Oedenburger Zeitung, 1878. Juli (Jahrgang 11, nr. 79-91)

1878-07-03 / nr. 79

ET Ba | "| == | gimeß, bei redlichen Willen und fleißiger Arbeit,L dieser Milionen versclingende Moloch in einer nicht allzu­ fernen Zukunft ganz aus den Bilanzen unseres Seil verbannt werde. Dazu ist es dem Tiha-Kabinet doc gelungen, einen Ausgleich mit Oesterreich abzuschließen, der Ungarn, gegenüber dem früheren Abkommen, ganz nahmhafte Vortheile bringt. Die wirtsschaftliche Lage ist demnach, mit Hin­­blick auf die Zukunft, seine so Mägliche, wie manche Leute immer behaupten ; ja er laßt sich mit einer ge­wissen Bestimmtheit sagen, daß nun nach der erfolgten Regelung der wirtscchaftlichen­­ Verhältnisse bei einer verständigen franzöilugen Leitung, Ungarn bald Alles in materieller Beziehung wiedererlangen wird, was «8 durch die heillose Wirthschaft der Lonny’s und Sherkas poly’s verloren hat. Dody­s Arbeit und Ausdauer ge­­hören dazu. Unsere anderen Magyaren mit ihrem fanguinisc­hen Temperament können si allerdings ihr schwer mit dem Gedanken befreunden, da­ eine Besseiung der Verhältnisse nur langsam und almählig erfolgen kann. Tiba dürfte al in der Lage sein, sein Werk zu Ende führen, denn so viel sich heute bei einiger Kennte­niß der Verhältniße in Ungarn sagen läßt, ist sein Sieg bei den Neuwahlen für den­­ Reichstag gewiß. Das Volk hat sein Vertrauen zu den Oppositionen ; die ver­­einigte Opposition hat sein Programm, seinen Kopf, die äußerste Linke Mann aus begreiflichen Gründen kaum in Betracht gezogen werden. Die liberale Partei, welche die ehemalige Denkpartei und das frühere linke Zentrum heute in fi­ faßt, absorbirt beinahe alles an politischer Reife in Ungarn und ist darum die einzige regierungsfähige Part­ei in Ungarn; man glaube ja nicht, daß für diese Parther keine Chancen für die Zuk­­unft vorhanden seien, man muß nur redlich wol­­len und nicht in verzagter Weise einbilden alle guten Patrioten Ungarns hätten heute und für alle Zeit schon gelähbmte Schwingen. Du jol­t nicht .... nah des Nädpiten ut. Dieses zehnte Gebot des Herrn hat wohl für Pri­­vatpersonen Geltung, und Damwiderhandelnde verfallen schon der irdischen Gerechtigkeit, aber in der äußeren Politik kommt oft das Gegentheil zur Anwendung. Braf Andrasfy wenigstens hält es für geeignet, Bosnien und die Herzegowina durch öster­reichisch - ungarische Truppen bejegen zu lassen und nennt dieses Au­streben seines Armes nach fremdem Gute bloß Osfupation auf Zeit, beileibe nicht Refißergreifung fremden Eigenthums. Oesterreich-Ungarn (so heißt es) erhält vom Kon­­gresse lediglich den Auftrag, die noch fast in der Nacht des Barbarismus schlummernden Bevölkerungen zu or­­ganisiren. Vortrefflich, aber welcher Staatsmann wird sie einbilden, dab Oesterreichh Trachten dahin geben wird, die Bande, welche Bosnien und die Herzegowina an die Pforte knüpfen, enger zu fließen. Hu Ruh­­land hat seinen Theil empfangen und wiederum in ei­­ner Form, die darauf berechnet ist, die öffentliche Mei­­nung zu schonen. Man hat ihm Bulgarien nicht aus­­drüclich preisgegeben ; der Kongreß hat sogar die Dauer der russischen Belegung dieser Provinz auf ein Jahr firirt; aber er hieße dem Scarfblide unserer Zeier zu nahe treten, wenn wir ihnen erst darthun wollten, daß Bulgarien schon seit dem Einfluße Ruklands wehrlos ausgeliefert ist, bis dieser Einfluß ss bei der ersten Gelegenheit in unmittelbaren Befig verwandeln wird. Der Kongreß hat das nicht gesagt und konnte es auch Und die Beute sammeln sich um die Budapester Kasernen. Zede Kaserne ist eine Maschine, in die man einen Menschen mit Monokel, Lachhuben, genau figen­­dem Salonrod, und aus der Seitentasche sofett blinken» dem rothen Seiden-Kashentuch, — oder mit Bauern« but, wallenden Galgen, mit taufend glänzenden Knöpfc­hen bejegter Weste und aufwärts gebogenen ,pipaus­­laufenden Stiefeln hineinstößt, damit sie auf der an­­dern Seite als blau angelaufene Leute mit blauer Müße, blauer ade, engen blauen Hosen und ungewiderten fahlen Zeopanfen, wie sie eben erst gefaßt wurden, mit dem Zornister und der Blechbüchse auf dem Rüden, den Flederwildy an der Seite und dem Bajonnetgewehr auf der Schulter herauskommen.­­ In langen Reihen ziehen die Bursche in viese Um­wandlungs-Institute, besteigen dann die­isenbahn und mitten aus dem Geraffel der Räder tönt das Wolfd­­lied, traurig, gedehnt, wer weiß wie oft wiederholt: „Muß nach Totis ich marsciren, Scheint der Himmel selbst zu frieren, Meinen die Millionen Sterne, — Weil ich zieh in die Kaserne.“ Aus einem andern Waggon antwortet ed melancholisch : „Mutter, suchst du meine Spur, Komme du nach Ofen nur; Da sind die Nekruten-Tröpfe, Schheert man ihre fraufen Köpfe." Dann fingen sie zusammen : „Schheert man mir das fraufe Haar, Reicht ed meiner Kiebsten dar; Mehr als Haare da zu Hauf, Bielen heiße Thränen drauf. Koloman Törs, nicht sagen; aber er macht Bulgarien zum Siegespreis des ganzen Septen Krieges. So haben denn die Pläne, welche man von Anfang an Rusland zuschrieb, und die, wie man srets annahm, von Deutschland unterfragt wurden, schließlich den Sieg über den Widerstand Eng­­lands davongetragen. Die beiden, oder richtiger Die drei Kaiserreiche — denn Oesterreich-Ungarn hat wahrschein­­lich seinen Augenblick die Allianz von 1871 gebrochen — die drei Kaiserreiche haben ihren Zweck auf einem Umwege erreicht und die Theilung der Zürfei, ein wahr ve8­seitenftüd zur Theilung Polens, hat begonnen. Dir hatten dies stets vorhergesehen, gewiß nicht mit Beifall, aber ald die unvermeidliche Folge des Unternehmungsgeistes Ruhlands und des Beifalls der Türkei. Schon aus der allerhöchsten Thronrede, womit Seine Majestät der König den ungarischen Reichstag geschlossen hat, geht hervor, daß Desterreicherungarn sein „Begehren nach den Nächten Gut," selbst gegen jeden Widerstand durchführen will. Graf Andrasfy macht sie darauf gefaßt, sein Orientprogramm im Nothfalle gegen alle Eventualitäten durchzuseßen. Der Monarch drüct in seiner Ansprache an das ungarische Parlament die Hoffnung aus, dab­e& gelingen werde, „nebst den Interessen unserer Monarchie auch die Segnungen des Friedens zu sichern.” Dieses „auch“ enthält für Jeden, der zu lesen versteht, seinen anderen Sinn, als den einer bloß bedingten riedenssicherheit, die eben erst in zweiter Reihe steht, während die allererste und nachdrücklich­e Betonung auf die „Interessen unserer Monarchie" gelegt ist. Und um darüber gar seinen Zweifel zu lassen, heißt es in einem weiteren Sage glei darauf: „Möge die Zukunft nach immer bringen, so können wir darauf vertrauen u.­­. w.* Das klingt durchaus nicht wie eine vollberuhigende Gewähr dafür, daß sich die Ereigniße ohne alle Bedrohung des Frie­­dens vollziehen m­ü­ss­ten, sondern es ist die Möglich­­keit ins Auge gefaßt und offen ausgesprochen, daß hier­bei all Hindernisse gewaltsam zu beseitigen sein künn­­ten. Zusammengehalten mit allen Berliner Berichten über die Schwierigkeiten und die Widerstandselemente, welche sich gegen die österreichische Okkupation erheben könnten, ergibt js ein vollkommener Einklang der Aufs­taffung der Situation. Die Hoffnung wiegt allerdings noch immer vor, daß wenigstens nicht sofort bei dem Einmarsche unserer Truppen in die zu effupirenden Länder fi­chese Schwierigkeiten ergeben dürften, und damit stimmt auch die telegraphische Meldung des Cor­­respondenz -Bureau’d aus Konstantinopel, das die Pforte schwerlt militärische Maßnahmen gegen den österreic­hischen Einmarsch ergreifen werde. Von Interessse und Wichtigkeit ist die Beurthei­­lung, welche die österreichische Okkupationsidee in der europäischen Publizistik findet. Der Gresammteindruch, der bei den Einen wohlwollend, bei den Anderen mide wollend zum Durchbruche kommt, ist, daß die Okkupa­­tion zum mindesten eine dauernde sein werde, wenn sie nicht über kurz oder lang in die vollständige Annexion übergeht und daß die Theilung der Türkei das faktische Ergebnis der Kongresverhandlungen bilden wird. In den Berliner Blätter finden ss vorläufig nur kurzzeili­­ge Mphorismen über den Gegenstand. „Ob mit oder ohne Mandat Europa’s — sagt die „Nationalzeitung“ — die 80.000 Mann Desterreicher werden dah Ders­chaltniß Desterreich-Ungarns zur Pforte sofort auf eine neue Grundlage stellen.“ Wer nun auch die Baden leite, ob Graf Andrasfy, ob andere Leute hinter ihm, welches auch die ausschlaggebenden Interessen seien, die monarchischen, die zig. oder transleithanischen, oder viels leicht verborgene Benni Interessen, welche sich an die Fünfzige große österreichische Bahnlinie nach Salo» nicht legen — der Erfolg ist die Lostrennung Bosniens, der Herzegowina, kurz der nordwestlichen Gebiete der Balkanhalbinsel von dem türkischen Staatensystem. Und die „Nordd. Allg. Btg.", das Organ Bismarts, kommentirt die so entschieden in den Plan des deutschen eigentlichen Kongreßmachers passende Politik Desterreichs mit nachstehenden, an die Pforte adressirten Worten: ‚Man scheint in S Konstantinopel damit einverstanden, daß Desterreich die Pazifikation und Organisation jener Provinzen übernimmt, vielleicht auch, einige Eisenbahnen und Straßen baut, jedoch das Land abddann mit oder ohne Schottenentschädigung wieder verläßt. Oesterreich- Ungarn macht die genannten Provinzen wieder ertragdn­fähig, forgt, daß dieselben der Pforte wieder Steuern zahlen können, betrachtet aber damit seine Mission als erfüllt.” So außerordentlich bequem für die türkische Staatsleitung scheinen die Dinge denn doch nicht ver­laufen zu wollen, wenigstens dürfte man sich in Wien jeder bedanken, Bosnien und die Herzegowina­­ für Serbien zu organisiren.“ Biel lieber ist es offenbar der „Nordd. Allg“, wenn Oesterreichs Ungarn die genann­­ten Provinzen für si selber organisirt. Aber selbst mit d­iesem Gußresultate sind wir nit einverstanden, weh haben wir shh­elich davon, daß wir diese kulturbedürftigen Stämme beleden und uns selber einen Herd der Revolution bauen? Wenn uns schon nach jenem fremden Gute gelüftet, brauchten wir es jegt nicht vermittelst Waffengewalt zu offupiren, doc hätten wir vor nicht ganz zwei Jahren gedhenft bekommen können. Heute fottet er und viel Geld und noch mehr Sympathien, die wir uns lieber erhalten sollten, als Bosnien und die Herzegowina. Lokales. "Ausz­eichnung. Se. Majestät der König, bat dem Piaristen-Professor Alexander Kucserif, in Anerkennung seiner fünfzigjährigen Lehrthätigkeit das goldene Verdienstkreuz mit der Krone verliehen. *Ernennung. Der Graner Domherr und Probst Karl Bubla de Nemesujfalu, wurde von Seiner Majestät zum Z Titularbischof von Arben ernannt. *A Unser Herr Minister» Präsident Koloman v. Tipa wird bestimmtem Vernehmen nachh, am 14. Juli in Debreczin eintreffen, um seinen Wählern den Rechenschaftsbericht zu erstatten und hier zum erstenmal das neue Aktionsprogramm der liberalen Partei zu entwiceln. — Gegenüber der von einigen liberalen Blättern gebrachten Nachricht, als beabsichtige der Ministerpräsident außer in Debregzin, auch noch in Großwardein und Kalhau als Kandidat für die fünfzi­­gen Neid­etagswahlen aufzutreten, erklärt „Debr. EN." ich ermächtigt, zu erklärt, haß Koloman v. Tiha nie daran gedacht, in Kaldhau oder Großwarbdein sich um ein Mandat zu bewerben, sondern die Debrecziner Kan­­didatur, falls der erste Debrecziner Wahlkreis ihm wies der sein Bertrauen schenkt, anzunehmen entschloßen ist, died umso mehr, da er 1875 im Kollegiumhofe feierlich erklärt habe, daßh „So lange das Bertrauen des Debrec einer ersten Wahlfreifes ihn besleht, er diesem Wahl« freife mit der größten Bereitwilligkeit zur Verfügung stehen werde." * Seine Ercellenz der Landbedkone mandirende Herr Ben. d. Gav. Baron Edel­heim-Gyulai traf, nachdem er unsere Stadt, wo Hochoderfelde sich überaus befriedigt, sowohl über Aus­­bildung und Haltung der Truppen, als über den Stand der Herrenanstalten ausgesprochen haben sol, von &sorna in Raab ein, woselbst auch Brigadier Polacset aus Komorn zu den in der Begleitung Sr. Erzellenz be­­findlichen Generalen sich einstelte. Am Dienstag wurde eine Nevue abgehalten über dad unter Kommando des Oberstlieutenants Baron Ne­dh­ba­ch ausgerückte Reserves Commando Nr. 19 und fanden hierauf bis 3 Uhr Nach­mittags taktliche Crerzitien und Nebungen im zerstreuten Gefechte statt. Am Mittwoch hielt Se. Breellenz trog des strömenden Regend eine Revue über das 5. Huparons Regiment ab. Auch in den septgenannten beiden Stati­­onen sol ed den Militärs gelungen sein, sie die lobende Anerkennung Seiner Ereellenz zu erwerben. *"Der bhiefige Magistrat erlädt nachste­­bende Kundmachung: Da die Nebenwidler- Raupe (tortrix pilleriana) in den Weingärten des Dedenburger, Wieselburger, Eisenburger, Baranyaer, Stuhlweissenburger und Zsolnaer Komitates großen Schaden anrichtet, so werden die Weingartenbefißer aufgefordert, nicht nur die Raupe selbst, sondern auch deren Gier, welche gelblichgrün sind, und auf die obere Seite des Weinstodblatte gelegt werden und das selbst gelblichgrüne Blechen bilden, sorgsam zusammenzu­­glauben und zu verbrennen. Das Sammeln der Eier ist von fept an bis En­­de Juli fleibig fortzulegen, da die Schmetterlinge nicht zu gleicher Zeit sie entwidkeln und Gier legen. Wenn das Abglauben und Verbrennen der Raus­pen und deren Eier unterbleibt, so ist voraussichtlic im fünfzigen Jahre ein noch größerer Schaden zu er­warten "Plößlicher Todesfal. In der Fami­­lie Ottopal hat sich am vorigen Samstag ein ers­cchütternder Ball ereignet: Die Schwiegermutter des genannten Herrn, Frau Katharina Silbersdorf, kam an demselben Tage aus Raab zu Besuch, kurze Zeit nach ihrem Hiersein, sagte sie über Unwohlsein und in der Nacht um 1­:12 Uhr war sie bereits eine­­ Leiche. Die entseerten Heberreste der fo­rail und uns vermuthet Abberufenen wurde Montag nach Raab über­­führt und gestern Dienstag auf dem dortigen städtischen Friedhofe beerdigt. Die Verblichene hat ein Alter von 56 Jahren erreicht. »Militärmufilam „WBarifd." Bom Sportd-Gomite der Garnison Dedenburgs wur­­den wir (da seine diesbezüglichen speziellen Einladungen versendet werden) ersucht, bekannt zu ges ben, daß morgen Donnerstag, den 4. Juli Nache­mittag, die Kapelle vom „Erzherzog Ernst“ 48. Linien- Infanterie-Regimente beim Försterhaufe am „Wariih“ cingeriiren wird, worauf, wie dieß auch das legte Mal der Fall war, ein Tänzchen folgen sol, * Abschiedemworte an den, nach 3Tjähriger Amtswirksamkeit, in Rahestand tretenden Herrn Jo­­hann Perczel, jubilitten Lehrer an der V­olksschule der Oedenburger evangelischen Kirchengemeinde, gesproc­hen, bei Gelegenheit der, dur denselben abgehaltenen legten öffentlichen Schulprüfung, am 1. Juli 1878, von Dr. Julius August Carl Boost, Conventspräfed der Dei­denburger evangelischen Kirchengemeinde. Geehrter Herr­­ Zeglicher, der da weiß, dach Bildung des Menschen die Erwerbung und Erweiterung seiner Kenntniße, Haupt«­erforderniße des wahren irdischen Grackes sind, — wer da weiß, daß nur der gebildete Mensch, frei von bes­engenden Vorurtheilen, frei in seinen Willen, geistig selbstständig, reif für bürgerliche Freiheit wird, seine menschlichen Leidenschaften beherrschen lernt und die gefe­rtige Bevormundung Anderer zurückweisen kann, — wer da weiß, daß nur der gebildete Men, der Kenntnibe mit Fleiß verbunden besigt, seine geistigen und körper­­lichen Kräfte voll verwerthen, im bürgerlichen Leber

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