Oedenburger Zeitung, 1878. April (Jahrgang 11, nr. 40-51)

1878-04-03 / nr. 40

THE Mittwoch, 3. April 1878. _ ad Blatt ersiheint jeden Wittwen, Freitag und Sonntag. ? Pränunerations-Preise: « IssdiMu"8ri"I«.""lkis4.0t. in Blertelfäte ar. sg ! . rt in" s - « « I.-­sI-.«:0si»2»."t«««i’., kritittlåisps I· III-s Mut-Z Dritt Franks-mit Festung­, mit an von Inseraten, Pränumeration d­ y. Infertion d« XI. Jahrgang. N. 2. (vormals „Oedenburger Nachrichten“.) wer Zei Organ für Politik, Landel, Industrie und Landwirthschaft, dann für sociale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur, Ehr’ — Betrüchten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Gaffe.” Administration, Verlag, Expedition:­­ 'Grabentunde Nr. IM. THotel „Base“ Nr. 19,2. Stock, Redaktion : w­ind ax bie Neand­ion portefrei einzusenden. Einzelne Nummern Loften MD: Kreuzer. u Ta vermitteln: bie, Herren Sassenfehn & maglet, Dall­­iegaffe 10, Wien, Budapest. U. Oppelit, I. Stubinpartei 2, Wien. Heinrich Schale, I. Singerstraffe 8, Win. 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Nahezu an 2000 Jahren hat fi dieser seltsame Wberglaube in der Diensthein­ erhalten, ja selbst weiter zurück no, lange vor Epristi Geburt, galt die Bahlhdreige hin für ein wer d von jeher ,schlimmer Vorbedeutung, besonders die Karthager: maßen: ihr — wie uns die­ Mythe, lehrt — verhängnißvolle Wirkungen bei, und heutzutage streuben si­no immer selbst. Sonft: ehr aufgeklärte: Leute zu dreigjehm.an seinem Til zu figen, es müsse — so behaupten’ sie allen Exnftes. — binnen Jahresfrist Einer’ davon sterben, denn dreizehn wäre eine omi­­near Die Majorität;: über: welche: das Kabinet­t T iika verfügt, schwwindet von Tag zu Zagı und ider -hippok­as­tische Zug tritt immer deutlichen hervor. Gestern waren:.es no 17, heute: nur mehr 13 Stimmen­­. Diese: : impo­­sante Stimmenmehrheit­ ergab: fi nämlicy­ bei, der na­­mentlichen Abstimmung, welche: die­­ jüngste­­ Debatte über die Achtzig Millionen Schuld beihloß. Die Diskus­sion selbst bewegte: fi in ziemlich: ausgefahrenen ,eh leifen ,und­ konnte auch, nur­ wenig, Gehalt: haben, da es si bekanntlich um eine Bormfrage ‚handelt und über das Meritum ext später entschieden werden wird. Wir wollen uns, auch mit­ dem­ Gegenstande der­ legten Reichstagsverhandlungen diesmal weniger befaßen, als mit­ der erschrechenden Abnahme in den Menschen: der Ans­hänger, unseres Ministerpräsidenten, durch fortwährendes Abbrödeln läßt ss der größte, mächtigste und stärkste Bau zulegt ruiniren und wenn man von einem Baum Zweig s auf Zweig abfallen sieht, so liegt die, Gefahr nahe binnen Kurzen den Baum selber, frahend, zusam­­men’ brechen: zu sehen. Noch hat: Herr v. Zi fa: stare ‚te Stügen, aber: trog. alledem fürchten wir sehr für den Bestand: seines­ Regimes, denn dreizehn ist eine omir­nöse Zahl. Stünde­­ nicht: Alles unter dem Drude der aus­­wärtigen Politis, welche jan auch­ in die hier in Nede stehende, durch die dreizehn Partisane traurig genug gekennzeichnete , Sigung hineinspielte, dann wäre eine lebhaftere­ Aktion im den internen, politischen.­ragen längstus erfolgt. Aber der Zustand ‚bangen Zweifels, in welchen die­ Lage, der Monarchie und Alle verfegt, lähmt jede­­ Thatkraft, macht alle Energie zu Schanden. Darin liegt die erklärende s.Ariadhe so mancher, jhwer zu be­­greifenden Erscheinung, welche in der jüngsten Zeit, das Nachdenken, jedes: Patrioten erregen mußte. Exrst wenn die, Monarchie siich im deri,großen, auswärtigen Frage entschieden­ haben, wird, Tann­­au in den innern Aus gelegenheiten: eine­ Besseiung,­­ eine Kräftigung, „eine Sichtung, erfolgen. Bis dahin wird: die, Regierung, mit der, von: Balı zu Ball immer geringer­ werdenden, Majo­­rität: fortwirthsschaften v und „die: Landed-Angelegenheiten ‚in der bißherigen. « Weise führen... Vieleicht nicht ganz zum Segen‘ der Lande, aber dahin ihrem­ Sinne, denn die s dreizehn: sind.zwar, „nicht: viel, sie, freuen ‚Eis nem aber, doch.": “­­ Im im ungarischen Oberhause, scheint das­­ Beispiel der Oppositions-Zunahme­­ gegen­ die Regierung anfre­­end zu­ wirken. So erhob ihh — ganz gegen Die fon. ‚ft­ge : Gewohnheit der­ Herren Magnaten — diesmal ‚aus ihrer­ Mitte seine überaus, kräftig „ertönende Stim­­­me,gegen die Negierung: Es­ war dies ‚bei Gelegen­­­­heit der fanstägige Berathung über, die Spirituölteuer, der­­en übertriebene Erhöhung von der Negierung verlangt, vom Abgeordnetenhause aber verjagt worden war. Die Regierung wollte­ nun das Oberhaus dazu­ benügen, um die im Abgeordnetenhause­ abgelehnten Punkte wieder ihrer Vorlage entsprechend aufrichten­­ zu ‚lassen. Da aber trat unversehens einer der Magnaten, auf,,und gab die Erklärung ab; ed. gezieme­­ sich nicht für ‚das Obere haus, dem­ Volke, größere Lasten aufzubürden, als: das Abgeordnetenhaus zu bewilligen, für ‚gut befunden. In Wahrheit ein gutes und. ‚vernünftiges Wort ! Jedoch ist es offenbar angeregt durch,‚die antiministe­rielle Strömung, die jegt herrscht, und. das böse Erem­­peliste, das da die guten Sitten verdarb. vielleicht indeh sehen endlich auch, die ‚Herrn Paird ein, da sie bei der, dermaligen Wirthschaft, der Regierung und bei den unaufhörlichen Steuererhöhun­­gen eigentlich nochh ‚mehr zu verlieren­ haben, als. das arme fntributionspflichtige, Plebd. Vieleicht raffen sich die Herren aus ihrer bisherigen Apathie auf, in der sie sonst der Regierug ANe3 votirten, was diese nur haben wollte und ed ersteht ihnen, vieleicht ein neuer © .6. hHEngi oder Deffewffy der feine ‚Standesgenossen durch blutige Satyre aus ihrem lethargischen ‚Schlafe aufrüt­­telt. In diesem Falle würde sich bewahrheiten die. Sage von den dreizehn bei Til, denn da würde mehr kaum, mehr, ein Sahr, in's. Land gehen und, der. Herr und Meister wäre dann­­ gewesen, gefallen ein Opfer der ominösen Zahl. _ An der Todespforte. Wenn ‚der­ Krieg den Zod ;ald wilden­ Schnitter dur die wallenden ehren streitbarer Maben sendet, dann Stehen wir heute bereits an der T­oddespforte. schon tritt der Menschenmord an die Schwelle und hält sie body empor die Kriegsfadel die Stadt und Dörfer anzündet ;und ihre verheerenden Funken in die Saaten des Landmannes..ftieben läßt. Graf Andraffy hat nämlich Stellung genom­­men, eine Stilung, welche dem einen Borero gleicht, der seinem Gegner, die geballte Kauft vor, das Gefiht hält; und der am vorigen Sonntag von Bien wieder­ abgereiste­ General Ignatieff. wird... seinem Hören und Grafen berichten künnen, da man in Wien 0 $euilleton. ‚Ein verhängnisvolles Irrthum. Eine Kriminalgeschichte von U. R. -­­Schluß­­ «Umkhrensochter noch ei­nmal zu sehen hatte die WeisMer den weiten­ Weg nach der entfernten Stadt Idcingsschsnth Ders Abschied zwischen Beidenworth- Musik-traurig und nichs überdies durch das Jammern der­ alten F­rau verbittert, welche sich selbst die befu­g­­ten Vorwürfe darüber machte, daß sie ihr Kind in remde Hände gegeben und so an seinem Unglücke schuld geworden sei. Zur festgelegten Zeit trat Kathi die Reise über dası Weltmeer" an. Die Nachricht hiervon­ war, für ihre frühere Pflegemutter, eine­ neue Duelle des Schmerzes und der Trauer. Sie hatte also keine Hoffnung mehr, das­ Mädchen, der Sie mit wahrer Zärtlichkeit zugethan war, in ihrem­ Leben wiederzusehen. In dem Gemüthse auftande, in­ dem sie sicn­ befand, wurden ihr die Mens­chen und­ ihr Seschaft zum­ wahren Saft, und sie faßte deßhalbt den­ Entschluß, den Gasthof zu verkaufen und ihren Aufenthalt, fern von der bisherigen Umgebung, auf dem Lande zu nehmen.­­ Ein’ Käufer wurde bald gefunden und der Tag festgelegt, wo die Webertragung auf den neuen Eigenthümer stattfinden sollte. Da alle Utensilien, die zur Wirthschaft gehörten, mit in den Kauf gingen, so hatte die­ Verkäuferin nur diejenigen Gegenstände zu verpacken, die sie für sich selbst behalten wollte. Diese bestanden hauptsächlich in­ Streichern, und Weißzeug, wovon eine große Menge, vorhanden war.­­ Langsam und lautlos wurde das lästige­ Geschäft mit Hilfe einer alten Frau abgethan. Endlich blieb nur no ein einziges Gemachy übrig, das Brau Hofstetter, weil es das Sterbezimmer ihres Mannes war, nur sel­­ten betrat. ‚Hier waren unter Anderm auch die Kleie der deö Verstorbenen in Kommoden und Schränfen aufs gehoben. Ermüdet von dem langweiligen Geschäfte, nahm die Eigenthümerin die Dinge armvollweise aus den­ Schubladen und warf sie in die nebenstehenden Kisten, als auf einmal aus einem Bündel hervor etwas Happernd zu Boden fiel. Die alte Sram, glaubte, daß etwas zerbrochen sei und suchte eifrigst danach. Es wurde aber nichts­ Zerbrechliches gefunden, sondern ein kleines, schweres Pächen, bei dessen Deffnung die Wire­t­in des „Goldenen Löwen" einen, furchtbaren , Schrei ausstieß, so daß die Leute im ganzen Hause nach dem Zimmer eilten. Hier begegnete ihnen ein schreclicher Anblick. Ne­ben der Kiste stand Frau Hofstetter mit wild rollenden Augen, ein reines Beutelchen emporhaltend und in ei­­nenfort ein wahnsinniges Gelächter ausstoßend. Diese sonderbare Szene war zuerst den Anmwelenden ganz uns erklärlich, die endlich einer derselben die Vermuthung aussprach, dab­ei die Börse sein müse, wegen der Kathi und Zuchthaus gefommen. Dieses Wort schien die unglückliche Frau wieder­ zur­ Besinnung zu­ bringen, denn das­ tolle Gelächter hörte auf,und mit einem Angst- Schrei fant sie ohrenmächtig zu­ Boden. « In einer Stunde war die schreckliche­ Geschichte im ganzen Orte bekannt und auch der­ Mutter des Mädchens zu Ohren gekommen,die wie eine Rasende nach dem«Goldenen L­öwen«stürmte,in des­ Zimmer eindrang,wo die Anklägerin in erbarmungswerthem Zustande auf dem Boden lag,undNechenschaft über ihr Kind forderte. Lange Zeit ließ die unglückliche­ Frau den unaufh­­altsamen Strom von Vorwürfen geduldig über si er­­geben, biß sie endlich, von Verzweiflung getrieben, von der Erde aufsprang, sich der Rächerin zu Füßen warf, ihre Laie umfaßte und um Gnade flehte. Allein die beraubte und halb wahnsinnige Mutter stieß die lei­bende mit Heftigkeit von sie und stürzte aus dem Hause die Straßen mit ihren Klagen und ihrem­ Iammerges­­chrei erfüllend. Die trostlose Frau, welche die Hauptschuld an Kathi’ Unglück trug, b­at nun freilich Alles, um ihr Unrecht wieder gut zu machen. Unter­ Anderen scnk­te sie einen eigenen Boten nach Amerifa, um die Schwere geprüfte zurückzubringen. Da derselbe mit dem Dampf«­bote reifen sollte, so rechnete man darauf, daß er frür ber in New­ D York eintreffen werde, als das Auswand es verschiff. Seiner Nackehr glaubte man in jede bis acht Wochen entgegen sehen zu­­ künnen. Brau Hofstetter hatte

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