Oedenburger Zeitung, 1878. September (Jahrgang 11, nr. 105-117)

1878-09-01 / nr. 105

;­­Sonntag, 1. September 1878. XI. Jahrgang. Hedenbuner Zei Organ für Volitik, Handel, Iudu Das Blatt erscheint jeden Mittwoch, Freitag und Sonntag. Pränumerations-Zreife: ür ® s Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 4 fl. 50 fl. Br ER) 2. of klar 1 " f­ür Auswärts: on. 12 fil., Halbjährig 6 fl.,­ierteljährig 3 fl. Dle für das Blatt bestimmten Sendungen, mit Ausnahme von Yan, Pränumeration d­­u­ Jifertions­­gebühren sind um die Nedaction yortofrei einzusenden. Nr. 105. (vormals „Wedenburger Nachrichten“.) firie und Landwirthschaft, dann für sociale Interesen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Ehr! — Betrücten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Waffe.“ Redaction : Administration, Verlag, Expedition, Grabenfunde Nr. 1A. [Hotel „Rose“ Nr. 19,2. Stock, Einzelne Nummern Fosten MU. Kreuzer. FERRARI STELLT SE Erde vermitteln: Die Herren GAMES , Vogler, Wal­chgasse 10, Wien, Budapest. 4. Oppelit, I. Stubm­partei 2. Wien. Heinrich Schale, I. Singerstrasse 8, Wien. Sufersions-Gebühr : 5 kr, für die einspaltige, 10 fr. für die all­paltige, 15 fr. für die dreispaltige und 20 fr. fü­r die durchlaufende Petitzeile er= elusive der Stempelgebühr von 30 tr. Auskünfte in allen Richtungen werden bereitwilligst ertheilt, TE­ERS ee ES RSERTEEROEmEEE Tun > wer EEE mn Auf Abentheuer. Dedenburg, 31. August 1878, Ein Dichter erzählt uns, dab einst ein mannhaf­­ter, edler Nitter auf Abentheuer auszon. In seiner von Erz starrenden Rüstung, den scharfen Speci in starker Faust, das getreue Schachtenroß iummelnd und an der Hüfte das Dmaihie Schwert, so irn­e er lang dur Wüsten und Felegeflüft, bis er eines Tages an eine Höhle gelangte, vor der ein furchtbarer, gräblich anzue jebender, schuppiger Drache, mit weitaufgerissenen Nas­­en lagerte, der — als dir Ritter nahte — mit ent­­jeglichen Gebrüll­ fi ihm entgegen wand. Der Ritter rüs­­tete sich sofort zum Kampfe und drang auf den Linde­wurm ein. Doch dieser fachte den „Speer mit feinem mächtigen Gebiß, denselben zeimalmend, ald wäre ein bloßes Spazierstödchen gewesen. Der bloße giftige Athem des Ungebheuers hatte bereits das Pferd des Ritters getödtet, das sich bäumend, den edlen Reden in den Sand warf. Kalb sprang der Ritter wieder auf, bis ihnen­ hatte er sein gutes Schwert aus dem Gehänge gerissen und nun mit wüthenden Streichen griff er den Drachen an. Zehn volle Stunden währte der schauder« volle Kampf. Schon blutete der Ritter aus hundert Wunden, wie ihm de 3 Lindwurmd scharfer Zahn das zudende Bleich aus dem, i­og des Harnisches wo zu wenig gescüpten Körper ıieh, da­s endlich gelang «8 dem unüberwindlichen Kämpen dem Ungethüme so tief sein Schwert in den Raden au­ftoßen, dab­ei vere»­chelnd mit feinem schwarzen Blute die Erde tränfte. Nun erst konnte der Ritter das verendete Thier mit dem Fuße von fi stoßend, in die Höhle dringen. Richtig, der blutige, entjeßliche Kampf schien si belohnen zu wollen, denn ein schwerer Sad mit blaufen Goldftüden himmerte ihn aus dem Hintergrunde des so schwer zu bezwingen gewesenen Gefaßes entgegen. Der Ritter zählte die Münzen und siehe da: ihre Summe war bei Heller und Pfennig gerade so groß, daß sie die Auslagen zur Ausrüstung des Nitters und zu seinem bisherigen Zuge vollkommen — decte. „Also all das schwere Ningen, die Anstrenzungen, die vielen blutenden Wunden für Nichts 2­1* rief der mannhafte Drachentödter schmerzlich aus, doch halt­ hier in dieser Nische, die ein enthüme lich geformt in die Feldwand gemeißelt ist, steht ja ein Stäfhchen. Gewiß: diese Phiole enthält ein Wundermittel von unbezahlbarer Kraft, vieleicht eine Zinktür die Alles in Gold verwandelt, oder ewige Jugend dem glücklichen Erbeuter sichert. Rajdy stürzt der­ Eroberer auf das verbeißende Zläshhen . . ... er enthielt — Wund« bak­am, just ausreichend die Verlegungen des Helden damit zu heilen. Niedergeschlagen zog der Nister heim, ohne Erfolg war, als sein Heldenmuth, seine Tapferkeit seine Berahtung und Besiegung der Gefahr gewesen und der Dichter, der und dieser erzählt hat, weih nicht zu berichten ob sein Drachentödter noch ferner ging — auf Abentheuer. Die Anwendung der Parabel auf diei Grafen Undräfig auswärtige Politik liegt auf der Hand und wir brauchen wohl für den scharfsinnigen Leser nicht erst Die Bosniaken, welche unsere ritterliche Armee zu bekämpfen und zu überwinden hat, mit dem giftigen Mord vor dem Höhleneingange zu identifiziren. Aber alh der Nitter, der bereits auch hundert Wunden blutet, wird in der Höhle weder einen Sad mit Goldfuüden, noch den Wundbalsam finden, der den­­ Helden, wilden wir vordem zitirten, entschädigte. Unsere tapfere Armee steht Schon über einen Mor»­nat im blutigen Kampfe und noch liegt der Dradge der Empörung nicht erlegt zu ihren Füßen. Es ist höchst überflüssig, als die traurigen Mor­mente, welche der Feldzug bisher aufzumeisen hatte, hier weitläufig zu wiederholen; sie Leben ja frü­h im Ges­cächtnisse der gesammten Bevölkerung, die in diesem Kriege, welcher gegen ihren Willen geführt wird, Alles doppelt schmerzlich empfinden muß. Al­er nicht die Er­­innerung an die Vergangenheit allein ist es, die und alle mit tiefer Trauer erfüllt, ein Blid in die Zukunft muß und um die Wohlfahrt des Vater­landes und der Monarchie bange und forgenvoll stim­­men. Denn leider scheinen die bisher gebrachten Opfer nur der geringste Theil dessen zu sein, was unserer noch harrt, werden wir jegt erst vor die Schwierigkeit der übernommenen Aufgabe empfinden, in unserem Zuge auf Abentheuer. Die verläßlichsten Berichte stimmen nämlich, darin überein, daß der Aufstand in den beiden Provinzen immer größere Dimensionen annimmt. Nicht mehr mit einzelnen versprengten Banden, nur mit Gruppen von Stei­en, Weibern und Kindern, hat man ed zu thun, man Spricht von jeher bedeutenden Inturgentenfotos ; die Gesammtzahl derselben wird auf nahezu 100.000 Mann angegeben. Bei einem solchen Stand der Dinge muß man sich auf den eigentlichen Feldzug exit gefabt machen. Wenn in den legten Tagen die folonjalen Truppen-Mobilifirungen die Hoffnungen erwecken, eine Medermacht von diesem Kaliber werde genügen, um die Nuhe sofort herzustellen, so muß man nach den jüngsten Nachrichten befürchten, daß unsere gesammte mobilisirte Truppenmacht vollauf Beschäftigung finden, gänzlich in Ansprucg genommen sein werde. Dak er so weit kommen werde, hätten nicht eine mal die ärgsten Schwarzjeder sich träumen lassen. Was unter diesen Verhältnissen aus der ganzen Expedition werden sol, kann heute Niemand, am wenigsten viels leiht Graf Andraffy selber jagen. Wie für all die schmweren blutigen Opfer, die wir bereits gebracht haben, Entschädigung gefunden werden sol, wad man Anger­­ichts des zu riesigen Dimensionen angewachsenen Krie­­ges zu beginnen habe, wie die Bevölkerung der so sehr erschöpften Monarchie Beruhigung finden kann, das Altes schwebt, als unbeantwortete Brage auf den Lippen Aler und das Gefühl der Bangigkeit um die Zukunft ist heute ein allgemeines. Auch das „Peter Journal“ besigt Informationen, vermöge derer sich in der That schon die S Kriegswolfen im Süden Bodmiend und der Herzegin­wina fehler dicht zusammengeballt haben solen. Albanien wird das große Ausfalldb­or des türkischen Widerstandes bilden. Mehemet Ali wird als der geheime Oberkommandant der türkischen albanesischen Widerstandsarmee, die er in Prizrend konzentriert, bezeichnet. Unsere Monarchie,welche schon so große Anstreng . EEEEEEEEEEENEEEREEEEEBEEEIEBEEEEEE EEE ET: re deuilleton. Ein Dsterleben. In einem ältern Stoffe neu bearbeitet. (6. Fortlegung) Zeit führte der Weg die Dame nach einem wenig ger he beleuchteten Theil der Promenade und der oben erwähnte junge Herr trat, dies benügend schnell an die Dame heran und sprach die bekannten Worte parodirend : „Schönste Dame, dürft ic ed wagen, Ihnen mei­nen Arm anzutragen?“ Alein die Dame war noch wortsarger als Gretchen, denn sie antwortete gar nichts, trat einen Schritt seitwärts und feßte ihren Weg nur um so eiliger fort... Diese salonische Abfertigung reizte den jungen Mann nur noch mehr. Ohne viele Umstände trat er no einmal auf die Dame zu und spracy, seinen Arm um ihre Zaille legend : „So zwin­­gen sie mich also, schönes Kind, wider Ihren Willen ihr Ritter zu werden ?* Bei dieser dreisten und Freden Bewegung stieb die Dame, tief erschroden, einen ängstlichen Schrei aus, und flüchtete si über den Weg auf die andere Seite der Straße, allein hier versperrten ihr die beiden Beg­leiter des Sprecers lachend das Meitergehen. Aber jept sprang Friedrich, der seinen Unwillen nicht mehr bändigen konnte, dit an die Seite der Dame und rief im gereizten Zone den drei zudringlichen Beglei­­tern gulgenin: „Ihr Betragen, meine Herren, ist eine Nichtswürdigkeit ... . willen Sie dad... und ich werde eb nicht länger dulden, daß Sie diese Dame ferner mit Ihren dreisten und niederen Zubdringlichkei­­ten belästigen." „Unverschämter “" riefen wie aus einem Munde, zwei der Herren, während der Dritte mit dros­chender und verächtlicher Geberde an Friedrich herantrat und in wegwerfendem Zone­­prah: „Wenn Eie arme feliger Schluder, ein Mann von Distinction wären, so würde die Entgegnung auf ihre Unverschämtheit sehr einfach sein, da sie aber allem Unscheine nach ein ge­wöhnlicher Mensch sind, so wird dies wohl die treffend»­ste Antwort sein" und bei diesem orten erhob er sein dünnes Rohrstäbchhen, um es auf Friedrichs Schulter niederfallen zu lassen, aber noch, ehe er dies ausführen konnte, hatte Friedrich den Arm seines Gegners an der Handwurzel ergriffen und indem er sie so heftig drühte, daß jener vor Schmerz beinah laut aufschrie, rief er: „Herr ! wagen Sie diese Gebeide nicht no einmal — es würde Ihr Unglück sein... . Sie sprechen von son­­ftiger Genugthung, Mensch, nun wohl... ich war Student . . . ich glaube den Schläger und das Ploret immer noch gut genug führen zu können, um einen frechen Württling zu züchtigen. . . . Aber ich fühle, wie Sie zittern, Sie sind zu feig ft zu schlagen . . . Sie haben bloß schwachen Brauen gegenüber Muth." Die Drei wahten vor Bestürzung nicht, was sie sagen oder thun sollten ; eine solche Sprache in dem Mund eines so einfach, fast dürftig gekleideten Mannes war ihnen unerhört Es mochte ihnen aber auch wohl dem energis­­chen und muthigen Auftreten Friedrich’s gegenüber der Muth fehlen—-wie dies gewöhnlich bei solchen Leuten der Fall-sie wagten wenigstens nicht,als Friedrich der ängstlich mundzitternden Dame,die sich während der ganzen Scene dicht an ihren so unerwartet ge­­kommenen Beschützer gehalten hatte,den Arm bot,um sie sicher weiterzubegleiten,den geringsten Widers­prach....Erst als das Paar in der Dunkelheit vers­­chwunden,kam ihnen ihre Ruhe und ihr Muth wieder —aber nun war es zu spät,die Beiden waren nicht mehr zu finden und fluchend,den jungen Mannvers wünschend,verschwanden die Drei in einen Weinkeller um bei der Flasche ihren Zorn zu stillem­..Friedrich hatte der jungen Dame den Arm geboten und die jedens selben auch ohne Zögern angenommen.Es war sein ei­genthümlicher Anblick diesesdiunge und elegante Dame an den Arm eines Mannes in so dürftiger Kleidung­ zu sehen,aber das Benehmen dieses jungen Mannes war so edel,großmüthig und muthig gewesen,­daß die Dame auch nicht einen Augenblick gezögert hatte,seine Begleitung bis an ihre Wohnun anzunehmen.Sie er­­zählte ihm n un daß sie Meanie von B.heiße, Tochter des Appellationsgerichtspräsidenten von Bsfd­. und einer lieben,in der Nachbarschaft verheirathete­n Schwester ein Weihnachtsgeschenk geschickt habe,welches sie,da die Dienstleute alle mit den häuslichen Vorbes­teitungen zum Feste beschäftiget waren,selbst zur Post tragen mußt.Sie plauderte so unbefangen,kindlich

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