Oedenburger Zeitung, 1877. Oktober (Jahrgang 10, nr. 119-131)

1877-10-03 / nr. 119

Mochishxrsplszt Organ für Politiskh,Handsch Industrie und Landwirtt­schaft dann für sociale Zukereisen überh­aupt Motiv­»Dem Gottschritt zur Echt’—Bedrückten zur Wel­t’—Der Wahrheit eine Gasse·« Dusim nich­»du Hilfsmon Freitag und Sonntag. Krämumerations-Preise; Kr 2 : Ganzjährig. 9 fl, bjähri ie ee 3. s He, Wronnen Kr Auswärts: Ganzjährig 12. f.,. Halbjährig 6 f., exter Ribrie 3f. Ale für das Blatt bestimmte Genbungen, als Anenannte von men Fromumteration d: u. Injertiond­­ar 50 tr., Adminisration, Berlag, Expedition: Grabenrunde Nr. 124. | Hotel Rose‘ Nr. 19,2. Stock, | Redak­ton: Einzelne Nummern kosten M.@ Kreuzer. gebühren sind ‚an die Nedactien ‚portofrei einzusenden. anfuete vermittelm: bie. Herren Hanse: fein & Bo­ ler, Wall- Thgaffe 10, Wien, Budapest. M. Oppelit,­ I. Stubenpartei 2, Wien. Heinrich Schalet, I. Singerstaffe 8, Wien. 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Unser Herr Ministerpräsident, im ungarischen Par­­lamente von allen Seiten, mit Interpellationen über die Absichten der Regierung in der orientalischen Frage bedrängt, hat uns in Schön gedreichselten Phrasen zu berstehen gegeben, daß es dem ungarischen Volke gänze l­ unbenommen bleibe mit den Türken, oder wen immer sonst nach Herzensbedürfniß zu ympathisiren, daß aber die Regierung, unbeirrt von den politischen Kundgebungen der Nation, ihren Weg gehen werde. Wielcher Weg das sei, darüber äußerte Herr v. Tiba vorderhand so viel wie gar nichts, meinte aber —­ und dieß­ft eine jener elastischen Phrasen wie sie der ge­­wandte MNedner immer zur­­­erfügung hat, wenn er mit vielen Worten nichts sagen will — „es­ sei nit daran zu zweifeln, daßh die äußere Politik westerreich» Ungarn natürlich stets nur das Interesse der, Monarchie wahr zu nehmen und deren Machitelung unerschütter­­ti aufrecht, zu halten wissen werde. — Tipa seßte hinzu: „Es ist um­lengbar, daß der Standpunkt der Opposition in solchen Fragen ein viel leichterer ist, als der der Regierung. Die Grfteren können Alles sagen, was sie wollen. Die Regierung aber muß im Interesse des Landes s­chweigen.“ Die weitere Bemerkung unseres Ministerpräsidenten: „Was immer der Ausgang des Krieges sei, auf der Bal­­fandhalbinsel wird ohne die Einwilli­­gung unserer Monarchie nichtögejhe­ben“ ist eine bereits veraltete Phrase, wir sind von sehr an diese Art BVertröstungen gewöhnt, dab die­s­es ringfügig seit derselben einleuchtet, man kann eben nur die eine Beruhigung daraus schöpfen, dah­ingarn, nach wie vor, ohne Kurt die Negierungs­­treife etwa zu alteriren, über fernere­n Türfensiege jubeln, illuminiren und sonst unschuldige Alotria treiben dürfe, denn Gefühle sind zollfrei. Freilich haben von unsern Gefühlsmanifestationen die schwerbedrängten Türken gar­ nichts, allein — e8 heint — daß sie sich schon allein der russischen Drang­­fah­rungen erwehren werden können, da doch einmal unsere Regierung unerschütterlic entschlossen ist, für den Wil­len der ungarischen Nation taub zu bleiben und seinen Schritt zu unternehmen um den mörderischen Schlach­­ten in Bulgarien Einhalt zu bhuen. Aus der sonstigen Inhaltslosigkeit der Tipaschen Aufklärungen(!)ist nur das eine greifbare Körnchen herausgefallen,daß nämlich der Bestand des Dreikaiser-Bündnisses desavouirt wird-Uebrigens haben die Herren Brüder jenseits der Leitha von ihrem Ministerpräsidenten,als ihm die Vertreter der Nation fragen,welche Haltung Oesterreichsllngerns angesichts der Türkensiege nin einzunehmen gedenkt,um kein Titelchen mehr erfahren als wie wir,im Gegentheile! Fürst"Auersperg hat seine allzu wißbegiebigen Interpellanten noch gehänselt. Entschieden gebührt also die Palme gänzlicher « Inhaltslosigteit mehr noch der Rede des österreichi­­schen Premiers und das Beste was sich allenfalls aus­­ derselbe"n"ableite­n ließe,wähd auch für die Oesterreicher die Erlaubniß,zollfrei für wem immer sympathisiren zu dürfen. Fa, Gefühle sind zolfrei! So mochten wohl auch die S­iebenbürger gedacht haben, als sie einen „Putsch“ zu Gunsten der Türken ausführen ‚wollten. Man ist nämlich daselbst (in Siebenbürgen) einer‘ ganz eigenthümlichen Bewegung auf die Spur gekommen. So haben sich einige überspannte Männer gefunden, welche in Kronstadt eine Freiwillige Region bilden wollten mit dem wahnmäißigen Vor­­lage, den Rufen von Rumänien aus in den Saden zu fallen und­­ der Türkei auf diese Weise zu Hilfe zu eilen. Die O­rganisation wurde ganz im­ Geheimen betrieben und war auch bereits­ ziemlich vorgeschritten. Die Arrangeure dieses Coupe haben eine hrohe Menge Waffen und Munition, sowie türkische Bez bereits er­­halten. Dieser Tage nun hat die Polizei im SKron­­stadter Bahnhofe 3000 Hinterlader, welche unter der Adresse des pensionirten Honved-Oberstlieutenante: H­o­r­­vaath nach Kezdivolfárhely und an Herman Schwarz nach Kovahna abgesandt waren, faifitt. Im Homoro­­der Bahnhofe wurde ebenfalls Munition und eine Anzahl Se­ von der Polizei mit Besschlag belegt. Die Untersuchung ist im Zuge, die­se, welche feine Kon­­trebande bilden, werden den Adressaten zugestelt. Nach den über diese Schilderhebung im Ministerium des Innern und im Honoldministerium eingelangten Mels­­ungen, ist die­­ ganze Sache Äußerst geringfügig, die lächerliche Idee einiger Wenigen. Räthselhaft ist blos, wo­­bei das Feld für die Waffen stammt ; vieleicht aus England! Dem "P. 2." ist über den Zwei des in Nede stehenden abentheuerlichen Siebenbürger Frei­­haarenzug nachstehende Enthülung von glaub­­würdiger Seite zugenommen . Die Expedition hätte im Falle des Belingens namentlich dazu gedient die Zur führen für die rumänische rufsische Armee nach Möglich. Seuilleton. Eine Kriminalgeschichte. ul. on der fremde Herr noch anwesend ?* . a." „Dann bitte ich, ihm rufen zu lassen.“ Der Fremde, fam. „Ihr Name, mein ‚Herr “" begann der, Polizeichef dad B Verhör. Rechtsanwalt Charles Lafontaine aus Paris.„ Der Polizeichef verneigte si bei diesen Worten leicht, wie grüßend. Der Name des Rechtsanwalts war auch in der Provinz wohl bekannt. Wie man mie­ mittheilt, entdecken Sie zuerst das Feuer.“­­“ Und der Rechtsanwalt erzählte kurz, was wir im vorigen Kapitel berichtet haben. „Ich werde body gezwungen sein, auch das Fräulein noch zu befragen,“ sagte der Polizeichef, nachdem er den Bericht des Rechtsanwaltes angehört hatte. „Wer konnte die S Xhüre ihres Zimmers verschlossen haben? Sie wer­­de d­amir zugeben, ‚daß die den Verdacht wachrufen muß, da das euer nicht durch Zufall entstanden ist.“ ‚Ach, was das betrifft," unterbrach ihn Gustave de Lavergne, „kann ich Ihnen vieleicht befriedigende Ause Aunft geben. Meine Tante war eine sehr sorgsame, Hausfrau, dabei aber, wie­­ es in ihrem‘ Alter häufig vorkommt, jeher vergeblich. Sie pflegte des Abends stets selbst alle Thüren zu­ verschließen und die Schlüssel dann in ihrn im­mer mitzunehmen. Das­ hat sie jedenfalls auch: gestern gethan "und dabei, wohl auch die Thüre immer meiner Gousine ,zugesperrt. Da dienalte rau­ftete spät sie zur Ruhe begab, so lief meine Goufine wahrscheinlich schon, als die Tante an ihre Thüre kam, und merkte nicht, daß sie eingeschlossen wurde.“ „Das genügt mir. Jan de Lavergne ist­ demnach jedenfalls nur ein Opfer ihrer eigenen Unachtsamkeit ges­torden, was­ ich lebhaft befrage, da mir­ wohl bekannt ist, wie viele Wohlthaten sie insgeheim den Armen uns­­erer Gegend zu erweisen­ pflegte.“ „Sie glauben demnach nicht, dab ein­ Verbrechen vorliegen könnte?“ mischte si der Rechtsanwalt in das Gespräch. ‚Ein Verbrechen ?‘ rief Gustav de Lavergne entregt. „Wer sollte 8 begangen haben? Meine Tante war­ in der ganzen­ Gegend beliebt und hatte seine Feinde. Und an: Einbruch in räuberischer Absicht ist nicht­ zu denken. Das Schloß ist wohl verwahrt und das. Thor and Zags über stete getroffen.* „I meine nur“, erwiderte der Nechtsanwalt, ins dem er den jungen Mann scharf ansah, „B daßs es, viele leicht angezeigt wäre, ‚die Leiche seiner näheren Besichtie­gung z­u unterziehen.“ ‚Das wird geschehen,” sagte der Polizeibeamte. „Ich­­ habe übrigend die Leiche gesehen, und bin über­­zeugt, ‚daß der Tod dur ‚Ersu­dung eingetreten sein muß. Der Gerichtsarzt aus der Stadt, der die geleßlich vorgeschriebene Leichenschau vornehmen­ wird, muß jeden Augenblick eintreffen und wird­ wohl meine Annahme bestätigen.” Der Gerichtsarzt kam, ‚besichtigte Die Leiche und er­­klärte dann, daß der Tod zweifellos durch "Erfindung herbeigeführt worden sei. „Nun werden Sie wohl nit­ mehr in unserer friedlichen­ Gegend nach Räubern und Mördern sorschen,” sagte­ der Polizeichef, lächelnd zum­ Rechtsanwalt, al­s er si darauf verabschiedete. „Bleiben Sie noch in unserer Stadt ?" fügte er dann hinzu. Dem Rechtsanwalt schien diese Frage nicht an, genehm zu­ sein. Sein Blick schweifte zu Gustav de Ravergne hinüber, wie forschend, wie überlegend. „Mich führen Geschäfte hierher,“ sagte er endlich. „Ich dürfte wohl einige Tage verweilen müssen.* ‚Dann wird mir gewiß noch das Vergnügen zu Theil. Sie wiederzusehen,­ entgegnete der Polizeichef, fi verneigend. Damit trennte man sich. Drei Tage später wurde die Leiche der Frau de Lavergne mit großem Pomp zur Erde bestattet. Ein Testament fand si nicht vor. Gustav de Lavergne und Marie de Gontard, ihre einzigen Verwandten, waren das der auch ihre einzigen Erben. Gleich nach Beendigung der Trauerfeierlicheiten reisten Beide nach Paris ab. Schloß Boncourt blieb unbewohnt, öde und verlassen. Der Rechtsanwalt Lafontaine war in der Stadt eblieben. Er hatte im Hotel­ zum goldenen Löwen ein immer gem­etdet und war dann seinen Geschäften nachgegangen. Tagsüber war er wenig zu Hause. Er verkehrte viel in öffentlichen ocalen, namentlich in solchen, wo fich viele Gäste einfanden, und er schien, als suche er Bekanntschaften zu maten und, ohne dab­ed auffiel, über Diejed und jenes Erkundigungen ein«­änichen. & war am Nachmittag nach jenem Tage, an dem Frau de Ravergne beerdigt wurde. Der Rechtsanwalt ging mit großen Schritten in seinem Zimmer auf und ab. Sein­ ganzes Heußere verrieth Ungeduld, er Ihren Zemäanden zu erwarten. Auf dem Tiih Tag ein Brief, den der Postbote am Morgen gebracht hatte. Sein Inhalt lautet: „Mein Herr ! In Folge Ihrer­ Mitheilungen habe ich sofort veranlaßt, daß die betreffenden Personen scharf beaufsichtigt und die nöthigen Erhebungen gepflogen werden. In wenigen Stunden verläßt einer unserer ges­­piettesten Agenten, Louis Blanc, Parid, um sich zu­­ a een TE nt ETTT

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