Oedenburger Zeitung, 1877. April (Jahrgang 10, nr. 39-51)

1877-04-08 / nr. 42

- Reclamations-Commission Herr Alexander v.Nagy als Präses,und Herr Alexander v.Karclay als Preises-Stellvertreter ernannt worden worden sei.Ebenk so der Bericht des Herrn Stadtingenieurs August Ha­­fenaney laut welchem ähntlich constatirt wird,daß zur Beheitzung der Lokalitäten dertöngl.Staats-Ober­­realschule jährlich 30 Klafterharte Bürtl(70zöllige) und 30772 Meterzentner Brennberger Steinkohle er­­forderlich sind.Allein in dieser Hinsicht wurde der Beschluß gefaßt vorläufig nach jedesmaligen Bedürfniß das Feuerungsm­ateriale für die Staatsi Oberrealschule beizustellen,bis dann mehrjährige Erfahrung über den Verbrauch belehrt und einen Durchschnitt deö Erfor­­dernisjed an die Hand gegeben haben wird, der dann als Norm der Jahresgebühr Geltung haben sol. Die jyon so lange fi hinziehende Angelegenheit, betreffe der vom Herrn städt. Steuereinnehmer Kugs­ler hereinzubringenden Erlagleistung für die ihm sei­­nerzeit einmal geraubten ärab­ischen Gelder, wurde aber«­mals vorgebracht und zwar vermittelft eines Gutachtens der politischen und rechtssektion, in Folge dessen bes­chlossen ward, an den hohen fünf ung. Reihetag, wer gen genauerer Interpretation der betreffenden Hejeped­­stellen, auf Grund welcher Here Kugler zur Zahlung verpflichtet werden sollte, zu repräsentiren. Neber einem Antrage der eben erwähnten politis­chen und Rechtssektion wird die streitige Holzfrage zwischen seiner Hohmürden dem Herrn Stadtpfarrer Andreas v. Poda und der Commune, nach erfolgter Beistimmung der Stadtrepräsentan; dahin ausgeglichen, dab Sr. Hohwürden die von ihm beanspruchte anti« cipando»Erfolgung seiner Holzgebühr per jedhäzig Klafter jährlich und zwar auf einmal zugestanden wurde. Behufs Bildung des laut gejeglicher Bestimmung aufzustellenden Bolls-Unterrichts-Ausschußes für Deden­­burg gelangt die Versammlung zum Beichluffe, die­­ Vorstände der Religionsgemeinden der hier bestehenden drei Konfessionen aufzufordern, geeignete Mitglieder in den gedachten Ausschuß wählen zu wollen. Ein an die Repräsentanz gelangtes Nundschreiben bed Lobt. Neutraer Komitates, behufs Einführung des Sch­ulunterrichtes in ungarischer Sprache, wird befrie­­digend zur Kenntniß genommen und sich entschieden an den Höfen Kultus- und Unterrichtsminister in diesem Sinne zu repräsentiren. Die Oedenburger Gasbeleuchtungs-Gesellschaft bean­­sprucht die Einführung der Gasbeleleuchtung in sämmtlic­hen Rotalitäten des Rathhauses, sowie die Aufstellung von Öaöfandelabern in der Elisabethstrasse. Septere Forderung wird genehmigt, bezüglich der­ Ersteren aber will sich die Commune nichts vorschreiben lassen und wird nach wie vor nur jene Räumlichkeiten mit Gas beleuchten, allwo sie es für zweckmäßig findet. Der Eingabe der Kirchenadministration worin der Kirchenpatron ersucht wird,die Anschaffung eines neuen Trauer-Ornates aufdecket.Michaeligs Kirchenkassa genehmigen zu wollen,wird die gewünschte Folge ge­­eben. , Die Wahl endlich der zwölf Mitglieder des Munizipal - Ausschusses, deren Aufgabe sein sol, zur Grrichtung von Communal-Schulen die Vorarbeiten in Angriff zu nehmen, ergab folgendes Resultat, wobei noch bemerkt wird, das 33 Stimmzettel abgegeben wur­­den und das betreffende Strutinium erst nach Schlus der Sigung beendet worden ist. Gewählt wurden die Herren: Dr. Josef Kania — Dr. Julius Mayer — Dr. Carl Töppler — Dr. Nikolaus Schwarz — Dr. Carl Kebler — Bartholomeus v.Tomschhd — v. Lunfany — Aer.v. Nagy — Ar. De»­my — Carl Töppler — Gottl. Brudner und Dr. Carl Schreiner. Kofales “Wieder eine neue Steuererhöhung. Die auf die Verzehrungssteuer bezüglichen Gelegentwürfe sind zufolge weiter Nachrichten bereits fertig und haben auch die Zustimmung des ungarischen Ministerraths erlangt. Diese Vorlagen beziehen sich nur auf Epiritus und Bier. Der Zweck besteht in der Erhöhung der Steuer und in der strengeren Kontrole. Statt de bip«­berigen Stumpe’schen Wiloholometerd wird in den Epiritusfabriken der Siemen’sche Apparat in Anwendung kommen, weil mit demselben eine sicherere Kontrole zu erzielen ist. Diese Vorlagen werden die ersten sein, welche vor den Reihetag kommen, weil es im Interesse des Herald liegt, daß die Steuererhöhung auch hier je eher ins Leben trete. * Durch das Schwert! Die orientalische Frage ist glücklich wieder auf dem Punkte der ge­walte­samen Lösung durch das Schwert angelangt. Während die Vertreter der Mächte in Konstantinopel den Tag und die Form der Niederreichung des Protokoll berathen, hat sich der türkische Ministerrath bereits entschieden, sich seinerlei demütlohigende Bedingungen gefallen zu lassen und verlangt, bezüglich der Demobilisirung auf ganz gleichem Buße mit Rubland behandelt zu werden. Rubland aber will nicht nur mit der Pforte gleichgestelt erscheinen, er will überhaupt nicht abrüsten. Aue mit Montenegro will die Pforte durchaus nicht paltiren. Im septen türkischen Ministerrathe sind die Anmakun­­gen dieses anspruchsvollen Sürftleind, der auf russische Unterftügung seiner Pläne pocht, mit Entschiedenheit urüdgewiesen und beschloßen worden, die Waffen wie­­der in ihr Recht treten zu lassen. * Sehr schmerzliche Familienereig­ni­sse verfolgen in eigenthümlicher Weise einen hier statio­­­nirten 8.­­ Oberlieutenant. Derselbe verlor nämlich vor einigen­­Iahren seine geliebte Gattin durch den Tod. Dieselbe hinterlieh ihm ein Kind im zartesten Lebensalter; um diesem Kinde nun wieder die Sorge­falt und Pflege einer Mutter zu verschaffen, entschloß sie der Herr Oberlieutenant zur Wiederverheirathung und führte vor etwa Jahresfrist eine sehr liebenswür­­dige Dame als Gattin heim. Kaum vermählt starb ihm aber das Kind, dem er eine mütterliche Obsorge gefunden hatte. Vor einigen Tagen machte ihn seine zweite­rau ebenfalls zum Bater und vorgestern eit» Ich lief leider die junge Mutter im Wochenbette auf immer. Man kann sich die Trostlosigkeit des unglück­lichen Offiziers, der mun wieder über eine mutterlose Baste zu wachen hat, sich leichter vorstellen, als sie zu schildern ist. * Liebe, traute Bärte. Die freundlichen Bothen des Frühlings, die Schwalben, welche so gerne in unserem Handgehälfe nisten und durch ihr munteres Sezwitscher, durch die Traulichkeit und Anhänglichkeit mit der sie der einmal gewählten Stätte treu bleiben auf und einen so erquidenden Cindrud ausüben, diese sieben Säfte sind seit drei Tagen wieder bei und eingerüct, als die frühen Begründer der schöneren Jahreszeit. Sie durchschwirten in bligidinerem Fluge die lau geworde­­nen Lüfte und befreien den Landmann fleißig von der die Saaten so verheerenden Insektenplage. Also ein freundlicher Gruß den Schwalben, die weit über das­­Weltmeer wieder eingeführt sind in ihr altes Heim. * Für Bräaute und solche die es werden wollen, die Nachricht, dab der Reisende der Firma M. Beyer & Comp. in Wien und Paris für einige Tage sic­ hier aufhält um Aufträge auf die bekannten ges­chmadvollen Wäldergegenstände (ganze Ausstattungen für Herren, Damen und Kinder) entgegenzunehmen, welche dann von dem Wiener oder Pariser Haufen aus»­geführt werden. — Die große reichhaltige Muster-Geleca­tion wird jedem gerne gezeigt der sich dafür interessirt. Der Reisende dieser Firma ist zu sprechen von 9—1 Uhr und von 2—6 Uhr Nachmittags im Hotel „zum goldenen Hirchen“( I. Stod, Zimmer Nr. 9. "Von einem jeden Menschenfreund tief erschütternden Morde, die Neden­markt am vorigen Mittwoc) verübt worden ist, ge­­langte die hiesige Komitatsbehörde, durch den Herrn Notar von Nedenmarkt in unverweilte Kenntnis. Ges nannte Behörde entsendete sofort einen ihrer Herrn Beamten an den Thatort ded grauenhaften Verbrec­hend und ermittelte folgendes: Der weit über 60 Jahre alte, ziemlich reichbemittelte Insasse von mehrgenanntem Markte, Here Josef Nab, wurde in halbliegender Stellung auf seinem Bette todt ausgestrebt gefunden. Er hatte 7 oder 8 schwere und tiefe Wunden am Kopfe, Hals und Schultern, die offenbar von wuchtigen Hieben mittelst eines Scheits Holz herrührten, den Schädelk fnochen zertrümmert und die Gehirnmasse zerstört hatten. Der Sreid lebte in Unfrieden mit seiner nicht minder bodybetagten Gattin und das Gerücht bezeichnet dieselbe als die Mörderin und zwar 8­eifersucht! — Thatsählich Liegt kein Raubmord vor, denn von den Habseligkeiten des Erschlagenen wurde nicht das Ges trigste vermißt. Zudem lag seine Andeutung dafür vor, daß ein Fremder in die Wohnung gedrungen sein könne, dafür aber wurde das Mordinstrument, das Sceit Holz im Hofraume der Haufe — wo der Mord geschah — gefunden, und zugleich ein Stoß ganz ähn­­licher Scheite daselbst entdeckt. Meberdie hielt die Leiche in frampfthafter geballter Faust einige graue Haare und da die Gattin des Ermordeten ebenfalls graues Haar besigt, so gewinnt der Verdacht gegen sie eine neue Haltbarkeit. Jedenfalls wurde sie in Verhaft genommen und hier vorläufig in Untersuchung gezogen. Das Er­­gebnis derselben werden wir seinerzeit bekannt geben. DVorgestern fand unter außerordentlicher Theilnahme Seitens der Ortsbewohnerschaft die Beerdigung des er­mordeten Öreises in Nedenmarkt statt. * Für Tanzfreunde. Der hier bestend bes fannte Tanzlehrer Herr Anton Rizoly veranstaltet heute Abends in der „Börsenhalle” des Gasinogebäudes eine Tanzunterh­altung beim Klavier, zu welcher außer selbstverständlich seinen Schülern und Schülerin­nen, nebst deren Angehörigen, auch noch seine son­stigen Gönner und Personen von Distinction höflichst einge­­laden sind. Entide wird feiner eingehoben, denn Herr Rizoly will mit diesem „Kränzchen“ weiter nichts, als die s­chönen Resultate seines Unterrichtes zeigen. * Die ungarische Theatergesellscchaft unter der Leitung des Heren Direktors Jakob Mannd­­berger überrascht im vielen Beziehungen durch die Ges­tiegenheit ihrer Leistungen. Besonders der Frauen», aber auch der Männerchor ist unvergleichlich besser, als jener den Herr Director Naul für die deutsche Sai­­son beigestell hat. Die Stimmen sind frü­h, lang» voll, kräftig und daher ausgiebig. Das Dorcester ist zwar wo möglich noch unzureichender als wie das der deutschen­­ Bühnengesellsschaft, allein ein sehr tüdh»­tiger Kapellmeister, ein Musiker von großen technischen Fähigkeiten und bedeutender Ausdauer in Einübung seines Personales. Herr Müller leistet dad Menschens mögliche. Bis jept hörten wir Zaitsch „Here von Boisfy" und die hier leider schon bis zum Mediermaß abgeleierte „chöne Galathea”. Wir müssen gestehen, daß und die freilich noch ein wenig start naturalistischen Gesangsvorträge der Sohlisten den befriedigendsten Ein­­druck machten. Klangvolle, schöne und reine Stimmen von bedeutendem Umfang besigen die Damen Yaura Liptai (erste Sopranistin) Cäng bh Etel (erste Al­­tistin) und­ der erste Tenorist Herr Evezy. Bel. Lip­­­tai ist überdies eine süperbe Bühnenerscheinung und­­ Bl. Längle verbindet mit forrestem Vortrage ein sehr lebendiges, natürliches Spiel. Ueber das Schauspiel werden wir geeigneten Zeitpunktes ebenfalls ab und zu referiren und haben zu diesem Ende eine äußerst beacy­­tenöwerthe funftheitliche Beder, welche die ungarische BV Bühnenliteratur genau fennt und selbverständlic­her Nationalsprache voll­ommen mächtig ist, für unser Blatt gewonnen. Zum Schluß sei noch bemerkt, daßs die Kostüme der Gesellschaft nicht bloß entsprechend, son­­dern theilweise sogar glänzend sind. E. M. * Die deutsche Bühnenleitung in Preßsburg nämlich die Herren Direktoren Bauer und Bohlermann haben seit längerer Zeit fortwäh­­rende Mithelligkeiten mit der Preßsburger S Journalistik, ferner viele höchst unerquickliche Zwistigkeitem mit den dortigen Bühnenmitgliedern, Die ihr gutes Recht oft bei Gericht suchen mußten ; und — was das Schlimmste ist — die Direktoren samen ihren Bertragö verbindlich­keiten gegen die Stadt in so ferne nicht nach, daß sie weder dad Schauspielpersonale noch das DOrchester so stark befeiten wie ed ihnen der Pachte­vertrag auferlegt, so doch viele der nothwendigsten Färber verwaist und das Drcester gänzlich ungenügend erschien. Die natürliche Folge von all diesen Uebele ständen war, daß in der legten Stadtrepräsentanten«­eigung von Preburg fast einstimmig beschloffen wurde, den Vertrag mit den Herren Direktoren Bauer und Bohlermann ald aufgelöst — wegen Kon­­trastebruchy, durch Nichteinhaltung der vorgeschriebenen Bedingungen — zu betrachten und einen neuen Honeurs, wegen Uedernahme des städt. Theaters durch einen andern Pächter auszuschreiben. So seien wir in Stämmlichen Preßsburger Blättern und im Wiener „Fremdenblatte.” Den kräftigsten Anstoß zur Lösung de auf eh 8 Jahre laufenden und erst ein Jahr in Kraft gestandenen Vertrages, gab wie gesagt die dortige J­ournalistik, gegen welche die Direk­­toren wenig Rücksichten und Aufmerksamkeiten walten ließen. * Amtliches. Der kön. ung. Justizminister hat den Kanzellisten des Mattersdorfer kön. Bezirkögerichtes Augustin Zakats auf eigenes Verlangen zum königl. Bezirkögerichte nach Eisenstadt überrept. + Badener Trammway. Die Liquidatoren des Lombard- Vereines haben beschlossen, den Fortbetrieb der Badener Trammay einzustellen, und wird Baden, wenn sich im legten Momente nicht ein Unternehmer für den Weiterbetrieb findet, für die nächsten Some­­mermonate auf die ihm so lieb gewordene Bequemlich­keit verzichten müssen. Sache des Gemeinderathed. von Tagesneuigkeiten. Baden wäre ed, energisch einzugreifen. + Eine Defraudation. In Deichep ist man, wie „Hon“ erfährt, in der Verwaltung des städti­­schen Vermögens bedeutenderen, bereits mehrere Jahre in währenden Unterschlagungen auf die Spur gekommen ; die Stadt erleidet einen Schaden von 200.000 fl. Die Untersuchung ist im Auge. Verkehrs-Nachrichten.­­ Viehverlehbr nach Baiern. Die königl. baierische Regierung hat die Ein- und Durchfuhr von Rindvieh jeder Art und Race über die österreichisch­­ungarische Grenze nach Baiern unbedingt verbot­en. Verlängerung derÖiftigkleitsdauer der ärariichen Drachtbriefe älterer Form. Nach Beschluß der Eisenbahn- Verwaltungen sind der Verfügung des ung. Finanzministeriums entsprechend, die alten Stac­htbriefe Formulare, welche durch das s. u. Wappen auf der Innenseite gekennzeichnet sind und zu j. ung. Zabale und SalzRegie-Transporten innerhalb Ungarns dienen, noch bis Ende dieses Jahres anzu­nehmen. Negulirung des Eisernen Chores. Nachdem der Friede zwischen Serbien und der Türkei abgeschlossen wurde, tritt die Frage einer Regulirung des Eisernen Thores wieder in den Vordergrund. Es liegt in dieser Beziehung eine Offerte der englischen Nodboring- Company vor, welche bereits der Donau Dampfi­iffahrtr@eb­ligaft und der Re­gierung unterbreitet wurde. Nach diesem Projekte bes­trägt der Kostenvoranschlag der Megulirung 8 Millie­nen Gulden, und die Verzinsung dieses Kapitals sol dadurch aufgebracht werden, daß von den das Giserne Thor passirenden Gütern eine Gebühr eingehoben wird, ähnlich wie dies jegt bei den Gütern, welche duf dem SuezoRanal befördert werden, der Fall is. Nunmehr soll der ganze Plan neuerdings älter werden, und im ab­ seiner Annahme müßte wahrscheinlich auch die Zustimmung der Uferstaaten eingeholt werden. Beibehaltung der Betreider-Braht­­rabatte im­merfehre mit Nordoddeutsch­land. Die immer stärker auftretende Konkurrenz, wel­­cher das aus Oesterreicherungarn stammende Getreide und Mehl am Rhein und an den norddeutschen Con­­sumtionsplägen begegnet, hat die an diesen Verfehren betheiligten Transportanstalten bestimmt, die Stadt­­füge für die benannten Artikel selbst bei der in bald­ in Aussicht genommenen Umarbeitung der Verbandetarife unverändert beizubehalten. Dieser Beschluß dürfte nicht allein im deutsch österreichisch-ungarischen Verbande zur Durchführung gelangen, sondern auch bei allen nach norddeutschen, belgischen und niederländischen Stationen bestehenden Tarifen, für welche die gleichen oberwähn­­ten Konkurrenz-Verhältnisse obwalten. 4 IR, x

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