Oedenburger Zeitung, 1878. August (Jahrgang 11, nr. 92-104)

1878-08-02 / nr. 92

Sie diesen mein, im Interesse des Baterlandes gestelltes Ersuchen auch ferner zu erfüllen die Güte haben werden.“ Demzufolge wollen und werden wir und sehr reser­­virt hal­en, aber jede und alle Nachricht unsern Zeiern zu entziehen, dazu können wir und nur bedingungsweise verpflichten. Eine der Hauptrücfichten, welche Journa­­listen zu beobachten haben ist die, der öffentliche­­ Leit nach Kräften und Umständen Genüge zu leisten. Auch wir wollen sorgfältig die und zusommenden Nach­­richten prüfen und solche deren Verbreitung und und wir für die SIutereffen der Regierung sceint, nach wie vor unfern geschäßten Lesern zur Kenntnis bringen. * Zur­­ermeidung von Außjdreis­tungen bei den Wahlen. Der Herr Fkönigl. - ung. Minister des Innern hat, wegen Inanspruch­­nahme der Militärgewalt bei den Reichstags­wahlen nur einen hohen Präsis dial-Erlaß vom 28. v. M. sammtliche Jurisdik­ionen verständigt, daß sie ss im Bedarfsfalle direkt an die betreffenden Regiments-Kommanden der gemeinsamen Ar­­mee und nur in dem Falle an die Honved-Komman­­danten wenden mögen, wenn in der betreffenden Gegend seinerlei Linien Militär bequartirt ist. Wegen Beistellung der nöthigen Mannschaft wurde vom Landesvertheidie­gungs-Minister bereits das Nöthige veranlaßt. Bei der außerordentlichen Beschränktheit der für diese Auslagen vorhandenen Mittel wir ausdrücklich betont, die Mili­­tärassistenz nur in dem Falle in Anspruch zu nehmen, wenn voraussichtliche größere Ausschreitungen bintanzu« halten sind. * Ein durchgebranntes Liebespaar. Bertroffene Woche ist der 21jährige Wirthshaftöbefigerd« John Johann M Wolfsbauer mit seiner Geliebten, (der 18jährigen Anna Handler), aus Gisenstadt flüchtig ge­­worden. Der junge Mann sorgte aber vorher für ent­­sprechende Retterpesen, indem er sich durch Diebstahl in den Befug einer Summe von 580 fl. jegte. Dies hatte das competente­­ Strafgericht veranlaßt, die gerichtliche Verfolgung Wolfsbauer's anzuordnen. Derselbe wurde Dienstag Morgens um 3 Uhr von einem Detective in Währing ausgeforscht, verhaftet und dem Wiener Landes­­gerichte eingeliefert. Seine Geliebte Anna war s­chon früher reumüthig zu ihren Angehörigen nach Gisenstadt zurückgekührt. * Stipendien des Beamten-Ber­lined. Der erste allgemeine Beamten - Verein der Österreichisch-ungarischen Monarchie wird, wie in den früheren Jahren, auch für das Schuljahr 1878/9 eine Anzahl von Stipendien an mittellose Töchter, Waisen und Witwen von Beamten verleihen. Bewerbungs­­befuche sind bis längst und 24. August d. 3. bei der Zentraleitung des Vereines (Wien, Kolingasse 17) eine zubringen. “Zur Wahlbewegung in bd der Pro­­vinz. In Bitting hat Herr Edmund Steinacher am 28. v. M. seinen Nechenschaftsbericht gehalten, welcher mit großen Beifall aufgenommen­­ wurde. Aus Budadis schreibt man und, daß der Kan­­didat des Naczkeveer Bezirkes, Stefan Rakovicfy, seine Rundreise am 27. v.M. begonnen habe. Derselbe bes­­uchte die Gemeinden Hidegkut, Budasch und Budasrh und wurde allerorten mit großer Begeisterung empfang­en. I­­n Rum fand die ehevorgestern gehaltene Prog­grammrede Paul Holliys — ded Gegenkandidaten 3fto3y8 — allgemeinen Beifall. In Spent-Gasl hielt der Kandidat der 48er Kartei, der Säraspatafer Professor Paul Kuhn, wel­cher in Begleitung Tofef Madarah erschienen war seine Programmrede. *Borstenvtiehle-Transport. Die Di­­rectionen der Oesterreichischen Staatsbahn und der Südbahn wurden verständigt, daß sie Borstenvieh-Trans­­porte nur gegen ordnungsgemäße Gesundheits-Gertifi­­kate aufnehmen dürfen. einigen Tagen wurde während der Nacht die Kirche in Eben bei Jenbach (Zirol) ausgeraubt und bei diesem unsauberen Geschäfte eine Beute im Werthe von etwa 18­ 900 fl. gemacht. Tagesneuigkeiten. + Aus den Advokatenkammern Zum Kurator der Kanzlei des verstorbenen Komorner Advokaten Anton Nagy wurde der dortige Advokat Karl Mike bestellt. Aus der Liste der Preßburger Advolatenfammer wurde auf eigenes Ansuchen der Prebe­burger Advolat Theodor Brolly gestrichen. In die Liste der Balafja - Gyarmater Advolatenjammer wurde der Advolat Moriz Schlesinger in Balafja- Oyar­­mat aufgenommen. Die Zalas Egerbeger Advolatenfam­­mer gibt schließlich bekannt, dab die Advokaten Julius Borhan in Zalm Egerheg, Johann Gydörffy in Groß - Kanizsa und Franz Kostyäl de Zarno in Göästornya in die Liste der Kammer aufgenommen wurden, während der Gross Kanizsaer Advokat Emerich Gäbelich auf eigenes Erfuhhen aus derselben ger­strichen wurde.­­ Das 300jäh­rige Jubiläum der Stadt Karlstadt in Kroatien wurde am 13. b. auf folerne Weise begangen. An diesem Tage waren­­ eben dreihundert Jahre seit der Grundsteinlegung der Festung Karlstadt durch den habsburgischen Prinzen Erzherzog Karl gewesen. Die Stadt war illuminirt und von den Häusern wehten schwarze gelbe und natio­­­nale Fahnen. Um 9 Uhr Vormittags fand in der Kranz­eiöfanerfirche ein Festgottesdienst statt. O9 großer Kirchendiebstahl. Bor EEE ET TEEN Correspondenzen. Leithar-Prodersdorf, den 28. Juli 1878. (Die alkalischsfchwefelhaltige Mineralquelle unseres Kurortes. — Etwas Bolitif. — Eine Einladung.) Der Badeort Leitha-Prodersdorf, im Dedenburger state, liegt dicht am rechten Leitha-Ufer an der uns­garisch-österreichischen Grenze. Eine Viertelstunde außer des Dorfes, südlich nahezu an der Sohle des Leis­ebirges, liegt das Mineralbad sammt Restauran­t und Wohngebäude. Diese Quelle entspringt aus sedimentären Gesteinarten, hat eine Temperatur von + 19 Grad R. und es enthält nach der von Professor oh, an dem politechnischen Institute in Wien vorge­nommenen Analyse, vorzugsweise schwefelsauren und kohlensauren Kalk, schwefelsaure Bittererde, Schwefelsaures gan und Duellsäure. In einer österreichischen Maß­er sind bei OR. und bei 28.774“ Barometer­ 1.952 Kubil- Zoll Schwefelwasserstoffgas und Kubil-Zoll Kohlensäure enthalten. Die Krankheiten, gegen welche der Gebrauch diese­uelle ihre Heilkraft ganz besonders und vorzüglich hrrt hat, sind, zufolge sorgfältiger, langjähriger Be­­tung eines Arztes und vieler Leidenden, welche sie von Genesung gefunden haben, folgende: Gicht, Rheuma, Hautkrankheiten chronischer Natur aller Art; Hämorrhoidalleiden, in was immer für Gestalt , Bleiche juht und Lähmungen. In neuerer Zeit wird der Ge­­brauch dieses Bades, nebst den oben angegebenen Serantheite­­fällen noch empfohlen , bei chronischen Katarrhen, nament­­li­­cher Athmungsorgane, des Magens und des Darm» fanales , bei Schleimflüsfen, bei chronischen Blei, Mer fürs und Fod » Vergiftungen, beiäder Strophel» und Bleischlugdt. Die seit Jahren wird diese Duelle auch in gegen­wärtiger Saison von verschiedenen fremden­­und einheimischen Gästen als Bade» und Trinitur besucht und gebraucht. Die heiffen Züge der Wahls-Campagne für den Neidetag sind uns unvermerkt so nahegerüct, daß kaum mehr eine sehr kurze Spanne Zeit dazwischen liegt. Kein Wunder daher, wenn jene Herrn Kandidaten, der­­en Mandat mit Ende des jüngst geschlosfenen Reiche­­tages erloschen sind, sich bemühen, mit ihren Wählern neuerdings Bühlung zu gewinnen und sich mit ihnen in’d beste Einvernehmen zu fegen, um fi­­foartig für die nächte Reichstagssaison zu rehabilitiren. Es ist dar­ber begreifft, daß nicht nur jene Heren, welche fon eine oder mehrere Campagnen durchgemacht haben, son­­dern auch Diejenigen, welche hierin ihr erstes Debut verfuchen aus gesammt­er Geisterkraft bemüht sind, sich ihren Wählern auf die mögliche Art und Weise wieder in Erinnerung zu bringen, sich ihnen beftend zu em­­pfehlen und in wahlfreundlichem Andenken zu erhalten. Deswegen fließen auch Mil und Honig von ihren Rippen, wenn sie mit feurigen Zungen zu ihren Wäh­­lern sprechen, ihnen das goldene Zeitalter prognostigiren und in Folge dessen goldene Berge und Diamantfelsen in Aussicht stellen. Den Wählern möchten wir den freundlichen und patriotischen Rath ertheilen, während dieser Bestürmung ihrer freien Willensfraft ihre Blide an in die nächste Vergangenheit zurückschweifen zu lassen, und während die Ohren dur hochtönige, hohle Phrasen und nicht» jagende, schwindelnde, Sermone beftochen werden sollen, fi) vor Augen zu halten, wo diese Herren in der jüngst abgelaufenen Reihetagssaison gesprochen, gethan und gewirkt haben, nicht aber wach sie eben jegt sprechen, und darnach ohne fi) anderweitig beirren zu lassen ihr vo« tum abzugeben. Bei jenen Herren aber, die diesmal das erstemal in der toga candida erscheinen, folge jeder Wähler seinen natürlichen Instinkt, auf Geradewohf und nit auf Hörensagen, denn — Bernunftscplüffe auf solcher Basis gibt es in diesem Kalle nit ! — Von der Restauration unserer Bade-Anstalt wurde nachstehende Einladung aufgegeben : Restaurant 3. Ha­p­­pet erlaubt es hiermit Euer Wohlgeboren zum Bes­­nche ds Kirchweilhfestes, welches Sonntag den 4. August d. h. im Badehause zu Leithas Prodersdorf abgehalten wird, freundlichst einzuladen. Nachmittag: Barten-Konzert, Belts Kegeli­leiben. Abends: Tanzmusil, geleitet von Herrn Bod aus Eisenstadt. 8:8: Vielleicht interessirt er die Leser ihres geschägten Blattes, etwas aus der Schweizerstadt Günd zu erfah­­ren. Un stiler Beobachter will ih e& hiemit versuchen, meine Erfahrungen kurz zu registriren. Zunächst it e6 natürlich wie allerorts, die Wahl eines Abgeordneten, mit der sich die Bewohner von Land und Umgebung beschäftigen. Anfänglich schien e8, als wollten die Wogen der Wahlbewegung wieder body gehen und alle Leidenschaften eines Parteikampfes ent­ felfeln, wie e8 vor Sahren der Fal war. Für diesmal ist er jedoch mit der „Heß“ vorbei, denn momentan eristirt nur ein Kandidat, nämlich Herr Julius von S­zälbelyi, dessen Wahl bereits gesichert erscheint. Ich muß gleich hier einhalten, daßs die Statt Güns mit der Umgebung einen großen Wahlbezirk umfaßt, der sich bis über Nechnig und Bernstein hinaus er­­strebt. Anfänglich war Herr v. Bertha, als Kandi­­dat aufgestell, der nach dem Nachritte des­jebigen Herrn Bürgermeisterd $ üg b, eine Zeit lang das los geordneten Mandat bekleidete. Here Bertha lehnte jedoch eine Wiederwahl ab, so dasn an seiner Stelle Herr dr. Szäjhely kandidirt wurde. Nach dem Bekanntwerden dieser Kandidatur, eigentlich schon be­­deutend früher, hieß es, dab Graf Apponyi, der den Bezirk bereits persönlich bereist hatte und für den einige übereifrige „Kortes“ im Laufe des Winters os gar schriftlich Stimmen sammelten, also Gegen Kandidat auftreten wird. Die diesbezüglichen Bemühungen sei­­ner Anhänger blieben jedoch erfolglos, nachdem die Mehrzahl der Wähler ihr Vertrauen dem Kandidaten der liberalen Partei, Herin v. Sz­ äjhöly ent­gegenbrachte. Der Sieg der liberalen Sache ist in erster Linie dem geschichten und energischen Eingreifen der Herren Szorjas und Binder zuzuschreiben. Herr Lulius v. Szäjbely ist Gutshesiger von Ned­nig, ein so junger Mann mit klarem Blid und rnde­tigem Verständnisse für das Wohl und Wehe des Lan­­des, der viel reiste und nun Gelegenheit bat, seine Erfahrungen­­im Dienste des Vaterlandes zu verwere­b­en. In seiner Programm­rede benennt er si zur libe­­talen, aber nicht unbedingten Regierungs­­partei. An Zielpunkte des neuen Reichstages und der Regierung sielt er die Hebung der Steuerkraft, die Schaffung eines organischen, bürgerlichen Befegbu­­che, die Bereinfachung unseren Procekwesens, sowie die Hebung des Volksschulwesens und Industrie hin. Wäh­­rend seines ganzen Vertrages blieb Medner auf dem realen Boden der Wirklichkeit, erging sich weder in schönklingenden, hohlen Phrasen, no in unerfüllbaren BVersprechungen. Es ist daher dem Günfer Bezirke zu seinem Sandaten nur zu gratuliren. Im Medrigen geht in der gemüthlichen und gafte­freundlichen Stadt Günd, alles seinen gewohnten Rang, gleich dem Wasser, der sanft dahinriefelnden Wellen der Gans. Nur hie und da reißt ein Mederchen das für einige Zeit eine Meine Stodung hervorbringt. Ich meine damit das Eingehen der biefigen höheren Mädchenschule ded Frl. Adamep, was der intelligente Theil der biefigen Bewohner gewiß schwer empfinden dürfte. Frledamep mußte schlichlich, wie so Mancher, in Folge Ungunst der Verhältnisse, die Segel streichen und einem Nuse nach Herwald, Folge leisten. So fällt ein Baum nach dem andern, an den Nachwirkungen der großen finanziellen Krisis. Da idy gerade von der Schule spreche, muß ich er­­wähnen, daß die hiesige Stadt auf ihre Kosten einen Lehrer zum 3. allgemeinen ungarischen Lehrertage nach Budapest sendet. Besonders aufgefallen ist mir, daß hier zwei Sparkassen bestehen, und daß die eine 6 °­,, die andere sogar 7 %, Binien für Einlagen zahlt. Die Leptere, nämlich die „Günfer allgemeine Sparkase,” konnte ihre Aktionäre auf den einbezahlten Betrag (50 fl.) trogdem 12 °, als Dividende ausbezahlen. Dieselbe weist im ihrem legten Berichte ein Aktiv-Kapital von 327.260 fl. und einen Gewinn »­konto von 3.088 fl. aus. Damit will ich fließen, denn sonst fällt mir am Ende noch ein, über des M Wetterd­aüce zu schreiben, womit ich aber die p. t. Zejer verschonen will. a. Guns, den 29. Juli 1878. Ruft, den 30. Juli 1878. Borüber ist die Erntezeit — nun geht es frü­h [08 und luftig auf der Tenne zu. Xrop ded wirklich schon langweilig einförmigen, regnerischen, mit wenig Unterbrechung stets düsteren Zuli’s, konnten die Früchte eingekeimst werden und das an verschiedenen Stellen stattgefundene Probedreiben, gab Beweise einer heuer erzielten Mittelernte. Nun sehen wir hoffnungsvoll der Weinlese entgegen — e# wäre und jedoch eine sehr warme Zeit erwünscht, um nir nur viel, sondern an guten Wein zu bekommen. Bertroffenen Sonntag (28. Juli) trat unser Ges­­angverein das erste Mal auf, um Beweise seiner edlen Kunst zu liefern. Um 8 Uhr Abends fanden sie zahl­­reiche Freunde in dem sogenannten Badhaufe ein. E 8 wurden mehrere Piecen vorgetragen und es herrschte eine allgemeine heitere Stimmung unter den UAnwesen«­ben. Gegen 10 Uhr fand ein Tanzfränzchen statt, wobei unsere tanzlustige Tugend bis 2 Uhr mwnder darauf los polfte und walzte. Das Fest könnte als ein gelungenes bezeichnet werden, wenn das Arrangement nicht Eini­­ges zu wünschen übrig gelassen hätte. Leider ist es aber seit Jahren hier zuer Mode geworden, daß bei Verans­­taltung irgend eined, wie immer gearteten Feste, vor Feststellng desselben, oder vielmehr, behufs dessen nä­­herer Sestitelung, ein eigener Comité gebildet werden muß, dessen Mitglieder dann nicht nur reichlich zu fahr­­en, sondern auch für Speisen, Getränke, Säge, Kellner ze. 2. zu sorgen haben. Cine do gewiß beschwerliche Mission. Im Medrigen fünnen wir den Sängern, in Anbetracht dieser kurzen Zeit, für ihre Leistungen, die volste Anerkennung zollen. In unserer nächsten Nähe, in Dggau, wird am 4. Juli 1878, der Sohn des dortigen Heren Schulleh­­# =4 “ 4 4

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