Oedenburger Zeitung, 1878. April (Jahrgang 11, nr. 40-51)

1878-04-03 / nr. 40

Lokale­ n Spenden. Se. Majestät der König hat den durch Feuer geschädigten Bewohnern von Schöne­wald 56 fl., den Abgebranntem von Fertő-szent- Mitlos 100 fl. und der römisch-katholischen Gemeinde Kögli zur Reparatur der Kirche 100 fl. gespendet entschlossen ist,mit oder ohne Kongreß das,was man als österreichisch-ungarisches Interesse erkannt hat,nicht länger von den Zweideutigkeiten einer allen Kredites unwürdigen Politik,wie die doppelzüngige russische,ab­­hängig zu machen. Dank der zum Aeußersten entschlossen­en Haltung Englands und der Folgen der perfiden russischen Politik in Bukarest und andermarte ist Graf Andrassy in der Lage, gefragt auf den Kredit, der ihm von den Dele­­gationen gewährt wurde, sein Wort zu einem s­chwer« wiegenden zu machen. Graf Ignatieff hat nichts er« reicht...als die Kenntniß dessen, was Oesterreich Ungarn im eigenen Interesse will. Leider, hab­ei diesed­e Wollen an die Todes Pforte führt und uns schaudert, obgleich wir die Un­­vermeidlichkeit des Krieges einsehen, wenn wir um die Epoche von Blut und Thränen denken, welcher der russische Rechtebruch uns entgegenzuführen fi­nnk­iet. Fällt der erste Schuß von englischer Seite, dann fliegt der Zunder in da gefüllte Pulverfaß der europäischen Staatenordnung. Wo ist dann die Grenze der Neus­gestaltungen zu ziehen ? Sollen sich für Europa in un­serem erleuchteten, kulturfreundlichen Jahrhundert die Zeiten des dreißigjährigen, ded endlosen Serieged wieder­holen, dessen Resultat maßloses Elend der Völker, po» Ittische Zerrüttung auf allen Seiten war? Mir stehen an der Schwelle des Krieges. Die safonische Erklärung Ti­a’ in der diesbezüglicen lega­ten Interpellation des Abgeordnetenhauses, daß der Mor­ment nicht geeignet sei, Aufschlüsse über die auswärtige Politik zu geben, Klingt wie der kurze, schrille Mövens­ruf, vor dem Ausbruch des Drfand. Die Segel gerefft ! Die Häupter verhüt! Bald heult der Sturm, zu den blutrothe Birge, praffelt das Feuer im Schiffe, dringt die Thränenfluth in die Maffen den Lüden der Bretter Wer entlommt dem Sturme? Wer finft unter? Wer rettet si in den heitern Frieden hinein noch auf zertrümmerten Winde ? — Gleichviel! man muß entweder Sammer oder Amboß sein. Desterreicherlngarn darf nicht länger unthätig, die Hände in den Schoß gelegt, zusehen dem großen eher­­nen Würfelspiel um die Geschiche der Welt, wir müffen und endlich auf die Seite schlagen, auf welcher das Net und die Moral sind und wir müffen endlich ent­­­schieden gegen jene Seite auftreten, auf der nur die Gewalt und die Lüge zuhause sind. Man komme und ja nicht mit verstohlenem Augenzwingern auf Deutsch­land und Italien, die und an einer eventuellen frieges­li­hen Aktion hindern könnten, wir wissen, daß Deutsch­­land durch Srankreich so Jahrzehnte lang in Schach gehalten werden wird, daß Italien fi wohl hüten wird, einen Einbruch in unser Gebiet zu wagen, solange das und alletzte England die italienischen Küstenstädte in Schutt und Trümmer schießen kann. Sind wir flug, so bekommen wir auch die kleinen Fürstenthümer Ru­­mänien und Serbien an unsere Seite, die gegen un verwendet werden können, so wir den richtigen Moment verpaffen sollten. „Itt az idö, most vagy soha !* ruft der größte ungarische Dichter in den gewaltigen Tagen des Märzes aus. „Lebt oder nie, die Zeit ist da!” * Der Silber-Agro-Zuschlag wurde von der General-Inspektion für Eisenbahnen und Schiffe fahrt pro April I. 3. mit 7 p&t. festgefegt “"Al jo doch ein ungarisches Shaw­spiel! Entgegen der in legter, bierstädtischen Repräs­­entanten-Sigung ausgesprochenen Ansicht, hab die Wer­berlassung unseren Theaters an einen ungarischen Schauspieldirektor, behufs Vorführung nationaler Bühnenwerke, angesichts der gegenwärtigen, gedrückten Zeitverhältnisse nicht rathsam sei, hat man si doch in legter Stunde entschloßen uuch der ungarischen dramat­­ischen Kunst gastfreie Aufnahme in unserem Musen­­tempel zu gewähren, da sich ein Bewerber fand, der zu den allerverläßlichsten, leistungsfähigsten und intelligen­­testen der ungarischen Nationalbühne gehört. Es ist hieß der Herr Direktor Andreas Geröfy, welcher mit dem­ spiellosen Erfolg lange Zeit in Sünftlchhen um zuleit in Groß­ Kanizda mit seiner aus 45 Pers­­onen bestehenden Gesellschaft wirkte. Herrn Gerhöfls Theaterunternehmung wird von der nächsten Saison ab, sogar durch drei Jahre in der Landeshauptstadt wirken, muß also um hierzu die Concession erhalten zu haben, schon in einem besonders guten Nafe­ stehen. Herr Direktor Geröfy übernimmt das Oedenburger Theater vom Döffermontag ab und wird­­ zunäcst ein Abonnement auf zwanzig Vorstellungen eröffnen. Zur Aufführung gelangen die neuesten D­peretten, darunter auch solche, die bis jeit hier noch nicht aufs geführt worden sind, wie z. B.: „Öraziella" — „Prinz Bonti” u. s. w. Außer dieser Serie musikalischer No­­vitäten, wird auch das ungarische Bolisftüd in sei­­nen besten und gediegendsten Neuhervorbringungen mit besonderer Sorgfalt infeenirt und auf diese Weise ein Eiklus von Vorstellungen arrangirt werden, der nur nur den ungarischen Kunstfreund befriedigen, sondern auch für ein deutsches Publikum anziehend und gewußt­voll sein wird. * ‚DamensPidingwe“ Das für den Ostermontag, zum Vortheile der Grundhtung einer Hausindustrie-Schule in Oedenburg projektirt gewesene Festsouper im Gafino, wobei gegen 1 fl. Entree die Theilnehmer — nebst Concertmusil von der Stapelle des löbl. 48. Infanterie-Regimenter „Erzher­­z­0g Gruft" erefutirt — auch wo eine Plate fal­­ter Speisen erhalten, findet ft am Samstag nach Ostern, d. i. am 27. April statt. An zwanzig junge Damen aus­­ der hiesigen besten Gesellschaft über» nehmen aus Noüdsicht für den gemeinnügigen Zweck die Bedienung der p. t. Festbesucher und wird der Unblic dieser liebenswürdigen Mädchen, ein doppelt aus­ziehender sein, da dieselben in verschiedenen Natio­­nalportümen ihre menschenfreundliche Mission er­füllen wollen. * Soncert einer renommirten Pia­­nistin. Wie man und mittheilt wird in nächster Zeit die rühmlichst bekannte Piano-Birtuosin und Komponistin S. Wottemd-Ebdlitam in Ver­bindung mit der Sängerin Frl. Elvira Nordigh­­ant hier ein jedenfalls­ interessanted Concert veranstalt­­en. Frau Gräfin Wottemb-Edlitam trägt zum großen Theil eigene Kompositionen vor und nennt man und als von besonderer Bedeutung die „1878er Pariser Weltausstellunger Klänge”, jcomponirt und vorgetragen von der Concertgeberin. Gräfin Wottem8-Edli­­tam hat bereits in Paris, und anderen Städten mit großem Erfolg concertirt. — Billets sind vorhinein — Gerclefig 3 fl. Sperrfig 2 fl. Entree 1 fl. — bei Hrn. &. Schwarz zu haben. * Musikalisch-deflamatorische So­irée —­ die am 30. v. M. im Fileinen Gasinosaale stattgehabte Soiree des hiesigen Vereines für ung. Literatur und Kunst bot den zahlreich versammelten Publikum, worunter die Damenwelt be»­sonders starr vertreten war, wieder eine sehr genuß« reiche Unterhaltung. Jede Nummer, ohne Ausnahme, erfreute sie­chen ungetheiterten Beifalles, und hat den­­selben auch­ reichlich verdient. In den Herren Dr. Deizr­­affi und Zosef Beres, wovon der ‚Erite Petöfl’s „Orül­“ (Der Wahnsinnige,) und Peterer Arany's herr­liches Gedicht: „Alom, vald«“ (Traum, Wirklikeit) vorgetragen hat, lernten wir Declamationstalente ersten Nanged kennen. Angenehm erheiternd und belehrend wirkten die Vorlesungen des Herrn Ludwig Szabos und des Herrn D Vereinspräsidenten Staufenburg, während die ungarischen Volkslieder, von Herrn oh. Wallner gesungen, einen wahren „Sturm“ von Bei« fal hervorriefen und wiederholt werden mußten. Nicht minder erhöhte den Genuß und das Interesse des Abends Heren Victor Altdörffers virtuoser Sklaviervortrag der Rubinstein’schen Phantasie über ungarische M­otive wofür der junge Künstler mit dreifachem Hervorrufe ausgezeichnet wurde. Das Publikum war in der anis mivirierten Stimmung, und verließ höchst befriedigt den Goncertsaal, während der Verein diesen Abend zu einen seiner gelungensten zählen darf. * Das Abwärmen der Obstbäume. Vor einigen Tagen waren die städt. Arbeiter mit dem Reinigen der Zweige von den Raupennestern auf den, längst der Wolfferstraße bis zum Kroyherr'ichen Ziegels­ofen gepflanzten Obstbaumen beschäftigt. Da auf dem so weit dahin strebenden städt. Straßen außer der er­­wähnten, seine andere mit Obstbaumen bepflanzt befindet, so wäre es ersprießlich, wenn man daran denken wollte, die seit Jahren in den Pflanzungen entstandenen großen Lücen abermals mit jungen Obstbäumen auszu­­füllen. Das städt. Budget wird wohl noch diese Heine, aber sich sehr lohnende Ausgabe gestatten, man beschränze­t lieber so­mance der nicht immer ganz gerechtfertigten,­­ fortwährenden Nemu­erationen. "Abermals ein Einbruch. Im hiesigen Basthofe zum „luftigen Bauern” wurde in der Nacht vom 1. auf den 2. April von einem sicheren Som­os» gYi, einen bereits polizeibefannten Strolch, ein Ein­­bruch verübt. Er drang mittelst Brechwerkzeugen in die Wohnung des Herrn Gasthofbefigerd und hatte si­­che» tei­d eines größeren Geldbetrages bemächtigt, als er von den Hausgenossen entdeckt wurde. Natürlich nahm man ihm das Geld ab und veranlaßte seine sofortige Arre»­tirung. Zum Batermorde. Wir haben in voriger Nummer den entjeglichen Vorfall erzählt, wornach in Ni­itich der Sohn des Borstenviehhändlers Balogh seinem Vater in Folge eines Wortwechsels, mittelst eines Messers in der Halbgegend eine Wunde beigebracht hat, an der der Vater alsbald starb. Wie und nun von vers­­tößlicher Seite mitgetheilt wird, sol der Geist des jungen Mannes Seit Kurzem von Serfinn umnachtet sein, was sich wohl Seitens der Gerichtsärzte conitas tiren lasfen wird. Der unglückliche­ Batermörder­­ steht im Alter von 27 Jahren. H . «Bitte an edle Menschenfreund­e. In der Gemeinde Weppersdorff wu­rde»,die Zimmer­­mannsgattin Th.Leb in der Nacht vom ist auf den 25.März 4 von Drillingen,dreilebenden,kräftig g­­efunden Knaben entbunden-Kurz nach der Entbindung Starb MAer Sie hinterläßt einen kranken Mann mit 9, Sage­ neun unmündigen Kindern. Um wo möglich den „Hinterbliebenen die elende Lage zu er­­leichtern, übergeben wir diesen Fall der Oeffentlichkeit. Das alte Sprichwort „Bis dat, qui citto dat“: Doppelt gibt, wer rasch gibt, ist hier besonder am Plage. Selbst die Meinsten Gaben werden dankend an­­genommen und wollen entweder an den Hrn. Gemeinden Borstand zu Weppersdorf oder an den Herrn Be­­zirfsarzt, med. und hir. Dr. Herz in Ladenbach ge­­fälligst gerichtet werden. “Wegen Ueberfäle des Stoffes, ein Umstand, der fast bei jeder Nummer unseren Blattes eintritt, sehen wir und genöthigt, eine ganze Reihe der meffenswerther Artikel auf die nachte Nummer zu vers­­agen, darunter den Bericht über den, Sonntag im klei« nen Grafinofanie abgehaltenen Vortrag des Herrn Mic­­hael Schranz, betreffd Einrichtung von Hausin­­dustrie» Schulen und die Besprechung der legten erensi des hiesigen Männergesangvereines „Liedere tanz." versprochen, Kathi’d Ankunft durch ein reudenfest zu feiern und dazu die ganze Bevölkerung des Städtchens einzuladen. Man sah deshalb ihrem Eintreffen mit der größten Spannung entgegen. Endlich kehrte der Bote zurück, brachte aber nur die traurige Nachricht mit, daß das Auswandererschiff, auf dem sich Kathi befunden, während eined Sturmed an der amerikanischen Schüste gescheitert und mit allen an Bord befindlichen Personen, mit Ausnahme von zwei Matrosen, in den Wellen begraben worden sei. Man kann sich den Eindruck vorstellen, den diese ihrediihe Kunde auf die unglüliche Frau hervorbrachte, die bi ald die alleinige Ursache des furchtbaren Schic­­sals ihrer Pflegetochter betrachtete. Mehrere Stunden lang saß sie bewegungslos auf einem Plape und bi­chte starr vor sich hin. Dann bettelte sie einen Wagen, mit dem sie in die nachte Stadt zu einem Advokaten fuhr und ihr Testament machte. Von da an war sie auf eine unerklärliche Weise verschwunden, bis man nach Verlauf von mehreren Wochen ihre Leiche im Main auffand. Sie hatte den Schmerz und die Griffenschiffe, von denen sie gepeinigt wurde, nicht länger zu ertragen vermocht. Kathi’8 Mutter war von ihr­ zur Erbin ih­­res ganzen Vermögens eingefegt ; diese genab aber das­­selbe nicht lange, denn neben dem Kummer über den Tod ihrer Tochter quälte sie auch die Neue über ihre Unversöhnlichkeit und unshristliche Härte gegen das un­­glückliche Weib, die vor jener grausamen Anklage gegen ihre Tochter sei eine edelmüthige und wahre Freundin gewesen. Gerne hätte sie jeit Worte des Friedens und der Verzeihung gesprochen, aber es war zu spät dazu. Dies Alles wagte an ihrem Leben, und nach zwölf Dios­naten trug man sie auf den Kirchhof, ER BETCERNES Tagesneuigkeiten. + Eine Schwimmtour des Kapitän Boyton. Französische Blätter veröffentlichen folgen­­d­e Schreiben des Kapitäns Boyton: „Gibraltar, 22. März. Ich habe die Schwimmtour durch die Meer­enge von Gibraltar glücklich ausgeführt. Aber dieses Unternehmen hat Arbeit gefottet. In Tarifa auf der spanischen Seite, sprang ich am 20. März, um 7 Uhr Früh ins Meer und am 21., Morgens 1 Uhr, landete ich in Zanger nach siebzehnstündigem Aufenthalt im Wasser. Die Fahrt war schwieriger, als ene­dur den Kanal, weil zahlreiche Strömungen mich um mehr als fünfzig „teilen von den Küsten der Meerenge abdrängten. Während meiner Reise begegnete ich vielen Haiftichen , aber feiner ließ­ si dur mir in seiner Ruhe stören, und ich gestehe, daß ich ihnen dafür dankbar bin. Ich hatte viel von der Sonne und dem Wasser zu leiden, dad mir in die Augen drang und mich beinahe blendete. Da man mich in Zanger nit­ erwartete, lich ich, als ich mich der Stadt näherte, mein Horn ertönen. Einige maroffanische Wachen stiegen an den Strand hinab, um nachzusehen was ed gäbe. Als sie mich indes aus dem Meere Steigen sahen, liefen sie davon und alarmirten die ganze Stadt. Io verließ Tanger am selben Tage mite telit Steamers. O Bom Tage. Die momentane Situation ist so unbetimmt und schwanfend, das sie für die wider­sprechendsten Combinationen Spielraum bietet. So wurde gestern auf der einen­­ Seite behauptet, Fürst Sortichafoff habe England bezüglich de Gongreffes voll­­ständig nachgegeben, während auf der anderen Seite das Erscheinen der Russen an den „Süden­ Wäffern“ von Konstantinopel signalisirt und die Belegung der Haupt­­stadt als unmittelbar bevorstehend hingestellt wird. Die Entscheidung kann übrigens nicht lange mehr auf der Messerschneide im Schweben verbleiben. Die Generalversammlung des­ Oedenburger Turn-Feuerwehr- Vereines. Am 25. März wurde die genannte General-Berg­sammlung in der Turnhalle abgehalten, dieselbe war be­­sonders von den unterfragenden Mitgliedern so­­pärlich besucht, so dass im Ganzen 70 Theilnehmer, etwas mehr als die Statuten gemäß vorgeschriebene Zahl, anwesend waren. Mit freundlichen Begrüßungsworten eröffnete der Herr BVereinpräfect von Tomfid die Sipung, ertheilte sodann dem Hrn. Feuerwehr-Kommandanten Fr. Nö zur Beriefung des Jahresberichtes dad. Wort. In eine gehender Beit beleuchtete der Bericht alle hervorragen­­den Momente des­­Bereinslebens, zollte Anerkennung der

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