Oedenburger Zeitung, 1878. Dezember (Jahrgang 11, nr. 144-155)

1878-12-01 / nr. 144

des okkupieten Landes im Interesse der militärischen Sicherheit sowohl,als für den eventuellen Fall der Fortsetzung der Operationen gegen Süden für dringend geboten,sich auf die Drina neu zu basiren. Demgemäß wurde die Drina zur Vert­eidi­­gungsd-Linie eingerichtet, Bijegrad und Go­­rvazda als wichtige Basispunkte mit Nordsicht auf eine allfällige Offensive be­festigt und die nach dem Basis­­raume führenden wichtigen Verbindungen mit Aufgebot aller Kräfte in proftitablen Zustand gebracht. In Bezug auf die Verpflegung sei Alles ges­chehen, was unter den obwaltenden schwierigen Berz­hältnissen möglich war, und mit Genugthuung könnte er. ed aussprechen, daß trog des in legter Woche einger­stellten Verkehrs in den Magazinen so viel Proviante V­orräthe angesammelt sind, um die Armee wo 65 Tage regelmäßig zu verpflegen. Nedrigens sei die Linie Metrovic-Stra­jewo gegenwärtig für den Nahidhub bereits einge­richtet, wodurch die Verpflegung für die Folge vollkom­­men gesichert ersceint. Die Unterkunfts-Verhältnisse findet Baron Philippovich selbst jeher ungünstig, an diesen jei aber vorläufig nicht­ zu ändern, weil sich Berläumtes jegt nicht nachholen lacht und die Kriegsverwaltung die größte Sparsamkeit zum Grundlage erhoben hat. Bezüglich der Verwaltung ließ Bar. Philips povich auf Befehl Sr. Majestät ein Orga­nisations- Statut entwerfen und bat dasselbe vor einem Monat durch Mazuranic nach Wien ent­­sendet. Meber das Soldjal dieses Statutd­ei ihm bid­­ber nichts bekannt. — Beim Entwurfe desselben habe er hervorragend den Bedürfnissen und eigenthümliche Zeiten dis Landes und der Bevölkerung Newdhnung ge­­tragen und war bemüht, den Verwaltungs-Apparat durch ausgedehnte Gemeinde-Autonomie möglichst wenig fost­­spielig zu machen. Baron Philippovic wird bei dieser Gelegenheit entschieden alle jene Zumuthungen zurück, welche ihn zum Vertreter großfronttscher Politik stempeln. Er sagte untern Anderem: „Ich bin Sroate, ich bin aber auch der beste Diener meined Katjerd, und kenne ald solcher war Die Befehle meined Kriegeheren und jene Politik, welche, fern von allen nationalen Bestrebungen, dem Wohle der Gesammt-Monarchie förderlich ist.“ Im weiteren Verlaufe der Diskussion betonte Freiherr v. Philippovich die Nothwendigkeit der Präzi­­sirung der staatsreitlichen Stellung der offupirten Pros­vinzen, wenn Neigungen und Widersprüche, welche der fortschrittlichen Entwicklung der Länder nur hinderlich sind, vermieden werden sollen. « Lokale: * Alerhöhste Spenden. Se Majestät der König hat zur Herstellung der Kirche in Madrano 100 fl., der freiwilligen Feuerwehr in Nauderd 50 fl. und dem Landesichtigen­ Unterftügungsvereine zu Lutter­nau ein einmaliges Gründungsgeic­ent von 100 fl. bewilligt. * Saiserliche Geschente Se Majestät der König hat für die Armenlotterie, welche die Stadt Wien am Sathingsdienstage veranstaltet, einige sehr kostbare Gegenstände gespendet. Das kaiserliche Geschenk besteht aus zwei prachtvollen, großen, japanesischen Waf­fen aus Kupfer, einem modernen Zotlettspiegel, dessen Bronzerahmen reich mit Gmail verziert ist, und zwei Sk­andolen aus Bronze. Diese Gegenstände werden nebst den tausend Dukaten die Haupttreffer der Armen» Lotterie bilden. * Alerböchfte Auszeichnung. Im Mo­­nate August wurde der Marktfled in Bela von einen reißenden Wolkenbruche­­rimgeluht, der eine Mebers­chwemmung hervorriss, die Menschen, Thiere und Wohnstätten unter der Wucht der hereinbrechenden Flu­­then begrub. Das eben auf dem Marihe nach der Hauptstadt befindliche Regiment „Zosfana” Nr. 66 raste­­te in Bela zur Zeit diefes Glementar Ereignissed und legte in der Noth des Augenblickes wacer Hand an das Rettungswerf. Es wurden auch viele Menschen gerettet, viel Vieh geborgen und den Löwenantheil an dem Ret­­tungswerfe erlag sich das Regiment Nr. 66. Se. Ma»­jestät fab fi in Folge dieser hervorragenden Verdien­­ste bewogen, dem Führer Mishael Blonar mit dem sil­­bernen Verdienstfreuge mit der Strone, dem erterten Peter Tomori, sowie die Infanteristen Johann Tusse und Franz Gzihany mit dem silbernen Verdienstfreuge auszuzeichnen, da sie alle diejenigen geschildert wurden, wechte sich bei,dem Rettungswerte ganz besonders her»­vorthaten. * Dedenburger Lehrerverein Aus Anlaß des 25-jährigen Jubiläums der Mitglieder des „Dedenburger Lehrervereins" Herren Johann Flasch und Josef Gruber, welche beide seit dem Jahre 1853 als Lehrer an den Schulen der hier. ev. Gemeinde in ehrenvoller Wirksamkeit stehen, veranstaltet der „Deden­­burger ehrerverein" einen heiteren festlichen V­ereind­­abend, der am 7. Dezember d. J., Abends 7 Uhr, in dem Locale des Männergesangvereines „Liederfrang“ (Safino, I. Stod) stattfinden wird. Zu dieser Feier werden alle Freunde und einstigen Schüler der beiden Herren Jubilare, sowie Freunde des Sıulwesens überhaupt, von der Vereinsleitung hiermit freundlichst eingeladen, und können Theilnehmer- Karten & 1 fl. bei dem Präses des Kehrervereines, Herrn Prof. Josef Vieß, ferner bei den Ausschußmitgliedern: Hrn. Dir. Sam. Bafo, Herrn Prof. Wild. Mar (Snitie tut Csöndes,) Hrn. Mid. Kund, Hrn. Kar Mößl und Hrn. Joh. Polster bis Freitag den 6. Dezember Mittags gelöst werden. Ferner theilt und noch der geehrte Ausschuß des obigen Vereines mit, dab den p. t. Ver­­einsmitgliedern, welche sich zur Theilnahme bereits an­­gemeldet haben, die Karte zugestellt werden wird. * Zur Demobilisirung. Seit der im vo­­rigen Monate angeordneten Herablegung des Heere­s­standes, wegen nunmehr beendeter Ofsupation, werden von Seite des Neichekriegsministeriumd ohne Unterlak Mannahmen eingeleitet, um die f. f. Truppen successive auf das normale Friedensverhältniß zu redigiren. So werden die Etappen­ Commissionen zu Steinam­­anger, Stuhlweißenburg und Fünffichen aufgelöst, deßgleicen sind eine von Eiffel, Steinbrüch, Bares Kanizdn und Erseg bereits aufgehoben und die Generale­leitung für Militär-Transporte auf Eisenbahnen und Dampfschiffen angewiesen, ihre Thätigkeit mit seiten November einzustellen. Die Herren Reserve - Offiziere treten, wenn sie nicht selbst um ihre fernere Aktivität beim Kriegsministerium einstreiten und sie bewilligt erhalten, in das Verhältnis „außer Dienst*. * Bandalismus Mit tiefer Entrüstung konstatiren wir, daß die, im der zu den „Unterlöwern“ führenden Allee im Laufe des verfloffenen Sommers von Seite der löbl. Gommune angebrachten Sigbante, der ruclose Hände theils zertrümmert, theild von ihrem Standpunkte herausgerissen wurden. Diesem brus­talen Akte bübischen Muthwillens kann nichts anderes als eben nur boshafter Zerstörungstrieb zu Grunde lie­gen, denn alle Spuren der angerichteten Verwüstung deuten darauf hin, daß ed den Bandalen nicht so sehr um das Holz werf, als um das Zugrumberichten der Nupefige zu thun war. Es ist ebenso bedauerlich, ala­o räthselhaft, daß ed den Aufsichtsorganen der Behörde niemals solte gelingen künnen, einen oder den andern dieses nichtewürdigen Beschädiger fremden Eigenthume und gemeinnüßiger Anlagen zu fafsen und einer em­­pfindlichen Bestrafung zu überliefern. * Theater-Wahriicht. Frau Auguste Wil­­brandt-Bauding, die gefeierte Hofschauspielerin des Wie­­ner Burgtheaters eröffnet am Dienstag mit der „Habe viele" in 3. 8. Gaftellis gleichnamigem Schau­­­­spiele ein zweitägiges Gastspiel. Die Leistungen dieser allerorts gefeierten Künstlerin zu pfeisen ließe Eulen nach Athen tragen und wer fennt überhaupt Auguste Baudius nicht. Die gefragte Gattin, der mehrfache Saftspiele offerint waren, hat unserer Bühne den Vor­­zug gegeben. Im­ Begleitung der Frau Baudius er­scheint auch ihr Gatte, Herr Adolf Wilbrandt, der gefeierte moderne Klassiker, Berrater von „Arria und Meffalina," „Nero,“ 2c, welchem bei der legten Gen­­euren, in Berlin der Scillerpreis für seine hervorra­­genden dramatischen Schöpfungen zugesprochen wurde. Es dürfte nicht unwahrscheinlich sein, daß des Dichters legted Geisteds Produkt „Auf den Brettern“ von demsel­­ben selbst inscenk­t, auf unserer Bühne zur Darstellung kommen werde. * Musik­alische Soire. Das Vergnünungs- Comite ded Dedenburger kaufmännischen Ber­­lineöd, veranstaltet, Sonntag den 8.20. M. Abends 7­. Uhr, im Speikifanle des Lafino-Gebäudes (1. Stod) eine „musikalische Soiree“, zur welchen die Ein­­ladungen bereit ergeben. Durch die besondere Freundlichkeit des Hrn. Zur l­u8 Hartig. Der die, unter seinem Protectorate stehen­­de „Pötihinger Knabenmusikkapelle" dem Vereine für diesen Abend gütigst überlieh, ist das Comite in die gewiß angenehme Lage verseßt den geehrten Gästen und Mitgliedern einen vergnügten Abend zu verschaffen zu können. Die lebhafte Bet­eiligung, die es für Diesen Abend, Schon heute find gibt, lädt auf einen starken Besuch Schließen. Das Somite gibt zur theilweisen Deckung der Spesen Eintrittösarten & 50 fr. per Person aus und sind solche in der Buchhandlung des Herrn Garl Schwarg zu haben. Das Programm werden wir Gelegenheit haben in nächster Nummer zu bringen. * Zodes-Nahrict. Der hier nur längere Jahre in Neuhestand befindliche Herr E. f. Major Wil­­helm Wunder Eoder von Wunderburg ist ge­mern nach kurzer Krankheit in seinem 88. Lebensjahre gestorben. Das Leichenbegängung des Verblichenen wird Morgen Montag um 3 Uhr Nachım. vom Szechenyiplape Nr. 18 aus, auf dem Friedhofe zu St. Michael stattfinden. * „Gegenseitige Aushilfs-Gesell­­schaft" nennt si ein, hier in der Gründung be­­griffenes, Zweiginstitut des längst bewährten, als streng solid anerkannten „Dedenburger Edcompte und Spar-Bereinen.“ Diese „gegenseitige Aus­­hilfegesellsshaft“ verspricht geradezu eine Wohlthat für den kleineren Geschäftsmann, Gewerbetreibenden, Bes­amten, für­ für Jedermann zu werden, welcher sich einerseits mit kaum nennenswerthen Einlagen, binnen kurzer Zeit — ohne dab er es im mindesten fühlt — ein hübsches Sümmchen ersparen, anderseits aber sie für den Fall momentaner Geldbedrängniß eine aus­­giebige Aushilfe verschaffen will, für deren Dedung er­­­ zu jagen, seine Sorge zu haben braucht. Er hat nämlich jeder der „Aushilfsgesellschaft“ Beitretende wö­­chentlich bloß 25 fl. in die Safra des „Oedenburger + comptes und Sparvereines" einzulegen und sichert sich damit einen Auslosungskredit von 50 fl., für den er bloß 1 fl. Zinsen per Tag, also circa 7 percent per Sahr zu zahlen hat. Für jeden Antheilschein & 25 fl. wöcentlich, wird gedachter Auslosungseredit von 50 fl. gewährt. Wer also — sagen wir — wöchent­­lich 1 fl. eingezahlt, erwirbt sich auf ein Darlehen von 200 fl. Anspruch, vorausgelegt, daß er einer der Auge gelosten ist. Der „Auslosungseredit“ ist nämlich wie folgt zu verstehen, wir zith­en wörtlich den $. IV. der Bereinestatuten : „Bwischen den Mitgliedern dieser Gesellsshaft wird jedes '/, Sahr eine Berlofung vorgenommen, und ein der Einzahlungssumme des laufenden Y/, Sahrıs entsprechender Theil der Antheile ausgelost. Die Ausge­­losten haben auf den vorerwähnten Credit, von je 50 fl. für wöchentliche 25 fl. Einzahlung, Anspruch. Dieser wird gegen einen, vom Schuldner und zwei Bürgen, die für die pünktliche Einzahlung der Antheile des Schuldners solidarische Haftung überneh­­men, gewährt. Ohne Auslosung erhalten den mehrberegten W­orshuß a) wer der Brand verunglückt, b) wer ein Haus oder Grundftück anfauft, e) ein Mädchen welches heirathet oder Eltern für eine zu verheirathende Tochter. Auch solche nicht ausgeloste, jedoch vertrauungs­­würdige Mitglieder erhalten übrigens ebenfalls Bor­ Schüffe, soferne sie in legterem Sale 17­, kr. täglich an Zinsen entrichten. Die Einzahlungen der Antheile, werden den der „wechselseitigen Aushilfsgesellschaft“­­ beitretenden Mitglieder mit |ech 8 percent verzinst, welcher Zinsen« genuß flei? am 2. Jänner eines jeden Jahres behoben werden kann.­­ Obschonj nir noch einmal ausführlicher auf dieses Geldinstitut zu sprechen kommen dürften,indem spik Berehrung bliehen sie alle zu ihm auf, denen er Herr und Gebieter war. Sein Fleiß, seine Intelligenz hoben das Etablisse­­ment, eine große Maschinenfabrik, im­mer mehr und mehr, und der Himmeld Segen ruhte auf all seinen Unternehmungen. Wilhelm, der jüngere der beiden Söhne, war Soldat, und das mit Eid und Seele; dabei ein Sonderling, der oft die originelsten Streiche durchführte. Ermöglich waren die Debatten der beiden Brüder, welche sie zärtlich liebten, und deren Charak­­tere und Lebendansichten doch so heterogener Natur­ waren. Der Eine verehrte und bewunderte, was der An­­dere perhorreszirte, ein Jeder von ihnen schwärmte für andere Elemente und Persönlichkeiten, und so gab es dem­ mandgen harten Strauß, der aber bald wieder bese gelegt ward. Ich selbst lebte glücklich unter diesen vortrefflichen Menschen, dich zum heutigen Tage, wo mich einige Worte wie aus einem Iraume aufschredten. Wie entjeßlich war das Erwachen ! wie düster und öde lag mein fünftiges Leben vor mir, ohne ihn, der meines Lebens Licht war. Do ich will nicht sagen, muthig will ich meie­nen Weg fortgehen. Niemand soll etwas erfahren das­von, was in dem armen Herzen vorgeht, und sollte id auch brechen in diesem furchtbaren Kampfe. Am frühesten Morgen übersandte mir Heirn durch seinen alten Diener Josef eine große Summe Gelde z­ur Bestreitung der momentanen Auglagm Mitsiebers Finstern Eifer ging ich sogleich an’s Werk,stundenlang uhrichherum,von einem Fabrikanten zum anderen, und schon des anderen Tages wurde tüchtig gehämmert und gearbeitet in der neu herzurichtenden Wohnung. Henri sah ich von nun an nur mehr bei Tische, tagsüber war er in seinem Etablissement,und die Abende verbrachte er in Gesellschaft e­iner Krafft. Mit seiner Verlobung herrsschte eine eigenthüm­­liche Stimmung in der Familie, eine unangenehme Schwüle in dem ganzen Hause. Die Tante schien mir noch stiller ald wie sonst, und auch Willy sah oft ernst d’rein. War man nicht einverstanden mit Henri’s Wahl? Johanna war wohl arm, aber die Witwe eines pongeachteten Mannes, und um der Armuth der Braut Millen, war diese V­erstimmung ganz siüher nicht, «o wupßten andere Ursachen hier vorliegen. Henri schien mir seit einiger Zeit sehr verstimmt und sah nicht mehr so lebensfrich und heiter aus; vers­mutlihlich täuschte ich mich, dab seine Augen häufig mit traurigem Ausdruck auf mir ruhten. Er wahte ja nichts von dem tiefen Schmerze, der in meinem Innern m­üthete, er ahnte ja nichts von meiner abgöttlichen Liebe für ihn. Eines Tages gab es für mich eine recht Schlimme Stunde; Johanna und ihre Mutter kamen zu Besuche. Die Braut in ihrer hoheitsvollen, imposanten Schönheit­­ geberdete sich schon heute, als wäre sie un­­umscränfte Herrscherin in diesem Hause. Die Augen meiner Tante blichten traurig, ihr Gesicht war tiefernst; die fünftige Schwiegertochter wird nicht nach ihrem Sinne, das lad ich von dem lie­­ben, milden Antlige herab. Willy beobachtete seine künf­­tige Schwägerin genau und eitirte: bei Gott, das Weib ist Schön, fügte aber Sofort hinzu: Der Himmel ber­uhnge meinen armen Bruder, die Dame ist ein wan­­delnder Eiöblodh, oder eine Rosette, und diese Kälte ist Berstellung, ich begreife Henri nicht, fein Berstand ‚[heint diesmal auf Reifen zu sein. (Bort]. folgt.) | zip-. .«vk·

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