Oedenburger Zeitung, 1878. Februar (Jahrgang 11, nr. 14-25)

1878-02-01 / nr. 14

.­fügen über ein hinreichendes Maß von bürgerlichen Frei­­heiten,es darf kein persönliches Recht verletzt,keine­ in­­zigen Kreuzer verausgabt werden,ohne daß unsere vers­­chiedenen Parlamente ihre Genehmigung dazu ertheilen und doch haben sich beide Länder,Ungarn sowohl, wie sterreich,niemals schlechter befunden, nie waren sie so zerklüftet und verschuldet im Jnnern,nie for oh­nmächtig und an Ansehen gemindert nach außen hin,als eben jetzt!Nicht den Liberalismus klagen wir dieser schweren Schuld an, denn wir verfechten ja die Sache des Fortschrittg,mwir vertheidigen jeden großen Grundsatz,daß ein Staat ohne Freiheit elend verschmachten muß,wie ein Me­nsch ohne Licht und Lebensluft,aber den Mangel­ In Zusam­­mengehörigkeitsgefühl,die Zwietracht zwischen s den bei­­den Nationen,haben und drübender Leitha müssen wir für diesen traurigen Verfall verantwortlich machem die Einheit des Reiches fordern·wir,von den ehrlich meinendenspatrioten sie muß sich herstellen lassen,ohne das Oesterreich ohne das Ungarns Rechte deßhalb gekränkt werden müßten-Gelingt es nicht endlich doch eine einmüthiges Zusammens hhalten zu erzielen,dann ist und bleibt die heilige Ste­­fanskronck in Verbindung mit dem kaiserlichen Reifen die drück­end­st­e­ Bürde. Lokales. «Seine Majestät der Köchig hat Allers gnädigst geruht,aus seiner Privati Schatullie denengas gementslos gewordenen Mitgliedern der in Wien jüngst in die Brüche gegangenen»komischen Oper«500fl. anweisen zu lassen.An dieser Allerhöchsten Spende participirt auch die gegenwärtig hierbei ihrer Schwe­ster,unfrer liebenswürdigen Schauspielerin,Fr.Anna Paul­o,wohnhafte Sängerin Fri.Hermine Paulo, die ebenfalls durch die Auflassung der»komischen Oper« in Wien,um ihre daselbst innegehabte Stilllekatm .Der Dudleswald,außerhalb des Wieners Chores war die schage Schauplan aufregender Szenen. Zuerst zeigte sich dort in den Nachmittagsstunden ein Individuum,das sich sehr auffallend gebeidete und das her beobachtet wurde.Bald merkte man,daß dasselbe mit Selbstmordgedanken umgehe und sich im sogenannten »Birnwäldchen«einen Baum ausersehen hatte,um sich in dessen Zweigen aufzuhängen;dabei rief es überlauf .Hier soll mein Grab sein«.Man nahm den Mann fest und da stellte sich heraus,daß es einvoere­­sinn­ebefallener Brauereigehilfe war.Der Unglückliche befindet sich bereits in ärztlicher Pflege.——Zwei Tage nach diesem Vorfalle haben sich im genannten Walde zwei arme Oedenburger Insassen eingefunden um daselbst­ Klaubholzkein zusammelm Der Revierförster,verdießbes .merkte wollte sie das anhindern,woraus sich ein heftis­c gek Wortwechsel entspann und wobei endlich der Förster (er gehörts nicht dem städtischen Forstpersonale an) dem einen armen Manne, mit einem starren Stode einen heftigen Streich über die Brust verlegte und den An­­dern­­ anschoß. O Obgleich die V­erlegungen eben nicht sehr erheblich sind, wurde doch der allzu reizbare Förster in gerichtliche Untersuchung gestellt.­­ Der Madsen- und Softtimeball des hiesigen Männergesangvereines „Liederfranz“ wird mors­ten Samstag den 2. Februar im großen Safino-Saale abgehalten werden. Diese, vom Prinzen,Garneval ganz besonders in Schuß genommene Zelt, wird um Mitter­­nacht erwähnten Zaged durch den Besuch vieler hoher Herrschaften (aus der Ober- und Unterwelt) ausgezeich­­net werden. Unter feenhafter elektrischer Beleuchtung des Saales werden insbesondere die Gestalten aus der Märcenwelt duch die Pracht und Mannigfaltigkeit Schritt zurück und betrachtete ihn von Neuen so­ stolz, als wäre er der Vater des jungen Mannes. Was der würdige Greis aus Devotion unterlieh,­­das vollendete der junge Mann, er trat auf den Direk­­tor zu, umarmte ihn herzlic und sagte mit ebenfalls vor Nahrung vibrirender Stimme: Herr Friedrich, wenn ich Sie mit meiner Bitte, Ihren Posten auch bei mir beizubehalten, nicht beleie­dige, so bleiben wir beisammen, nicht als Prinzipal und Beamter, sondern als Freund ! Der Direktor wollte Gustav nun die Bücher übergeben, doc dieser sagte lachend, Heute no nicht, sie sind in zu guten Hinden, um sie so sehr damit zu beeilen. Damit verabschiedeten sich die Herren von einan­­der und ustav und sein Vater eilten, von Lehnsucht verschiedener Art getrieben, in das Haus ded Kern Winterfeld. Welcher Empfang ihnen hier zu Theil wurde und welchen Einfluß ihre Gegenwart in den sonst so ruhi­­gem Hause ausübte, wissen wir bereits. Gustav sagten wir, hörte kaum, wa sein Vater sprach; vor seinem geis­­tigen Auge zog seine Vergangenheit vorüber, freilich viel unständlicher, als wir sie hier­ zu geben vermochten. Er konnte sich ohne eitel zu ein, jagen, das er würdig sei, und zwar in jeder Beziehung, ein junges, schönes und liebenswürdiges Mädchen, als Gattin heim­­zuführen. Diefred Bemnwußtsein erhob seine Seele, als er an seines Vaters Seite dem Speisesaale zufgritt. (Bortfegung folgt.) ihrer Gescheinung und verfehlen, die Heftgäste des Prinz­en Garneval in die heiterste Laune zu verlegen. D­em gleichen Zmede dienen z. B. auch die Vorstellun­­gen des Professors Dui­­bi, in seinem elektrosmagne­tischen Kabinett, eine Verjüngungs-Maschine (Alte-Wei­­ber-Mühle,) das Postamt u. dgl. Die Ballınufif wird die Musikkapelle des Löbl. „Erzherzog Ernst""Infanteries Regimented Nr. 48 besorgen. Eintrittösarten . 2 fl. sind an der u zu bekommen. Der Eintritt ist nur in Maske oder Gestüm, oder im Salons Anzuge gestattet. Gäste, im Salon-Anzuge erhalten von Hofmar­­shalamt die nöthige Absolution und Deloration. Der hieduch­ eingehende Betrag wird einem wohlthätigen Zweck zugeführt werden. Gestüme fünnen, aus Gefäl­­ligkeit ded Hrn. Dir. &. Naul, bei dem Theater-Gar­­derobier Hrn. R. Holzer ausgeliehen werden. "* Generalversammlung. «Der „Deden» burger Männergesang-Berein" hält Morgen­samstag den 2. Februar um 11 Uhr Vormittag im Gasino (Börsenhalle) seine dresjährige Generalversammlung ab, worauf wir die p. t. Mitglieder zur zahlreichen Bethei­­ligung aufmerksam machen. * Novitäten. Herr Theater-Direktor Raul läßt nichts unversucht um das von ihm geleitete Institut zu einem Hauptanziehungspunkt für die Kunstfreunde Oedenburgd zu­ machen. Dab­ei ihm leider nicht u­me­mer nach Wunsch gelingt ist wahrlich seine Schuld nicht, denn namentlich was Novitäten anbetrifft, halten wir fast gleichen Schritt mit Wien und lassen andere Provinzbühnen dieb falld weit zurück. Kaum hat in der Residenz ein Bühnenprovdukt Sensation ges macht, so geht es au jchon über unsere Bretter. Zept erzielte in Wien volle Häuser die feenhafte Bar­­teöte: „Die Tochter des Höllenfürsten“ in 5 Bildern aus dem Französischen rd Dufour, von Heb. Da wird darin das Außerordentlichste an Dekor­­ationen, Kostümen u.­­. w. aufgeboten. Herr Direktor Raul hat diese Novität nun bereits läuflich an sich gebracht und wird sie morgen Samstag hier mit glängender Ausstattung aufführen lassen. Außer der dazu gehörigen Mufit von Renard hat noch der hiesige bekamntlie hochbegabte Theater-Kapell­­meister Here Reuterer einige ehr schöne Nummern — vielleicht die besten — zu dem Stüce geschrieben, in welchem besonders die Herren Komiker Stein­berger und Wellhof mit überaus drolligen Rollen bewahyt sind.­­ Bei dieser Gelegenheit wollen wir indessen Herrn Direktor Naul aufmerk­sam machen und wo möglich auch das neueste­ittengemälde vom, in den­ Dramen gegenwärtig unübertroffenen Sardou, dessen „Dora“ vorzuführen. Das it ein Stück, welches wie mit einem Schlage die spannendste Aufmerksamkeit ern­net und bis zum Schlusse das Interesse fesselt. Die Durchführung überrascht, die Personen auf der Szene erregen sowohl durch ihre theild einnehmenden, theils niederträchtigen Charaktere förmliche Emotionen und die Wirkung, welche das Ganze erzielt, ist eine wahrhaft intensive. Bei einem Stüde wie­ Sars dous „Dora“ schwindet die sonstige Gemüthsapathie des Publikums von Situation zu Situation und wenn der Vorhang zum legten Male niedergegangen ist, er» flingt von alen Lippen, das Lob des transrhenaniscen Theaterdichters, wobei si wohl Irder im Stillen jagen mag, daß unsere modernen deutschen Dramatiker den Franzosen da niemals gleichkommen, so aufregend ist die Handlung, so geistvoll der Dialog, so charakteristis­che Menschenzeichnung. Sollte Herr Direktor Raul unsern Wunsch, die „Dora“ auch in Oedenburgs Kunsttempel zu sehen, aus irgend welchen rinden nicht erfüllen können und «8 vielleicht sogar, unbe­scheiden finden, dab wir ihm, der ohnehin so viele Opfer bringt, und die meisten Novitäten zu vers­mitteln, auch noch dieses auferlegen wollen, so wer­­den wir bei nächstem Anlaß den Inhalt „Dora’6* als eine gewisse Ledermann interessirende Erzählung in uns jer Seuilleton aufnehmen. * Das Bier ist billiger geworden. &3 ist eine erfreuliche Thatsache, daß laut Wiener Mieldun­­gen die Brauhäuser von Schwechat und St. Marz mit den Preisen ihrer Biere herabgegangen sind und das heute das „Schrügel“ Lager so ziemlich, allgemein in den Bar­­orten 10 und in den Wiener Stadtbezirken 11 Steuger foftet. Nachdem nun die Brauer nun um 80 fr. per Hektoliter, oder um ?­, Kreuzer per Liter herabgegangen sind, so gebührt das bei Weitem größere Verdienst an der Pfeidermäßigung den Wirthen, welche den Liter um zwei Kreuzer billiger schärfen. Wie wir vernehmen, wird das Beispiel der Wiener Brauer auch die „Pils­­ner", „Sarojchauer” 20, zu einer, Übrigens bedeuten» deren Pfeidermäßigung veranlassen. Ob dich auch uns in Oedenburg zu einem billgerem Bier ver­helfen wird? weiß man’s denn !! * Aus dem nahen Ruft schreibt man und: Die Eiöbrühe über den Neusiedlersee ist here gestelt, er ist so fest zugefroren, daß nunmehr ein reger­ Verkehr der schwerstbeladenen Wagen über denselben Halt findet. Sie bringen uns zumeist Aderbaubedürfnisse, als Dünger, Frucht, Stroh. Mieberhaupt wird bei uns in Rußt Landwirtsschaft mit großem Fleisbe und sehr rationell betrieben. Besonders ist es der Weinbau, von dem der größte Theil der Grnmwohnerschaft lebt. Sie besigt bloß 1300 Joche fruchtbaren Boden, melde iheild aus Weingärten, Aeder, Wiesen und Waldgrund bestehen. E s fommt daher mit Hinblick auf die Seelen­­zahl, faum ein Joch Grund auf die Person zu deren Er­­­­bensunterhalte. Wir sind mithin natürlich genohdigt unsere Birthichaft aufs Beite zu führen Für die eben ausge­wiesenen Lode zahlte die Commune Rust, mit Inbe­­griff anderer Steuerzahlungen, circa 14000 fl. Durch Aufr­­ahme des neuen Gatasters erhielten ich­ noch einen Zumwache, (nicht­ von Jochen, sondern von Steuern) ders­art, daß wir in Zukunft das respertable Sümmchen von nahezu 17000 fl. zu entrichten haben. — Auf 1350 Einwohner vertheilt, erfreut sich also jeder meugeborne Stadtbürger von Rußt einer Last von 12", fl. 5. W. Zu alldem stört der Weinhandel. Unsere Waare, welche wir in früheren Jahren wegen ihrer Güte (schwere Weine)­ in das Ausland erportirten — hat den Pfad dahin verloren — der eben einzuführende Zoll mit Deutschland schneidet uns erst recht den rechten Faden der Lebendnerven ab. 's Verflossene Woche trug man die in ganzer Umi­gebung als edle Menschenfreundin bekannte Gattin des Hekanölzh Fleischhauer ausdggam unterxoßer Theils­nahme von Leidtungenden aus Nahundetn,wobei unter anderen auch das Haus Ritter von­ Flaudoriffer vertreten war und einen kostbaren Ismnz auf den Sarg des Verblichen anlegte,zu Grabe­­n. Unvorbereitet auf den schweren Gang in’iten­­seite mußte dieser Tage der Sohn eine kleinfingstwe durch unmenschliche GeneserIeinen L.-Geist.Kasseben- Zwischen 9—10 UhrAbend I­—fand«man den Armen buchstäblich zerfleischt im Hofe eines Buschenschankes todtliegm Bei gerichtlich stattgefundenek Seek­ung durch eine vom löblichen Gerichtshofe entsendete Commfs­sion fand man an ihm außerstödtlichen noch andere zahllose Wunden von Messerstichen sowie gänzliche Zerschmette­­rung dessen Kopfe.Bereits sind sungarische Knechte als betheiligte Thäter gerichtlich eingezogen worden. «Die Verkehrshindernisse zwischen Kam­pa und Strinamangereinet­,und Szönys Stuhl i weisenburgs Ofen anderseits sind seit gestemio ziemlich wiederbehoben und die Eisenbahnzüge verkehrtenwenn­­a mit kleineren oder größeren V­erspätungen, regel­­mäßig. _. Zur Wiederholungsschulfrage. ,Bek­anntlich wurde mit Beginn des laufenden Schuljahres an der hiesigen kath. Volksschule der geieg­­lich geforderte Wiederholungskurs eröffnet, wodurch die in ihrer Art ganz beispiellos dastehende städt. interkon­­fessionele Wiederholungsschule ihr katholisches Schüler­material einbüßte, und somit­ hauptsächlich nur mehr auf Schüler protestantischer Konfession bescränkt ist. Obwohl es an und für sich merkwürdig wäre, wenn in Oedenburg, wo es nur konfessionelle­ Volks­­schulen gibt, protestantische Wiederholungsschüler auf Kosten der Stadtkommune,­ das heißt, bei und­ zum größeren Theile auf Kosten katholischer Steuerträger, un­­terrichtet würden, — so steigerte si die Sachlage bis zur Unbegreiflichkeit,­ falls man den Umstand berücksich­­tigte, daß die hiesige protestantische Kultusgemeinde zu­folge eines besonderen Ministerialerlaßes verpflichtet erscheint, ihre Volkssschule für den geieglich geforderten Wiederholungskurs zu ergänzen. In der am 30. Jänner I. 3. abgehaltenen Sie­gung des städt. Munizipalausschusses handelte es sich darum, über das Schicial dieser interkonfessionellen (9) Wiederholungsschule zu entscheiden. Es gelangte nämlich ein wohl motivirter Antrag der Unterrichtssektion zur Verhandlung, welcher dahin abzielte, die erwähnte Wie­derholungsschule einfach aufzulasfen. Trogdem nun wi­e­derholt betont wurde, daß diese Schule fernerhin nur für protestantische Schüler zu­ erhalten wäre; daß sie nur von circa 30—40 Schülern besucht wird, deren Un­­terricht zwei Lehrer — der eine in deutscher, der andere in ungarischer Sprache — gleichzeitig in einem und dem­­selben Lokale besorgen ; daß die Lehrer wösentlich nur 1’­s­tündigen Unterricht ertheilen anstatt des vorgeschrie­­benen 3%­,stündigen,' fhren der städt. Munizipalause IyuB den Antrag der Unterrichtsfektion einfach ablehnen­­ zu wollen. Erst als von maßgeblicher Seite mit­ Nach­­druck hervorgehoben wurde, dab im Falle der Erhaltung dieser Schule dur die Stadt unserem Schulgeiege ge­­mäß für die Communaltasse auch die weitere Verpflich­tung erwache, eine den Anlagen entsprechende Summe für die katholische Wiederholungsschule zu verwenden, gelangte man zu billigeren Anschauungen. Diesen tep­teren gemäß wurde endlich ein vom Herrn Bürgermeister gestellter Vermittelungsantrag zum Beichluffe „erhoben und demnach bestimmt, daß die städt. interkonfessionelle Wiederholungsscule bis zum Ende des laufen­­den Schuljahres fortbestehen könne, daß­ jedoch die Bezahlung der Lehrer dem 1’­,-stündigen wöchente­lichen Unterrichte angemessen reduzirt und nicht­ mehr der Communalfajje zu entnehmen, sondern im Wege einer BRAIN Subscription GRIHRDERMGEN Bi, . Tagesneuigkeiten. "Eine anglo-französische"-Ges­­ellschaft hat für 811«Millionen Ftanlen eine ungeheure Strecke Landes in der unmittelbaren­­ Nähe von Paris—zwischen Colombes,Courbevpses und Bes zond — angetauft, um daselbst eine­ vorläufig auf 10.009 Einwohner berechnete Stadt zu gründen. Die Arbeiten für Straßenbauten und großartige Wafferleis

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