Oedenburger Zeitung, 1878. Oktober (Jahrgang 11, nr. 118-130)

1878-10-02 / nr. 118

­­­ bald geltend machen.Man wird uns nicht mehr über­­listen,man wird uns beherrschen wollen und wenn wir einmal an diesem Punkte angelangt sind, dann wird auch Ungarn gezwungen sein,um eine neue Staatsform zu ringen,welche dem­ Lande die Freihei­­ten und Rechte sichern soll,an die m­an rühren wollte. Man mache sich drüben darauf gefaßt:Unsere Kraft ist noch nicht gebrochen,wenn unsere Regimenter auch ins Bosnieni11’ö Feuer gestelltn sindrm Und wir verzweifen auch nicht an dem Schicksale Ungarns,wel­­ches sein Genius bereits aus heftigeren Stürmen und größere b­efahren siegreich führte als die Fallen sind, die man und in Bosm­en stellte. Nicht bloß turbulente, auf Umsturz des Bestehenden hinarbeitende Bastoren, wie sie sich aus der Parthei der „äußersten Linken“ refratiren ; selbst nüchterne Männer, wie z. B. Franz Pulicky, Die bei dem Aud gleiche im Jahre 1867 eine hervorragende Rolle gespielt haben, welche zu den Schöpfern der dualistischen Ideen gehören und die verbindende Brüche bauen halfen, Männer, die unwandelbar zur Dealpartei gehalten haben und die liberale Partei so lange unterfrügten, als sie nicht die­­ abjehüßigen Pfade betreten hatte, in die sie Graf An­­drasiys Politik drängte — auch solche Männer erklären dem Volke, daß Ungarn ein größeres Ma von freier M­einungs­abgabe geniehen, daß die Stimme sei­­nes Volkes mehr entscheidende Wirkung haben müsse, wenn Sein wirtsschaftlicher und politischer Ruin vermie­­den werden sol­l und hiezu bedarf es eines Gebäudes unserer Union mit der anderen Reichshälfte auf neu­­er­ Grundlage # Bee vi Nr 3 . » Be ER EEE ER ELEN Die Manöver bei Sterzing. Aus Sterzing wird vom 25. Sept. berichtet: „Wenn man bedenkt daß Sterzing bloß 116 Häuser zählt und die sogenannte "D Vorstadt" aus 62 Gebäuden besteht, von welchen lange nicht alle die Bezeichnung "Haus" beanspruchen können, so kann man si wohl wundern, wie neben Sr. Manjestät dem Könige, dem Kronprinzen, fünf Erzherzogen und vielen Generalen, noch fast 5000 Mann D­ilitär haben untergebracht werden können. Eine Erklärung liegt wohl zum Theile darin, daß die Häuser wohl von Außen klein erscheinen, aber im Innern große Räumlichkeiten besigen. Gestern um 7 Uhr 50 Minuten Abends ist Se. Majestät der König und der Kronprinz Rudolf hier angenommen und wurde vom Landeskommandirenden TIME. Grafen Thun-Hohenstein, der Gemeinder­eprä­­sentant, den Bürgermeister Waizinger an der Sprthe, den f. f. Beamten, der Geistlichkeit, sowie einer großen Rollemenge empfangen. Die Freude und der Säbel war unbeschreiblich. Der Majestät durchschritt den prachtvol deforirten Warte­saal und fuhr an der Seite des Kronprinzen ungeach­tet, des Starken Regend, unter Sabelbeleuchtung und Pöterm­all im offenen Wagen durch die beleuchtete Stadt in das Absteigequartier, den Gasthof „zur alten Post“; dorthin folgte die freiwillige Feuerwehr und des­sen Mufii, sowie eine wogende Wolfämenge ; ed wurde dort ein Zefthor gesungen und unter begeisterten Hod­e­rufen die Wolföhymne gespielt. Se. Majestät zeigte ih am Fenster, was nicht enden wollende Hochrufe hervorbrachte. Die Erzherzoge Albrecht, Karl, Ludwig, Wilhelm, Rainer und Heinric sind im Laufe dieses Tages eingetroffen. Im Gefolge dieser Herrschaften befinden si Fürst Thurn und Taris, Feldzeugmeister Schmerling, FMEL, Schönfeld und der Landesvertheidigungsminister Horst. — Heute ist Se. Majestät der Kaiser in Marschall­- Uniform um 8 Uhr Morgens, gefolgt vom Kronprins­zen den anwesenden Erzherzögen und einer glänzenden Suite, zu den Mandvern gegen Sprechenstein geritten. Abends 4 Uhr findet Hoftafel statt, zu der von der Stadt der Bezirksrichter Zimmermann, Bürgermeister Waizinger, Pfarrprovisor Martiger und Altbürgermeister Kofler geladen sind. Die Stadt prangt in Slaggen- Schmude. Die Witterung it noch vregnerisch, verspricht aber besser zu werden. Meberzeugung geschöpft hat, daß die Stadt Naab zur Einhebung der­ Mauth nur einen Nectotitel befigt, folglich alle jene Waaren, die bei den Mautbichranfen eingingen und später per Bahn oder Schiff weiter be­­­­fördert wurden, bei der Ausfuhr zum zweiten Male der Mauth unterworfen wurden, uas die Kammer als eine ungebührliche Belastung zu beseitigen wünschte. — In Anbetracht jedoch, als mittlerweile sowohl von der Stadt Raab, als auch von der Naaber Lloydzeselle­nchaft entsendete Vertreter, mit der Kammer sich in ein persönliches Einvernehmen regten, und erklärt haben, das wenn die Mauth für die mit Bahn oder Echiff nach Raab anfangenden Güter bei der Einfuhr abge­nommen wird, nur die verhältnismäßig wenigen Pro­­duftenhändler der Stadt Raab allein, somit Einzelne diese in ihrer Totalität hohe Mauthgebühr tragen müßten, wäh­­rend bei Abnahme dieser Gebühr bei der Ausfuhr fi diese Last auf die Hunderte von fremden Abnehmern vertheilt, — daß die Tragung dieser Last den Waaber Getreidemarkt zu Grunde richten müßte, weil die Protustenhändler dadurch bemüßigt wären, von Naab wegzusiedeln und ihr Geschäft anders­wohin zu verlegen, wo sie seiner so drühenden Laft unterworfen sind; — und dab, wenn auch nach der bisherigen Gepflogenheit eine doppelte Mauthgebühr vieleicht nach einem Theile der Güter eingehoben würde, die­ umso weniger eine Nebelbürdung bilde, als die bei den Mauthichranfen eine gesendeten Güter, beziehungsweie Rohprodukte nur die fauna den­­ Sokalbedarf debende geringe Menge von 200— 300.000, jene per Bahn oder Schiffen anfangen« den Produkte aber 4­5 Millionen Zollzentner jährlich betragen, übrigens sehen auch sie — die Vertreter der Stadt Raab und der Lloydgesellscchaft — insoferne feine Doppelbemuthung, als die Mauth bei den Schranken nach der Zahl der Zugthiere und nicht, von dem ge­ladenen Gute eingehoben wird, somit auch die einzeln eingetriebenen XThiere D derselben Gebühr unterliegen, wie die eingespannnten; — in Anbetracht aller dessen sieht sich die Kammer veranlaßt, die für die weitere Ein­­hebung der fraglichen Mauth bei der Ausfuhr abges­­ebene Aeußerung, die über ganz erzeptionelle totale Verhältnisse Aufspruß bietet, der hocgeneigten Würdi­­gung zu empfehlen, beziehungsweise die Erfüllung des Begehrens der Stadt Naab in Antrag zu bringen.“ Sclieflich wurden woh — über Zuschrift des landwirthh­aftlichen Vereines des Oedenburger Komie tates, worin die Kammer ersucht wird, zum Behufe der Veranstaltung einer landwirthchaftlichen Ausstellung im Jahre 1879 in das Ausstellungssomite 3 Vertreter der Kammer zu entsenden,­­ die Herren Kammermitglieder Grete, Meller und Zergonyi gewählt und das Kammermitglied Herr Julius Lend, in Folge Erjud- Schreibens des Grefativsflomited der III. Gr.-Kanischaer Getreider und Weinmarktes wegen Entsendung eines Vertreters der Kammer zu dem am 29. d. M. statte findenden Markte, deligirt. xotalgs. * Ihre Majestät die Königin hat anläßlic ihres Besucges des Budapester Garnisonsspis­tals den Betrag von zweih­undert Gulden zu dem Bwede aus ihrer Privatlafja anzuweisen gerußt, damit hiefür für Die untergebrachten Verwuns­cheten und Kranken solche Genußmittel eingeschafft wer­­den, welche denselben seitens der Spitalverwaltung nicht verabfolgt werden, ihnen jedoch irgend­welche Erleichte­­rung gewähren konnten. * Zum Gouverneur der Österr­-­ung. Bank hat Seine Majestät der König den wirflichen geheimen Nath Seine Ereelenz von Moser Aller gnädigst zu ernennen geruht. Den Heren ungarischen Finanzminister hat in der montägigen in Wien abgehaltenen Konstituirenden Ge­­neralversammlung ein ad hoc entsendeter Kommissär vertreten. Der ungarische Negirungskommissär und diressen Stellvertreter werden erst einige Tage später ernannt werden. * An der Fiumaner See-Academie kommen im 1878/79er Studienjahr drei Stipendien zu 200 fl. für ungarische Landesbürger in Erledigung und sind diesbezüglich Gefüche durch die Eltern oder den V­ormund des Bewerbers bis zum 10. Oktober bei der königlic ungarischen Seebehörde einzureichen. Den Ge­ Juden sind beizulegen: a) der Taufe und Heimaths­­chein; b) das Zeugniß über die bisher absolvirten Studien und c) ein Zeugniß, da der Betreffende nicht so viel Vermögen befsße, um die Kosten des Akademier­besuch­es bestreiten zu können. * Berleihbung von Stipendien von dem Bereine für mittellose Töchter Taiferl öfter. und königl. ungarischer Staatsbramten werden 10 Stis­pendien, jedes mit fl. 80 jährlich vom 1. Jänner 1879 an auf drei Jahre giftig, ausgeschrieben, von denen die eine Hälfte an mittellose Töchter faiserl. öfterr. und die andere Hälfte an mittellose Töchter Tönigl. ungar. Staatsbeamten verliehen werden. Verwaiste mittellose Beamtenstöchter haben vor Allen den Vorzug, darnach aber mittellose, erwerbsunfähige Beamtenstöchter ohne Unterschied des Alters. Die Gesuche versehen mit den Zauffcheinen, Ars­muthe- und Sittenzeugnissen, Zeugnissen über die Dienstjahre und Berdienste, sowie Zochtenscheinen des Baters, Zeugung über die Zahl von dessen noch lebens­den, bezüglich unverforgten Kindern, dann Nachweisung ob Bewerberin vom Xerare oder irgend welchem Bers reine irgend welche Unterfrügung und in welchem Bei­trage genießt,sind bis längstens Mitte November 1878 franco an den VereinesPräses Heinrich Flandorfs fer in Dedenburg einzusenden. "Den unserem Kreuzervereine Weitere Beitrittserklärungen mit gleichzeitiger Erlegung des Betrages für September sind von nachbenannten edelgesinnten Gönnern und Gönnerinen unseres Blattes, 2.5. 9 ®. Kalimoda in Fertd-Sjt.-Mitlöd, unvor« hergesehener Verdienst 70 fl., Frl. Therese Schn­auf auf 3 Monate. Frau Theresia Weber Schrankenwär­­terin, für immer 2 fl. Her 8. Ungar auf 4 Monate. Professor WM. Schranz auf 2 Monate. Hamber­­ger Verwalter in Brennberg, auf 5 Monate und Sr. Witwe v. Herzfeld auf 3 Monate, erfolgt, wofür wir im Namen der Beschenkten innigst danfen. Im Ganzen haben wir seit unserem Aufrufe im Monat September 95 p. t. Gesinnungsgenossen zu ver­­zeichnen das Glüd. Gleichzeitig richten wir an die, uns­­erm bescheidenen Unternehmen sich angek­lossenen, großmüthigen Unterflüger, welche für den Monat O­k­­tober die bewußten 30 fr., erlegen zu wollen jic, ver­­pflichtet haben, die Bitte, entweder in unserer De­ dattion, oder, wenn es ihnen bequemer sein sollte, in der Administration (bei Herin ©. Nomwalter) ihren gütigen Beitrag für die armen Reservisten-Famil­ien zu leisten. * Hohe israelitische Feiertage. Unsere hochgeihagten Mitbürger moralischer Konfession begehen gegenwärtig ihre heiligsten Belte Neujahr und Berjöichnungstag haben für sie eine höhere reli­­giöse Weihe, da sie si an diesen Tagen durch Ruhe und Gebete von ihren Sünden frei machen. Die Jahr­­hunderte haben an den Anschauungen der Zuden Bieles geändert, aber diesen zwei Zeiten sind sie unmwandelbar treu geblieben; sobald diese eingetreten, lassen sie die Geschäfte ruhen, sie sprießen und denken nicht an Ge­­winn. Ihr heutiges Neujahrsfest ist für sie der Eintritt des Jahres 5639 seil der Weltschöpfung. Nach der Tradition in das Neujahrsfest ein Tag von besonderer Weihe für die Ik­arliten­den an diesem Tage — so erzählt die Sage — wird das Gescid ei­­nes jeden Menschen besiegelt. * Der Silber-Agio-Zuschlag ist von der königl. ungarischen Eisendbahn» und Schifffahrt Generals Im­pektion für den Monat Oktober laufenden Sahresd auf 1 °, festgelegt worden. * Aus asthetisschem Kreise. Die am vorigen Donnerstag stattgehabte Soiree des hiesigen „Berein für ungarische Literatur und Kunst“ war trog des unfreundlichen Gegenwetterd zahle reich besucht, besonders von unserer s hönen Damenmilt. Die vorgetragenen Piecen (darunter ein geiste und ger­müthreiches Essai „über den Beruf der Bauen” von Heren Dr. Augut v. Pottgondy und ein schwungvoles Gedicht von Herrn Daniel Brödy) er­­freuten sich des lebhaftesten Beifall, ebenso die von den Herren Dr. Ignaz und Johann Wallner und von unserem Geigenfürsten Ludwig Munczy, virs­tuos erleutirten und stürmisch zur Wiederholung ver­­langten Musiipiecen. Herr Johann Wallner inters­tuzirte sich bei dieser Gelegenheit an als Compositeur indem er eine für das Harmonium und Glavier von ihm verfaßte Piece mit steigerndem Beifalle zur Aufs­führung brachte. Wieder ein sehr gelungener, genußrei­­cher Abend. * Ausweis über das Beträgniß der am 21. d. M. vom Männergesangvereine „Liederfranz“ veran­­stalteten Akademie. 1. Einnahme für Logen, Gallerir­­fige, Entree nebst Mederzahlungen: 151 fl. 35 fu 2. Ausgaben: a.) Für Beleuchtung und Saalwid­­sen 40 fl. b). Drucsorten laut Rechnung 24 fl. (Made a5 aus Nachsicht für den Zwed 4 fl.) macht 20 fl. (e. Sopiatur von Liedern 2e. 5 fl. 52 fl. d.) Divene 13 fl. 62 ft. Summe: 7Y fl. 14 fr., Somit ergibt sich ein Rein-ertragung zu Gunsten des wohlthätigen Zweckes von 72 fl. 21 fr, welcher Betrag bereits an das Präsidie­um de8 bie­. „patriotischen Hilfs»-Gomite’s“ abgeliefert wurde. Mit diesem Ausweise ver­­bindet biemit auch öffentlich seinen briöf­­lichen Dankt an den löblichen Gafinv-Ber­ein, sowie an alle jene Damen und Her­ren, welche das genannte Unternehmen zu fördern die Bitte hatten. Der Ausschuß der Oedenburger Männer gelang Bereind „Lieder­­franz." *Büchersammlung für die Verwun­deten und Kranken der, . Decupation­armee in Bosnien und der Herzegowina. Zweier Dinge möchten wir noch erwähnen, welche wohl nicht zur Beschleunigung des Gesundheitsprozesses und zur Wiedergenesung Direct beitragen, die aber ganz ge­­eignet sind, das Schicsal der Leidenden zu erleichtern, dem Wohlbehagen der Einzelnen Rechnung zu tragen und durch zusagenden Zeitvertreib die Schmerzen weni­­ger fühlbar zu machen und das wären Zigarren und eine leichte Seetüre. Keiner von beiden fann man fi in den nächst dem Kriegerchauplage befindlichen Spitä­­ler selbst, um den höchsten Preis verschaffen, und doch haben wir um nichts so häufig und eindringlichst bitten gehört, als eben nach diesen. Was die Lectüre betrifft, so fehlt sie gänzlich. Bei dem elenden Postverkehre treffen selbst die Zeitungen nur selten ein, und wenn endlich einmal die langersehnte Post das Hauptquartier erreicht, dann wandert früher jedes einzelne Blatt der Anzug aus dem legten Sigungs - Protokolle der Löblichen Oedenburger Handels- und Ge­­werbekammer. (Schluß.) Wir berührten in voriger Nummer am Schluße unses res Berichtes über die legte „ordentliche gemeinsame Si»­gung” der hiesigen verehrlichen Handels- und Gewerbes fammer die Angelegenheit, betreffe des Naaber Mauthtarifes und verhielten die darüber von der Kammer gefachte Resolution für das heute vorliegende Blatt. Nun denn, nach eingehender Erörterung und leb­­haft geführter Debatte einigte si die Kammer zur Ers­­tattung nachstehenden Gutachtens: „Als die Kammer diese Angelegenheit zum ersten Male verhandelte, hat sie sie deshalb für die ausnahmde tote Einhebung der Mauth bei Gelegenheit der Einfuhr ausgesprochen, weil sie aus den Verhandlungsarten die = PEN ARE Fa­ir BEE; vr - ««.- « 3 ». -·.

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