Oedenburger Zeitung, 1878. Juni (Jahrgang 11, nr. 66-78)

1878-06-02 / nr. 66

Der alte Kilian Lehmayer besah 3 Kinder, 2 Töchter und einen Sohn. Seinen Sohn ließ er natürlich studiren und als derselbe nach abgelegter Maturitätsprüfung nach Hause kam und sein Vater ihn fragte, was er nun weiter anfangen wollte, antwortete ihm dieser rundweg, er wolle Geistlicher werden. Der alte Lehmayer antwortete nicht sogleich. Er hatte so viele Gründe für,­ald wider diesen Plan. Meiligte er ein, so war er auch mit dem Namen Lehr­mayer und dad war ein empfindlicher Stoß für die Eitelkeit der Alten, hingegen blieb aber das Gut im Besis s einer Töchter, von denen die Xeltere ohne dich sein Liebling war. Wäre jedoch der junge Lehmayer so wanfelmüthig gewesen wie sein Vater, so wäre sein Plan ohne Weitered verunglückt, so aber erklärte er ihm, wenn er ihn am M Weiterstudiren hindere, er in das nächste bitte Kloster als Mönch treten wolle. Dieß wäre dem Alten natürlich noch weniger von Dortheil gewesen. Als Weltpriester konnte er wenigstend Bischof werden und so Ehre und Glanz über seine Familie verbreiten, wo ihm auch sein Sohn, als natürlich und selbstverständlich darstellte. Damit war die Sache abge»­eban. Seine Töchter ließ der Alte in der Stadt in einem Kloster erziehen. Margarethe, die Aeltere, sehnte sich nach der Unabhängigkeit und dem Wohlstande, so­wie nach der frischen Luft ihrer Heimath, während Elisabeth das Gemwahl der Stadt, das großartige, Imposante, des dortigen Lebens und Treibend liebte. Sie zog «8 vor, als Hilfslehrerin eines Instituts in der Stadt zu bleiben, wogegen ihre Vater nicht­ einzu­­wenden hatte. So kehrte denn Margarethe allein in ihr Baterhaus zurück. (Fortseßung folgt:) m —— nn SET TEE TEEIRRTRE m — —IE­RT FÜR EDEN ROESERUES UWE RE FRE a­ lichen Verhältnisse und den nationale Choirakter,nicht minder den allgemeinen Bildungsgrad vor Augen hal­­tende Justizgebung.»HieRhodus!hicsa-Ita!«Gibt man einem Volke gute Gesetze-sagt Budile,der treff­­liche Kulturhistoriker-so gibt man ihm eine der Hauptbedingungen seiner Existenz. Aber leider ist in der Maulwurf­arbeit der ungar. Kodifikatoren weder System noch Metho­de enthaltem Manarbeiterrastiog,man möchte sagen,mit Dampfs­kraft darauf los,die bereits unabsehbare Anzahl von Gesetzen zu vermehren,aber Richter und Advokaten ha­­ben nur Worte des herbsten Tadels für diesen Ratten­­könig von schlecht und gedankenlos kompilikten Gesetzem Mantefe nur die Denkschriften der ungarischen Advokatenkammern,man höke nur die bitlckten Klagen des Advokatens und Richterstandes—und man wird zugeben müssen,daß wohl noch nie die Vreform­ der Justizgesetzgebung so kopflos geplant und so oberflächlich ausgeführt wurde,wie dies gegenwärtig inllngam der Fall ist.·Gesetze,die kaum die Sanktion erlangt und ins Leben eingeführt werden, erweisen si schon als unvollkom­men, unklar, verworren stylifirt und einer gründlichen Korrektur bedürftig. Vom Justizministerium aus, geht dann ein wahrer Plagregen von Geistnovellen und Unordnungen nieder, die bereits gesammelt, eine lange Reihe von Bänden füllen. Einen Zivilfoder hat aber Ungarn noch immer nicht und das neue Strafe geregbch wird ohne Strafprügefordnung in’s Leben treten. Alles wurde verfehrt und verschroben gemacht, das Wictigste auf die lange Bank geschoben und das Nebel flüssige zuerst in’s Leben gerufen. Die Institution der der Öffentlichen Notare z. DB. ist — obwohl kaum vor einigen Jahren in’s Leben gerufen — bereits dem Zode geweiht. Das Volk hält sich so kühl dieser ihm fremden Institution gegenüber, daß es beileibe seinen Notar aufsuchen will. Leptere nagen denn, einige wenige Städte aufgenommen, entweder am Hung­erlude, oder beeilen sic, ihr Amt niederzulegen. Die Maßregelung und Belastung des Advokatenstandes erschien dagegen den Reformern der ungarischen Justizgeleggebung als die schleunigste Aufgabe. Man machte aus dem ungari­­schen Riechtsanwalte ein vom Staate bevormundetes, mit drückenden Pflichten überhäuftes und in seinem Erwerbe lebhaft verkürztes Individuum. Was sind aber die Folgen derartiger Gelege und Verhältnisse? Vor allem eine schlechte Justiz, eine für die Interessen des streitigen Publikums höcht nac»­theilige Unsicherheit im Labyrinthe der Gelege ohne Zahl, eine unverhältnismäßig große Zahl von abges­onderten erstrichterlichen Urtheilen und — was beinahe alltäglich ist — diametral entgegengelegte prinzipielle Entreidungen des obersten Gerichtshofes, in kongrus­enten Fällen. Diesen unl­angbaren, von der unab­­hängigen Presse ohne Unterla shart beleuchteten Thate lachen gegenüber, hilft das von offiziösen Organen verp­fändete Selbstlob nichte. a A 7 # Seine Majestät der König hat Allerhöchst folgende Ausz­eichnungen zu verleihen geruht: Dem königl. ungarischen Staatssekretär Hrn. Karl v. Esemegi den höchsten Orden für Zivilver­­dienst, das Ritterkreuz des St. Steph­andordens, anläßig der Verfaßung des neuen ungarischen Strafger­ießes. Ferner in Anerkennung ihrer V­erdienste um den Bau des neuen Budapester Staatsbahnhofes der östers­reichischen Staatsbahngesellsshaft , dem Baudirektor August Wieczfiiddy de Seres den eisernen Kronene­orden dritter Klasse und dem Bauunternehmer Alexan­­der Gustav Gi­ffel, dem Architekten Adolf Paul und dem Oberingenieur der österreichischen Staatsbahngesells­­chaft Bieter Bernard das Ritterkreuz des Franz Jojetz-Ordens. * Die Unabhängigkeit des ungaris­c­hen Nitterstandes ward bekanntlich schon durch einen Lesepartikel des Jahres 1871 befestigt, ins soferne, daß dem ernannten Ylichter Unabjegbarkeit ga=­rantirt wurde und selbst die Niederregung oder Pensios­iirung einen Nichterd nicht von der Negierung, sondern von dem Urtheile einer Disciplinar - Untersuchung abe bängig gemacht wurde. Dad war damals unter der viel verpönten Drafpartei. Kaum war das liberale N&zime and Nuder gelangt, als ein neues Gefeg geschaffen wur­­de, demzufolge es dem Einsehen der Regierung freisteht, bis zum 4. Juni des heutigen Jahres Nichter, die nicht passen, oder die fs etwas widerhaarig zeigen, zu vers­toßen oder zu pensioniren. Dieser Termin läuft, wie ges­­agt, am 4. Juni ab und interessant wäre die statistische Tabelle jener Richter, die während dieser Zeit strafweis verlegt oder pensionirt wurden. Ein auf den Ricterstuhl bezughabender Geseh­­entwurf, über die Disciplinar-Untersuchung gegen Rich­­ter, liegt dem Abgeordnetenhause jegt vor und dürfte näcstens über denselben berathschlagt werden. * Zunge Wanderer. Seit vorigen Mittwoch­ weilt eine peripathetische Gesellschaft ganz junger Leute in unserer Stadt, welche im Wandern ihren Wissens­­durst zu fü­llen kam und mithin mit dem Lehrzeichen das Angenehme zu verbinden versteht. Es sind nämlich 16 Studirende von der Wein- und Gartenhaus Lehr­anstalt zu Klosterneuburg mit ihrem Herrn Keller­meister im Hotel zur „weißen N­ofe“ abgestiegen. Am vorigen Mittwoch wohnten sie dem Majalis bei, zu welchem sie von der biejinen evang. Schuljugend einge­­laden worden waren. Bei leider während des Festes Nachmittags eingetretenen Negen kehrten dieselben vom „Studentenbrunnen” nach der Stadt zurück, besichtigten die imposanten Kellereien des Weingroßhändlers Herrn Ignaz Nitter v. Standorffer und verfügten sich dann Abends zum Schluß ded „Majalis” in die Turnhalle , wo aber solch­ eine enorme V­ölle herrschte, hab wir, Die wir gerne über das Belt Details ges­pracht hätten, vor Hige und Gedränge nicht auszue barren vermochten. Das aber können wir Fonstatiren, das an 200 Paare am Zange sich betheiligten und eine außerordentlich animirte Stimmung heriichte. Insbesondere der EsArd&s­chien die junge Welt im höchsten Maße zu befriedigen, er wurde nahezu durch eine Stunde ununterbrochen mit unverminderter Berve bis zur gänzlichen Sc­höpfung je­mancher „Schönen“ getanzt. Unter der jungen Mädchen- und Frauenwelt gab es viele Liebreizende Erscheinungen und dürften die Bärte aus Schosterneuburg diesen Theil ihrer Wahrnehmungen der Naturprodukte Dedenburgs, bei der Beurtheilung unserer bierstadtischen Slora wohl obenan stellen, die „bella donna“ sommt hier in unzähligen Gremplaren vor. Unsere lieben jugendlichen Säfte haben Donnerstag unter anderen Sehenswürdige Zeiten unserer Stadt, an dem bekannten Ortologen Herrn Georg Baumann, in seinem berrligen Nofene­garten einen Besuch abgestattet und sich an den Wesultaten einer Ziergärtnerei erfreut. Freitage endlich machten sie mittelst Omnibussen nach dem nahen traulichen Städtchen Muhßt, (eine der wictigsten Pflanzstätten ungarischen Nebensaftes) einen lohnenden Ausflug. "MWandorf. Wir schrieben kürzlich, dah daselbst unter den Kindern eine bedenkliche Halbfrankheit ausge­­broch­en es. Hierüber theilt und der Herr Bezirksarzt, Dr. Bergmann folgendes mit: „Thatsächlich kamen nun M Wandorf seit 20. Mai I. 3. unter den Kindern Strafladerkrankungen häufiger vor, jedoch mit sehr günstigen Verlauf, indem von den 20 erkrankten Schule­findern feines starb. Halsaffekte sind bei­ Scarlach charakteristisch. Ein eigentlicher Diphteritigfall ist bis jegt jedoch ni­cht vorgekommen.“ —­ Unser Gewährsmann beharrt auf der Behauptung, daß dennoch Kinder gestore­ben seien, er wird auch ohne Zweifel recht haben, aber auch der Herr Doktor ist gewiß in seinem Rechte, den Sterbefällen werden eben andere Todesursacen zu­grunde liegen. * Strolche. Vor einigen Tagen fuhr ein Hühnerkrämer von der Körmenderstrasse abseits nach den ringsum liegenden Ortschaften um Geflügel daselbst einzulaufen, da gelangte er in ein außerhalb des Ortes allein stehendes Wirthehaus, wo er kurze Zeit Rast hielt, um sein Pferd zu füttern. Abends wollte er von dort weiter fahren, allein der Wirth rieb­ ihm davon ab, da er gehört haben wollte, daß an demselben Tage im nahen Walde einige verdächtig aussehende Männer ge­sehen worden seien. Der Hühnerfrämer übernachtete auch wirklich im Wirthehause und fuhr erst des andern Tages, als Schon die Sonne hoch am Himmel stand, weiter. Kaum aber war er eine kurze Strebe weit in dem nahen Walde gefahren, so kamen auch Schon 4 kräftige Strobche auf den Wagen zu. Wie er ihrer ansichtig wurde, sprang er mit seinem 12-jährigen Sohne vom Wagen und lief mit­­­iesem gemeinschaftlich in die Nichtung gegen das Wirthshaus zurück. Die Bagabunden verfolgten sie jedoch und erreichten bald den Knaben. Auf das Geschrei deöe­selben wandte sich der Vater um, in der Absicht seinem Sohne zu Hilfe zu eilen. Er wurde aber von den Strolchen angegriffen und seiner Baarschaft, über 500 fl. beraubt. Sein Leben und das des Kindes liehen die Straffenräuber unangetastet.­­ Pferdedieb. Bekanntlich sind im nahen Wandorf an der Mehrzahl der Häuser seine drei Nachts zu verschließenden Gaffenthöre, daher ist es den Dieben ein Leichtes in die Hofräume der Häuser zu gelangen. Obwohl die Thüren zu den Ställen, worin die Saraffen ihren Biehstand untergebracht haben, des Nachts versperren, so gelang es dennoch, in der Nacht vom Dienstag auf dem Mittwoch, Dieben in einen sol­chen Stall einzudringen. Sie führten von vier dort befindlich gewesenen Pferden Glied davon. In der Morgenstunde gewährte der Eigenthümer den Diebstahl und ergriff sogleich Machregeln um in der Umgebung­ zu erforschen, welche Richtung der oder die Pferdedicke genommen haben. Nach vielfachen Nachfragen und Er­­hebungen erfuhr er, daß das gestohlene Pferd­chen über die Leitha nach Oesterreich gebracht worden sei. ” Er machte sich auf die Verfolgung und kam endlich in ein Dorf nährt er.»Neustadt zu einem Schmiede, bei­­welchem, kurz vorher das gesuchte Pferd beschlagen wor­­den war. S­o auf die richtige Spur gelenkt, erwies es si, daß sein Pferd bereits an einem andern Befiger verfauft worden ist. Dadurc, konnte auch der Dieb auch geforscht werden. Derselbe ist bereits seit 2 Jahren in Mandorf wohnhaft, jedoch ein schon öfter abgestraftes Individuum. Das bei ihm vorgefundene Geld wurde ihm abgenommen, das Pferd dem Gigenthiümer zurück­gegeben und der Dieb zur weiteren Aburtheilung dem Gerichte eingeliefert. * Neuhofmusif und musikalische Retraite Die Mufiffapele des löbl. Infanterier­es­timentes „Erzherzog Ernst" No. 48 wird — wie uns mitgetheilt wird­­—­ von nun an nit mehr jeden Donnerstag, sondern alle Dienstag Nachmittag von '­,6 Uhr ab im Neuhofgarten concertiven und statt Samstag jeden Freitag Abends den Zapfenstreich mit Mufife­begleitung begeben. * Beim Förster­bauteam „Barijch“ wurde vor einigen Tagen eine geräumige, gedechte Berans­cha erbaut, welche bei eventuell eintretenden Negen dem Publik­um angenehmen Schug gewährt. Dieser Ausflugs­­punkt (der „Wariich“ nämlich) ist, seitdem Herr Lift daselbst eine gute Restauration errichtet, zweientsprechende Kegelbahnen in Stand gelegt und sogar der Kleinen nit vergessen hat. Die eine bequeme Schaufel zur Kurzweil einladet, ein jeher beliebter Er­­holungsort unterd luftwandelnden Publikums geworden, dab dort gerne, namentlich in dem alle eine Gruppe macht, wenn er entweder die „Sarlehöhe" zu ersteigen beabsichtigt, oder nach genoßenen herrlichen Nundbiid von genannter Höhe wieder hernieder gestiegen ist. * Auf der Grabenrunde, unter den hübichesten Verlaufsgewöiber beachtete man schon seit Jahren gerne auch das reichhaltige Galanterie- und Spielwaarengeschäft des Herren Wilhelm Zobel. Der seitherige Eigenthümer hat nunmehr das Geschäft aufgegeben und in seinem Kommis Hrn. Prusinhfy, einen thätigen, strebsamen und sehr geschäftstüchtigen jungen Manne abgetreten. Derselbe wird sich nun eifrigst bemühen, unter der Firma: „" Prusingly" die Handlung fortzuführen und ein Besuch in seinem Geschäfte wird Ledermann überzeugen, daß er ein wohlafsortirtes Lager geschmack voller Balanteries­artikel aller Art, sowohl für Damen (als Fächer, Necessaires, Nippes und andere Kurzwaaren) als auch für Herren und zwar: Naudrequisiten, Spazierftöd e­tc. befigt, worin auch Kinder, was ihr Herz erfreut, sind den dünnen und wo bei billigen Preisen, mit der größten Aufmerksamkeit und Geschäftscourance die p. t. Kunden bedient werden. * Edle Spenden. Der Männergesangverein „Liebderfrang“ hat bekanntlich von dem Erträgnige des, im verfloffenen Falhinge abgehaltenen Balles, zur Une­rhaffung von Kleidungsstüden für arme Sinder, Die heuer zur Gonfirmation gehen, dem evang. Gonvente 26 fl. übergeben. Zu gleichem Zwecke hat Herr &. Sc­. 6 fl. 30 Er. gespendet, wofür den Spendern Herr Luds­wig Bergmann, im Namen der armen Kinder, seie­nen Dank ausspricht. * Die Zeitschrift „Der Sport“, das Gentrals Organ für die Interessen der Pferdezucht, schreibt in Nr. 21 vom 25. Mai 1873 über das f. f. priv. Nestii­tutiond-Fluid vom f. Ef. Hoflieferanten Stanz Toh. KEwizda: Bei der geringen Anerkennung, welche bei uns in Oesterreich das Heimlsche findet — bei Herrn Kmwizda kann man dies zwar durchaus nicht sagen, sei­­nem Nestitutiond-Fluid wurde bei­ Hoc und Nieder die ihm gebührende Würdigung zu Theil — freut «8. dops­­elt, wenn man sieht, wie die Erfindung oder das Präparat eines Oesterreichers auch im Auslande gefrägt und gesucht wird. Uns liegen eine Anzahl von Anerken­­nungsschreiben aus Frankreich über Kwizda’d Restitu­tion de$luid vor, von denen wir nur die hervorragend«­sten erwähnen wollen. Besonders günstig Außert fs) Graf de Montigny, früherer Generals Inspector der französischen Gestüte und General»Stallmeister der Gas­tallerieschule zu Saumur, der auch einst beim 3. Husas­ien-Regiment in unserer Armee gedient, also eine hippo­­logische apaeität ersten Ranges, über das Fluid, so dob die anderen Anerkennungsschreiben, wenn wir auch­ gewiß deren Werth nicht verfennen, der Grafen Damas, David de Beauregard, des Herzogs von Chartres, des Grafen Luig” 35 der großen Firma Gejat Serepei,

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