Oedenburger Zeitung, 1878. Februar (Jahrgang 11, nr. 14-25)

1878-02-01 / nr. 14

s ! «­ ­ I | t % in 9 x je ha FE a. ' > ’ PR 3. . gr Kae 2 r7»77...«..«­... a v = Jungen werden sofort in Angriff genommen, und­ die Compagnie läßt fünfhundert zweislöckige Häuser bauen, welche um die zuert­­t ansiedelnden Bewohner verfauft oder vermiethet werden sollen. Ein ähnliches Unterneh­­men, die Gründung der Stadt C­efinet, zwischen Paris und St. Germain, wurde vor zehn Jahren von Alphonse Pallu angeregt, und hat bei der seitherigen Durcführ­­ung glänzend reüffirt. . . BurBiener Ministerkrise, dieselbe ist moch immer nicht entschieden. Der Kaiser und König hat gestern den Grafen Traafe und Herrn von Pretis empfangen. Man glaubt immer mehr und mehr an die Reconstruction des gegen­wär­­tigen Sabinets, nur den armen Chef desselben will man nicht mehr „reaktiviren“, sondern schlägt den alten Hafner, den Präsidenten des zweiten Bürger­ministeriumd an Stelle des Fürsten Auersperg vor Denn­eb indessen wirklich zu einem M Wechsel kommen sollte, dann hat unseres Gradhtens Graf Taufe die gröberer Chancen. Freien würden wir und freilich nicht, wenn der Herr Graf­ von Innebruch nach der Herrengasse verjeßt würde »... 2 Zuguterlegt noch die Meldung, dab Kel­­bersperg gestern mit allen seinen Enttäuschungen nach Graz abgereift ist. OÖ Babrifs-Brand. Aus Graz wird unterm 27. d. DM. berichtet: Das Stable und Puddlingwerf der Grazer Waggons, Maschinenhaus und Stahlwerks­­gesellchaft, in welchem heute Mittags­feuer ausbrach, it mit Ausnahme des Eisenmagazins total niederges­­­brannt. Die meisten Maschinen wurden vernichtet. Der­­ Schaden wird auf­ 400.000. fl. geprägt und dürfte eine achtwöcentliche Betriebsstörung eintreten. Die Gesells­­chaft ist versichert, doc ist­ der Schaden ein empfinde >­licher, weil, eben seht, größere Bestellungen effertuirt werden sollen. Das Feuer sol im Maschinenhause durch Unvorsictigkeit beim XTheersieden zum Betheeren von Pappdächern entstanden sein. O Brandı in einem Kohlenihagt. Seit mehreren Monaten steht in der Nähe von Voith­­berg der ganze Kohlenftod eines ziemlich ausgedehnten Kohlenwerkes in Brand. Gegenwärtig bildet der ganze Kohlenftod bereits eine einzige glühende Masse, die sich ausbreitende Gluth bedroht das Eigenthyum der benach­­­bartem Grundbefiger. Die unheimliche gewaltige Naud­­fäule, die bei Tag und Nacht unablässig aus dem Schachte aussteigt, hält den Bewohnern Bollsbergs die Gefahr nur zu mehr im Gedächtnisse. Seit einiger Zeit hat man si daran gemacht, den Gluthherd abzumau­­ern und der Ausbreitung des unterirdischen Brandes auf diese Weise Schranken zu ziehen.­­In Reichenau darf seine Kurtore eingehoben werden. Das f. f. österr. Minis­­terium des Innern bat auch das wiederholte Gesuch der Gemeindevorstehung von Reichenau in Gemeinschaft mit dem Befiger der dortigen Kuranstalten 3. M. Waisnir um Unerkennung des genannten Ortes als urort mit ‚der Berechtigung zur Einhebung von Kur­tagen abweisli beschieden, weil Reichenau von Fremden vorzugsweise als Sommeraufenthalt bewohnt wird und die Belastung der Fremden mit Kurtaten daselbst eben»­sowenig als in anderen Sommerfri­hen gerechtfertigt wäre­ a ae Ei­­ner Mittheilung des Landesgerichtes an die Wiener f. f. Polizeidirektion zufolge it der ehemalige Direktor der dortigen allgemeinen­­Bersicherungsanstalt, Heinrich Komar, nach Veruntreuung einer Summe von 20.000 ledig Jah­­re alt. fl. flüchtig geworden. Der Defraudant ist jetzt so ziemlich abgewendete Hochwassergefahr noch das Intrtesse in Anspruch und außerdem boten die Theater Neues.Im Nationaltheater führte man neu infcenikt, die komische Oper·,Der schwarze Domino«auf,wei­­ters langer Perottiden,Lohengrin«zum ersten Male.Gegenwärtig studirt man an der Oper,,Cinque Mars­·von·Gounod,der Componist hat versprochen, zur ersten Aufführung hieher zu reisen.— Am Samstag hatte im deutschen Theater FrL Bertha Olmvia ihren Benefizer Abend und wurde die gefragte Künstlerin durch vielfachen Applaus, Kränze, Bouquetd ausgezeichnet. Am 1. Feber eröffnete Herr 3. Lewindfly ein auf 7 Übende berechnetes Gäste­spiel in den beiden Stücken: „Der Geizige” und „Öringoire.“ “ Dr. Wilhelm Jordan wird drei Vorlesungen halten und wählt derselbe das Nibelungen Epoch. Auch Dumas jun. wird die ungarische Hauptstadt besuchen. — M. Tr. . F­ZEN wäh, a Korrespondenz. Budapest, 28. I­änner 1878.­ ­Friedrich Bodenstedt in Budapest. — Bodenstebs’s Vorlesungen. — Garneval und Hochwasser. — TheatersNenigkeiten. —­ ur Liebenswürdigkeit, fein reizend poetischen unserem Gedächtnisse nicht wieder entrisfen werden. — Eine Woche der Gefahr, in Bezug auf, zum Blüd doch nicht eingetretene Hebershwem­mungs- Kalamitäten, "aber zugleich auch eine Woche froher Festesfreuden und Euftigkeit liegt hinter und. Friedrich Bodenstedt, Deutschlands gottbegnadigten Dichter lernten wir kennen, und wir werden feiner nicht wieder vergessen; seine ortrag am­ AU unsere literarischen Größen hatten sich eingefunden, in den großen Lpriter ebenso würdig zu empfangen, w y er ed verdient; und erst die beiden Vorlesungen slbst, wel festliches Prestige hatten sie angenommen, solten sie doch die Vereinigung der deutschen mit der ungarischen Literatur bezwehen und das große Werk ge­­lang. Für immer kann man ausrufen: „Ein Herz und eine Seele!“ „Und das hat mit seinen Vorlesungen Bodenstedt erzielte. Der „Dichter der Konkünstler” wie ihn Lizet bei einem Bantette finnig nannte, las über „Hafis" in seiner ersten, und über die russische Litera­­tur und deren Poeten in seiner zweiten Vorlesung und der Erfolg war ein durchschlagender, grandioser. “ Bodenstedt zu Ehren fanden ein Künstler- und Schrifte fteller- Bankett und Soliden bei Morig Wahrmann, Graf Geza Zihy­ac, statt, auch erschien der Gefeierte bei dem­­ der­legten Woche stattgefundenen „Zuriftene­­ bal.? “ Heute verließ und Friedrich Bodenstedt und wir rufen demselben ein herzliches : Auf Wieder­­vhzu­ hoffend, daß die herzliche Aufnahme, welche “er hier gefunden, ihm bewegen wird, bald zu und wies der zusommen. . Neben Bodenstedt,dem Carneval nahm die „Rundreife » Silhouetten.“ Jume, im Länner 1878. „Die Seele badet sich in Ruf,” im Auge him­­mert eine X Thräne, — entzüden schwellt die freud’ge Brust, — wenn ic Natur, dieß Bild, entlehne ! Herrliche Adria! Dein Anblick facht die Begeiste­rung an, dein Wellenschlag bewegt auch das empfinde­same Menschenherz, das erhabene Element wirkt wie mit Zaubergewalt auf den Betrachter. Wer wollte si vermessen, deinen Bau zu feizziren, wer könnte die Barben finden, die dich umkleiden, wem gelänge es die Zone der Fluth nachzukomponiren, wen­n die Stille der­ Ebbe zu schildern ?! Nätbhjelhaft wie dein Inneres, tief wie der Grund, verborgen wie deine Schäge, uner« meßlich wie Neptun, Hort, — stehst du in gewaltiger Majestät vor dem zwerghaften Menschenfinde, auf deiner perlenden, wellenden, freiselnden, schillernden Bläsche, schaufeln fi spielend riesige Ungethüme ; vielmastige Ergler — schnaubende Dampfer drüden dirh nicht mehr, wie winzige Sollen, und befrachtete Fischerbarren. — Keine Kraft kann dich bemeistern — sein Gegenelement dic­ bezwingen, du tanzest mit Aolus, fauterst mit Zephir und sümpfest mit Boräus!t Ocean und Orkan sind nur feindliche Brüder, aber der listige „Homo“ (Menic) lädt dich in Banden, der allmächtige Vernunft­­gewaltige trägt deiner Stärke, — er erlauscht deine ®r­­heimnisse, beherrscht deine — Wogen — erspäht deine Ziele — fucht deinen Untergrund. — Die Wissensh­aft fegt dir G­enzen, bahnt fi Wege — er läuft der Gr» ‚bankenblig durch deine Stub­en und Tauberglocken holen fie Korallen und Perlen aus der gefährlichen Tiefe z — Weiße Duadern, umrahmen stylvoll deinen Leib, die Strada-Mole, ziert wie ein Silber- Band, deinen jungfräulichen Busen. Bald werden die Millionen Gulden der ungarischen Regierung die Granitfef­feln an deine Buße gelegt haben, ein Meisterwert der ingenieuren Kunst, sowie ein Attest magyarischer Gentilität. — ‚Hungaria an der Adria, ist regsam und hoffnungs­­stolz. — Die Stadt Fiume kann davon nur gewinnen, — entwickelt si erst die Konkurrenz mit der Bes berrscherin des adriatischen­ Meeres, nämlich Xriest's, dann wird die kleinere Schweszerstadt gewiß davon pro­­fitiren, schon gegenwärtig ist ein erhöhtes commerzielles Treiben bemerklich, die Küstenländer der benachbarten Umgebung von Dalmatien, Montenegro — sind mit ihren Segel-Barquetten reichlich vertreten, dann kommen die tiefbandigen Mißgestalten der griechischen Kaufs­fahrer, weiteres die haushohen Dreimaster aus Amerika, endlich die mittelgroßen Dampfboote, sowie die riesigen Segel und Schott tragenden Eciffe den österr.,ungar­iischen Lloyd. Al Kriegsboote lavieren luftig hin und her, oder ruhen wie im Sieft-Schlummer an Unter und Korb. Taubenähnliche Wasservögel beleben das Unter tautragende Fragezeichen, welches wie ein Korkstöpfel fi auf der Oberfläche der See wiegt — oder es hricht plöglich der ganze Schwarm zur Höhe — taucht in das salzige Naß, fächelt gleichzeitig mit den Schwingen und gibt so das Signal von nahender Gefahr, ein zufrie­­dener Fischer mit reicher Beute rudert nun heran zum Lido , um seine Fischfracht der Markthalle zu über­liefern. Ein prächtiges Gebäude diese Fischhorfe und noch wunderlicheres gibt es da­zu b­auen, als auf der Efektenbörse in Wien, breitgeschlagene Platte, gleich den angemadelten Couliffier’d — sßigmäulige, rüffel« fürmige, nach Art gewisser Banf-Gründer — schwerr wiegende Monströsitäten wie manche Schranfenfirmen — und auch silberglängende Sardinen in reicher Fülle, die ihre Schuppen verloren. Wer zählt die Häupter, nennt die Namen, die für den Gastwirth hier zusammen kamen, eine stattliche Liste könnte man anfertigen, bis man von Wal, Branzini zum 3. anlangt. — Austern, Hummern, Seeigel und verschiedentliches Meerbürger­­thum mit falten Blute ist mannigfach repräsentirt — der italienische Kody, welcher bei Hotel de la Ville und zugleich im Hotel de Europe, engagirt ist, weil ein Pächter, diese beiden colossalen Gastwirthschaften diri­­girt — könnte mir sehr hilfreich beistehen, um alles ge­nau zu notifiziren, aber derselbe ist zu viel beschäftigt — hoffentlich finde ich die ledersten Gattungen in der Speiserarte, delifat zubereitet, mit dem wahren Namen. Das benannte Hotel ist erst kürzlich ganz neu aufgebaut worden und ist ein großartiges, am­­ höcsten Plage fitur­­­irtes Gebäude, eingerichtet ganz nach den vermöhnten­­ Ansprüchen der hochzivilisirten und comfortsuchenden Reisenden. — Der Eigenthümer ist vielfacher Millionär und Schiffs-Rheder, er ist ähnlich dem reichen „Kan nit verstan“ aus Hamburg. Um Alles was man fragt, was Einem am meisten in die Augen füllt, wird die stereotype Antwort ertheilt „Soriup“ — so heibt nämlich Dieter Crötus von Fiume. — Sonstige Merkwürdigkeiten der hiesigen Stadt, sind: die königliche Marine-Akademie, ein prachtvolles tiefiges Gebäude einfach im Skafernen-Gryl gehalten, aber dennoch palastähnlich imponirend durch seine lange Fronte und modernster architektonischer Decoration. Etwas weiter der Straße entlang kommt man zur Torpedofabrik und Sciffseinrichtungsanstalt — der Besuch ist nicht erlaubt, weil es Geheimnisse zu hüten ist, die dem Auge selbst der unwissenden, unschuldige­ren Neugierde entzogen bleiben muß. — Weiters ist die Industrie noch verteten durch eine Gitarrenfabrik, welche eine Berühmtheit erlangte in Erzeugung vore trefflicher Virginer-Torpedos. Dieselben sind nicht so ger­waltig in der Massenwirkung, aber sie tödten langsam und Flcer. Endlich ist no ein drittes Institut er­­wähnenswerth, nämlich eine Papierfabrik — auch eine höchyft gefährliche Fabrikation, wenn man bedenkt, daß man aus Papier — Gouldsheine und Wedel — Actien und sonstige Bernichtungswerkzeuge verfertigt. — Diese sammilihen Ctablisfsements bewüßen als Arbeits- und Hülfskräfte vornehmlich die Vertreterinnen des schönen Geschlechtes, eine Feine Armee von 3000 Damen rüdt zu gewissen Stunden zur Wehrpflicht ein und aus. Ein Laval Grande von Damenroben überströmt da den Corso in eine förmliche Sündfluth der Schöpfung. Jede trägt ihren Strichstrumpf in der Hand und während des Gehens in eilendsten Laufschritt sorgt sie für die Vollendung ihrer Fuß- und Beinbekleidung, die Art des Stridhens ist übrigens eine andere, als sie in Wien be­­liebt ist, es gleicht mehr dem Nepen, ald dem Striden. Weldy Unterschied zwischen einer solchen Halbwölker­­wanderung und der polizeifeindlichen Wingstraßen, M­ännerrennen — dochy bleibt die Aehnlichkeit keined­ falls ausgeschlossen.­­ Wenn der „Corio­ von bdiejem Strumpfzuge frei ist,“ kann man gemüthlich reif und links des Trottoires sich bewegen, sämmtliche Kaufläden, die meisten im großen Maßstabe angelegt, sind da etablirt — und weil Fiume Freihafen ist, so sind die Babrifate der ganzen Welt hier aufgestapelt — England dominirt hauptsächlich mit feinem Baummüllerzeugnissen, nicht minder Stanfreid, Deutschland u. s. w. Am Ende des Corso steht das Theaterinstitut, schon ein älteres Gebäude, aber immerhin ziemlich statil­ und geräumig. Die Moralitäten dienen auch zu Tanzunterhaltungen im Karneval. Südwärts vom Theater ist ein riesig großer Pla, auf welchem prächtige Neubauten si erheben, auch eine hübi­ge Gartenanlage ist neu hergestellt worden bestimmt zum Vergnügen, kleiner und großer Kinder. — Auf diesem Plan wohnt der italienische onsul, die Trauerfahne, welche nach dem Ableben des Königs Victor Emanuel aufgehißt wurde, verbreitete hier zuerst die politische Nachricht. — Aber nicht nur die Stadt selbst, gab ein flatterndes Zeichen der Theilnahme, son­­dern auch das Meer trug die Stortrifolore auf seinem Haupte, sämmtliche italienische Schiffe zogen die Flagge auf, — ed war interessant zu beobachten, wie eifrig dies­­er Pietätsdienst erfüllt wurde. — In Fiume kann man auch im KBinter von Gärten sprechen, ohne dab­ei der Hörer erst lange erinnern muß, wie eigentlich die rechte Barbe dort heimisch ist, denn Schnee war heller noch feiner zu sehen. Die Temperatur ist so angenehm, daß man um die Mittagszeit ganz des Oberrades ente­behren kann, — wie wohlthätig in einer Zeit, wo man dem Berjagamte seine wärmsten Kleidungsftüce zu übers antworten gezwungen ist. Wie erwähnt, der Volksgarten ist recht, hübi­g und umfangreich, an die Bartenanlage am Dual dem Bahnhof nah. — Fiume liegt ganz an­ gelehnt am Zelten der Küste, und die terrassenförmige Lage ersieht man am Besten und lohnendsten vom Schoffe „Zerfatto“ Eigenthum des Grafen Nager, ber­­annter Feldmarschall in Oesterreichd Diensten, dieser ro­­mantische Adler Horst, ist im guten Zustande und wird bewohnt von der gräflichen Familie, Epheu und Korbeere gewäh­e schaffen hier einen ewigen Sommer. 8 ent­wickelt sich von hier aus dem Auge ein großartiges Panorama, man steht auf dem Standpunkt der Vogel­­perspective, das Gesammtbild der Stadt im gedrängten Nahmen, faht ein Blid. — Ebenso das Kotale des reichbewegten und belebten Hafen — und endlich der weite Ausblick auf die See, so fern, dab selbst die größten Schiffe, wie Meine Punkte erscheinen. Die blaue Linie wogt und wellt Bis an der Küste sie zerschellt. Und wenn die Sonne niedersinkt Der Horizont die Purpurfluthen trinkt. — Eduard Baruch. E­ nn Marktbericht. Oedenburg, am 25. Jänner 1878. AMMERSEREEM­" "iin.­ndash Se Pure Ts ELITE UT SET ae TER En Te Berleger und Herausgeber: C. Romwalter. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Marbach

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