Oedenburger Zeitung, 1878. April (Jahrgang 11, nr. 40-51)
1878-04-03 / nr. 40
THE Mittwoch, 3. April 1878. _ ad Blatt ersiheint jeden Wittwen, Freitag und Sonntag. ? Pränunerations-Preise: « IssdiMu"8ri"I«.""lkis4.0t. in Blertelfäte ar. sg ! . rt in" s - « « I.-sI-.«:0si»2»."t«««i’., kritittlåisps I· III-s Mut-Z Dritt Franks-mit Festung, mit an von Inseraten, Pränumeration d y. Infertion d« XI. Jahrgang. N. 2. (vormals „Oedenburger Nachrichten“.) wer Zei Organ für Politik, Landel, Industrie und Landwirthschaft, dann für sociale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur, Ehr’ — Betrüchten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Gaffe.” Administration, Verlag, Expedition: 'Grabentunde Nr. IM. THotel „Base“ Nr. 19,2. Stock, Redaktion : wind ax bie Neandion portefrei einzusenden. Einzelne Nummern Loften MD: Kreuzer. u Ta vermitteln: bie, Herren Sassenfehn & maglet, Dalliegaffe 10, Wien, Budapest. U. Oppelit, I. Stubinpartei 2, Wien. Heinrich Schale, I. Singerstraffe 8, Win. Infertions-Hebüpr : 5 fr. für die einspaltige, 10 fr. für die zweispaltige,,15 fr. für die dreispaltige und 20 Er. für die durt laufende Wetitzeile erfinsive der Stempelgebühr von ‘30 fr. | Auskünfte in allen Richtungen werden bereitwilligst ertheilt: na ns ne za Mit. April 1878 begann daß: 2. Quartal auf die il ae « "« « ,,denburger8chtung. Grübe«.,Ogdenburger«Nachrichten«.) Jupspcuvierteljährig 2fl.25kr.,halbjährigs 4.fl.Zpkcx««gka,1·tzjährigs-fl. tflsuegwärtigec vierteljährigsfl.,halbjährig 6fl.,ganz jshki312fl. . » Die P.'l.Abonnenten,deren Pränumerationsieit-mit-Ende März abgelaufen ist,werden um rechtzeitige neuerung ihner Pränumerationsersuhht wie auch ist-weiteren Kreisen um zahlreichen Abonnementii Reis tritt, gebeten wird. "E. Romwalter, rege. Ernst Marbach, Redakteur. « Eine ominöse Zahl. Oldenburg 21. April 1878. Wer weih eö nicht, hab Dreizehn, seit dem Verrath an den Melterlöfer Seitens eines seiner zwölf Wpostel, eine omumiöse Zahl ist. Nahezu an 2000 Jahren hat fi dieser seltsame Wberglaube in der Diensthein erhalten, ja selbst weiter zurück no, lange vor Epristi Geburt, galt die Bahlhdreige hin für ein wer d von jeher ,schlimmer Vorbedeutung, besonders die Karthager: maßen: ihr — wie uns die Mythe, lehrt — verhängnißvolle Wirkungen bei, und heutzutage streuben sino immer selbst. Sonft: ehr aufgeklärte: Leute zu dreigjehm.an seinem Til zu figen, es müsse — so behaupten’ sie allen Exnftes. — binnen Jahresfrist Einer’ davon sterben, denn dreizehn wäre eine ominear Die Majorität;: über: welche: das Kabinett T iika verfügt, schwwindet von Tag zu Zagı und ider -hippokastische Zug tritt immer deutlichen hervor. Gestern waren:.es no 17, heute: nur mehr 13 Stimmen. Diese: : imposante Stimmenmehrheit ergab: fi nämlicy bei, der namentlichen Abstimmung, welche: die jüngste Debatte über die Achtzig Millionen Schuld beihloß. Die Diskussion selbst bewegte: fi in ziemlich: ausgefahrenen ,eh leifen ,und konnte auch, nur wenig, Gehalt: haben, da es si bekanntlich um eine Bormfrage ‚handelt und über das Meritum ext später entschieden werden wird. Wir wollen uns, auch mit dem Gegenstande der legten Reichstagsverhandlungen diesmal weniger befaßen, als mit der erschrechenden Abnahme in den Menschen: der Anshänger, unseres Ministerpräsidenten, durch fortwährendes Abbrödeln läßt ss der größte, mächtigste und stärkste Bau zulegt ruiniren und wenn man von einem Baum Zweig s auf Zweig abfallen sieht, so liegt die, Gefahr nahe binnen Kurzen den Baum selber, frahend, zusammen’ brechen: zu sehen. Noch hat: Herr v. Zi fa: stare ‚te Stügen, aber: trog. alledem fürchten wir sehr für den Bestand: seines Regimes, denn dreizehn ist eine omirnöse Zahl. Stünde nicht: Alles unter dem Drude der auswärtigen Politis, welche jan auch in die hier in Nede stehende, durch die dreizehn Partisane traurig genug gekennzeichnete , Sigung hineinspielte, dann wäre eine lebhaftere Aktion im den internen, politischen.ragen längstus erfolgt. Aber der Zustand ‚bangen Zweifels, in welchen die Lage, der Monarchie und Alle verfegt, lähmt jede Thatkraft, macht alle Energie zu Schanden. Darin liegt die erklärende s.Ariadhe so mancher, jhwer zu begreifenden Erscheinung, welche in der jüngsten Zeit, das Nachdenken, jedes: Patrioten erregen mußte. Exrst wenn die, Monarchie siich im deri,großen, auswärtigen Frage entschieden haben, wird, Tannau in den innern Aus gelegenheiten: eine Besseiung, eine Kräftigung, „eine Sichtung, erfolgen. Bis dahin wird: die, Regierung, mit der, von: Balı zu Ball immer geringer werdenden, Majorität: fortwirthsschaften v und „die: Landed-Angelegenheiten ‚in der bißherigen. « Weise führen... Vieleicht nicht ganz zum Segen‘ der Lande, aber dahin ihrem Sinne, denn die s dreizehn: sind.zwar, „nicht: viel, sie, freuen ‚Eis nem aber, doch.": “ Im im ungarischen Oberhause, scheint das Beispiel der Oppositions-Zunahme gegen die Regierung anfreend zu wirken. So erhob ihh — ganz gegen Die fon. ‚ftge : Gewohnheit der Herren Magnaten — diesmal ‚aus ihrer Mitte seine überaus, kräftig „ertönende Stimme,gegen die Negierung: Es war dies ‚bei Gelegenheit der fanstägige Berathung über, die Spirituölteuer, deren übertriebene Erhöhung von der Negierung verlangt, vom Abgeordnetenhause aber verjagt worden war. Die Regierung wollte nun das Oberhaus dazu benügen, um die im Abgeordnetenhause abgelehnten Punkte wieder ihrer Vorlage entsprechend aufrichten zu ‚lassen. Da aber trat unversehens einer der Magnaten, auf,,und gab die Erklärung ab; ed. gezieme sich nicht für ‚das Obere haus, dem Volke, größere Lasten aufzubürden, als: das Abgeordnetenhaus zu bewilligen, für ‚gut befunden. In Wahrheit ein gutes und. ‚vernünftiges Wort ! Jedoch ist es offenbar angeregt durch,‚die antiministerielle Strömung, die jegt herrscht, und. das böse Erempeliste, das da die guten Sitten verdarb. vielleicht indeh sehen endlich auch, die ‚Herrn Paird ein, da sie bei der, dermaligen Wirthschaft, der Regierung und bei den unaufhörlichen Steuererhöhungen eigentlich nochh ‚mehr zu verlieren haben, als. das arme fntributionspflichtige, Plebd. Vieleicht raffen sich die Herren aus ihrer bisherigen Apathie auf, in der sie sonst der Regierug ANe3 votirten, was diese nur haben wollte und ed ersteht ihnen, vieleicht ein neuer © .6. hHEngi oder Deffewffy der feine ‚Standesgenossen durch blutige Satyre aus ihrem lethargischen ‚Schlafe aufrüttelt. In diesem Falle würde sich bewahrheiten die. Sage von den dreizehn bei Til, denn da würde mehr kaum, mehr, ein Sahr, in's. Land gehen und, der. Herr und Meister wäre dann gewesen, gefallen ein Opfer der ominösen Zahl. _ An der Todespforte. Wenn ‚der Krieg den Zod ;ald wilden Schnitter dur die wallenden ehren streitbarer Maben sendet, dann Stehen wir heute bereits an der Toddespforte. schon tritt der Menschenmord an die Schwelle und hält sie body empor die Kriegsfadel die Stadt und Dörfer anzündet ;und ihre verheerenden Funken in die Saaten des Landmannes..ftieben läßt. Graf Andraffy hat nämlich Stellung genommen, eine Stilung, welche dem einen Borero gleicht, der seinem Gegner, die geballte Kauft vor, das Gefiht hält; und der am vorigen Sonntag von Bien wieder abgereiste General Ignatieff. wird... seinem Hören und Grafen berichten künnen, da man in Wien 0 $euilleton. ‚Ein verhängnisvolles Irrthum. Eine Kriminalgeschichte von U. R. -Schluß «Umkhrensochter noch einmal zu sehen hatte die WeisMer den weiten Weg nach der entfernten Stadt Idcingsschsnth Ders Abschied zwischen Beidenworth- Musik-traurig und nichs überdies durch das Jammern der alten Frau verbittert, welche sich selbst die befugten Vorwürfe darüber machte, daß sie ihr Kind in remde Hände gegeben und so an seinem Unglücke schuld geworden sei. Zur festgelegten Zeit trat Kathi die Reise über dası Weltmeer" an. Die Nachricht hiervon war, für ihre frühere Pflegemutter, eine neue Duelle des Schmerzes und der Trauer. Sie hatte also keine Hoffnung mehr, das Mädchen, der Sie mit wahrer Zärtlichkeit zugethan war, in ihrem Leben wiederzusehen. In dem Gemüthse auftande, in dem sie sicn befand, wurden ihr die Menschen und ihr Seschaft zum wahren Saft, und sie faßte deßhalbt den Entschluß, den Gasthof zu verkaufen und ihren Aufenthalt, fern von der bisherigen Umgebung, auf dem Lande zu nehmen. Ein’ Käufer wurde bald gefunden und der Tag festgelegt, wo die Webertragung auf den neuen Eigenthümer stattfinden sollte. Da alle Utensilien, die zur Wirthschaft gehörten, mit in den Kauf gingen, so hatte die Verkäuferin nur diejenigen Gegenstände zu verpacken, die sie für sich selbst behalten wollte. Diese bestanden hauptsächlich in Streichern, und Weißzeug, wovon eine große Menge, vorhanden war. Langsam und lautlos wurde das lästige Geschäft mit Hilfe einer alten Frau abgethan. Endlich blieb nur no ein einziges Gemachy übrig, das Brau Hofstetter, weil es das Sterbezimmer ihres Mannes war, nur selten betrat. ‚Hier waren unter Anderm auch die Kleie der deö Verstorbenen in Kommoden und Schränfen aufs gehoben. Ermüdet von dem langweiligen Geschäfte, nahm die Eigenthümerin die Dinge armvollweise aus den Schubladen und warf sie in die nebenstehenden Kisten, als auf einmal aus einem Bündel hervor etwas Happernd zu Boden fiel. Die alte Sram, glaubte, daß etwas zerbrochen sei und suchte eifrigst danach. Es wurde aber nichts Zerbrechliches gefunden, sondern ein kleines, schweres Pächen, bei dessen Deffnung die Wiretin des „Goldenen Löwen" einen, furchtbaren , Schrei ausstieß, so daß die Leute im ganzen Hause nach dem Zimmer eilten. Hier begegnete ihnen ein schreclicher Anblick. Neben der Kiste stand Frau Hofstetter mit wild rollenden Augen, ein reines Beutelchen emporhaltend und in einenfort ein wahnsinniges Gelächter ausstoßend. Diese sonderbare Szene war zuerst den Anmwelenden ganz uns erklärlich, die endlich einer derselben die Vermuthung aussprach, dabei die Börse sein müse, wegen der Kathi und Zuchthaus gefommen. Dieses Wort schien die unglückliche Frau wieder zur Besinnung zu bringen, denn das tolle Gelächter hörte auf,und mit einem Angst- Schrei fant sie ohrenmächtig zu Boden. « In einer Stunde war die schreckliche Geschichte im ganzen Orte bekannt und auch der Mutter des Mädchens zu Ohren gekommen,die wie eine Rasende nach dem«Goldenen Löwen«stürmte,in des Zimmer eindrang,wo die Anklägerin in erbarmungswerthem Zustande auf dem Boden lag,undNechenschaft über ihr Kind forderte. Lange Zeit ließ die unglückliche Frau den unaufhaltsamen Strom von Vorwürfen geduldig über si ergeben, biß sie endlich, von Verzweiflung getrieben, von der Erde aufsprang, sich der Rächerin zu Füßen warf, ihre Laie umfaßte und um Gnade flehte. Allein die beraubte und halb wahnsinnige Mutter stieß die leibende mit Heftigkeit von sie und stürzte aus dem Hause die Straßen mit ihren Klagen und ihrem Iammergeschrei erfüllend. Die trostlose Frau, welche die Hauptschuld an Kathi’ Unglück trug, bat nun freilich Alles, um ihr Unrecht wieder gut zu machen. Unter Anderen scnkte sie einen eigenen Boten nach Amerifa, um die Schwere geprüfte zurückzubringen. Da derselbe mit dem Dampf«bote reifen sollte, so rechnete man darauf, daß er frür ber in New D York eintreffen werde, als das Auswand es verschiff. Seiner Nackehr glaubte man in jede bis acht Wochen entgegen sehen zu künnen. Brau Hofstetter hatte