Oedenburger Zeitung, 1877. November (Jahrgang 10, nr. 132-144)

1877-11-02 / nr. 132

­k.,«­s sich dyskmonisch in den Auge des Philosophen das Drama des Lebenss. Jeder Mensch ist ein­ Held,der bis zu des Lebens Mittag auf seine höchste Höhe emporklimmt,um zu fallen,wer er immer sei,in Schwäche und Vernichtung. Das künstlerische Auge, des­ Griechen fachte die Natur selbst als Künstlerin, "das Leben als das Vorbild des Dramas auf. Was sollte nach dem Zode, ald dem na­­türlichen Abschluffe des Kreislaufes alles Lebens, noch folgen ? Nur wer das Leben so voll und bis zur Neige geleert, wie die Griechen, kann den Zod lieben, wie eben si. « kann das Leben bieten kann genieße man,solange nichft3"hi­ezu die Kraft besitzt.Freiheit,Ruhm,Ehre, Reichthums Liebe erkämpft der Kühne sich bis zum Ueberdkuß.Aber das Anfangs so voll besaitete,so kräftig gestimmte Leben verliert nach und nach die vielen ‚Stimmen, den vollen Ton. Kahl und öde, gebrechlich , stellt sich das Greifenalter endlich am Lebendabende ein. Satt und ohne Begierde, den Kreidlauf des Lebens in seinem Abschluffe­no aufzuhalten, umarmt der Mensch zuleit den Tod, voillkommen wie seinen Zwillingsbruder, den jäden, Alles gewährenden, erlösen­­den Schlaf und die Poesie, die unbewußt aber doch ewig waltende Poesie, verklärt und das Grab, das Immortelen umsäumen. Oder wären es etwa nicht Immortelen, die wir großen Zodten, selbst wenn wir noch so profan fühlten, widmen? Kragt nur die große, edle Nation der Ungarn, ob sie nicht alljährlich am Grabe Franz Dea fs trauert? — DO, briep hervor „traurig, summervoller Gedanke, die Krone unseren Hauptes sank dahin, dahin der Stolz unseren Herzens 2.00. Deafd Grabhügel umjaht unser Alles, den BWeilen der Nation, den Wiedereroberer, der verlorenen Verfassung. Hier ruht er, der unter und lebte in diesem aufgeregten, eitlen, herrschsüchtigen und nach Glüc jagendem Zeitalter,“ als „ein Mensch," der die Würde der Einfachheit in ihrer ganzen antiken Größe repräs­i jentirte, den sein Zitel, kein Rang, sein Orden zierte, dem er der König nichts anderes geben konnte,­­­­als sein Bild und seine Hochachtung. — Dieser Mensc, den uns die Vorsehung gewiß nur in ihrer besten Laune gab, — ruht den ewigen Schlaf ! — ; der sein Andenken ist eine große Ewigkeit, an der Milionen sich betheiligen, an der selbst das Ause­land zu participiren wünscht. Sein Tod it sein Tod, sondern Verklärung, sein Begräbniß war sein Leichen­­zug, sondern eine­ Apotheose, der Rasen seines Grabes ist sein Grabeshügel, sondern die ewig unvergängliche Pyramide einer Nation. Erschüttert­ bleiben wir stehen, damit wir der Pietät ein Opfer bringen ; lebhaft glüht noch heute der Schmerz im­ zerrissenen Rufen der Patrioten und wie die Mutter um­ ihr Tiebsted Kind, so weint die Nation um ihren herrlichsten Sohn an jedem Allerseelen­tage . Es ist nicht wahr, die Zeit in der wir leben ist so poesielos nicht, als sie ausgeschrieen ist, denn mag das Leben ob so berechnend und nüchtern sein, mögen die sogenannt praktisc denkenden Menschen all ohne Herz und Nerven zu sein vorgeben und nur im Lebensgenuß ihre Aufgabe suchen, möge der Drang nach irdischen Glücksgüter selbst vor der Maje­­‚Nät­ des Todes fi nicht beugen wollen und vor der individuellen Unsterblicheit geradezu eine Lade auf­­schlagen, ed übermannt und heimlichh doc das grauen­­hafte :„Memento ,mori,‘ am Allerseelentag! Zugen ihn ,im Tod gesegnet und nun ihren Segen mweinend von seinem Scheitel nimmt — die Stimme seiner Mutter! Peters Bub wurzelte unwillkürlic fest, an der­ ersten Staffel des Gerüstes er horchte. Der Wind hielt seinen Dudem an, sein Blatt der nahen Bäume regte si flüsternd. — nut sein Ohr hatte jene Laute vernommen, dad. Herz nur hatte seines Sch­ußgeistes Sceiden gefühlt. Die schmale Linie zwisc­chen ihm und dem D­ervderben, mit der einzigen Her­bung seines Fußes überschreitbar — wo lag sie vor ihm! no‘ war die Pforte zwischen ihm und dem Him­­mel nicht zugefallen, noch gehörte er st selbst! Eine plögliche Wendung mit rascher Entschiedenheit die widerstreitenden Gefühle endend, hätte ihm gerettet. Da schlägt & Mitternacht! .— und der unglück»­lie Mensch ist dem Banne der schauervollen Stunde, ihrem Dämonenwalten verfallen. Auf das Gerüst gelangt, nachdem er die vorfind­­liche Leiter an den Duerhalfen des Galgens gelehnt, fragt er, einen Augenblick wie unentschieden und über­­regend, was nach Boririft zunächst geboten, das Kinn auf die Faust.. Endlich scheint, er seiner Sache ewig und alles Nöthige für den Artus in seiner Vote Nellung Hat zu­ sein. Er beschreibt, nach dem er herab» gestiegen, langsamen gerissenen Taktes mit feinen Fubs tapfen einen dreimaligen Kreide um­ den M Rabenstein. Dann haut er­ zum Birmament und­ beobachtet die Stellung des Mondes zu den andern Gestirnen und die Höhe, die er im irdischen ©efichtefreise wandelnd einge­nommen. Eine tiefschwarze, gewitterschwere Wolfe, durch einen ‚ziemlich, breiten, von seiner eignen Strahlung ausgehenden Lichtstreif gesondert, hängt über­ ihm. Der Schatten des Galgens in scharfer, dunkler­ Begränzung sliedt sich weithin und zeichnet si gespenstig ab auf bleicher­ Hügelmeile. Die Castellation ist da, Peter, der steigt die Reiter. (Fortl. folgt.) „Hauptstädtische Neflere." Wien, den 29. October 1877. Die Signatur der gegenwärtigen Lage und der daraus resultirenden Gemühsstimmung könnte am pabende­sten mit dem lotto bezeichnet werden: „Hängen und Bangen in schwebender Pein.* So lautet es nach allen Berichten aus den bei­ den welterschütternden S Kriegslagern, es wird von Mes dDiationd- und Friedensvermittlungen geflüstert — Die Reitartikel ver­öffizieren wie der unabhängigen Stoure­nale wiöpeln die vertrauensvolle Stimmung mit dem vibrirenden unsicheren Nachtragsbericht tone, und wenn sie auch nicht umbin Ffönnen, Depeichen zu bringen die sehr viel von ernsten Stürmen und blutigen Ningen erzählen, so ist dieß thatsäclih­ der Meinung nach volls­tändiger Waffenruhe nicht entgegen und das eine ist nur positiv richtig, daß wir bangen und bangen in schwebender Pein. Unsere Herren Minister haben eine Epicursion nach Pet unternommen um in Angelegenheit des Aus» gleichen zu berausben und mit ihren transleithanischen Collegen je doch endlich zu verständigen,­ fürwahr «8 wäre schon sehr an der Zeit, auch in­­­ieser Beziehung dem Hängen und Bangen in ihmwebender Pein, ein Ende zu machen. Die deutsche Negierung ist Ichon ziemlich vers­crießlich und hat den Faden der Geduld schon abgeris­­sen, sie will mit und nit mehr verhandeln, nachdem sie bemerken konnte, daß wir unsere Interessen für ein Zinsengericht nicht verhandeln wollen. — Mögen die Sreipändler no jo jophistische Beweid-Gründe ersin­­nen,­­ ist vergeblich, die heimische Arbeit muß prote»­tirt werden, wenn ed auch ein mitleidiges Lächeln her­vorruft bei unsern Gegnern, die uns lieber ausbeuten wollen in unserem Größenwahne; wir schämen und gar nicht der Protestion in unserem eigenen Staate, sonst müßten ss auch die Kinder schämen von den Eltern bis zur Selbstständigwerdung mit den Nöthigen ver­sorgt zu werden. Da die Bäume nicht in den Himmel wachen dafür wird schon immer vorgesorgt werden, allerdings­­ ist das Volk nicht damit einverstanden, dab­ei­ die hei­­mischen Vu­llionäre der uneingeschränk­elten Ausbeutung der Arbeitskraft in schnöder Weise befleißigen ohne auf die Entwickklung und Hebung der eigenen Leistungs­­fähigkeit und Erportmöglichkeit hinzuarbeiten. &5 wäre vorerst wünschenswerth, daß Die große Masse arbeitsloser Leute lohnende Beschäfti­gung fänden. Dann werden wir erst dem freihändlerischen Weltorgan seine Skrupel in Bezug auf das weitere Vorgehen von unserer Seite, verwinden, — Antizipando weisen wir nur darauf hin, daß un«­sere Volksvertreter ebenfalds bangen und bangen im Schwebender Pein, denn wie ein Gerücht munfelt, sollen die Diäten derselben von zehn Gulden auf jede8 herab» gelegt werden, weil dann jede Sigung um tausend Gulden billiger dem Staate zur Last fiele. — Wenn man ji alle schon veranlaßt sieht bei die­­sem regierenden Körper zu­­ paren so sieht «6 fiegerlich im Haushalte nicht ehr glänzend auß und die XThats jadge, daß zwei Abgeordnete des österreichischen Volkes ihr Diner in der Volfäfüche billigkeitshalber einnah­­men, wirft einen grellen Refler auf unsere hängenden und bangenden Zustände. — Statt einer Neduzirung der Diäten wäre zwec« dienlicher die Diäten zu erhöhen und weniger Sigungen zu halten, und zwar blos ein Plenum der Bolfo­­mandatare zu versammeln, wenn es sich strenge darum handelt die wirkliche Volkesstimme zu vernehmen, wie oft hält man­ Sigungen ab, die faktisch dem hohen Preise den jJd­dge erfordern, nicht werb­lich entsprechen. 3a unser Herr Finanzminister mußte auf ein Mittel Bedacht nehmen, um die volle Aufmerksamkeit der Rolfsboten fi zu sichern, um die Nerven mittelst Seruchsfigeld zu erregen, um auf die Gehörorgane eins zum wirfen, zu diesem Endziele machte er dem Hause ein Gadeau mit einer Zabatiere gefüllt mit starfgebeizten Schnupftabale . Wenn nun Herr de Pretis seine finanziellen For­derungen stellt, wird gewiß mancher Volkswigling laut rufen: Abzil starker Tabak das! und ermstummig, wird der N Ruf der Opposition lauten, Helf Gott! Wir müssen übrigens noch sehr froh sein, daß der Patriotismus in unserem Heid­e, so weitverzweigt ist und in allen Schichten der Bevölkerung so scöne Blüthen treibt, die Verurtheilung von Nachtnebel und Zellner hat allgemeine Befriedigung hervorgerufen und mit Bedauern wurde die Erekusi­irung des dritten im Bunde des Berräthertrifoliums vom Strafantheil bes­­prochen, die beiden Dim­ister, nämlich Bauzeichner und Kanzellist sind gegenwärtig mehr populär, als «­ sonst Minister zu sein pflegen. — Ein Reigslanzler war es gar die vergangene Woche Ursadge bauderspütternden Gelägpterß, in dem neuen Lustspiele von Julius Rosen, „Siebenwahn“ kommt eine köh­lige Episode vor, in welc­her eine Mi­stifikation bis zur Epige ded Neichefangler eulmim­­t, dieser­ Staatsleiter wird­ im Hause eines fannegiebelnden Kaufmannes erwartet und statt jenem erscheint ein abgewiesener Heirathö Kandidat, die Szene hat blos dur die lebenswahre Wiedergabe des meister­­haften Darstellers durc­h­plagende Wirkung und rettete sowohl den Erfolge des Stüces, al­­s fi im Repertoir erhalten wird. — So vielbeschäftigt all gegenwärtig die hohe Bureaufrat­e sein mag, sie findet Überdieh noch Muße und Gelegenheit in das Getriebe der täglichen Bor«­gänge und gemeinen Geschehnisse thätig einzugreifen, dem weitauöschauenden Blide eines höheren Staats­­mannes werden es die männlichen Bewohner der inneren Stadt zuschreiben, wenn sie die freundlich zumindenden Insassen manches Eiferfensters, nit mehr am gewohn­­ten Plage finden werden — die jeunesse dord dürfte ebenfalls die Verkehrsschwierigkeit vom Graben, Stefanse­hlag und Kohlmarkt arg vermißen, aber die Löbliche Polizei im Bereine mit der Commune beseitigt mit fiebernder Eile, sowohl wandelnde Statuen leben«­dwiger Syrenen, als Monumente aus Stein und Erz, erstere werden in Besseiungsanstalten internirt, legtere worunter das unschuldige „Gänse­­mädchen‘ erwarten ihr fünftigere Soldjat in den städtischen Aufbewahrungs- und Material - Depots. — Ein Hängen und Bangen in schwebender Pein. — Die „Neue freie Presse“ veröffentlicht ein Eingesendet von dem berühmten höchsten Sruftifizirer ohne Risiko 3. B. Plaht, welches dem P. T. Publikum die er­freuliche Mittheilung bringt von dem gegenwärtigen Wohlbefinden dieser Finanzkapazität und auf die Broschüre hinweist, die bestimmt sein sol, von der Völker schirmenden Vorsehung inspirirt, ale Schäden wieder zu heilen, die der Blißstrahl der Krach- Katastrophe im wirthschaftlichen Gebäude angerichtet — die Leimg­rut­e wäre also glücklich gestellt, alberne Gimpel folgt nun dem ehrenhaften Lochrufe des Pfiff-Meisters — zeigt Gewißigte des Jahres 73, das das Sprichwort Lüph, welches behauptet „der Esel gehe nur einmal auf's Sig. — Das Büceldyen fortet 20 Neufrenzger — und bald wird es nicht mehr heißen: „Hangen und Bangen in schwebender Pein.‘ Eduard B—ch. Lokales * Meber die Ministerkonferenz in Budapest wird berichtet: „Man facht hier in Budapest die Situation als eine rege schwierige auf. Bei dem Schifse der Wodye erwartet man in feinem Falle eine Einigung, da die zu beseitigenden Differenzen sehr groß sind. Vieglicherweise werden die Österreichischen Meini­­ster noch einmal kommen oder die ungarischen nach Wien reisen müssen. Die ungarische Regie­rung widerstrebt der Vorlage jedes selbstständigen Zolltarifes, da sie von her­­vorragenden Parteimännern dahin gewarnt wurde, ‚daß in­­ diesem Falle eine weitere Destruktion der Majorität unvermeidlich sei. Man zweifelt an der Nachgiebigkeit der österreichischen Meinister, die sie wohl auf die alten Abmachungen zwischen den Regie­rungen berufen und darauf beharren dürften. Was dann?! * Zum November»s Avancement, wovon wir in voriger Nummer einen kurzen Auszug jener Herren Avancirien betreffend, gebracht haben, welche dere möge ihrer Stationirung in Oedenburg oder sonst bei unsern geehrten Mitbürgern bekannt sind, haben wir noch folgende Beförderungen nachgetragen : Die Herren Oberlieutenante Graf Weiprecht Raudt v. Gollenberg-Bödingheim im 3. Dragonersciegimente und Rudolf Ritter v. Brur­dermanm imıl. Uhlanen-Regimente. Beide zu Haupte leuten L Glaffe im f. f. Generalstabe. Sodann der bisherige fün. ung. Honve­­ds Lieutenant und Berwale tunge-Offizier Herr JHolomy zum Oberlieute­nant in seiner dermaligen Dienstese­igenschaft. Anläglich des vorbesagten Novembere Avancement der Fön­ ung. Honvedarmee fiel es auf, daß ausnahma, weile diesmal seine Militär» Aerzte weder ere nannt, noch befördert worden sind. Wie die „Budap. Gorr.“ erfährt, geschalt Dis Deshalb, weil heuer im Sinne des Geieges der ganze Status der Honvedärzte neu organisirt wird und die hierauf bezüglichen Cie­nennungen erst später erfolgen werden. * Jugendliche Öauner. In der Traiten­­tie der hiesigen Windmüchlfaserne kamen seit längerer Zeit kleinere und größere Diebstähle an Geflügel, Ka­­ninchen und sogar Tuchwälde vor. Lange blieben Die Täter unermittelt, vorgestern endlich gelang es ihrer Zwei erst 9: und LUVesjährigen Jungen, Söhne eines hiesigen Wirthschaftsbürgers zu erub­en. Natürlich wer­­den die kleinen Diebe bestraft werden, aber eigentlich sollte man die Eltern strafen, welche ihre Kinder 10 unbedacht verwahrlosen. * Alfentirung. Der Landesvertheidigung d. Minister hat mittelst Zirkular-Erlasses verordnet, daß die Baearbeiten für die 1878er Alfentirung no im Monat Dezember I. I. u. zw. nach der bisherigen Ein­ theilung begonnen werden, da die in­folge ded Gef.» Art. XXXVI: 1872 nothwendige partielle Neu-Eins­theilung erst im nächsten Jahre in­ s Leben treten wird. Die zur nächsten Losung einzuberufenden Altersklassen erstrecken sie auf die in den Jahren 1858, 1857 und 1856 geborenen Militärpflichtigen. *BereindeNachrichten. Man theilt uns Seitens de­s­ „Oedenburger kaufmännischen Vereines" mit, daß die, von der am 20. Oktober abgehaltenen Ge­neralversammlung Dieser Vereines in den Ausschuß gewählten Herren, mit Ausnahme des Herrn Carl Schwarz, an dessen Stele der 5. I. Grünmwald als Briagmann berufen wurde, sämmtlich die Wahl alle genommen haben und hat si der Ve­reinsausiguß in der am 24. Oktober abgehaltenen Sigung wie folgt cone ftituirt: Wil. Ritter, Obmann, Ludwig Wagner,

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