß der großen Last durch Diejer Portefeuille, er vom Tage der Webernahme bis jegt in der Sorge um das Vaterland in der er­­müdenden Arbeit im Dienste derelben seine Tage und Nächte zugebrac­ht habe. Gegen den Vorwurf Simonyt­ d, daß er einen eigentl­ichen Vortrag zum Behufe der Erläuterung über den Ansehensvorschlag nicht gemacht habe, ea dab er dieselbe schriftlich abgegeben habe und folgendermaßen fort: „Ich bitte meine Neußerung mit der schriftlichen Motivirung zusammen, als ein Ganzes zu betrachten. ährt Ich bege viel zu hohe Achtung für das geehrte Haus,­­ als das ich annehmen sollte, dasjenige, was als Mo­­tivirung ded © esesentwurfes seit einigen Tagen in Aller Händen ist, einftire für die Mitglieder des Hauses nicht. Ich kannn nicht annehmen, hab das für Sie, für die geehrten Herren Abgeordneten nicht einfäire und ich halte die Zeit des Landes für viel zu werthvoll, als hab ich Dasjenige, was ich einmal bereits in Druck legen ließ, mündlich abermald vorbringen sollte. Allein aus dem Separatvotum und der Motivirung derselben, wenn ich sie recht verstanden habe, scheint hervorzuge­­ben, daß meine Motivirung in einem und dem anderen Theile derselben, wenn auch nicht allseitig, jo doch in einem Theile des Hauses ungenügend befunden wurde ; und hiesfalls habe ich es nun allerdings für meine Pflicht erachtet, meine Motivirung soweit nöthig zu ergänzen. « Daher kommt es,daß ich mich in diesem meinem­­ Vortrage an die Rede des Herrn Abgeordneten Horn­alte.­­ Von mehreren Seiten ist mir vorgeworfen und alse Schuld angerechnet worden, daß ich das Haus in eine Zwangslage verlegt habe, indem ich diesen Geseps­entwurf zur einer Zeit einbrachte, wo das Haus binnen fünf Tagen, gleichviel ob mit Beruhigung, ob ohne solche, einen Beichluß faffen muß. — Nach allem dem, was ic im Hause zu hören Gelegenheit hatte und wors auf sich der Herr Abgeordnete Horn nicht ohne alle Berechtigung berief, nämlich nach den Ausdrücken des Mißtrauend nit nur von drüben, sondern auch von hier, würde ich, ich wiederhole ed, nicht sagen, was ich zu sagen im Begriffe stehe. Das geehrte Haus wird­­ jedoch begreifen, daß es sich nicht um meine Person handelt. D &s ist darauf hingewiesen worden, daß dad Haus nicht­­ nur jet in einer solchen Zwangslage ist, sondern dab­ed fi­nody bei Betirung eines jeden Ansehens in sols­cher Zwangdlage befunden habe. Der Grund dessen ist­­ die Art und Weise des Vorganges des Hauses selbst ; dad Haus wird sich immer in solcher Swangälage be­­finden, so oft wir eine Anleihe brauchen, insolange wir den jenigen Vorgang beobachten. (Lärm auf der Kinsen.) Ich bitte um Entschuldigung, dies ist die Folge und zugleich die Dokumentirung eines in gewissen Grade vorhandenen, nicht gegen meine Person, auch nicht gegen diese oder eine andere Regierung, sondern gegen die Regierung überhaupt gerichteten Mibtrauend. Wurde ja erst gestern oder vorgestern in der anderen Hälfte der Monarchie ein 80-Millionen-Ansehen ver­­handelt und votirt, wie ich für mich Died Vertrauen nicht in Anspruch genommen, ja in diesem Falle nicht­­ einmal davon Gebrauch zu machen gewagt hätte, in­­ einem anderen Falle vieleicht ja, und wie wurde ed votirt? Der Finanzminister wird ermächtigt, ein Ans­­­leben biß zur Höhe von 80 Millionen in einer das­­ Staat dafar so wenig als möglich belastenden Weise abschließen zu dürfen. Punktum. Von Bedingungen, sonstigen Nebenumständen auch nicht ein Wort. Ich bitte um Entschuldigung, dann man man lange über die Sache sprechen , bei unsern Modalitäten aber nicht. &8 eriftirt auf der Welt sein Bankier oder Bankiers> Gonfortium, das auf lange Zeit einseitig fi bin­­­­den wird und und Zeit und Gelegenhenheit ließe, Mo­­o­nate lang zu berathen, und darüber zu reden, ob das Auf Diejenigen Ausgaben, welche: Ansehen und Konvenire 2c. ıc., die Gelegenheit abzus­tarten, ob sich nicht irgendwo etwas Günstigeres trifft, und wenn ed sich trifft, jenem Konsortium den Laufs­pa zu geben, und mit einem andern abzuschließen. (Beifall.) Cody wurden nicht nur darüber Vorwürfe laut, dab das Hand gezwungen sei, nir so kurzer Zeit einen Beschluß zu fallen, sondern ed wurde auch wiederholt ausgesprochen, ed werde kaum die Unterschrift unter dem einen Ansehen getrocnet sein und schon werden wir ein anderer aufnehmen müssen. Sowohl, so ist's. Doc, warum ist ed so? 3.B. in Folge meiner Initiative vom Hause votirt wur­den, fällt ein nur geringer Theil, ein Zehntel des einen genügt dazu. Doch wenn die Früchte des früher ges­pflanzten Baumes gereift sind, dann muß man sie ein«­heimsen. (Lebhafte Zustimmung.) Man forderte mich auf interpellirte mich an darüber, ich möge die finanzielle Situation des Landes darlegen, weil ich es bisher nicht gethan habe. Ich bitte, ich habe ed gethan, und will das sofort beweisen. Ich kenne sein einziges großes Land, wo d­en um diese Zeit die Schlußrechnungen des vergangenen Jahres veröffentlicht wären. Unsere Schlußrechnung vom Jahre 1872 wurde vor einigen Tagen runterbreitet und befindet sich in den Händen der Herren Abgeordneten. Hier ist ein Exemplar. Doc ist die Schlußrechnung allein, denn diese bilden ein Zahlenlabyrinth, sie sind zu langwierig und vielleicht hat nicht jeder Abgeordnete Gelegenheit, sie durchzustudieren. Nachdem Redner darauf hinwies, dab nicht nur die Schlußrechnung für 1872 sondern auch der detaill­ierte Bericht des Staatsrechnungshofes — da­ im Jahre 1873 jeder Duartaldausweis nur um 1 Monat später als das Duartal beendet erschien vorgelegt wurde und in diesen Zusammenstellungen Alles enthalten ist, was er selbst wisse, da ein Verschweigen ein Verbrechen wäre, fährt Kerfapolyi fort: „So mehr als dies, geehrte Abgeordnete,­­ ich begnügte mich nicht damit, ich bemühte mich auch, ein Gesammtbild der Finanzverwaltung von 1868 bis 1873 in diesen Tabellen zu geben und es Ihnen zu­­gänglich zu machen. Was darin enthalten ist? Das­­­­ Feuilleton. Wiener Briefe. Wie einst der römische Dichter behauptete: „Dif­­ficile est satyram non scribere, so fühle auch ich mi in ähnlicher Stimmung, wenn ich den fortwäh­­renden Agitationen der „Schwarzen“ mein Augenmerk zumende. Sind die Manöver der Seudalen, Gloricalen und Nationalen nicht an eine furchtbare Satyre, des­sen Spige auf den Umsturz aller freiheitlich entwickel­­ten Verhältnisse gerichtet ist? Fast Scheint «8, al8 sollte die Zeit der Apostel wieder kommen, aber nicht jener hingebungsvollen Apostel, welche das „Evangelium des wahren Glaubens“ verfündend, von Ort zu Det­rogen sondern jener Propagandamacher, welche das leicht zu angelnde und zu bet­örende Bauernvolf in das Nep­heritaler Intriguen verladen wollen und den Biberaliö­­m und gleich hinter den Gottjeibei und rangiren. Ein Beispiel hiefür boten die legten Wahlen, welche jedoch, trug aller Umtrieben, für die liberale Partei so ziemlich günstig ausgefallen sind. Wie oft trifft nicht der Mensch eine Wahl für­ s anze Leben, die ihn nachträglich gar bitterlich gereut. So wohnte beispielsweise in einer der V­orstädte Wien’s seit einem halben Decennium ein junges Ehepaar, daß, dem ersten Anscheine nach zu urtheilen, ein gar zärtlic­h­es Leben führte, denn man sah sie frets friedlich und heiter beisammen. Zrogdem wollte die böse Welt wis­­sen, die noch immer hübsche Frau unterhalte ein inti­­­­mes Verhältuis mit dem Freunde ihres Mannes, der si­etend in beider Gesellsschaft befand. Eines Abends, die junge Frau war allein ins Theater gegangen, weil ein leichtes Unmahlsein den Mann verhinderte, sie zu begleiten, fiel es Lapterem ein, eine lange Zeit hindurch u­nbenügt gebliebene Zabatbüchse ihrer ursprünglicen Bestimmung wieder zuzuführen. Man kann je seine Mederraihung denken, als er in dieser Büchse eine Ans zahl Liebesbriefe, von der Hand seines Freundes und an seine Frau gerichtet, fand, aus denen die Schuld der taubenfrommen Ehegattin unzweifelhaft hervorging.­­ Noch größer aber war die Neberraschung der Frau, als sie ( nach der Heimkehr von ihrem Manne aufgefordert ward, entweder das Gesuch um Scheidung zu unterschreiben, ( oder wegen Ehebruch) vor das Gericht zitirt zu werden. Madame entschied sich weinend für das Erstere. Und ‚der brave Freund ? wird man fragen! 3 du mein Gott! | der ist einfach ausgeblieben. Was nicht mehr lange ausbleiben wird, das ist die Weihnachtszeit und bald wird das holde „Shrist­­findlein mit goldenem Haar“ hereinlugen und freund­­­­lich lächelnd Gaben ausbreiten für Alt und Sang. Es ist das die Zeit der allgemeinen Einläufe und mancher " Familienvater spart durch Monate"hindurch, um die Kleis­ten wenigstend am Christtage mit einer Spende zu er­­­­freuen. "8 ist das ein alter Brauch, der wenigstend das­­ Gute für si hat, daß Millionen Herzen freudiger schlan­­­gen und eben so viele Geschäftsleute brillante Einnah­­­­men erzielen. Zudem hat Weihnachten schon seit lan­­­­gem angehört ein rein religiöses Fest zu sein. Der Jude­­ hält seine Weihnachten zur selben Zeit im Streite seiner­­ Familie und die kleinen Anhänger des Talmud umhüp­­­­fen mit eben so vieler Freude den flittergeschmückten,­­ im Kerzenflimmer prangenden Tannenbaum, gleich den­­ Kindern bibelfester Christen. Weihnachten ist so recht die Zeit der Kinder und im Anblickk dieser findlichen Glühseeligkeit fühlen si­e auch die „Alten“ wieder jung und erinnern sie­cer Zei­­ten, in denen auch ihnen von vorsorglicher Hand ein Weihnachtsbäumchen gelegt ward, behangt mit allerlei | Firlefanz, mit vergoldeten Nüffen und Badwerf, mit­­ Spielzeug und Allerlei. Und somit machen sich auch die­­ ‚Alten‘ wieder gegenseitig Geschenke zum Weihnachts­­tage. Freilich sind sie da praftischer in der Wahl des Gebotenen. Der Gatte bedenkt das liebende Weibchen mit feinem Wurstel, Lebkuchen oder einer Krippe, dabei ı das „Eselein mit dem Dechälein“ steht in trauter Har­­­­monie ; er überrascht die Gattin, die Mutter seiner Kin­­­­­­der mit etwas Nüglicherem für irdische Leben. Die meisten Einläufe für „Große und Kleine“ zum Weih­­nachtsfeste aber werden in Wien unstreitig im „Bazar Friedmann,“ Praterstraffe 26 gemacht, da in bieten Lager einzig und allein Alles, und zwar in vorzüglich»­fter Qualität und zu den billigsten Preisen zu erhalten ist, was nur irgendwie in Haus oder Familie benöt­igt wird. Die Firma „Friedmann“ genieht einen Weltruf und es wird wenige Personen geben, die nicht schon bei „Friedmann“ und zwar zu ihrer vollsten Zu­­friedenheit Einkäufe besorgten. « Wenn irgendeiner unserer Wiener Hotelbesitzer Ursache hat,mit den diesjährigen Erfolgen zufrieden zu sein,so ist das unstreitig der Besitzer des Hotels,,Vic­­toria«auf der Favoritenstrasse.Reinlichkeit­ und Aks­kuratesse,staunenswerthe Billigkeit und Solidität sichern­ten dem Hotelier,Herrn Gruber,einen ehrenvollen Ruf,der weit über die Grenzen Oesterreichs gedrunen it und ihm zahlreiche Freunde erworben hat, aus Nah und Fern. Und das verdient jegt, nach Schluß der Welt­­ausstellung, besonders verzeichnet zu werden, da leider ein großer Theil unserer Hausbesiger zu Preisen seine Zuflucht nahm — vor welchen Einheimische wie Fremde flohen. — Möge den verehrten Lesern der „Dedenbur­­ger Nachrichten" das „Hotel Victoria“ in guten Anges denken bleiben. 3. & Dudhed­­ie N Die Blume von Shetland. Original-Novelle von H. Anthieny.­­ (Fortlegung.) Ein Strahl teuflischer Freude flog über Patric Stuart's Gesicht bei diesem Plane: „Du stehst mit dem Teufel selbst im Bunde !“ rief er dem Secretär zu und warf ihm eine Börse vor die Füße, auf die jener wie ein Geier auf seine Beute gierig stürzte. „Lab die Zelte abbrechen und das Schiff sich regelfertig machen." Zwe a Rs re ET DE RER 3% .. il Tii »j­­­« Br 4 « i­ 7 A" 7 ä „ t . h 7

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