Oedenburger Zeitung, 1877. Dezember (Jahrgang 10, nr. 145-156)

1877-12-02 / nr. 145

Tageswenigkeiten. H­egen das Berjegen von Gagebö­­gen.Zur Hintanhaltung des Mikbrauchs, daß Staats­­beamte ihre Gagebögen verlegen, hat der ung. Finanz­­minister eine Verordnung erlassen, worin die mit der Liquidirung betrauten Aemter und SKaffen angewiesen werden, die Gebühren nur dann auszuzahlen, wenn die Lagebögen und Duittungen, entweder von den Beamten persönlich, oder von deren, seinen Zweifel zulassenden Vertrauen (wie Amtsdiener oder angehörige) präsentirt werden, unbekannte oder verdächtige Personen, aber unbedingt zurückumweisen und die bei­denselben befindl­ichen Tagebögen zurückzuhalten. Sene Beamte und Diener, welche trog des in dieser Verordnung enthalte­nen­­Verbotes, ihre Oagebögen verlegen, oder si zu­gunsten von Gläubigern zur Heberlassung der für sie im Sinne des ©.­U. XXXI vom Jahre 1876 aufrecht erhaltenen 600 fl. oder eines Theiled dieser Summe verpflichten, oder aber die Anordnung des zitirten Ges­teges auf wel’ immer Weise zu hintergehen versuchen, N einer strengen Disziplinaramtshandlung zu unters­­iehen. + Die schwarzen Blattern, diese ent jeglichste aller Krankheiten beginnt in Temesvár epidemisch aufzutreten, und zwar find­et mehrfach An­­gehörige der besten Kreise, aus deren Familien die er­­schredende Nachricht vom Auftreten der echten Blattern in­ d bestürzte Publikum dringt. Bisher hat man von fünf Fällen berichtet, in welchem die Krankheit bereits zum entschiedenen Ausbruch gekommen, so trefflich­ gewesenen Incenirung gebührt; nachträglich erfahren wir aber, daß nicht Herr R.öögen, sondern Herr Wie­lich­off die Regie bei den Vorstelungen dieser Novität besorgt habe. Uns liegt nichts ferner, als die schuldige Anerkennung jemanden entziehen zu wollen, der s sich dieselbe redlich erworben hat und obgleich­ sonst gemeinigt­ Herr Nösgen als Regisseur fungirt und aucy,als solcher hier bereits sich sehr verdient gemacht hat, so sei denn doc hiermit der Wahrheit die Ehre gege­­ben und nachträglich der ausgezeichneten Leistung des Herrn Wellbof auch ald Regisseur, bei der Bore­stellung von „Hafemanns Töchter“ gedacht. * Weder die bevorstehbende Armen­vorstelung im bierstädt. Theater, welche am näche­sten Mittwoch abgehalten werden wird, werden wir zuverläßig viel zu schreiben bekommen, denn das weite aus bedeutendste Produkt ungarischer Poetie der Gegenwart, der „Ku­h", von den begab­­testen, vaterländischen Dichter, Ludwig D6czi, gelangt am 5.d. M. zur erstmaligen Aufführung. Dieses dramatische Gedicht hat bekanntlich den ersten Preis errungen, wur­de seitdem in Wien, Berlin und fast allen fortigen Residenzbühnen Deutschlands aufgeführt und hat überall, ebenso wie in Budapest sensatio­­nalen Erfolg gefunden. Die gewiegtesten Federn deutscher Literargelehrten haben dem „Kuß“ lange Ab­­handlungen gewidmet und von allen Schriftstellern wurde der hohe Schwung der Dichtung, der edle sitt­­liche und ästhetische Gehalt des genannten Bühnens werkes gerühmt. Die Verse, in denen das Preisluft­­spiel geschrieben ist, erfreuen dur ihren Wohlklang, und enthalten blendend Schöne Gedanken. Wie wir bereits mitgetheilt haben, wird der geniale Autor, Herr Lud­­wig Döczi persönlich der ersten Aufführung seines dramatischen Poems im Oedenburger Theater anwohnen. Wir erinnern no, daß Herr Ludwig Pachhofer— auf der Grabenrunde Nr. 107 a­n Vormerkungen auf Logen und Sperrfige übernimmt, da auch Sperrfige auf der Gallerie zu 40 fr. hintangegeben werden und den Abonnenten des Tages das Vorrecht bis Dienstag den 4. December Mittag, 12 Uhr einge­räumt ist. * Diebstahl. Am 28. zwischen ?­,10 und 3­,12 Uhr Mittags wurden aus der hiesigen Kirche der P. P. Dominikaner zwei Altardeden entwendet. Diese beiden Altardeden, (Tücher zur Bededung des Altartie jched), sind einander vollkommen gleich und mindestend im Werthe von 40 fl. Sie sind vom kirchrothen Thi«­bet mit Wollens Franzen von eben derselben Farbe und am Rande mit Blumen-Duirlanden von verschieden­­farbiger Seide. In der Mitte derselben it ein Kreuz (4) ebenfalls von verschiedenfarbiger Seide gefiict. Beide Altarbecken haben die Länge von ungefähr 8 Schuh und die Breite von 31­, Schuh. Gefüttert sind beide mit graulichen Schierting. Man warnt Jedermann vor dem Anlaufe derselben. * Die Todesstrafe in Ungarn. Wir haben unlängst, in dem Leitartikel dieser Blätter, uu­­ter den Titel: „Löffelweise” die neuen ungarischen Straf­geleße besprochen und dabei gemeldet, hab die Anwen­­dung der Todesstrafe, nach wie vor, für Raubmord und derartige schwere Verbrechen, beibehalten wurde; der Galgen jedoch wird in Ungarn keine Opfer mehr fordern. Im Budapest- Abgeordnetenhause wurde in der­ Spezialdebatte über den Straigejep- Entwurf die Todesstrafe durch den Strang abgeschafft, und die Gouillotine al Hins­­ichtungswerkzeug angenommen. * Schwere Zeiten! — Das heutige Königl. ungar. Amtsblatt enthält den Ausweis über die Stante- Cinnah­men und Ausgaben im dritten Duartale des laufenden Jahres. Dieser Ausweis bietet diesmal sein erfreuliches Bild; das Gebahrungs- Defizit, welches im ersten Duartale 18.400,000 Gulden, im zweiten Duar­­tale nur 4.580,000 Gulden betrug, beläuft im dritten Duartale fie wieder auf 14.987,000 Gulden. Die Ein­­nahmen des dritten Duartale ergaben nämlich die Summe von 56.433,657 Gulden, dagegen stiegen die Ausgaben auf 71.420,759 Gulden. Vergleicht man diese Beträge mit den Resultaten der gleichen Periode des Vorjahres, so findet man, daß die Einnahmen des heurigen dritten Duartals wohl um 2.148,510 Gulden größer sind, doc ist auch bei den Ausgaben ein Plus von 2.524.572 Gulden gegenüber den Ausgaben des dritten Quartals von 1876 vorhanden. * Der heutigen Nummer unsered Dlat­­je“ ist eine Beilage der „Kronstädter allgemei­­nen Pension“-Anstalt anverwahrt, worauf wir unsere p. t. Zefer. aufmerksam machen. Die Agentie die­ser Anstalt befindet si bei Heren Gustv Schöl in Debenburg (Drachenrunde Nr. 109) welcher auch bereit­­willigst alle Auskünfte ertheilt. Gestern, den 36. November erst räumte die kleine türkische Garnison Com-Palanka, nachdem sie vor der Alles niederbrannte und verwüstete. Die Erwar­­tung einer baldigen Kapitulation Plewnas ist sehr herabgestimmt. Gefangene sagen aus, Dolman Pas­ha habe eine Anrede an sämmtliche Offiziere gehalten, in welcher er den festen Entschluß bekannt gab, bis auf den age Mann auszuharren. Auch sollen Proviant und Munition noch für viele Wochen ausreichen. In God5N5 ist ein russischer S Kabinetscourier angelangt. Derselbe soll ein eigenhändiges Schreiben des Grafen an den Monarchen überbrac­ht haben. Da­­mit wird neuerdings das Gerücht von einer österreichis­ichen Vermittlung in Zusammenhang gebracht. Aus Konstantinopel wird ebenfalls unterm 30. November berichtet , dab der Sultan fi nächter Tage nach Adrianopel begeben werde. Neueste Nachrichten. Oedenburg am 1. December 1877. „Miener Briefe”.­ ­Vom Zolltarif zum Telefon. — Eine gemüthliche Aussicht für die Zukunft. — Lodenrode als prastisches Kleidungsftüd. — Die Firma Joh. Günzberg in Graz. — Die Saison der Geselligkeits­­vereine. — Eine Abhandlung über die Znaimer Gurten. — Der neue Zolltarif hat nicht ermangelt, in Wien einiges Aufsehen zu erregen. Die Regierung braucht Geld, dad steht einmal fest und ebenso fest steht, daß der Staatsbürger sein Glas Wein und die Staats­­bürgerin ihre Zaffe Kaffee trinken will, ohne das Familien­­budget zu überschreiten, wie also aus diesem Dilemma herauskommen ? Dad Eine ist gewiß, dach die bisheri­­gen bedrohlichen Umrisse, wie sie aus dem jegigen November­­nebel emportauchen, seineswegs dazu angethan sind, heitere Bilder zu Schaffen. Oder kann und etwa der Ger­danke, daß der Zuder theurer werden wird, das Leben verfüßen ? Kann fi der Patriotismus erwärmen, wenn man ihm XThee und Ruhm unerschwinglich machh ? Diese verschiedenen Ziffern, welche alle höher hinaus wollen, geben je mancher wirthschaftlicher Hausfrau viel zu denken. So viel wie in den lesten acht Tagen ist in Wien Schon lange nit rationirt worden. Unter die weiteren Ereignisse der Woche gehören ferner die Exe­perimente mit dem Sprechtelegrafen, dem „XZelefon“ oder „Si­lefon”, wie ihn der Wolfgmund nennt. Dieser neuerte „Pflanz” auf dem Gebiete der Telegrafie er­­öffnet eine recht gemüthliche Aussicht in die Zukunft. Es wird nicht mehr lange dauern, so werden Telegramme bei und eintreffen, die und während der Mittheilung ganz vertraulich auf die Schulter klopfen, an unseren Rohknöpfen herumzupfen und zulegt mit und im Wirthss­haus ein Glas Pilsner trinken. Die „V­erpersönlichung“ des Telegrammes hat durch die „Zirlefonie“ einen ganz verzweifelten Schritt in­ 8 Bereich der Münchhaufeniade gethan und es ist nur ein Glück zu nennen, dab wir und knapp vor dem Winter befinden, sonst wäre die Zahl der Telefon­ere­im Nu Legion. In jeniger Jahreszeit ist indeß je manchem Familienvater ein warmes Winterfleisch lieber, als das schönste und beste Telefon. Es ist bemerkenswerth und verdient hervor,­gehoben zu werden, daß heuer der steirische Loden bei Herren­ wie Damenfleidern in den Vordergrund tritt. Dunkelgraue und braune steirische Lodenröde, Mäntel und Mentihikoff's, wie solche ausschließlich die Firma oh. Stünzberg in Graz im ganz besonderer Güte und Feinheit in den Handel bringt, sind allerorten ge­ fucht, da dieselben erstend billiger, als solche aus Tuch zu Stehen kommen, und für’ Zweite bei weitem dauerhafter sind und der Näffe, wie Kälte seinen Durch­­tritt gestatten. Der steirische Loden dürfte sich mithin in Surzem auch außerhalb der „grünen Steiermark“ insbesondere in Gegenden, welche von einem strengeren Winter heimgesucht zu werden pflegen, wie Ungarn und Siebenbürgen, als höchst praktiich erproben. “ Einzig und allein der prak­ischen Seite wegen pflegen die Wiener Vereine mit dem November ihr Neujahr zu bes­­innen ; ihr Leben feßt si­eben in Girculation, wenn alles wieder stadtwärts heimführt, draußen die gelben Blätter von den Bäumen riefeln und straßauf, straßab dad Schnarchen der Holzläger vor gemüthlich "durche­wärmten Sälen und jenen Geselligfeiteblätter erzählt, die oben nun in der Warmhaustemperatur wohlgeheizter Kamine und im behaglichsten Gontraste mit den Nebeln und Frieren draußen gedeihen. Und haben die verschie­­denen Geselligfeitövereine die ganze liebe Naht emfig ‚getagt,­ dann greift jo mancher Vereinsmitglied Kagen« jammervoll nach einem Holländerhäring und einer Znaimer Sure... A­propos Znaimer Gurke fällt mir eben bei, daß er vielleicht mancher schönen Leser in der „Oeden­­burger Zeitung” nur angenehm sein sönne, etwas über die Gartenstadt Znaim, die der „stärkeren Hälfte“ nach froh durchbrachter Nacht jo­mandyed Labjal spendet, zu erfahren. In günstigen Jahren werden in Znaim an jedem Markttage mehr als 100.000 Stüc­koher Gurken abgelegt und der renommirierte Inaimer Großhändler in­­ Gurfen, Herr ©. E. Zeifel, versendet alljährlich viele tausende von deliziöd eingemachten Gurken und Miredpieles nach allen Richtungen der Windrose, selbst bis nach Amerika. Die Znaimer Gurken, wie sie z. B. Zettel zubereitet, bilden­ eine Spezialität für si, sie sind nur viele Monate haltbar und ihr Preis stellt sie kaum höher als jener der bei uns direkte zubereiteten „Sin­gburken". Wie gesagt, die geschäpten Hausfrauen dürften meiner Meinen „Abhandlung“ über die Znainer Gurken einige Interesse entgegenbringen, weil ich schon oft die Frage hören mußte: Sa, vom wem bezieht man denn eigentlich die Znaimer Gurten.” ‚oc. Handels-Nagichten. Eröffnung einer neuen Umladesta­tion in W­ien für den Getreideverkehr von der unteren Donau. Zur leichteren Be­wältigung der von den unteren Schiffsstationen der Donau-Dampf- Schifffahrt-Gesellschaft A anfangenden Getreidetransporte wurde von der Kaiserin-Elisabeth-Bahn, eine Expediti­­onsstelle in Wien am Donau-Duai nächst der Stabdel­­auer Brücke unter dem Namen „Donau-Duai der f. f. priv. österreichischen Staatsbahn“ errichtet, welche zu den gleichen Zaren wie „ab Kaisers Ebersdorf* die die teste­ Abfertigung von Zerealien vornehmen wird. Der seitherige Umladeplan in Kaiser-Ebersdorf für die per Bahn direkte weitergehenden Sendungen bleibt auch fernerhin aufrecht und wurde die obgenannte neue Ab­­fertigungsstele nur im Interesse des rascheren Trans­­portes von Getreide aus Unter-Ungarn, der zu gewissen Zeiten große Verfrachtung&® Duantitäten liefert und dem­­nach leicht zu Stauungen "führen könnte errichtet. Eingesendet. *) Um: meine Person betreffende, hier couffirende ir«­tige "Gerüchte richtig zu stellen, erlaube ich mit dem p. t. Publikum zu erklären, da ich mich niemand mit Heiratsvermittlungen befaßt habe, noch je damit abzugeben gedenke, ich also derartigen Angelegenh­eiten volkommen ferne stehe. Mit achtungsvoller Ergebenheit ( " Zul. Biringer, Gafetier. ") Für unter dieser Rubrik befindliche „Eingesendet” über­­nimmt die Redaktion seine Verantwortung. Die Rev. Ausweis, Bon der Dedenburger Baus und Boden:Gredite Bank waren mit Ende November 1877, 92,400 fl. Eaf­­fas Scheine im Umlauf, © 9 —an sein Marktbericht. Dedenburg, am 30. November 1877. 1. Dual, 2. Dual, 3. Dal. 4. Dual, Weizen - 6000 & 11.70.18000 & 11.30.27000 & 10.90. 20000 + 10.40 Korn 1600 ,,8.70 2400 „8.40 2000 “ 8.10 1800 “ 7.80 Gerfte 4000 „9.70 8000. „9.40 13000: „ 9.109000 :„ 8.80 Safer: 5000 „ 750 -8000 „ 7.40.7000: „7.30 — — «-­­Kufurug 3000, 8.505000, 8.— — — — —..— — — “ ’% Er > pr. 100 Kilo. Heu 5000 „1.80 11000 „1.40 v„» n « Strod 2000,1.20 3000 „1.— Verleger. und Herausgeber : C. Romwalter. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Marbach. (SETS BEEEN­ER SERIES Er­man? ;SSSSs3ss3sssßssssssse Wichtig für Damen! Beehre mich, ergebenst anzuzeigen, daß ich­­ binnen einigen­­ Stunden die Amerik, Brillant = Glanz - Dügelei praktisch lehre. Muster liegen zur­ Ansicht bereit. Honorar fl. 1.50. zu­mAufenthalt einige Tage. SE Anna Weigel, Hotel „weiße Rose“. Zimmer Nr. 23. I. Stud. SSS38953939553858855 eH:8 S = =— ne ee­m 7353 1 MENT s T 17 SB28, .2.% 5 =. Damit jeder Siranfie, a: ERs SS bevor er eine Kur unternimmt, oder die Hoff- <h­ee­nung auf Genesung schwinden läßt, sich ohne £ öt BR: Rotten von den durch. Dr. Aixy’s Heilmethode = Set. erzielten überraschenden Heilim­en­t überzeugen al = ar kann, sendet Richters Verlags-Anstalt im Leipzig |­ Sofa auf Franco-Berlangen gern Sedem einen = SESES „Attest-Auszug“ (190. Aufl.) gratis und france. | in 5BS — Berläume Niemand, sich diesen mit vielen E &8S in Krantenberichten versehenen „Auszug‘‘ tommen = 58 SER zu lassen. — Von dem illustrirten Original- E­EDER werke: Dr. Miry’s Naturheilmethode erschien wie die 100. Aufl., Zubel-Ausgabe, Preis 65 tr 1­9 Br San % d. B., zu beziehen durch alle Buchhandlungen... |, & nass: LEDER LET NT: EEE Da Pekmobilim ? eu —­­W en s Vessossease

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