Oedenburger Zeitung, 1877. April (Jahrgang 10, nr. 39-51)

1877-04-01 / nr. 39

Wohl tragen wir Schuld an unserem politischen und wirthschaftlichen Winter,während derl­rmensch an seinem Winter gewiß nicht schuldig war:wir wai­­ren es,die in unkluger Ueberhastung unserer natürlichen Entwicklung vorgriffen und wir müssen nun die kurze Lust der grünen Weihnachten mit weißen Ostern büßen. Aber die gestörte Ordnung der Dinge wird doch wieder hergestellt werden,nur möge bald auf die lange Nacht heller Tag,auf den Wintersturm Leuzeg wehen folgen- Wenn uns auch noch nicht alle Gesetze der Weltges­­chichte offenbar sind,eines kennen wir und das laus­tet:»Keine Nation geht zu Grunde,die nicht zu Grunde gehen will«.Stemmen wir uns also mit aller Kraft des Wollens und des Kön­­gens gegen die uns umringenden Gefahren und das Verhängniß wird machtlos an ung vorüberziehen,und dann erst können wir mit freudegeschwellter Brustha­­fen.Die Natur ist erstanden! — „Suftin — ist der meinige”, sagte der junge Mann. Wieder entstand eine kurze Pause. » Die Hand der Denise zitterte in der bed Zuftins. — „Beben wir, sagte der Jäger, die Not bricht Ichon heran, ich muß Sie verlassen, ich werde Sie aber nie vergeljen”. „Auch ih Sie nicht“, sagte Denise, und sie seien, was noch hinzufügen zu wollen; die Yufres ben jedoch ließ die Worte auf ihren Lippen er­erben. „Sehen Sie mir in die Augen, um mir „Lebe wohl“ zu jagen", sagte Luftin­­ie sab ihn eine Weile mit ihren schönen blauen Augen an. Da that die Thurmuhr im Dorfe in tiefen dumpfem Zone eine Anzahl von Schlägen, die Beide er­mahnte, nach Hause zu Fehren, und öfters zurücklrcend trennten sie si. « Bald betrat sie die Schwelle ihrer Hütte. Sie schien verwirrt zu sein, sie hatte flüchtig die Glücfselig­­keit des Himmels gesehen.­­ Am nächten Tage versäumte sie das Stelldidg­em­ nicht, denn sie liebte ihn sehr, und hätte es nicht übers Gewissen bringen können, eine Gelegenheit ver­ fäumt zu haben, bei welcher sie ihm ihre aufrichtige Liebe bezeigen könnte. Dies dauerte so­fort, sid zur verhängnißvollen Nacht, an welcher der Wildvieh seine Tochter verwundete, anstatt den zu tödten, der sie entführte. (Fortlegung folgt). Tagesgeschichtliches,Allerlei. Dedenburg, 1. April 1877. General Ignatieff und ein frommer russischer Wunsch. — Was ein Krieg kostet. — Der Bapst am Sterbelager. — Montenegrinische Miederhaarigkeit. — Unsere Abgeordneten. General Ignatieff ist unverrichteter Dinge von Wien wieder abgereist, wir sagen unverrichteter Dinge, denn wenn es ihm gelungen wäre Oesterreich-Ungarn zu einer Miedereinstimmung mit ihm im Sinne seiner Mission zu bewegen, so würde er seinen Wiener Auf­­enthalt nicht so bald beendet haben. Freilich loßt ei die „Srance“ von ihrem Wiener Korrespondenten be­­richten, dab Kaiser Franz Sofer I. den russischen Bestrebungen nicht ganz abhold und eine Begegnung der drei Soupdereine (welche das DreirRaiser-Bünds­niß geschlossen haben) gegen Ende d. M. bevorstehend sei. Graf Andrasfy — [chreibt die „Srance“ ferner — übernimmt es, der Vermittler zwischen Rußland und England zu sein. Neue Unterhandlungen werden daher im Laufe dieser Woche zwischen Rußland und England eröffnet werden. „Ich erhalte ®, soll Graf Uns dran­g erklärt haben, „meinen Beitritt zu dem Berliner Memorandum aufrecht." Die „Brance“ ist aber von Ruhland stark beeinflußt. Dagegen stimmt der „Pester Lloyd“ mit unserer Auffassung überein, daß seine Gefahr für ein einseitiges Engagement Oesterreich-Ungarns vorhanden ist. Wenn sich England mit Rußland während der Feiertage verständigt, dann wird diese Verständigung jedenfalls so geartet sein, daß ss auch unsere Monarc­hie derselben anschließen kann, geschieht dies nicht, dann wird die Meldung der „Srance”, dass Graf Andrassy die Aufgabe übernommen habe, zwischen England und Rußland zu vermitteln, jedem Unbe­fangenen ald das erscheinen müssen, was sie ist, ald — ein frommer rufsischer Wunsch. — Wie bedenklich für alle Kriegführenden der Ein­tritt in die feindselige Aktion ist, geht unter andern als ziffermäßig aus einem Erpose des französischen Ministers des Innern hervor, worin derselbe eine offizielle Statistik dessen zusammengestell hat, was der Nation für ein Schaden durch die Invasion von 1870—T1 zugefügt worden ist. Die Gesammtziffer, zu der man gelangte, ist 886.957.755 Fred. An Kriegde­kontributionen und Geldbußen wurden an die deutsche Armee entrichtet 229.996.029 Ired., wovon 200 Mil­­lionen von der Stadt Paris. Die Requisitionen von Naturalleistungen, über welche Belege beigebracht wur­­den, beliefen sich auf 134.107.747 Fred., die Audi gaben für Einquartierung und Verpflegung der Truppen auf­ 101.309.814 Fred., der durch Diebstahl, Feuerd­­bkunft und sonstige Krieghafte erwachsene Schaden auf 392.611.839 Frances. Alle diese Verluste verteilen sich auf 34 Departements, von denen Genneset-Marne, Seine und Seineset-Dise am empfindlichsten betroffen sind, nämlich das erste mit 50.905.041 ,res., das zweite mit 269.196.022 ,res., das dritte mit 146.500.930, Sted. Der Staat hat für alle diese Verluste zusammen Entschädigungen im Betrage von 617.147.889 Fred. geleistet. (Im Ganzen 1745 Mil­lionen Schaden.) Wenn Oesterreich - Ungarn nur ein Zehntel dieser Summen durch seine Einmischung in einen even­­tuellen Krieg einbüßen müßte, könnte man über uns so das Kreuz machen wie leider fept über das Leben des heiligen Baterd. Der römische Korrespondent des „Standard“ telegraphirt nämlich folgendes: Die offi­­zielen Bulletins über das Befinden des Papstes lauten nicht befriedigend. Er hat, sie von dem neulichen Ans fale nicht erholt. Er klagt über große Schwäche und ist gezwungen ge­wesen, ale Audienzen zu filtiren. Man erwartet täglich seine Auflösung. — Ebenso aussichtö­­los wie das Auflommen der kirchlichen Oberhirten sind die türkische montenegrinischen Friedendunterhandlungen. Zwar haben die montenegrinischen Delegirten Konstan­­tinopel wo immer nicht verlassen, erwarten jedoch nur no den Befehl zur Heimreise. Der Waffenstillstand wird demnach jeitend der Pforte schwerlich mehr ver­­längert werden und so kann das blutige Kriegsspiel auf dem Balkan bald wieder angehen. Al in unserer Landeshauptstadt werden die par­­lamentarischen Kämpfe bald wieder beginnen. Vorläufig aber liegt ein Sefsionsabschnitt hinter uns ; die Abgeordneten sind in ihre Heimath zurückgekührt, sie haben die Hauptstadt — wenn auch nur für kurze Zeit — verlassen, um, fern von dem geräuschvollen Treiben der „Sociste,“ in der Erinnerung in den Freu­­den und Ehren zu schwelgen, deren sie des Mans­dats willen, mit dem sie von ihren Wählern ausge­­stattet worden, theilhaftig wurden. Ein ganz merkswür­­diger Glanz, ein ganz aufnehmender Zauber umgibt ja bei und zu Lande das Abgeordneten-Mandat. Die Bev­völkerung und die Gesellschaft brachten dasselbe als das höch­ste Ehrenamt und in der sozialen Stellung, welche dem Abgeordneten s­chon um dieser seiner Qualität hal­­ber willig eingeräumt wird, spiegelt sich diese allgemein geltende Auffassung scharf ab. Unleugbar kommt in die­ser Anschauung das tief im ungarischenDrol­e wurzelnde konstitutionelle Bemwußtsein zum thatsächlichen Ausdruck. Die hohe Achtung, welche die ungarische Nation vor der Legislative als solcher empfindet, überträgt sie auf die Mitglieder derselben, auf Diejenigen, denen der Wille der Wählerschaften die Sorge für das Wohl und Wehe des Vaterlandes an­­vertraut hat, ob sie diese hohe Achtung wohl auch alle uns­­ere Herren Abgeordneten ohne Unterschied verdienen ? Mein Gott, wer möchte diese Frage wohl gerne beant­­worten, ed hieße dieß in ein Wespennest stehen. So lange man jedoch bei und noch dafür hält, dach, wem der liebe Gott ein Amt gibt, er auch Beistand gibt, so lange man noch nicht begreift, daß Derjenige, der sich ernstlic­h mit Politik und Staatsangelegenheiten befas­­ten will, denn doc noch weiterer Eigenschaften bedarf, all einer gewissen Unverfrorenheit und einer gewissen Suada, so lange künnen wir nit gut fordern, daß man von einem Abgeordnetenkanditaten mehr verlange, ald daß er ein liebenswürdiger, dienstfertiger und gemüthlic­her Mensch es, so lange dürfen wir nicht fordern, daß man an den Kandidaten den Maßstab des Charakters, de Milfend und des Zalentes anlege, daß man ihn na­ seiner Vergangenheit und seinen Leistungen frage. Und so lange über diese Bünfte die herrschenden Ansich­­ten sich nicht geändert haben, so lange wird die Sorte der Mameluten, der arrieremacher und der Spirat’s aus unserem Abgeordnetenhause nicht ganz und gar vers­chwinden fünnen, sondern in einzelnen Exem­plaren perennirend bleiben. Local­e Zeitung. Die Enthüllung des Festbildes im Lähne’s—en Institute, Sonntag, den 25. März fand im Snabenerzie­­hungsinstitut de Herrn Direktor Friedrich Läahne die feierliche Enthülung des Bildnisses von Franz Deuf statt, nachdem sie am vorhergehenden Sonntage wegen offizieler Verhinderung der Mehrzahl der Herr ten Gäste verschoben werden mußte. Ein unvergleichlich schöner Himmel verklärte den Tag, so dab der Hausherr seine Säfte in seiner herzlichen Weise im Garten em­­pfangen konnte. &8 erschienen ald Vertreter der Stadt Herr Obernotar 3. v. Ihaß, zugleich Präses der evang. SInstitutsim­peftionskommission, als Vertreter des kön. ung. Gerichtes vor Allen Herr Gerichtspräsident Herich , der evang. Gonvent war der Heren Präfect K. Zöpf­ler, die Realschule durch Herrn Direktor &. Salamin, andere Schulen durch die betreffenden Direktoren, sowie Mitglieder der Lehrkörper vertreten. Mehrere Gäste, insbesondere der Herr fin. ung. Schulinspektor Kön, Rath K. Ballagi, waren leider auch diesmal offiziell am Erscheinen verhindert. Das distinguirte Publikum versammelte sich im Zorn- und Zeftsaale der Anstalt, unter dessen Chor unter geschmackvoller Draperie das Bild der Enthüllung harrte. Der Alt gehörte der Jugend, die ernste Erwäs­sung desselben dem Alter, — und die Jugend hatte ewiesen, daß sie den ungarischen Geist mit Erfolg zu erfassen strebt. Im eröffnenden Vortrage des schönen Liedes „Isten äld meg a magyart”, persönlich diri« girt dur den Direktor, am Glavier begleitet durch So Instituts-Mufikprofessor Gegledi, erfreute der­ugendchor durch die Sicherheit, mit der er ei in den Ausdruchsformen einer Mufik bewegen gelernt hatte, die ihm doc ursprünglich zumeist fremd sein mochte. Nun trug der Institutszögling I. Bogdanovich eine schwungvolle poetische Ansprache über die Bedeutung des Tages vor, und im entsprechenden Momente lüftete ein jüngerer Mitschüler den Schleier. Ernst und be­deutungsvoll blichb das schöne Bild von Löb­inger aus Schwarz und goldenem Rahmen, von nun an beständi­­ger Mahner der Jugend zu edlem patriotischem Ring­en. Warmer Applaus lehnte die Zeistungen der streb» es Jugend. Hierauf ergriff Herr Instituteprofessor Victor Bayda das Wort zu einer ungarischen Ansprache an die Jugend. Die einfache Idee „Der Große Vorbedingung ist Die Pflichterfüllung“ entfaltete Verfasser an der Hand der Jugendjahre von Desk­reich und Far in jenem keins fließenden, lieblichen Gedankengange, der die Lek­üre der Prosa von Köl­dey so angenehm macht. Wenn mir auch jener Sympathischen Besprechung der kulturhistorischen Bedeutung Dedenburgs von denselben Derfaffer und erinnern, die am Cröfnungsabend ded „i­odalmi &s müveszeti kör” vorgetragen worden, so will uns dürfen, ald wäre Herr Bayda der Mann, der Solden, denen das Interesse für die pathetis­chen Züge der ungarischen Literatur fehlt, die zure­teren Seiten des ungarischen Genius zum­­ Verständniß bringen könnte. Möge er in dieser, in unserer Stadt nur zu wenig gepflegten Richtung, besonders im Kreise sei­­ner empfänglichen Schüler, mit Segen wirken. Nun richtete Direktor Lähne an die Versamm­­lung eine deutsche Rede „Ueber Erziehung und Vater­­landsliebe in Ungarn und in unserer Anstalt, in der er in ehr prägnanter und h­etorisch hervorragend schöner Form Gedanken zum Ausdruck brachte, denen man volle Zustimmung nicht versagen konnte: die Bater­­landsliebe ist die edelste Frucht der wahren Erziehung. Nicht die Ästhetische Heimatsliebe, die das Herz auch dem­einsamen an den Schauplan der Jugendträume und der Mannesarbeit fesselt, sondern jene äthliche Dia­­terlandsliebe, deren Wesen der Glauben an die Heilig­­­eit der zu erreichenden Ziele des eigenen Volkes, der ganzen Bevölkerung, dem Erdballen gegenüber ist. Sie wird erzeugt dur die Gemeinsamkeit der humanitären Interessen. Trog fast beispielloser Mischung von Na­­tionalitäten gibt es daher ein natürliches scharf indivi­­dualisirted ungarisches Boll; und ungarischen Patrio­­tismus zu erwecken, ist die hohe Aufgabe unseres Un­­terricht e­­ine strenge dominirende­ Sprache ist noth­ wendig, denn nur wo Einheit der Sprache ist, ist Ein­­heit der Geistesbewegungen. Man hat die Führung der erstberechtigten, der ungarischen Sprache übertragen. Diese Spracheneinheit herzustellen, ist abermals die geb­räuschlos wirkende Erziehung berufen. Was feine Aka­­demien und feine Practbauten leisten künnen, müssen stille, wie in Stille und Wärme die Küdplein ausge­brütet werden, die Vorfämpfer des Patriotismus, die Sculmänner leisten. Dieser enormen Verantwortlichk­­­eit ist auch die Anstalt fi) bewußt, daß sie aber den Ansprüchen auch gerecht wird, darüber beruft sie si auf höchste Autoritäten, auf ©. v. Majlath, auf Franz Deuf selber, die nach persönlichem Augenscheine an Söhnen und Neffen ihre Erklärungen abgaben, daß die Anstalt der deutschen Sprache in hervorragender Weise cultivirte, ann ihr nicht zum Zadel gereihen. Zwingt doc der Zeitgeist, der Reist der Wechselströmungen, die Gymnasien aller, Reiche selbst ihren Lebensquell, die Hafsi­chen Sprachen wesentlic zu beschränken, um­ für fremde lebende Sprachen Raum zu gewinnen, und ers achtet es doc Deutschlands bitterer Feind Branfred­, das doc­ leichter. fs selbst genügt für einen wesentlic­hen Fortschritt, daß an allen feinen Gymnasien die deutsche Sprache gelehrt­ wird. Nedner ist sich bes­wußt den Anforderungen an. Weltbildung, ungarische Sprachfenntung und Patriotismus in seiner Erziehung gerecht zu werden und ruft seinen Zöglingen zu: Ein Vort das einen ‚Sranz Deaf geboren und in schweren Zügen als Führer anerkannt hat, kann nicht verurteilt sein Kulturell file zu stehen! Zeichen der wärmsten An+ erkennung begleiteten die Entwicklungen. Den Schluß bildete der gefällige Vertrag des „Szözat“ durch den Jugendchor. Es ist von pädagogischem Standpunkte im Inte­resse der ungarischen Sache bedauerlich, daß die magya­­rische Gesellschaft Dedenburgh bei dieser­­­ erhebenden Beier wenig zahlreich vertreten war. Wer als Stnabe Zeuge einer Handlung der Pietät von Männern einer anderen Nationalität war, wird willen, welch unver­leihlichen, gewinnenden Eindruck sie macht, — aber auch wie anhaltend befremdend sie wirkt, wenn er Gleichgiltigkeit zu sehen glaubt. Uns scheint, es ist eine Gelegenheit versäumt worden, sich jugendliche Herzen — in Deafs Beift­­­ zu gewinnen. Um halb ein Ahr trennte fi die Gesellsshaft. — F « Lokale: * Mobilifirung der Honveds Das Honvedministerium ist mit seinem auf die Durchfüh­­rung der Probe-Mobilifirung der Hon­vedschaft bezüglichen Operate schon gänzlich fertig und wurden die diesbezüglichen Befehle den Truppen Oberkommanden bereits eingesandt. Die Probemobilisie­rung dürfte Anfangs des Sommers stattfinden. "Der C Karfreitag-Wochenmark­t war, zu Gunsten der Versorgung unserer Küchen mit Lebende­mitteln und zur Freude der sorgsamen Hauchfrauen gut beftelt. Am Stü­hmarkt zeigte fr eine lebhafte Nache­frage nach Filche und varii­te der Preis per Kilo von 70 fr. bis zu 1 fl. 20 fl. Eier waren viele vorhanden und man erhielt 50—54 Stück um 1 fl. Das Paar junge

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