Oedenburger Zeitung, 1878. Februar (Jahrgang 11, nr. 14-25)

1878-02-03 / nr. 15

KLEMM-NEWle XI Jahrgang. den Das Blatt erfgeint jeden Mittwoch, Freitag und Sonntag. Pränuumerations-Preise: Hr Rsca: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig A fl. 50 f r., !­ee 9. Ag­en 1 Pi h ga: Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 6 fl., zerteljährig 3 fl. Alle für das Blatt bestim­mten Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumeratiand« u. Infertiond­­vebi­hren fin» an die Relac­ion portofrei einzusenden.­­ 1er 3ti (vormals „Hedenburger Nachrichten“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für sociale Interesen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Ehr? — Beprüdten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Gaffe“ a ee al ae­en, u ie . € + ub.nparte eier. Heinrich Safe, 1. Singerstraffe 8, Win. By Redaction : Administration, Verlag, Expedition: Grabenrunde Nr. 124. [Hotel „Rose“ Nr. 19, 2. Stock, Einzelne Nummern Kosten MB SKezer. SInsertions-Gebühr : 5 Er. für die einspaltige, 10 fr. für die ln Gi die dreispaltige und 20 Er. fürr Die durchlaufende Pe ceinsive der Stempelgebühr von 30 fr. Auskünfte in allen Richtungen werden bereitwilligst ertheilt- 15 kr. für titteile er« Schlechte Früchte unserer äußern Politik. fürchten, daß wir durch uns Dedenburz, 1. Februar 1878, Wir gehen nicht so weit wie die Wiener „Mors genpost“, welche über unser auswärtigem Ministerium, respektive über den Grafen Andrasfy ohne weitere den Stab bricht; aber all wir betrauten unsere der»­malige Stellung, Russland gegenüber, als eine überaus gefährdete, auch wir jere verfehlte äußere Politik es zugelassen haben, daß der Graf ein europäisches Königgrag mit Schwert und Lüge im Osten zu Stande gebracht habe, und zumal für und — Oesterreich-Ungarn — sind die Siege Rußlands beinahe ein Todesstoß, eine Nieder­lage der verhängnißvollsten Art, welche der Patriotismus­ nicht tief genug zu befragen vermag, weil sie unsere ganze Zukunft, unsere ganze Stellung ad Großr macht aufs Schwerste ersgattert. Das vielverspottete England, die bedächtige Krämernation, die man hier Jahre lang wegen ihrer Stolk­ung befragte und bes­­pöttelte, sie wird ihre Interessen vollauf zu jringen willen, aber das Habsburgerzeic mit allen seinen Vorkehrungen und Allianzen, für die er so viele Ersinnungsopfer dargebracht, das arme Oesterreich, welches schrittweise unter der Pression Bismard’s und Gortiatoff's alle seine Grundlage aufgegeben hat, welches duch Beziehungen der perfideiten Art zum Miitarbeiter der paslavischen Politik gepreßt wurde. Des­­terreich wird nicht einmal dur ein ärmliches Linien­­gericht entschädigt werden, er muß sein Schicsal stumm und widerstandelos entgegennehmen. Vergebend fündigt Graf Andrasfy heute eine kräftige Aktion, einen Ap­­pell an das nie mehr einstirende Europa an — ist zu Spät, zu spät! Was geschehen sollte, mußte das mals­­ gesciehen, als die Heere des Sultans noch im Felde standen, als die nordischen Legionen noch nicht­­ die Tapferkeit des Muslims gebrochen hatten, noch nicht alle Sieger über einen zertretenen Feind hinweg bis zu den Thoren Konstantinopels vorgedrungen waren. Heute fan­ı nicht einmal ein blutiger Krieg gut machen, was damals ein bloßes Wort gerichtet hätte, denn ein Krieg würde und heute nur eine ganze Meute gieriger Feinde auf den Hals liegen, ein Krieg würde und sich lich einem Bunde von Attentätern zum Opfer fallen lassen, ein Krieg würde unserem politischen Un­glück eine militärische S Katastrophe hinzufügen. Ale Tapferkeit unserer braven Soldaten würden gegen die Medermacht unserer Gegner nichts ausrichten, denn wir würden ale unsere zweideutigen „Freunde“ von heute in der Schlachtreihe unserer Widersacher entdecen, das sind wahrlich die schlechten F­rüchte unserer Außern Politik. Kein Mensch ist in Wien, ferner in Budapest der unserer Lage nach Außen hin nicht den erstesten Charakter beilegt. Während aber der Graf Andräsfy vorerst bloß schreibt, spricht England Ichon. In der­ gestrigen Sipung des Unterhauses theilte Northhcepte die Friedensba> jen Rußland’s, wie sie die Regierung vom russischen Botschafter Grafen Shuma­lo­ff nicht offiziell erfahren mit. Diese Basen sind folgende : Bulgarien solle, soweit die Nationalität reic­he , jedoch in seinem geringereren Umfange, als die Konstantinopler Konferenz bestimmte — ein autonomer Tributälsstaat unter einem christlichen Gouverneur sein. Die türkischen Truppen sollen nach näher zu­ bestim­­menden Punkten zurückgezogen werden. Die Unabhängigkeit Montenegro­s mit, dem Militärischen status quo entsprechenden Gebietezumacht, für welchem die Bestimmung der Grenze vorbehalten bleibt. Bd­e Unabhängigkeit Rumäniens unter ausreichender teritorialer Entschädigung und Se­re­biend mit entsprechender Grenzberichtigung. Bosnien und der Herzegowina sollen ähnliche Reformen wie den anderen christlichen Pro­­vinzen gewährt werden. Die Kriegsentschädigung sol in Län­­derzumach& oder anderen Nequivalenten bestehen und einer späteren Feststellung vorbehalten sein; endlich sollte ein Einvernehmen hergestellt werden, wodurch Neußland’s Interesse an der Durchfahrt der Dardanellen Nehrung getragen werde. Wie die englische Regierung über die Friedensbedin­­gungen denkt, darüber sprach sich Northcote offen auß. Dieselben seien weitgehend. Bulgarien bilde die Mitte der europäischen Türkei; die geforderte Autonomie Bul­­gariens sei nicht blos eine administrative, sondern eine gleiche wie die Rumäniens und Serbiens vor dem Kriege; ferner heiße es, der Graf wolle selbst für Bulgarien einen Fürsten auswählen, jonach würde im Herzen der Türkei eine bedeutende neue Macht unter einem Rußland ergebenen Für­st­en gebildet werden. Betreff Rumäniens, Ser­­biens und Montenegros würden die bezüglichen Fragen anderwärts (in Wien) eingehender als von England geprüft werden und villeicht Schwierigkeiten hervorrufen; ferner sei der Punkt der Kriegsentschädi­­gung sehr elastisch, Rußland könne demnach teritoriale Entschädigung in einer Form wählen, welche­ für­­ Eur­­opa von dem größten Interesse wäre. Angesichts dieser Lage betont Northcote die Nothwendigkeit eines europäischen Kongresses ; speziell die Stipulation bezüglich der Dardanellen sei für England von größtem Interesse; ein separates Abkommen darüber würde England nicht aner­kennen, noch zulassen; die wiederholten Erklärungen Oesterreich-Ungarns zeigten, daß dasselbe die bezügliche Ansicht Englands t­eilt. Allein was wir dad­ie ge­nügen ? Ein vergrößertes Königreich Serbien, ein vergrößertes Montenegro, ein unabhängiges Rumänien, ein autonomes Bulgarien, ein autonomes Bosnien, eine russische Donaus­mündung — das Alles wird Doch eintreten und Defters­teichelngarn ist übertölpelt, für ale Zeiten auf reinen Krater gestellt, der jeden Augenblick ausbrechen und und Tod und verderben, ja die Vernichtung der ganzen Monarchie bereiten kann. Andräsfy aber steht rathlos angesichts der schlechten F­rüchte unserer Äußeren Politik. Heute, am 30. Sänner, da­ wir diese Zeilen Schreiben wissen wir noch immer nichts Bestimmtes darüber, ob wirklich der Welt die Segnungen des Griechen­ wiedergegeben werden sollen, oder ob neuerdings die Furien des Krieges entfesselt über den unglücklichen Orient dahin stürmen werden. Es fehlt jede verläßliche Nachricht darüber, ob die Präliminarien wirklich unterzeichnet worden sind,und fast scheint es, z . Was der Friede Eoftet, in Souffeton. Ein Liebesgeständnis an dem Sterbebette. von Marie Ovari. (5. Fortlegung.) Nachdruch verboten. Frl. Elise machte in ziemlich steifer Weise die­­ Honneurs, Gustav und Pauline kamen einander gegen­­zu­eißen. Die beiden alten Herren waren fast audgelasfen lie, Gustav erzählte Paulinen seine Erlebnisse und blieb Frl. Elise fast ganz isolirt, obwohl die Herren ‚3­artigkeit abwechelnd das Wort an sie richteten. Das Souper war bald beendet, es wurde auch n Wort von den Plänen laut, welche 5 Köpfe durch­­seuzten. . Herr Britte sen. drängte zum Aufbruche, denn er sehnte es, mit seinem alten Freunde allein zu sein. Bustav und Pauline machten noch einen Spazier­gang im Garten bei dem zauberisch lieblichen Mondens­cheine in Tante Elisens Begleitung, dann begaben sich die Damen zur Nähe, Gustav aber zu den beiden Herren. Längst waren die Väter einig, Gustav durfte nun zulangen. Am nächsten Morgen wollte Winterfeld seine Tochter vorbereiten, dann sollte Gustav selbst ihr seine Bitte vortragen. Pauline war gewohnt, früh aufzustehen und den Morgen im Garten zuzubringen, auch diesen Morgen eilte sie hinab, ihr Morgenliedchen jummend. Gustav,der sehr wenig geschlafen hatte,war längst dort und als er Paulinen die Gartenhüre öffnen hörte,eilte er ihr entgegen und büßte leidenschaftlich ihr schönes weißes Händch.Dann reichte er ihr den Arm und zwischen den herrlich duftenden Blumen dahin wandelnd,bat er Paulinen ohne Einleitung und Vors­rede um ihre Hand. E83 war ein herrlicher Morgen, da Gustav sah ihn nicht, denn Schöner dürfte ihm die Morgenröthe auf Paulinens Wangen, als diejenige, melde Auroras Ankunft verfündet, herrlicher das Blau in ihren Augen, als dasjenige des Firmamentes. Pauline, sagte er mit Innigkeit und Wärme, ich habe mein Wort gehalten, ich bin, ich kann ed jagen, ohne dünkelhaft zu heißen, durch eigene Bestrebung geworden, was ich bin, ich habe ein warmes, trauliches Heim, wollen auch sie ihr Wort einlösen und meine Gefährtin sein, ein leuchtender Stern auf dem noch düsteren Firmamente meines Lebens Sch­weiß es und Sie wissen ed vielleicht auch, theure Pauline, daß es der Wunsch meined und Ihres Vaters ist, doc nicht dem findlichen Gehorsam mill ichh mein­e und verdanken, sondern Ihrem eigenen, freien Willen. Stauben Sie mich nicht lieben zu können, so sagen Sie nein, ich will Sie nicht bestürmen um Ihre Liebe. Schritt für Schritt will ich sie mir erwerben. Gustav war Stehen geblieben, ergriff Paulin und beide Hände und bliche so sehnsüchtig bittend in ihre Augen, dab sie verwirrt und erretchend Dieselben niederschlug und in ihrer Verwirrung beinahe eine Antwort gegeben hätte, wie ihr Herz sie ihr distirte. Da der Ermahnungen ihrer Tante eingedent, wies sie die verrätherischen Gefühle von fi und sagte in erzwungen gleichgiltigem Zone. Ja ustav, auch ich will mein Versprechen halten und wenn ed Ihnen zur Beruhigung dient, so will ich Ihnen sagen, daß mein Vater zu mir wo nicht davon gesprochen,­­ und­ meine Erklärung vollkommen freiwillig ist. Bustav hörte nicht das Gemachte und­­ künstelte in Paulinend Antwort, er hörte nur ihr ja, und war überselig im Besige desselben. . « Von den Fenstern ihres Schlafzimmers sahen die fröhlichen Väter ihre Kinder,dachten jedoch nicht,daß die Sache bereits so weit gediehen. Ein prächtiges Pärchen sagte Herr Bu­tte zu sich selbst und tieb sich vergnügt die Hände. Der Junge hat’s eilig,sagte herr Winterfeld lächelnd und dachte an die glückliche Zeit,da er um seine Mathilde geworben. Als er zu Paulinen in’d Zimmer trat, um sie vorzubereiten, erklärte ihm ..dieser, daß sie Gustav bereits ihr Iawort gegeben. Er war einigermaßen überrascht über diese Bor»­eiligkeit, doch als Herr Dritte, von seinem überglüde­­­lichen Sohne benachrichtigt, herbeieilte um sein Herzende­­ « ?

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