Oedenburger Zeitung, 1877. Juni (Jahrgang 10, nr. 65-77)

1877-06-01 / nr. 65

»Dis­­,­­ in dem si­e m­it dem«"Katholizismus kämpft,ein nützliches Werk verrichtet, erwiedert Kossuth: „Ich weiß nicht, wie ich mir hierüber Äußern soi. Im den Religionen ist auch viel Schädliches. Ich habe eine Religion, die aber aus der Natur gek­höpft und von der Wissenschaft erleuchtet ist und­ aufrichtig gestanden: Was mich bet trifft ich stimme weder mit den russischen noch mit der türkischen Glaubenslehre überein, mich überzeugen weder Bibel noch Koran. Mit Fledermans Geschwirre Eh’ sih’s noch wird bewußt Umraufchen wir Bampyre Das Opfer uns’rer Luft. Wir, die dem Grab’ entstiegen Zieh’n heut’ noch jedenfalls, Das Blut in durft’gen Zügen Ans Hübscher Mädchen Hals. — Das ist ein dummes Thier, sprach Stanodfi indem er das Senfter schloß, wie mag er ein so düsteres Lied singen. — — Sieh, sieh, das Feuer ist erloschen, es ist deutli­ch Aalt — vol zu Bette. Der Graf untersuchte noch schnell den Hahn seiner Pistolen, legte sie auf den Nachttuich neben sei­­nem Bette, stellt zwei Lichter hin, nahm sein Buch und begab sie zur Ruhe. Er konnte nicht schlafen, er fror ihn, die eisige Nachtluft, die vom offenen Senfter auf ihn hereins amt war, hatte ihn ganz erkaltet. Er nahm das ad, aber seine Augen folgten nur mechanisch den Zeilen, sein Geist verstand nichts davon, denn un­will­­kürlic wiederholte er die legten Zeilen des jo­chen ges­törten Liedes und fing sie wieder von vorne an, ohne sich Rechenschaft geben zu künnen, von dieser Beharr­­lichkeit, al ihm ein leichtes Geräusch aus seinen Träu­­­­­mereien aufschredte. — &8 wird die Uhr schlagen, dachte er, er blickte­­ hin, sie wies auf Ein Uhr weniger zwanzig Minuten.­­ Das leichte Geräusc erneuerte sie aber dieses Mal­­­­ deutlicher : ed fam von der Klinke an der Thüre, jemand ‚Öffnen, rüdte am Schüssel und versuchte die Thüre leise zu — Endlic­h dachte der Graf, deren ganzer Ehrr geiz erwacht war, und si in seinem Bette gemächlich ausstrebend, ftelte er si schlafend. Er hörte, wie man die Thüre langsam öffnete, sie­­ Mnarrte leise in ihren Angeln, dann wurde sie zugemacht und eben so leise Schritte näherten sich dem Bette, an welchem sie anhielten, dann hörte man wieder nichts — &erade, das vollkommenste Schweigen herrschte wieder in dem (Eortfegung folgt.) Land­ und volkswirtsschaftliche Zeitung. Zur Verhütung der Einschleppung der Rinderpest. Der Here­rön­­ung. Minister für Acerbau, Ger­werbe und Handel hat an sammtliche Munizipien, am 7. Mai d. h. eine Gircular-Verordnung ergehen­­ lassen, der wir nachstehende wichtige Bestimmungen entnehmen : In­folge der aus Beharabien erfolgten Ein­­ladung russischer Truppen in Rumänien liegt für un­­ser Vaterland die Gefahr der Einschleppung der orien­­talischen Rinderpest nahe, da bekanntlich Bessarabien die Brutstätte der Seuche ist und die zur Verpflegung der russischen Armee nothwendigen großen Biehtrans­­porte von dort nach Rumänien getrieben werden. Unter solchen Verhältnissen habe ich zur möglich­­sten Abwendung der trohenden Gefahr im Wege der östlichen Grenz­e Munizipien und­­ Präventiv-Maßregeln ind Leben treten lassen. Namentlich habe ich von der steyerischen Landes- Grenze des Zalaer Komitats an, entlang der serbischen und rumänischen Grenze bis zur Grenze des Marmas rofcher Komitates, behufs Verhinderung des Schmug­­gels sowie auch Kontrollirung des Gesundheitszustandes der Ninder in den Grenzbezirken, die Consem­ption und stete Beaufsichtigung des dortigen Biechstandes anord­­nend, den Rinderimport entlang der besagten Grenze unter die strengste Gontrole gefielt, und die Gontu­­mazanstalten zur wachsamsten Aufsicht ange­wiesen , wie nit minder den Umständen entsprechend auch dafür gesorgt, daß die im, auf rumänischen Gebiete befindlic­hen B Viehstande sich etwa zeigenden verdächtigen Er­­krankungsfälle Sofort telegraphisch zu meiner Kenntnik gebracht werden, um hiernach­ die Anordnung der stren­­gen Grenzsperre noch rechtzeitig verfügen zu können. d­­aber bieten all diese rechtzeitig angeord­­neten, auf die Grenze bezüglichen Verfügungen, wie auch deren pünktliche Ausführung noch feinerfalls eine vollkommene Sicherheit, da selbst­ bei den richtigsten entlang der Grenze­­ getroffenen Verfügungen und bei deren aufmerksamsten Befolgung duchy die bei der Aus­führung derselben betrauten Grenz-Iub­ediktionen und Gontumazanstalten, eh dennoch geschehen kann, daß die Ninderpest den Weg in unser Baterland findet. Im Angesichte dieser möglichen ventualität und bei der Größe der nahe drohenden Gefahr ist nebst Simnangriffnahme der Präventiv-Verfügungen im Innern des Landes, die größtmöglichte Achtsamkeit und schnelles Verfahren erforderlich, damit diese in ihren Folgen mit unberechenbaren Verlusten verbundene Dalamität von unserem Dinterlande abgewendet werde. Da die sofortige Wahrnehmung der Möglichkeit einer Einschleppung der Seuche die erste und Haupte­bedingung dazu ist, um durch Verhinderung der Ver­breitung derselben die Gefahr noch im Keime erft­den zu können, ist die gesammte Bevölkerung, besonders aber die Deichbefrger, Viehhändler, Thierärzte, Hirten und Abdeber im Sprengel des Munizipiums anläßlich der ununterbrochen drohenden Gefahr darauf aufmerk­­sam zu machen, daß sie aus dem Grunde, weil die orientalische Kinderpest nicht durch solche erkennbare Merkmale sich, kennzeichnet, welche schon bei den ersten Kranken als solche von Ledermann erkannt werden kann, auf Grund des $. 31. ded G.­%. bei V­erantwor­­tung gehalten sind, die zu ihrer Kenntniß gelangte innere Erkrankung eines jeden einzelnen Spornviehes der Gemeinde-vorstehung, in Städten der Stadthaupt­­mannschaft sofort anzuzeigen, damit auf diese Art einestheils die Krankheitsdiagnose gestellt, anderntheils aber das zur­ Ausrottung der ernannten Krankheit Nös­tlinge durch die Gemeinde-vorstehung respektive durch die Öffentliche Behörde, bei der, auf sie fallenden streng­­ften Verantwortung unverweilt angeordnet werden können. Nachdem aber diese Vorsichts- und vorbereitenden Maßnahmen nur dann ald für das ganze Land ent­­sprechend angesehen werden können, wenn die Bevölke­­rung außer den Anleitungen der behördlichen Organe auch noch über die Natur, die außerordentliche Ge­­fährlickeit der Seuche und über die, alle Befiger aus ihrer sanitätspolizeilichen Grunde gleich belastenden Ver­­pflichtungen in belehrender Weise aufmerksam gemacht wird, so fordere ich das Municipium auf, anknüpfend an die in Folge auf meiner gegenwärtigen Girkular- Verordnung zu veranlassenden Anordnungen, gleichzeitig die Bevölkerung im obigen Sinne dur die Verlaut­­barung einer Verständigung kurz zu orientiren und diedoch zur gemeinscaftlichen Mitwirkung gegen die drohende Gefahr zu gewinnen, da im Interesse der si­cheren Erreihung der vorgestredten Aufgabe, in der, doch die, einzelnen Befiger auszuübende Selbstihtig und die polizeilichen V­orsichte maßregelt gegenseitig unterfragen müssen. Wenn die Bevölkerung, Gemeinde-verstehungen und Bezirksbehörden hinsichtlich des Ausbruchs der Seuche in vorhinein gehörig aufmerksam gemacht und insteuirt sind und nach der sofortigen Anzeige des ersten verdächtigen Erkrankungs- und Berendungsfalles die Verbeugungs- und Ausrottungsmaßregeln im Sinne des d­t­rten Gefeges und Verordnung sofort in­ der ganzen Strenge durchgeführt werden, so ist die Gefahr lofalisirt und die Seuche sogleich auch defi­­nitiv ausrottbar. Nachdem ih mir no aus diesem Unlasse die ge­­hörige Instruirung der mit der sanitärlichen Untersuc­hung der auf den Eisenbahnen­ und Dampfschiffen zu befördernden Riechtransporte und Gontrole der Desin­­fieirung der Riechtransports-Waggons und Schiffe der trauten Augenscheind-Commissiond- Mitglieder audbitten würde, fordere ich gleichzeitig das Municipium auf, mir die Meldung über das, auf Grund dieser meiner­ Verord­­nung verfügte je eher vorzulegen. Lokales "Zum Chef des Generalstabes der Königl. ung. Honde&darmee. wurde wie „Hon“ meldet, an die Seite des Honvede Oberkommandanten,­­r. f. Hoheit Erzherzog Josef, der Major Stefan Kapolnay ernannt. Das Ernennungsdekret ist von Er. Majestät bereits unterzeichnet worden. * Der Präject des Vereines zur K­in­verfrügung mittelloser verwaister Töch­­ter kaiserlich österreichischer und königl­ich ungarischer Staatsbeamten, Hr. Heinr. Standorffer hat noch im May 1876 an das Präsidium des bh. j. ung. Gerichtshofes in Oedenburg, an das Präasidvnum der f. ung. Finanz »Direction hierselbst und an das Präsidvnum der hiesigen F. ung. Post» Direction Eingaben gerichtet, damit Dieselben und deren Herren Beamten diesem so humanen, im Interesse von Staats­­beamten bestehenden Vereine all Mitglieder beizutreten so freundlich sein mögen. Die löbl. j. ung. Postdirection in Oedenburg hat nun vor einiger Zeit den erhaltenen Subscriptionsbogen , tetouenirt, und sind die meisten Herren Postbeamten ; theild der zugesicherten Jahresbeitrag von 2 fl. als BVereinsmitglieder beigetreten, theild haben sie dem Ber­­­­eine einen jährlichen minderen Unterstügungsbeitrag zus­u fordern, alle Mitglieder beizutreten, da im Falle ihres Ablebens ihren eige­­nen Töchtern bei eventueller Mittello­­sigkeit und Hilfsbedürftigkeit bei gleic­­her Dualification die vorzugsweise Berucksichtigung statutenmäßig zugesi­­chert ist Auch noch im Mai 1876 richtete der Präses des ‚ wenden zu wollen sich erklärt. Möchten doc auch die verehrten­­ Präsidien des bh. f. ung. Dedenburger Gerichtshofes und die löbl. Dedenburger Finanz - Direction sich veranlaßt i finden, jenem Gesuche des genannten Vereines ihre­­ Aufmerksamkeit zu widmen, und nicht allein selbst als ‚ Mitglieder solchen unterfrügen, sondern ebenso ihre Hrn.­­ Beamten in deren eigenem Interesse auf­­Vereines an das löbl. Präsidium der Oedenburger Ade­vocatenkammer eine gleiche Eingabe mit der Bitte, den beigefügten Subscriptionsbogen unter den hiesigen Hrn. Advocaten zur Betheiligung erreuliren zu lassen, doc blieb solches bisher ebenso ohne Resultat. ‚Da die Hrn. Advocaten doch täglich und stünd­­lie mit allen Bränden von Staatsbeamten verkehren, und solche brauchen, läht es si doc­hoffen, dah die­selben ebenso diesem so wohlthätig wirkenden zu Gune­sten mittelloser verwaister Töchter von Staatsbeamten bestehenden Vereine ihre freundliche Unterftügung ange­deihen zu lassen, sie veranlaßt finden werden! ‚ Der Präjek des Vereine ist ebenso bereit, von Privaten täglich die Erklärung zum Vereinsbeitritt ent­­gegenzunehmen und erlaubt si, diesen so humanen Berein der mit seinen, wenn alle bescheidenen Mitteln, viele Noth und elend mildert, auch eben­so der allge­­meinen gütigen Unterftügung auf das angesentlichte zu empfehlen. , * Großes musikalisches Hochamt. Bei der biefiten Messe, welche am nächsten Sonntag um 10 Uhr Vormittag in der Domkirche gelesen wird, steht uns ein ganz besonderer musikalischer Genuß. der­vor, es wird nämlich, unter den übrigen Sängerinnen und Sängern auch die berühmte Gesangskünstlerin Fräulein Sarina mitwirken. Die jegt hier weilende gefeierte Primadonna wird bestimmtenm ÜBernehmen nad­ das: „O Sanktissimo” von Alejandro Stradella fine­gen. Obgleich fichliche Aufführungen natürlich nur zur Erweckung der Undad­ bestimmt sind, so können wir doch nicht umhin auch auf die verheißene Kunstleistung als solche aufmersam zu machen; denn die Seele der Stommen erhebt si ja auf den Flügeln weihevollen Gesanges um so milliger zu Gott empor und ein das Gemüth ergreifendes Lied ist auch Gebeth. * Das Frühlingsfest der hiesigen Realschüler Ein französisches Sprichwort lautet „Die Züge folgen si zwar, aber sie gleichen einander nicht". ‚Anders verhält es sich mit den sogenannten "Majalis“ bei Beginn der schönen Jahreszeit. Von denen könnte man sagen: „Die Majalis folgen einan­­der und sie gleichen si auch“. Erst hatten wir das Frühlingsfest der evangelischen Jugend und nun rüfte sich die Studentenschaft der hiesigen Realsschule um ebenfalls dem holden Lenze ein Huldigungsfest zu be­reiten. Dasselbe findet am kommenden Montag den 4. Juni statt. Um 1,6 Uhr Morgend wird vom Realsschulgebäude der Auszug zum „S­ägerhaus“ (am Warish) angetreten, wo die 3 Uhr Nachmittags mit Sesangs- und bdeflamatorischen Vorträgen abwechselnd die Anwesenden unterhalten werden; um 7,8 Uhr. Abends wird der inzug in die Stadt im Gasthaude­garten zum „König von Ungarn“ bewirkt, woselbst eine Tanzunterhaltung den Schluß des Festes machen wird. Bei dieser Frühlingsunterhaltung soll, und zwar schon morgen Samstag den 2. Juni im Realschulgebäude II. Stad Abends um 7 Uhr ein musikalische deflama­­­­torisches Goncert abgehalten werden. *P Verbot der Fischerei im Neus­iedlen­see. In der von und seiner Zeit geschilderten General­­versammlung vom 16. Mai wurde unter Anderem an der Beihlub gefacht, während der Laichzeit den Siichfang im Neusiedlersee, um dessen Fischreichthum zu erhalten, zu untersagen. Nunmehr hat die Stadthaupt­­mannscaft die erforderlichen Mairegeln ergriffen um gedachte Anordnung strengstens durchzuführen. Die Laichzeit dauert vom 15. März bis 15. Juli. Wer in dieser Zeit ni­cht, wird mit Konfissation der Waare, des Fischereigeräthes und einer Geldbuße bis zu 50 fl. bestraft. Wieder rechtliche Verkäufer von Fischen und selbst deren Käufer, wenn ihnen die Kenntniß des unstatt« haften Berlaufs nachgewiesen werden kann, verfallen einer Strafe von 2 bis 19 fl. * Die Einschreibungen zur Aufnahme in die Biesige fath. Bruderschaft finden täglich Bor» und Nachmittag bei Herrn Fr. Preinreich, Heiligengeistgasse Nr. 5 (Hauer’sches Haus) statt. Die Einschreibgebühr beträgt 8 fr. und die Jahresgebühr blod 84 fr. E8 joll fi fein Familienvater von diejer Mitgliedschaft ausschließen und selbst allein stehende Personen empfiehlt «, sich die feine Gebühr zu ent­richten, da die Vereinszwecke löblich sind und den Mit­gliedern die Wohlthat gewähren, etwaige Leichenkosten wesentlich zu erleichtern. "Mach nüßt der Mantel, wenn er nicht gerolt ist." Wozu öffentliche Warnungsta­­feln und SInnschriften, wenn man dieselben nicht lesen kann? Solche ganz beschädigte darum unleserliche Gars­­tentafeln finden si hier : am Nathhausplag und beim Michaeler Thor. Beim Potikythor ist die „leinfs Ausweiche Tafel“ ganz abhanden kommen, und befindet si im Stadtmayerhof unter dem alten Eisen- Die Wahrungstafel am Wandorfer Weg zu der Grei«­linger Mühle ist ebenfalls bloß ein verrostetes Stüd Eisenblech, aus dem nichts zu entziffen. Eine Ware­nungdtafel beim Eingang des Neuhof detto am Weg des Neuhofs beim „Brühl“, detto die Tafel auf der Promenade und schließlich 2 Stud Wahrungstafeln in der Skirchgasse, sämmtlich bezüglich Berbotes des Schnellfahrens, sollen zwar über Antrag der betreffen­­den Kommission angebracht werden, fehlen aber biß zur Stunde. Möglich dab sie überflüssig sind, weshalb wurde aber dann deren Aufrichtung beigelofen ? — * Frau Heinze Die p. T. Besucher unseres ‚deutschen Theaters erinnern si unzweifelhaft noch der vorzüglichen Vertreterin des Bachs reiferer Heldinen _ ! : N

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