Oedenburger Zeitung, 1878. März (Jahrgang 11, nr. 26-39)

1878-03-03 / nr. 27

Organ für Politik, Handel, Indu Das Blatt ersgeint jeden Mittwoch, Freitag und Sonntag. » Fräuumecationzspreiseg särskcozGtmzjährig piLHalbjährigsi.50kk. omeetjiihkis2i­.25k«k.,muqtuist. « ürslusdätti:Gansjährigmich albjährig 6 fl. terteljährig 3 fl. Alle für das Blatt den Grabungen, mit Ausnahme von Inseraten, Brüänumerationd= u. Infertiond= ‘gebi’pren sind an die Nedaction portofrei einzusenden. «.X­I.k».Jskhkgsx-vgisp ner Zeit (Bormals „Oedenburger Nadhridten“.) l. firie und Landwirtschaft, dann für sociale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Uhr? — Betrachten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Gaffe.“ Administration, Verlag, Expedition : Grabenrunde Nr. II. | Hotel „Rose“ Nr. 19,2. Stock, Redaktion : AAIAHAIHATATAHIN II N Einzelne Nummern foften U Steuer. Inferate vermitteln: die Herren BE & a BVall« fiihgasse 10, Wien, Budapest. A. Oppelit, I. Stubenpartei 2, Wien. Heinrich Schalek, I. Singerstrasse 8, Win. 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Wenn auch immerhin die Okkupation im Namen Europa’s geschehen soll, so viel ist gewiß, Rußland würde damit gleichzeitig die Erlaubniß erhalten, Bulgarien ebenfall­ im Namen Europa zu bejegen und zu russisie­­ren.Rußland wird das zwar, pochyend auf seine thate pie Terraine Beherrschung, ohne dem thun, allein Europa darf ed nicht sanktioniren und Oesterreich«Une garn hat am alerwenigsten Ursache, den Vorwand dazu zu­ biethen. HS singe ein moralisch Lied, um so gewisser zu bet­ören" sagt Mephisto weiter und die Berliner Dresse stimmt anläßig der bevorstehenden Ankunft unters Kronprinzen, Exherzog Rudolf in der preußischen Hauptstadt, einen förmlichen Jubelchor an. Die großs­artigsten Vorbereitungen werden getroffen um den östere­reichische ungarischen Thronfolger mit aller nur denkba­­ren Auszeichnung in Berlin zu empfangen und auf diese Art politisch zu demonsieiren, wie innig und herzlic die freundscaftlien Beziehungen zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn seien! — Werden wir ,und wirflich damit federn daffen? Freilich ist unsere Politik, seit den legten Schmerzlichen­rfahrungen, et­was ‚geriebener‘ als sie war. Heute ist «8 ihr bereits für bewußt, was übrigens Jedermann auf Gottes weis­ter Erde längst schon bekannt gewesen ist, dab nämlic Ruhland ein gefährlicher Nachbar wäre und die Türkei ein friedlicher war. Die Reue kommt zu spät. Wenn wir aber nicht Bosnien und damit die adriatische Küste und andere slavische Distrikte der Monarchie den pans­­lavistischen Einflüssen preisgeben wollen, so müssen wir Rublands Präponderanz auf der Balkanhalbinsel ver­nichten. Das ist auf einem Kongresse oder einer Kon­­ferenz ein­ für allemal unmöglich, denn die V­orbedin­­gung zur Erhaltung Bosniens für die Türkei ist die Rückgabe der Straße von Konstantinopel nach Bosnien, d. h­. die Nachgabe der Distrikte von Novi­ Bazar, Nissch, Sophia und des Mariga-Thaled an die Pforte. Dazu wird Rußland fi unter seiner Bedingung anders, als nach schweren Niederlagen verstehen, und darum ist Bosnien vor der Russifizirung nur zu retten durch ei­­nen mit Aufwendung unserer üubersten Kraft zu füh­­renden Krieg. Wir sind aber bals genöthigt den „Pester Lloyd“ zu zith­en, welcher — trog seiner sonst stets so maß­­vollen und beschwichtigenden Sprache — jegt, seit Rupp­­land immer frecher in seinen Ansprüchen wird, schon jeder gehbarm­ischte Artikel gegen jede Duldung der ruflichen Propotenzen schleudert. — „P. “" schreibt unter anderen : Die neue Ordnung der Verhältnisse, welche Ruh­­land für den Orient herbeiführen will, ist eine durch­­greifend radikale, aber sicher ist sie die Idite, welche ei­­nen dauernden Frieden und auch nur die geringste Aus­­sicht auf eine fünftige Stabilisirung der Verhältnisse verbürgen würde. Zunächst durchschnneidet sie den Lebensnerv der Fortexistenz der Türkei. Die Ausdehnung, welche sie Bulgarien ge­ben will, schafft nur nur den großen südslavischen Staat, gegen den Oesterreich-Ungarn zu allen Zeiten Einsprage erhoben hat, sondern die Sobtrennung dieser reichsten und produktivsten Provinz beraubt den türfie­nden Staatshaushalt fast der einzigen Mittel, die ihm noch übrig geblieben sind. Der Konstantinopler Friede räumt der Pforte allerdings einen ziemlich hohen bul­­garischen Tribut ein. Aber er beraubt sie jeden Mittels diesen Tribut einzutreiben, fall er verweigert werden würde, und er legt für Jahrzehnte hinaus Beschlag auf die Erträgnisse Bulgariens zur Amortifirung der Milli­ardenschuld. Wie die Türkei nach den unerhörten Er­­pressungen, die an ihr vollzogen werden, belastet mit einer Schuld, die mit unerbittlicher Härte hypothezirt wird, ihres europäischen Befiged fast ganz und überdies einer Provinz in Asien beraubt, ohne Heer, voraudfichte ich an ohne Flotte, wo in der Neihe der europäi­­schen Staaten bestehen Jod, — ist [chlechthin nicht zu ermessen. Das kann Europa nicht ruhig gesche­­­hen lassen und am wenigsten könnte es Oesterreich-Ungarn. Durch das sogenannte Recht der „beati possi­­dentes“ darf man fi nie und nimmer beirren lassen. Nichts ist ein fait accompli, wenn es Ew­ropa nicht ald solches anerkennen michl. Deshalb bedarf es eines Gegengewichtes gegen die russ ji­he Machtentfaltung. England hat es in seiner Flot­­tensendung, seiner Kreditforderung, den Nützungen jeie ned Heered und seiner Kriegsmarine gefunden. Im Defterreiche Ungarn ist man gewillt, nicht ganz so weit zu gehen und sich mit den Einleitungen zu einer fi­­nanziellen Vorrüstung zu begnügen. Aber sicherlich ist das das Mindeste, was geschehen konnte und ed bedarf seiner Berufung an den Patriotismus und die Opfers­eiligkeit der Völker Oesterreicher Ungarns, sondern nur ded Apelld an die einfachen Gründe des­ gesunden Mens­chenverstandes, um das jedermann begreiflich zu mac­hen. Ist der Kongreß das einzige Mittel, um zu einer friedlichen­­ Verständigung zu gelangen, so wird Defter­­reihe Ungarn, dessen Interessen zumeist bedroht sind und das ein nicht minder lebhaftes Friedensbedürfniß hat, als irgend­ein anderer Staat, nicht schwach und hilflos, sondern statt und auf alle Eventuali­täten vorbereitet auf demselben erscheis nen müssten. Ein einziges Wort Mepbhisto’s beherzige unsere Politik: „An Kühnheit darf er niemals Fehlen und dem, der auf sich selbst vertraut, vertrauen auch die andern Seelen." Sonach sei unsere Sprache in der Konferenz eine entschlossene, unsere Haltung eine unbeugsame Dad Rußland falsch, heuchlerisch, tüpisch, nieder­trächtig vorgeht, steht außer allem Zweifel. Dab die Freundschaft Bismarcs in dem allergünstigsten Sale für und nichts ist, als ein todter Buchstabe, bedarf bei« der auch seiner eingehenden Begründung. Vertrauen wir also einzig und allein auf den Opfermuth unserer Völker, auf die Erbitterung Ungarns gegen Rußland, auf unser gute­m Recht, kurz: Vertrauen wir auf uns selbst“ das ist die einzig richtige, und im diesem Sinne zu billigende, wenn auch mephhi­­stophbelische Politik. « | BEINE deuilleton. "Ein Liebesgeständnis an dem Sterbebette.­­ Bon Marie Ovari. .. (17.Fortsepung.)" Nachdruck v­erboten. Eines Abends ging Gustav abermals fort,ohne uwissen warum,­oderwohin.Der Himmel war mit schwarzem unheimlichem Gewölk umzogen,eineisigs kattert und durchdringend feinciegenfiel.Die Menschens­icerheit der Strassen,das Düstere des Wetterh­armos­träte­ mit seine­m Seelenzustand­,erging schnell,ohn­e sich umzusehen,­twohin. Er war­ sehr leicht gekeidet,den­noch fror ihn nicht, eini siebetlichedihe kochte in seinem Innern und machte ihrs­ unempfindlich für äußere Kälte.­­·­Mit­ einem Make überfiel ihn eine unüberwindliche Er"müdung,"aber so plötzlich,daß er,hätte er sich nicht zufällig­ in der Nähe eines Bürgerhauses befunden,vor dessen Thore eine­ steinerne Bank stand,er genöthigt gewesen­ wäre­,ssich a­uf­ das Pflaster zu setzen. Gustav fiel mehr als er sich setzte,auf die Bank und im Verlaufe einiger Minuten war er fest ent schlafem Wieslange erfoda gelegen hatte,wußte er nicht, "er­ wurde plötzlich von einer Patrouille geweckt,deneks staunt den jungen, elegant gekleideten Mann, mitten in dieser, häßlichen, naßfalten Novembernacht, auf einer Bafjenhant liegen fand. Als er nun erwachte, konnte er sich lange nicht besinnen, wo er sei und wie er hieher­­genommen. Als man ihn seine Lage vordemonstrirte, und er sie besann, bat er die Wade mit matter Stimme, einen Finder aufzusuchen, da er nicht fähig sei, zu Tube nach Hause zu gehen. In seinem Kopfe tobte und Hammerfe­ed, und kaum, daß er den herbeigeholten Wagen bestieg, verlor er die Besinnung. Pauline war zu Tode erschrocen, als man ihren Gatten bleib und regungslos nach Hause brachte. Die Haushälterin, eine alte treue Person, welche schon bei Paulinends Mutter gedient, wandte alle ihre chirurgischen Kunstgriffe an, um den armen jungen Mann zum Be­­wußtsein zurück zu bringen. Man hatte indes nicht versäumt, um einen Arzt zu f&hrden und als dieser ankam, waren die Bemühun­­gen Paulinend und der Haushälterin noch immer er­folglos, und Pauline schwebte in Todesangst über den Zustand ihres Gatten.­­ Der Arzt fühlte den Pulö des Kranken und hieß die Wiederbelebungsversuche einstellen,da derselbe ohne s­chieß bald erwachen werde. Er setzte sich neben das Bett,Um dasselbe abzus­tarten.Er beruhigte auch die geängstigte,junge Gattin und meinte,bevor derhanke nicht erwacht sei,brauche man keine Furcht zu haben. Nach und nach jedoch wurden die Mienen des Arztes ernster und als Pauline erschrocken aus des Doktors bedenklichem Gesichte in das ihres Gatten blickte,bemerkte sie,daß dessen vorherige Blässe einer dunklen Rethe Platz gemacht.Abermals fühlte der Art den Puls deszanks zudießmal mit bedenklichem Kaps­­ichütteln und sagte zu Pauline: Madame,wir müssen nis auf ein tüchtiges Fieber gefaßt machen, können Sie mir vielleicht sagen, ob fi der Herr Gemal nicht irgend eine Erfüllung zuges zogen ? M­einend wied Pauline auf die durchn­aßten Kleider und antwortete : In diesen Kleidern ging mein Mann Abends aus, die Männer, welche ihn brachten, erzählten mir, ihn auf einer Bafjenbant in der Vorstadt schlafend gefuie­den zu haben. Der Arzt wollte weiter fragen, aber in diesem Mo­­mente öffnete Gustav die Augen und sein wilder, glühen,­der Blic bestätigte die Befürchtungen des Doftord.­­Er bliche umher, bliche den Arzt, seine Gattin und deren Haushälterin an, augenscheinlich ohne sie zu erkennen. Der Arzt verordnete faire Umschläge auf den Kopf der Kranken und eine Medizin und empfahl, dem Kranken alle scharfen Instrumente aus dem Wege zu räumen. Diese Vorkehrungen waren durchaus nicht geeignet, die zitternde Gattin zu beruhigen. Sie beschwor den Arzt, ihr zu sagen, ob ihr­ Gatte in Gefahr sei.

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