Oedenburger Zeitung, 1878. November (Jahrgang 11, nr. 131-143)

1878-11-01 / nr. 131

s(. H > ya Ai ; u. Freitag, 1. November 1878. eubuner 3 (Bormals „Vedenburger Nahridten.“) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, dann für sociale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Uhr? — Betrüchten zur Wehr! — Der Wahrheit eine Waffe.“ 08 Blatt erscheint jeden Mittwoch, Freitag und Sonntag. Redaction : Pränumerations-Preise: Für Loco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig­­ 4 fl. 50 Kr., Bierteljährig 2 fl. 25 kr., Monatlich 1 fl. für Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 6 fl., B­ierteljährig 3 fl. Alle für das Blatt bestimmten Sendungen, mit Ausnahme von Innjeraten, Pränumeratione- u. Infertiond:­gebüipten sind an die Hednc.ion portofrei einzusenden. | XI Jahrgang. Nr. 131. fi Administration, Derlag, Expedition , Grabenrunde Nr. IA. |Hotel „Bose“ Nr. 19,2. Stock, Einzelne Nummern kosten MW Kreuzer. Inferafe vermitteln: die Herren Hanfenfein , Bogler, Ball»­fildgafse 10, Wien, Budapest, U. Oppelit, I. Stubm­partei 2. Wien. Heinrich­ Schalek, 1. 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Nicht sowohl jene Stü­­gen meinen wir, weige die, trug allen Anfechtungen wo immer ausgiebige Majorität der Regierung in si begreift, sondern vielmehr drei unerschütterliche moralische Stügen.Sie heißen: Gesunde Ber­­nunft, wirklich atelbewußter, n­icht bloß im ungeberdigen Zoben ich äußernder Patriotite­mus und ganz besonderd jener und jegt doppelt er» sprießliche Drang nach Ruhe, welche bekanntlich die „erste Bürgerpflicht“ ist. Aber Ernst Simonyt folgt lieber seinem lei­­denschaftlichen Temperamente, als den Forderungen jur­ger Besonnenheit und darum verlegt er Die­­gie­­rung in den Anktlagewand. Die Form seines Antrages, den er vor das Haus brachte, fulminirt in folgenden drei Punkten: 1. Daß die ungarische Regierung im Einverständ­­­niße mit der gemeinsamen Regierung mit vormäß­licher Beilegung der Konstitution solcher Handlungen und Unterlassungen sc­­huldig ge­macht habe, welche sowohl Ungarn, als auch Deiter­­reiche Interessen schwer Jh­adigen und für Die Zukunft den Ruin des Reiches in Aussigt stellen. 2. Dab die Regierung jenseits der Leitha mit jener dießseith einverstanden, Oesterreich-Ungarn zu sch­weren Geld- und Blutopfen gezwungen habe und um dieses Ziel zu erreichen, absichtlige Zauschun­gen der konstitutionellendaltoren, Hintergehung der Völker, falsche Vorspiegelungen, kurz : Lug und Trug angewendet worden seien, worüber sie ss nun verantworten sol. Der dritte Punkt endlich bezieht sich auf das widerrechtliche Vorgehen der Negierung in der Borspannsangelegenheit, was einen gewaltsamen Eingriff in die Heiligkeit des Eigenthumes involvirt.— Also der Sturm ist zum Ausbruch gelangt, wen aber wird sein Toben frommen ? doch den erbitterten Anhängern der zerstörungswärm­igen „Linien“ faum, denn Tiha ist noch immer mächtig genug, um ein zweiter Neptun den hochgehenden Wogen empörter Par­therleidenschaft mit seinen: „quot ego!" Ruhe aufzuer­­legen. Dem Lande aber erst recht nicht, weil diese8 — wir haben es wiederholt auch schon in früheren Aufläu­den betont — der innern Ruhe vor allem andern be» darf. Bieleiht der Sache?..... Mit nichten! So mehr man sich’s angelegen sein läßt, einen Zustand alle gemeiner Gereiztheit hervorzurufen, destoweniger ist ein Sieg der objektiven Wahrheit zu gewärtigen. Die Ma­­jorität nennt dann nur eine Pflicht: Die der rüd­ihtselosen Abwehr gegenüber dem radfintslosen Angriff. Das liegt durchaus in der Natur der Sache und Diejenigen in den Reihen der gemeinsamen OOpposition, die nicht immer „das bit­­tere Brod der Minorität“ gegessen haben, könnten sich wohl selber die Frage beantworten, ob eine Parlaments- Mehrheit derlet forsch­ten und ungereght fertigten Angrif­­fen gegenüber jemals etwas Anderes, als den Widerstand bis aufs Aeußerste gefannt hat. Wir haben es ih­m in der vorgestrigen Sigung des Abgeordnetenhauses gesehen, wie fest die Majorität der ungarischen Vollövertreter entschlossen ist, Sront zu machen wider die Nabulistis und den fruchtlosen Terroridemud der „Äußersten Opposition“ und doc handelte es si­chemal nur um einfache Formfras­gen. Die „L­inie” aber wurde so draftisch und ein» schneidend persiflirt, Daß ihre Parthbeigenossen den Sigungdsaal verließen und al sie ihre Sige räumten, begleitete sie höhni­ he8 © » lädter! &5 handelte ich zunächst um das Verlangen Helfys bezüglich der Vertretung der staats« rechtlichen Opposition in den ständigen Kommilitonen (Helfy fand nämlich die „Linke“ habe nicht genug Stimmen in den beregten Kommis­­sionen) dann handelte es ft darum, daß der Abgeord­­nete Thaly (vom der „äußersten Linken“) dessen Man­­dat ihm unfor fester Weise zugemendet wurde, dem Haufe angehören dürfe oder nicht, und endlich um den Antrag des Baron Simonyt auf Befragung der oe bie nach der Lösung der Minister­­tite. In alen diesen drei Streitfragen erreichte Die „Linke“ gar nichts. Im Gegentheile­ der Herr Minister­­präsident Tzipa flog im seiner Rede Herrn v. Sie mangs siegreich aufs Haupt und erntete lauten Bei­­fal von dem weitaus größten Theile der anmwesenden Parlamentsangehörigen. Um so aufgeregter war die „Linie“ und sie entschlug si der dem Abgeordneten, Kaufe angemessenen Würde so sehr, daß sie einen Stand alinaler Form provozirte, so daß die Sißung zufolge dem ungeberdigen Benehmen der Hels fganer und Simonyisten Äußerst lärmend und tumultudß verlief. Ganz besonders widerhaarig zeigte si der Abge­­ordnete Szalay (auch ein mwüthender Partisan der „Kinfen") welcher sich sogar so weit vergaß, sans gene zu äußern, die Abstimmung über das Geruch der Branz­­städter Wähler gegen die Wahl Thaly’8 werde nur die Fortschritte der Regierungsparthei im Mamelutentrum demonstriren. Natürlich rief man ihn zur Ordnung, aber er s­chesserte fort, bis schließlich seine eigene Parthei erklärte, diese Frage vor» laufiz fallen lassen zu wollen. — Bei der Frage über Schuß der Abgeordneten Lulach und Berhovay - ER zu defilieren. Kleine Theatergeschichten. Erzählt von 3. P. (Sortregung.) 3 rankte zwei Widerfinder, tödtete eine Frau durch Gift und fiach einen Dam­­meudprings nieder. Zulegt wurde ich von der Geretigkeit verfolgt, sprang, jast von Dcieser ergriffen — in’s Wasser — und ertrant. Als ich Abends in meinem etwas fantastischen Kostüm stach, wurde mir plöglich bange zu Muthe. Im ersten Akt passirte nur das Eine, daß eine Dame, mit der ich eine Duoscene hatte, nicht herauskam, weil sie mit ihrer Toilette zu spät fertig geworden. Ic machte abgeben ohne­ diese’ Scene zu spielen. Dann kam eine tiefige Pause — im Zuschauerraum wurde es unruhig, man fing zu laden, zu applaudiren an — endlich ging­­ weiter bis zum Artiklup. Da mir Die Kehle ganz trocken wurde, traut ich im Bmijchenaffe ein grobes Glas Zuderwasser um mich anzufeuchten. Auf Dieses fing ihn aber so zu transpiriren an, daß mir der helle Schweiß auf die Stirne trat. Während meines großen Selbstdialoges im zweiten Alt rannen mir die Schweiß­­perien’ über das Gefit. Nun versteckte ich mich hinter einem Gebürdy und belauschte von dort den Mann — au der hielt einen langen Seimon — den ich von südwärts erdolchen mußte. In meinem Bersted trock­nete ich mich ab und Ilid dann leise vor; eine helle Lade empfing mir, ich sah, verdugt darein — warm? — Unten lacsten sie no mehr. Ich sprang vor und stach mein Opfer herzhaft nieder. Alles schrie und jur beite — „Bravo! Bravo! — NoH einmal“­­ — Der Lärm wurde so groß das Altus gemacht werden mußte. Der Dichter stürzte nun auf mich zu und rief: „Une glücsmenich, was haben Sie gethan, sehen Sie in den spiegelt. — Ich that dies und pralte zurück. Ich war halb weiß und halb schwarz. Das zu wenig aufgelegte Schwarz hatte ich hinter der Hede mit meinem Tuch, beim Scheicabtrocnen von Stirne und Nase ganz weggem­ischt. Von unten muß daß Köchtkomik­ ausges­­ehen haben. — Troß dem ich im dritten Akt wieder einem vollkommenen Neger gleichsah, wurde Doc bei meinem jede­maligen Auftreten gelacht. Nachdem ende iich die Komödie — wie Als — ausgeworden, athe mete ich aus tiefster Brust auf. Die traurige Folge mei­ ned verunglückten Debuth war noch die, dab ich im Seshafte fortwährenden Stiehelreden aufgeregt war. Eine Weile hörte ich zu, dann verschwand ich eines Tages von dem Schauplage meiner Diffethat und hin­terließ meinem Chef brieflich Die Ursache meines plöß­­lichen Abganges. — Auf meiner Suche nach einer neuen Condition — die ich leider nit fand? — Fam­id)­aud) in ein Fleines Provinzstädtchen, wo eine feic­hende Gesellschaft, im Saale des Einkehrgasthauses, zum „Anker“, Theatergastvorstellungen gab. Ich las den ges­chriebenen Zettel; man gab: „Hinfo der Freiknecht, oder König Wenzel der Wilde, oder die Freistatt des Henters." Da die Eintrittspreise sehr niedrig waren: „Ein Big 20 — ein Parterre Entree 10 — auf der Sallerie 5 Kreuzer, — so löste ich mir einen „legten Plag" und Metterte über eine Art Leiter in eine große Hühnersteige, in der «8 vollkommen finster war. Das war die „Salerne“. — Glüclich hatte ich mich vorges­tattet und wartete der kommenden Dinge. — Endlich wurde beleuchtet. Ein Mann erschien mit ungefähr sehs großen Stalllaternen und hängte diese an den bes­­­treifenden Mauernstelen auf. Das Stüdchen „Olymp,­ wo ich mich befand, wurde nicht erhellt. Mufii gab's feine. Die Vorstellung begann nach dem Apeläuten, um acht Uhr. C8 war zu Ende August. Das ganze, bekannte lich große Schauspiel, war um halb zehn Uhr zu Ende. C8 blieben, wie i­y später erfuhr, ganze Verwandlungen weg. Für die paar Leute, die sich im Parterre befanden, war dod genug und ich konnte für meine fünf Kreuzer, noch dazu ganz allein da oben, an nicht mehr ver­­langen. In der Wirthestube fand ich die „Gesellha­t“ aus dem Direktor, seiner Frau, deren Tochter, zwei Söhnen, einem alten Herrn und einem solchen Fräu­­lein bestehend, bei ihrem Abendbrod. Der Direktor und seine Leute waren guter Dinge. Alle lachten und plaus­ierten wie nach der größten Einnahme. — Ic hatte mic ft­l in eine Ehe gefegt, do faum gewahrte mic der Kunst vorstand, so lud er mich freundlich ein, zu ihnen zu kommen. Bald wußte er wer ich jei und das ich — im Augenblick — mich ziellod in der Welt her» umtreibe. — „Hätten Sie nicht Luft bei und zu bleiben ? — trug mich endlich der Direk­ord Löchtere lein, eine üppige, braungelochte Maid, die bereits den zweiten en. ihrer Jahre begann ; — vorausgejegt — Ichnaubte die Frau Direktorin aus ihrem Zettwurst here vor — dab der junge Mann überhaupt eine Idee das von hat, was „Schauspielzunft“ heißt. — Da gab ich — im Gelbtgefühl dieses Wissend — mein erstes Seger- Debut zum Besten,­ mit Beschweigung meines dabei gehabten Malheurd und zeigte der wie eine Biere tonne dien Frau den gediucten Zettel; — mun ließ man mich nicht mehr lod. Der Herr Direktor nannte mich „Gollega” seine Söhne dugten mich und die Damen überhäuften mich mit Freundlichkeiten. — · Zwei Monate lang hielt ich’s bei der Bande ausz­ ­.-.«(«-.’. - -L—.-.««."..«.s’!s.-.-.-.-k«-·T -.-....—s-LL-JL ---— ee En ee | | A | 4 Sl A A Ei a

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