Oedenburger Zeitung, 1878. November (Jahrgang 11, nr. 131-143)

1878-11-01 / nr. 131

| | ar | gegen die gerichtlichen Untersuchungen, welche über die­­selben­­ schweben, rief Nemeth, als er sab, daß er nicht durchringen konnte: „Saal verlassen! Wir weic­hen der Gewalt!" Der Legtere richtete auch gegen den greifen Ghyczy einige hämische Ausfälle. Nach Die­ jer Sigung zu Schließen, s­cheint die „äußerste Linke” in gegenwärtiger Reichstagdsession die Standalmas herei im großen Style betreiben zu wollen und darum fann an natürlich Simonyis Antrag an die Zagedordnung und die Regierung im A­nkslagestand! Nieber Schulsparkassen. Heute, wo die Institution der Schulsparkassen zu den auch in unserer Stadt bereits bekannten neueren Grfindungen gehört, wird nur uninteressant sein, den p. t. Lesern dieses Blattes die Möglichkeit zu verschaf­­fen, die Meinung eines der bedeutendsten Pädagogen der Neuzeit über diesen Gegenstand zu lesen. Was wir hier mittheilen, entnehmen wir einer diesjährigen Dis­tobernummer der „Allgemeinen Lehrerzeitung“ ganz wörtlich. ‚Dr. Dittes über die Schulsparkassen,“ Herr Lede­rer Fr. Gärtner in München, bat zu einem Vortrage über Schulsparkassen Herrin Dr. Dittes um seine Mei­­nungsäußerung über genannten Gegenstand ersuht und­­ darauf folgende Zuschrift erhalten: Das Sparsamfeit eine Jugend sei, und m­eine Tugend, die der Pflege bedürfe, ist gewiß. Daß aber nur sparen kann, wer erwirbt, ich auch gewiß. Wo nun, wie «8 in Belgien, England, Sranfreich an vielen Orten, die und da auch in Deutschland, *) der Fall it, die Volksschulen zugleich Stätten der werbenden Arbeit sind, die Kinder also Geld verdienen, da sünnen sie auch Geld spa­­ren, und es wird in Rücksicht auf die sozialen Zus­­tände weise sein, in der Schule die Sparfafia einzu­­richten, wozu natürlich die Schule auch bereitigt ist, da sie ja den Erwerb schafft. Wo aber, wie in unseren Öffentlichen Schulen, feine Imdustrie getrieben wird, wo also die Kinder nicht­ verdienen, da hat die Schule weder ein Recht, noch die Pflicht, Sparkassen einzurich­ten. Wenn die Kinder in der Schule nicht­ erwerben, woher soßen sie die Spareinlagen nehmen. Sie können dieselben sich vom Frühfuüd abdarben, können sie er­­betteln, stehlen u.­­. w. — gewiß lauter verwerfliche Erwerbsmethoden, zu denen die Schule keinerlei Anlak geben darf, oder die Eltern jcheinen den Kindern Spar» einlagen ; dann haben wir feine Kindersparkassen, son­­dern Volkssparkassen, deren Leitung nicht gerade Sace der Lehrer ist und jedenfalls nur fur eine Fiktion zu einer Schulangelegenheit gemacht werden kan. Die Schule, resp. der Lehrer, kann weder vom Standpunkt der Schulgefäße aus, noch auf Grund der allgemeinen Vernunft verpflichtet sein, das Geld zu sammeln, wel s ich die Familie erwirbt, oder gar Kapitalien zu bilden, wo die Grundlagen hierzu fehlen, und also et­­was zu leisten, was entweder nicht in das Bereich des Schullebens gehört, oder überhaupt unmöglich ist, ohne Einmischung in häusliche Angelegenheiten, in die Befigverhältnisse der Familien wäre ja unter unseren Verhältnissen die Schulsparkaffa gar nicht möglich. Ber­­crieblichkeiten und Konflikte zwischen Lehrern und El­­tern, von Schlimmerem abgesehen, könnten nicht allcr bleiben. Die Armen würden wahrscheinlich jagen: Ihr nehmt und die Kinder von der Arbeit weg in Die Schule, entzieht ihnen also die Möglichkeit des Erwere­ben, und nun verlangt ihr auch noch Spareinlagen von den Kindern, und übrigens: mal geht euch unser und unserer Kinder Gid an? Diese Fragen würden jeden» fall und vorzugsweise auch die anderen, die Wohlhar­benden stellen, welche die Aufforderung, ihren Kindern Spareinlagen mitzugeben, ohne Zweifl ale Eingriff in ihre Elternrechte und Elternpiliten betragen würden. Wäre er aber nur auf ganz freiwillige Einlagen abge­sehen, wozu brauchen wir dann die Schule ? Können da nicht Gemeinden resp. Bezirkesparf als jen eingerichtet werden ? Der Lehrer als solcher hat da­­mit nichts zu haften, obwohl nichts einzuwenden ist, wenn er als Vertrauensmann in einen Sparverein bes rufen wird und ich an einem solchen betheiligen will. Da ich nit blod Schulmann, sondern auch Familiens vater bin, so habe ich wohl Anlak und Gelegenheit ger­iug, mir in der Sache ein Urtheil zu bilden, "und da muß ich sagen, dach dad Sparen der Sinder und für die Kinder jedenfalls eine häusliche und feine Schul­­angelegenheit ist. Aber «­ ist nun einmal vielen Leuten geläufig, zur Heilung aller möglichen Uebel die Schule, und ger­­ade die arme Volksschule anzurufen. Sie ist aber­­ bei­­der nicht allmächtig ; sie ist nur ein Zafter in unse­­rem sozialen Leben und wo dazu ein solcher, dem fast alle anderen das Dasein schwer machen und dody zus­gleich Aufgaben stellen, deren Erfüllung ganz anderen Bastoren obliegt." *) Also auch da nur hie und da, was soll man dann von unserem Baterlanbe sagen ?1 REITEN BEE In ERW SETERTFCHTTETER EG TE ne 2 . «"TWMWMT’UKWMI . .. s dann Fiel ich davon und nahm von al­len guten Effekten, die ich hatte, nur mehr dad, was ich am Leibe trug mit. Ich eilte heimwärts und fam gerade teht um meiner alten Tante die Augen zuzudrücen. Ein paar hundert Gulden und ihr alterthüm­­liches, aber no gut erhaltenes Mobiliar hatte sie mir vermacht. Ich machte alles zu Geld und fühlte mich nun wie ein kleiner Krösus. Dann fuhr ic­h­ die De­­fidenz zu einem der Seelenverläufer — Theateragenten genannt — und erhielt von diesem ein „Sehr gutes“ Engagement. In diesem befand ich mich an — nach dem jüngst durchlebten, schmachvollen Dasein — in Wahrheit so. — Der Direktor war diesmal ein achtend­­werther Mann, der mein bisschen Zalent zu weden mich auf den richtigen Plaß zu stellen verstand. Nach einem Jahre gab er mir seine Nichte, meine sanfte Marie, zur Frau; — ein zärtlicher Blick auf diese be­­gleitete Here Nuysien’s Worte und wurde von ihr ebenso erwid­ert — umd als ich sie gewonnen, übergab mir der alte Herr einen Theil seiner Geschäftsbürde. Meine Frau, die nie gemimt hatte, führte unsere ges­­einsame Wirtschaft mit derselben Umsicht fort, wie früher die ihres Untels. Wir pflegten ihn auf das Delte und lebten so im angenehmsten Beisammensein. Nachdem unser wahrhaft väterlicher Freund si zur ewigen Muhe gejept hatte, löste ich aldbald darnach die Direktion auf, um meine Frau in eine andere Um­­gebung zu bringen, da sie dieser Verlust zu sehr er­­griffen hatte und nahm einen mir sicher gemachten Engagementsantrag sofort an. Do bin ich, werthefter Herr Rilberg — wandte sich Nuyffen zum Schluffe seiner Erzählung an diesen — durch eine ziemlich harte Schule, in Thaliend Tempel eingeführt worden” — „und sind sin rechter Priester dieser erhabenen Göttin — feßte der­ Angesprochene rascy hinzu, ihm mit Wärme die Hand drüdend. Alle gaben beifällig ihre Zustim­­mung zu­­ diesen Worten, nur Frau Nuyfjen rief lächelnd dazwischen: Bitte, Bitte, meine Berehrtesten Sie werden mir meinen guten Mann verderben, wenn sie ihn doch ihr zu großes Lob eitel machen." — „Herr Nilberg hat nur der Wahrheit die Chre gegeben" — entgegnete ihr im herzlichen Zone Frau Diörms. Mit einem scherzhaft gerufenen „halt, halt, meine Damen! — erhob sich nun Frl. Vietor — ich erlaube mir ihren Schönen Wetttrei­, hervorgerufen durch zwei bei Schauspielern und ihren Angehörigen im All­gemeinen seltenen Tugenden, doch Bescheidenheit und Anerkennung, des Talentes eines Kollegen, dadurch zu unterbrechen, das ich um’d Wort bitte.“ — „Wird gegeben !“ ertönte «8 unisono und ficy danfend verneie­gend, regte ich das Hausfräulein, also beginnend: „Den jed8 Geschwistern bin ich die Lehre gewes­­en. Mein guter Vater hatte, als einer Beamter einen sehr Heinen Gehalt, aber dafür, leider, immer sehr große Sorgen, was jedoch unseren Papa nicht hinderte und auf das Beste zu erziehen. Goufin August — hier neigte die Spieyerin ihr Köpfchen leicht gegen Nilberg, der, so oft er st unbemerkt glaubte, sein Auge von ihr abwandte — war, so weit meine Erinnerung reicht, immer unser treuer Spielgenosse und, wenn es einmal zu einer Beinen Balgerei zwischen und Geschwistern, oder den andern Soulkindern fam, mein eifrigster Bes­chüßer. So wuchsen wir heran zu Knaben und Mäder­hen; da traf uns der schwerste Schlag, der Kinder, ob groß oder flein, je treffen kann — besonders Mädchen —­­ starb und die t­eine Mutter." — (Bortregung folgt.) - | Lokales * Alerh­öhste Auszeichnungen. Seine Majestät der König hat dem Herrn Bizes Direktor des Budapester Kleriters- Seminars und Zitulare Dombherrn Josef Pellet, sowie dem Heren Pfarrer der Ofner Seltung, Abt Josef Roth, ale Kuratoren der Marizie banyi’schen Shailerbad » Stiftung, in Anerkennung der Verdienste, melde dieselben in dieser Eigenschaft 12 Jahre bieduch­h­ei) erworben, ferner dem Ober-Inten­­danten und Chef der Honved-Intendantur Herrn Franz Goerhbalmay, als Anerkennung seines erfolgreichen D Wirkens, den Eisernen Kronenorden I. Klasse tatfrei verliehen. * Die Kosten der Oisupation für 1878 werden auf 102.710.000 fl. veranschlagt. Es ent­fallen demnach auf Desterreich 70.459.000 fl., auf Ungarn 32.250.940 fl. Die Desterreichische Quote wurde bisher gedecht duch Berläufe aus den gemeinsas­men Fonds mit einem Erlöse von mehr als 13 Milli­­onen Gulden, durch Verkauf von Schapscheinen mit dem effektiven Gafrage von 10 Millionen Gulden und durch Ausgabe von Goldrente in der Höhe von 17 Millionen Gulden, dies gibt zusammen über 41 Mil­lionen Gulden; außerdem beansprucht der Finanzminis­­ter eine weitere Bewilligung von 25 Weilionen Gul­­den, die, zum Theile bereits verausgabt, den Schaffenbe­­ständen entnommen wurden und fept durch Ausgabe von Gold­ frente bedeckt werden sollen. Die Bedeckung würde si daher nur in der Höhe von ungefähr 66 Milionen für den österreichischen Antheil stellen; wenn demnach auch das Abgeordnetenhaus die Indemnität für einen Betrag von 25 Millionen ertheilen sollte, so wird damit noc­h eineswegs die Summe des ganzen Bedarfes votirt und ein Betrag von weiteren 4­­, Mil­­lionen Gulden abermals unbededt sein. *Musikalische Aufführung in der Domk­irche. Zur Feier des heutigen „Allerheiligen“­­Bettes findet in hiesiger Domfirhhe um 10 Uhr Vore­mittag unter Leitung des Regenschori Herrn Jon Ker­ner und Mitwirkung bewährter Kunstkräfte eine musi­­kalische Aufführung,behufs Erhöhungsd­olom­ität d­ Gottesdienstes statt. « Die hier seit Jahren nicht gehörte,herrliche­ Messe in Es Dur von W.A.Mozart wird hiebei exekutirt. Außerdem machen wir besonders aufmerksam auf das »Graduale«aus dem XVI.Jahrhundert von Alessans dio Stradella,welches Herr Josef Marx singen wird,dann auf das»Offertorium«;»Ave Matia« woran sich am Quartett betheiligen:das FrL Rubeich (Sopran)Frl.Kraeichitz(Alt)Herr Eichinger­­ (Tenor)und Herr Wanbacher(Baß);hiezuoblis gateSBiolins und Flötens Solo,zum Vortrage gebracht von Herrn Orchesters Direktor Harpf und Herrni.I. Marx.Letztere Composition ist ein neues Opus vom xc HerrnRegenSchorL xy·Turn-FeuerwehrsVerein.Morgen Samstag den 2. November, Abends 8 Uhr, findet der übliche Vereinsabend des ZJurns Feuerwehrvereined im Saale des Herrn Brudbauer statt; die p. ft. Verein­s­mitglieder und verehrten Gönner des Vereines werden zu zahlreicher Theilnahme freundlichst eingeladen. * Der erste Oedenburger Militär- Veteranen-Verein erlieh einen Aufruf, demzus folge an Spenden zur Unterfrügung armer Familien eingerückter Neservisten beim genannten Verein noch weiters eingegangen und an den patriotischen Hilfsver­­ein abgeführt worden u. zw.: Die Herren Johann Dur­bina 5 fl., Ferdinand Pachhofer 1 fl., Jakob Hoffmann 50 fl., Stanz Hoffmann 59 fl. Tobias Sufiith 1 fl. Julius Kerper 1 fl., Heinrich Möser 60 fl., Simon Mojenfeld 1 fl. Simon Keller 50 fl. Simon Stein» mig 1 fl., Eduard Steiner 1 fl. Summa 13 fl. 10 fl. "Meinfegen! Bei ung wird schon seit zwei Wochen emsig aus den Weingebirgen die Maische nach der Stadt geführt und noch immer nimmt er sein En­­de. Auch auch Kroisbady und Nebenmark­t werden be­­deutende Parteien von Most hier durchgeführt, aber hier wird nur wenig verkauft und ernste Sorgen bemächtigen ih unserer Weingärtner. Der Wrangel an genü­­genden Belegraum und an Geschirr für den jungen Wein macht si fühlbar, hierzu kommen noch die im Laufe des Sommers kontrahirten Schulden, welche durch den Weinregen abgewendet hätten werden sollen und siehe da: die Waare findet feinen Ablag, ist das nicht auch ein Krad?! * Strohmatten. Die hiesige Strafhaus- Verwaltung offerirt Strohflechten als Rothwild­er zu folgenden Preisen: 1 Meter lang zu 40 fr., 80 Em, lang zu 25 fr, 40 Sm, lang zu 15 fr. Dieselben feiter geflochten, sind ungleich dauerhafter, als die biß­­her üblien und eignen si demgemäß vorzüglich zu dem oben angegebenen Zweckk. Zugleich thut der Käufer ein gutes Werk, weil der Erlös zur Erleichterung der Lage der Sträflinge, welche diese Matten erzeugen, dient. Darauf reflektirenden zur Nachricht, daß Diele Stroharbeiten beim Herrn Strafhausverwalter im Komitatshause zu beziehen sind. * Die Einjährig-Freiwilligen der zu demobilisirenden oder auf herabgelegtem Kriegsfuß befindlichen Truppentheile, die nicht im Jahre 1878/79 aktiven Dienst leisten wollen, sind, wenn Jjie ed wüns­chen, zu beurlauben, doc können sie, wie die Einjäh­­rige Freiwilligen vom 1. Oktober 1878, je Garnison und Truppenkörper im Lande selbst wählen, um da das begonnene Dienstjahr fortzujegen. Die einjährige freiwil­­ligen Mediziner und Pharmazeuten, die ge­legentli­cher Mobilisirung zur aktiven Dienstleistung einberufen worden sind, können ihr Dienstjahr in der­­selben Eigenschaft fortjegen; da sind jene, Die wohl Medizin studieren, allein noch nicht die Qualifi­­kation eines militärisgen Eleven befigen, zur Zartregung ihrer Studien zu­ beurlauben. * Unsere Biltuabienh­ändler Das heurige Jahr hat sie sowohl in unserem, als in den Nahpbare-Somitaten zu einem segensreichen gestaltet, trug dem bereit in Gonjum-Artikeln aller Art noch im­­mer eine enorme Theuerung. Beim Vergleihe der Nähe produkted mit dessen Marktpreise ergeben si­ehr­ber trübende Daten. Weizen und Korn ist so billig, das die Verkäufer nur mit Mühe ihre Früchte verkaufen können, bei alledem ist das Gebäd so klein, daB «s in Paris während der Ausstellungszeit um denselben Preis alle nicht winziger zum Verkauf gebracht wird. Das Hausbrod , 10 fr. und 20 fr. das Laibehen ist gerae­dezu erschrecend .theuer. Allein nicht blos über die Bäder an über die Wirthe Hagen die Konsumenten. Der Wein, sowohl alter, als neuer (Most) it so ente werbhet, daß man ihn um Spottpreise von den Pro­­duzenten erhält, während man in unsern Gasthäusern noch immer eine Bauteile Wein mit 12—15 fr. zahe­len muß, in welchem Stäfhchen kaum 4 Deci enthalten sind und dabei hat das Getränk noch eine Säure, dab es nur mit Wasser gemengt geziehbar wird, 1 Liter Most kostet 20 fr. Endlig kommen wir noch einmal auf die biedern Herrn „Bleiihbarone“, zu sprechen, welche fortwährend, den erorbitanten Preis von 64 fr. pr. Kilo Rinofleisch, wo dazu mittelmäßiger Qualität, aufrechthalten. * Unachtsamkeit. Gestern Morgend fuhr das Gespan des Steilhfeldhers 8. ziemlich va) über den Theaterplag. Er meint, daß der Noffelenfer nicht die nöthige Aufmerksamkeit dem Pferde zumendete. Dade selbe stürmte der dortigen, neuen Gartenanlage zu und drohte Alles zu zerstampfen. Noch glaubte der Kutscher #

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