Oedenburger Zeitung, 1878. Mai (Jahrgang 11, nr. 52-65)

1878-05-01 / nr. 52

FERNE­ng dus vivendi mit dem­­ Königreiche Italien zu einem förmlichen Ausgleiche, zu einer firen Vereinbarung entwickeln. Wir haben derlei nie geglaubt, und aufrichtig gestanden, wäre «8 uns auffallender gewesen, wenn der heilige Bater über diesen Gegenstand geschwiegen hätte, als dah­er ihn berührte. Gerade, daß er ihn berührte und si dabei auf das Nothwendige beschränfte, zeigt den richtigen Mann, den geistvollen Oberhirten, der in der allerwürdigsten und alerehrwürdigsten Weise seine Slage und seinen Protest gegen­­­ergewaltigung erhebt. Und säße heute der lieberalste Kardinal, Dipietro, oder der feinstgebildete Prälat des Grdenrundes, Erze­bischof Haynald auf dem Stuhle Petri: sie könnten nicht anders handeln, als Leo gehandelt. Das Papstpum ist eine Erbschaft, die man wie jede andere Grbidhaft, nut nur­ mit den Bartheilen, sondern auch mit den Lasten des Inventariums übernimmt, und jeder neue Papst ist seinen Vorgängern und den Traditionen seiner Würde gewisse unveräußerliche Rücs­­fichten schuldig. Uns wird man sicherlich seine ultramontanen Neigungen zumuthen wollen, jede Zeile unseres Blattes athmet Vorurtheildlosigkeit und Zreisinn. Nun denn, wir erklären offen und entscieden, daß und der Kathor ligismus an­fi nur Respekt einflößt, und daß und ein Papst, der für seinen Glauben, für seine Kirche, selbst­­bewußt aber würdig, entschieden aber ohne Leidene Schaftlichkeit, fordernd aber nicht polternd, eintritt, als eine höchst ehrwürdige, der Achtung all der Anderer Käubigen und selbst der Nictgläubigen werthe Pei­­nlichkeit erfeint. Entspricht der wirkliche Wert Encyelica Leo’s6 dem telegraphischen Refume, dann ist der katholischen Kirche zu diesem Papste nur Glüc zu wünschen. In sehr gedrängt gehaltenem­­ Auszuge besagt die Encyclica Seiner Heiligkeit des Papstes Deo XII. ungefähr folgendes : die Enunciation konstatirt zunächst die moralischen und materiellen Uebel der Selenh­aft und der Kirche in dem Aagenblide der Wahl Leo's XII; sie zählt die Wohlthaten auf, welche die Kirche und das römische Pontifikat, der Gesellschaft und der Zivilisation in der ganzen Welt, besonders in Italien, erwiesen haben. Die Encyelica sagt, daßs die Kirche die Zivilisation und den Fortschritt nicht bekämpfe, indem sie zwischen der cristlichen und der äußeren bürgerlichen Kultur unterscheide ; sie deutet an wie Unrecht die mo­­derne Gesellshaft regt habe, die Kirche und das römi­­sche Pontifikat zu bekämpfen, besonders in Bezug auf dessen weltliche Fürstenwürde, welche eine Garantie seiner Freiheit und Unabhängigkeit ist. Wegen der Bei­sigergreifung dieses weltlichen Fürstentypumes der Kirche erneuert und bestätigt der Papst die Proteste Pius Er bittet die Fürsten und Chefs der Nationen, si nicht des Beistandes der Kirche berauben zu wollen helfen sie in der gegenwärtigen Epoche, wo das Prin­­zip der legitimen Matorität erschüttert ist, so sehr bedürfen. — Der Papst beglüdwünscht die Bischöfe zu ihrer Einigkeit und empfiehlt ihnen, si­mod enger aneinander zu schließen, damit die Gläubigen mit Ge­­lehrigkeit und Gehorsam die Doktrinen der Kirche aufs nehmend, die Irrthümer einer falschen Philosophie zu­­rückweisen. Er empfiehlt gesunde (!) Lehren für die Schul­den, eine Reform der Gebräuche besonders im Hinblick auf die Heiligkeit der Ehe. Er bepte das Vertrauen, daß mit der Hilfe Gottes und dem Gifer der Seelenhirten die von so großen Webern heimgesuchte Geselshaft endlich zur Ergebenheit gegen die Kirche zurückehren werde und dankt den Bischöfen und Gläubigen der ganzen Welt für die ihm alsbald nach seiner Wahl zum Papste er­­wiesene Zuneigung, wohnte in der Passage Saulnier, und in eben dieser Straße wohnte eine Frau mit ihrem Sohne, einem jungen, schönen Manne von 21 Jahren, der Samptoirist war. Junge Leute sehen si, grüßen sich, und lieben si­e auch Schon. Es ist nun einmal so, und die Eltern mögen dawider sagen, was sie wollen, ed wird in Ewigkeit so bleiben. Der Gromptoirist war arm, die junge Pauline gleichfalls, des Comptoiristen Principal war rei, er hatte die junge Pauline gesehen, und sie gefiel ihm. — Pauline, die Mutter, hatte so nicht alle Pläne, Siege und Herrlicheit aufgegeben und sie baute neuer­­dings Schlösfer in die Luft, sie untersagte Paulinen allen Umgang mit Fernand, dem jungen Manne, und begünstigte seines Principald Bewerbung. Doch da» durch­m wurde Paulinens Leidenschaft nur heftiger und unvertilgbarer, sie fühlte, daß sie ohne gernand sterben würde, und sie flebte und bat — allein umsonst, sie durfte Fernand nicht mehr sehen. Und er ging ihr wie den Blumen, denen das Sonnenlicht entzogen wird, sie verwelfte und starb, obgleich im Aufblühen begriffen. Pauline, die Mutter, war trostlos, sie stand allein in dieser ungeheuren Stadt, mit den herb­­sten und sehmerzlichsten Erinnerungen, hilflos und freundlich — und sie verließ diese Stadt, um nie wie­­der zurüczufehren. Paulime wollte den Ort wieder sehen, wo sie elebt, geliebt und wo sie hätte glück­ch sein Finnen —­­ hoffte vieleicht sogar auchh nf Beistand von Seiten Rudolfs, er war ja so unendlich gut, so gütig wie ein Engel, und­­ welche b­örichte Hoffnungen macht fi nicht der Unglück­­e I . (Bortregung folgt.) Unterrichts - Zeitung. Warum der Privatunterricht noch immer nicht feine Früchte trägt ? Es ist allgemein bekannt, daß, wenn Kinder in der Schule nur Schwache Fortschritte machen, sich, die Eltern gedrängt fühlen, dur‘ Privatunterricht nachheifen­­ lassen. Der Privatlehrer, über den nur selten Nuc­­se gehalten wird, ob vr­an wirklich pädagogische Kenntnisse befige oder nicht, bekleidet zwar sein Amt mit Geduld und Ausdauer, indeß (was doch das Wich­tigste in der Erziehung ist) — nicht immer mit Erfolg. Die niedergeschlagenen Eltern, welche den Nichterfolg des Privatunterrichtes ernstlich befragen, wissen nicht wen sie die Schuld geben sollen, ob sie dieses Unrecht auf den Privatlehrer, oder auf ihre Kinder schieben sollen. Ich stelle jedochy den Grundtag auf, das weder dem Privatlehrer, no den Kindern ein berechtigter Vorwurf gemacht werden könne, sondern die Eltern «6 sind, welche die meiste Schuld darantragen. Nachdem «… jedochy hier nicht meine Aufgabe sein kann, ganz erschöpfend die Art und Weise anzugeben, welche den Privatunterricht fruchtbringend geh­alten würde, sol zur Beantwortung der in der Mederschrift aufgestellten Frage nur in so ferne geschritten werden, als ich mich auf die Beleuchtung folgender drei Ha­uptpunkte für diesmal einzig und allein ein lasfe­ 1. Der Unterricht des Privatlehrers ist unzus­reichend, vermöge einer u­l­tigen Wahl des Instruktors von Seite der Eltern. Während der ehramtszögling in seinem Dachlämmere lein hungern und darben muß, bieten ss für einen Gymnasiale oder einen Realschüler vielfache Erwerbs­­quellen dar, und zwar hauptsächlich durch Privatunter­­richt. Wie ist es aber möglich, daß solche Individuen, sei «8 ein Gymnasiale oder Realschüler mit Erfolg unterrichten können ? Haben diese die Erziehungs- und Unterrichtswissenschaft so fleibig studiert? Wie lauten ihre pädagogischen Grundlage? Haben sie Einblick in das Geelenleben der zu Erziehenden? Mit nichten ! Hätten si dagegen die Eltern einen pädagogisc tüchtig gebildeten und erfahrenen Mann genommen, so wäre auch das Resultat ein günstigeres gewesen. Es ist hier nicht meine Absicht, Studierende, welche seine Ehrerbildungsanstalt besuchen, und daher seine pädagog­gischen Kenntnisse befigen, vom Privatunterrichte auszu­­schließen, sondern es wäre nur wünschenswerth, dab Die Kandidaten für das Privatobehramt in einer Prüfung aus der Erziehungs- und Unterrichtswissenschaft unter» zögen und dann erst, wenn sie wirklich befähigt sind, Privatunterricht zu ertheilen, um eine Hauslehrerstelle sich beworben.­­­ — — 2. Durch die verzärtelnde Erziehung wird eben« ja der Privatunterricht wirkungslos. Diese Beh­ättelung ist in vornehmen, wie in niederen Ständen sehr häufig, sie richte aber in den meisten Bällen nur Schaden an. Es ist ja selbstverständlich, daß man da nicht mit Erfolg unterrichten kan, wo die Kinder von Seite der Eltern verweichlicht werden, und wo nicht einmal Strafmitteln angewendet werden dürfen, wenn sich auch die Kinder noch so sehr vergehen. Und was ist die Folge von solcher Em­shränkung der Lehrer-Autorität Natürlich die Un­wissenheit und Ungezogenheit des Schülers. Gleichwohl straft der Lehrer bisweilen, aber er thut er gleichsam mit den Gefühlen des Selbstvore wurfed, denn er weiß, daß die Kinder, ficy frügend auf den Schuß der blind nachsichtigen Eltern, nun ein jämmerliches Geheul und Geschrei anstimmen werden. &8 sei hier erwähnt, daß der Erzieher, si be müffigt sieht stets, nur in Abwesenheit der Eltern, zu strafen. Kommt nun zufällig die Mutter oder der Bater bei Ertheilung der Strafe zur Thüre herein,­­ dann ist er meistend mit der Privatstunde zu Ende. Der Privatlehrer bekommt dann noch mitunter eine Rüge, bisweilen sogar in Gegenwart des Kindes und sehr häufig, was ihm auch lieb ist, denn er sieht ja, daß er da mit Erfolg nit unterrichten kann, — die Kündis gung. Endlich 3. verfehlt der Private Unterricht seinen Zweck, vermöge unzureichender Besoldung der Privatlehrer. E s ist dies ein großes Möbel, welches sie sowohl in vornehmen, als auch in niederen Ständen sehr häufig einschleicht, daß die Privatlehrer so schlecht besoldet werden. &s ist dabei zugleich zu bedauern, daß das schöne bedeutungsvolle Amt des Volkserziehers nicht hin«­länglich gewürdigt wird. Die betreffenden Eltern fühlen ss bei möglichst geringer Entlohnung ihres Hauslehrers überzeugt, rationiel! gehandelt zu haben, indem sie in dem Wahne leben, daß sie dad­urch viel Geld er­­sparen. Iu­ dieses jedoch wirklich der Sal? Wir sagen: „Rein !“ indem wir und umsehen, was das Ende vom Lied ist. @& geht ein Jahr zu Ende, der verdrosfene, weil zum Darbenm verurtheilte Lehrer hat si wenig Mühe gegeben, der Knabe hat die Prüfung schlecht ber­standen und ist in Folge dessen auch gezwungen, die Klasse zu wiederholen. Die Eltern sind darüber äußerst niedergeschlagen, befragen das Schicsal ihres Kindes und das für die zweimalige Frequentirung eines und desselben Gurtes zu entrichtende doppelte Schulgeld. ? Hätten sich dagegen die Eltern einen ordentlichen Privat­­lehrer genommen, und hätten sie denselben auch bins länglich bezahlt, so würde dieser in einem Monate mehr geleistet haben, alß jener — das ganze Jahr. Denn gewöhnlich ertheilen gegen ein spottfleines Honorar nur solche Leute Privatunterricht, denen alle Aussicht auf etwas Besseres benommen ist — also mißrathene Studenten, verfommene Handwerker u. dgl. Es ist da­­her leicht zu begreifen, daß ein solcher Unterricht keines,­fall ein günstiges Resultat liefern kann. Es mögen daher die Eltern, denen das Wohl ihrer Kinder wahrhaft am Herzen liegt, und die neben­­bei wirklich Geld ersparen wollen, das Ebengesagte wohl überlegen und sie werden selber einsehen, daß ein gründe­lt gebildeter, geprüfter, erfahrener Pädagog in kurzer Zeit reichlich das den Schülern beibringt, wozu ein Dilettant des Lehrfaches wenigstens die dreifache An­apl Stunden geben muß, zahlt man nun dem tüchtigen Manne das Doppelte, von dem, weni­ man den Stümper honorirt, so ist immer noch Geld und — was wo mehr ist — Zeit gewonnen. L. K. Lokale * Allerhöchste Spende. Seine Majestät der Kaiser und König hat den römisch-katholischen Ge­­meinden in Nyustöd im Háromböleri und Alfó« Jára im Tordaer Komitat, und zwar der ersteren zu ihrem Kirchenbau 200 fl., der legteren zu ihrem Kirchen- und Schulbau 100 fl. aus der a. h. Privatschatulle ges­­pendet. * Die Ausgleichs-Verhandlungs- Schwierigkeiten werde schon so lange zum Nachheile beider Neidshälften zwischen deren Vertre­­tungen abschweben, solen nun definitiv beseitigt werden. „Pelti Naplo“ folportirt nämlich eine angeblich verläp­­fte Nachricht aus Wien, vermöge welcher das ung­ar­iische Ministerium beigeroffen haben soi, in allen Differenzpunkten nachzugeben, damit endlich die zu wichtigen, Lebensfragen behandelnden Arbeiten nöthige parlamentarische Ruhe Plap_ greife. Um diesen Ausgleich auf genannter Basis durchzubringen habe die Regierung über ihre Part­ei genaue Runds hau gehalten und dabei herausgebracht, daß sie mit Einrechnung der Kroaten und Siebenbürger auf eine Majorität von 32 Stimmen zählen könne, worauf ge­­stüpt sie den Ausgleich um jeden Preis in Wien zu Stande bringen will. Besonders hofft man in Wien auf die Nachgiebigkeit der ungarischen Deputirten, bezüglich der Achtzigmillionens Angelegenheit. Die Ein­­berufung der Delegationen ist für den 8. oder 10. Mai in Aussicht genommen. *Unter den Neubeförderten bed legs­ten Mais Avancements befindet si auch der Herr Oberst« lieutenant und Y Honved- Stationd « Kommandant von Oedenburg v. Selencsic, welchen seine Majestät der Kaiser und König zum Obersten mit Belastung auf seinem Dienstposten ernannt hat. * Bür Lehramtsbeflißene oft eine Profe­ssur an der Arader Staats-Oberrealschule er­ledigt. Es ist nämlich daselbst der Lehrstuhl für Freie bandzeichnen mit 1200 fl. Fahrergehalt, 200 fl. Quartier­geld und 100 fl. Duinquenalzulage zu belegen und sind die am das Unterrichtsministerium zu richtenden Ber­werbungsgerude bis zum 25. Mai I. 3. bei dem Ober­­direktorat des Großwardeiner Studiendistriktes einzur­­eichen. *" Adoption von Minderjährigen Der Justizminister hat im Einvernehmen mit dem Mi­­nister des Innern einen Zirkular-Erlaß an sämmtliche Munizipien gerichtet, mittelst welchem den Waifenbe­­hörden zur Kenntniß gebracht wird, dab sie in Gemäde­heit der SS. 20 und 113 ded Gl. XX: 1877, in Angelegenheiten der Adoption von Minderjährigen nur insofern Einfluß nehmen können, als die Waifenbehör­­den berufen erscheinen, das Rechtegeschäft der Adoption von Seite der Minorennen einer Beurtheilung zu unterzie­­hen und zu erklären, ob der M­inorenne dieses Nechtes geschäft acceptiren könne, oder nit? Die diesbezüglic­hen Beichlüffe der Waffenbehörden sind übrigens dem ee­teiten, zur definitiven Entscheidung zu untere * Die Pariser­ Weltausstellung — nicht fertig! so lautet das neueste Bulletin von der Saine. Trop der riesigen Anstrengungen ist es nicht gelungen, die Arbeiten in der Ausstellung zur­ Volle­­ndung zu­ bringen und vor dem 15. Mai ist nicht daran zu denken, daß in das gegenwärtig herrschende Ehaos Ordnung gebracht wird. So wird denn auch — wie eine Depesche aus Paris meldet — die Ausstellung am 1. Mai (Mittwoch) nur formell eröffnet werden. «Der Maimarkt wird in Oedenburg am 6.-- 7.und 8.d.M.abgehalten werden. * Das „Bulden-Pidnid“ zum Besten der hier zu errichtenden „Hausindustrie-Schule“ . am­­ legten Samstag in den Gafinosälen hat dem gemeine nügigen Zweckk ein sehr namhaftes Erträgnis ges liefert. Obgleich wir nicht ermangeln werden seiner Zeit die vom betreffenden p. t. Arraneirungs-Comite zu er­­stattende Rechnungslegung zu veröffentlichen, so wollen wir doch schon heute anführen, daß bei 1200 fl. rein eingegangen sind. Er macht dieses glänzende Resultat dem Bürgersinne der Dedenburger alle Ehre, allein dennoch werden (und zwar gewiß berechtigter - -; ..: a

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