Oedenburger Zeitung, 1878. Dezember (Jahrgang 11, nr. 144-155)

1878-12-04 / nr. 145

As W­­«c --.-ss: En VRR­TDIELESSE­N­EEEEREEREREZZE f * Mittwoch, 4. Dezember 1878. sms 7I. Jahrgang. (Vormalig,,Gedenkunger Yachti­ytenfs Bei Grganfürg politik Handel,Industrie und Landwirthschaft dann für sociale Zukereisen überh­aupt Motto:,,Dem Fortschritt zur Ehr’­—Bedrückten zur Weht’—Der Wahrheit eine Gasse.« Das Blatt erscheint jesenwittwo Gistitaquudzonniag. Ftåuumecatkonis Freifu III-Lici-:Gq«nzjiihriq9si.,Halbjijhrigtfl.50tr., Liesteljcihriq2fh25kr.,Monatli-v1fl. kaput-mitti-Gansjährig12n·,Hqtvjährigest» IierteljährigeL Alle für das Blatt bestimmtensendungen mit Ausnahme von Sea Bräm­merationd« u. Insertions­­gebühren sind an die Nedaction portofrei einzusenden.­­ »­­.« »­­« »Y­­Administration, Verlag, Expedition : Grabenrunde Nr. II. [Hotel „Rose“ Nr. 19,2. Stock, Reodartion : _... Einzelne Nummern kosten MB Kreuzer. N. RETTEN EST EEE TRETEN SInferate vermitteln: die Herren Hanfenstein , Vogler, Wal“ fishgasse 10, Wien, Budapest. U. Oppelit, I. Stubenpartei 2. Wien. Heinrich Schalek, I. Singerstraffe 8, Wi­n. Infersions-Gebühr : 5 fr. für die einspaltige, 10 fr. in die zweispaltige, 15 fr. für die preispaltige und 20 fr. fü­r die durchlaufende elusive der Stempelgebühr von 30 fr. Auskünfte in allen Richtungen werden bereitwilligst ertheilt. etitteile in­ Alle Positionen standhaft verfheidigt. Oedenburg, 3. December 1878. Wenn wir dem folgenden Auflage die Mieder­­schrift geben: „Ale Positionen standbha­ft vertheidigt“ so weiß wohl Jedermann, daß wir die Selbstvertheidigung des Grafen An­drasfy meinen, welche am vorigen Sonn- und Montage nicht nur von sämmtlichen vaterländischen Blättern, sondern auch von der überwiegenden Mehrzahl der po­ Iitischen Organe der auswärtigen Presse in mehr oder minder weitläufiger Weise besproch­en wurde. Natürlich ist die Auffassung, je nach­dem Partri-Standpunkte des Beur­­theilers eine verschiedene. Einige Publizisten finden, der Here Minister des Reußern habe jeden Angriff sieg­­reich abgeschlagen, ein großer Theil wieder meint, die Sache, für welche Andrasfy einsteht: seine Dorientpolitik sei eine so verzweifelte, dab sie feine Zunge, und wäre sie das Slammenschwert d­» ned Erzengeld vor gerechter Verwerfung shügen könne. Darin aber sind Ale „einig,“ daß in den „Ausfüh­­rungen des Ministers, welche an Stlafheit und überzeu­­gungsvoller Wärme von einer staatsmännischen Rede noch selten erreicht worden sind, Materiale genug vor« banven sei, um des Ministers Handlungsweise in der Ofsupationsangelegenheit zu verschanzen, dab er — Andraffy — dieser Materalie vortrefflich um h­ berum zu gruppiren verstanden habe, um Dahinter wirke jam das fweie Geihng seiner Beweisführungen gegen die Angreifer Spielen zu lassen und daß sein ganzer Erpo­d ein Meisterwert blendender ora>a­torischer Leistung gewesen ist. Wir selbst haben von eingefli­schten erbitterten Widersachern Andraffy, nach seiner Selbstvertheidi­­gung sagen hören : „Wir sind zwar mit der Oisupati­­on natürlich noch immer nicht einverstanden, aber­n­d­ra­­fy ist doch ein geistvoller „ schneidiger" Staatsmann, ein ech­ter Magyar, der für das, was er einmal unternimmt mit Leib und Seele einsteht, ein unerschrocener, eiserner Patron." Wenn troßdem der Ministerd Nede nicht ganz die Wirkung haben konnte, welche er sich vieleicht von ihr verhofft hat, so Liegt dies einfach darin, daß die Grundlage der Vertheidigung eine falsche ist, weil die Argumente nicht stichhaltig sind, weil all dem, was Graf Andraffy vorbringt, die Thatsachen, die wirk­­lichen Geschehenisse widersprechen. Drei ragen wirft Graf Andraffy auf, wohl in der Mederzeugung, daß, wenn er diese drei Fragen befriedigend beantwortet, seine Vertheidigung gelungen, seine Politik gerechtfertigt ist. Diese drei Fragen sind: 1. Ob die Offupation wirklich das Ziel der Negierungs-Politik gewesen sei; 2. ob es möglich gewesen wäre, der Offupation ohne Schädigung der Interessen der Monarchie auszuweichen ; 3. ob die Offupation nicht unter militärisch und poli­­tisch günstigeren­­ Verhältnissen hätte durchgeführt wer­­den künnen. Der Graf beantwortet natürlich alle drei Fragen so, wie es für ihn am günstigsten scheint. Er hat die Of­­fupation nicht als Ziel betrachtet, er hat der Offupa­­tion nic­t ausweichen können, er hat dieselbe nicht unter günstigeren Umständen durchführen können, als er sie durchgeführt hat. Nun denn, vor Allem fragt er sich, ob überhaupt diese drei Fragen diejenigen sind, deren günstige Beant­­wortung die befolgte Orientpolitik rechtfertigt. Der Graf sagt: ja. Man kann mit demselben, ja mit noch größerem Rechte Nein jagen. Denn die wichtigsten Fragen sind folgende: Liegt der Bestand einer widers­­tandsfähigen, in fi starren Türkei in vitalem Inter treffe unser Monarchie? Wenn ja, was Graf Andräsfy selbst zugibt, hat er das Erforderliche gethan, um den Ruin der Türkei hintanzuhalten ? Liegt es in unserem vitalen Interesse, das die Balkanländer nicht unter ufraschen Einfluß gelangen und ss nicht an unserer Grenze Slavische Staaten bilden, die unser eigen, inneres Gefüge und unsere Interessen im Orient ger­fährlichen, vernichten ? Wenn ja, was Graf Andrälly doch zugibt, hat er alles Erforderliche gethan, damit NRuß­­land nicht am Balkan berrihe, damit seine slavischen Staaten sich an unserer Grenze bilden, die unsere eigene staatliche Existenz gefährden ? Alles, was er gethan, gipfelt in der Ossupation Bosniens. Aber Rußland steht vor Konstantinopel, halt Bul­­garien und Numelien belegt, hat Albanien, Mazedonien, Thessalien und Epirus in Aufruhr gebracht, hat Bes­­sarabien an fi) geriffen, Serbien und Montenegro ver­­größert und mit noch engeren Unterthänigfeitd- und Apirationsbanden an fi geknüpft, als dieß je der Fall gewesen. Serbien hat si abgerundet, Montenegro ist an’s Meer ‚vorgedrungen, wir, mir stehben im bosnischen Winkel, in der herzegowinischen Südgasse. Konnten wir der Osfupation ausweichen, fragt Andrasfy? Kein Mensch hat und genöthigt, bis wir Europa nicht um diesen „Befehl" angebettelt hatten. Ob wir Bosnien zu günstiger Zeit hätten belegen können ? Ja wohl. Beispielsweise damals, al die Zürfer dort drei Divisionen stehen lassen mußte, die er gegen Rußland oder Serbien oder Montenegro hätte verwen­­den können. Mit Eugen von Gavoyen vergleicht er Andraffy und mit Hunyady, nur daß er nicht gegen die Türe sei operirt habe. Auf diese gewagte Selbstverherrlichung um eö nicht „Stoßsprecherei“ zu nennen haben wir nur eine furtze Antwort . Eugen und Hunyady haben zwar gegen die Türkei, aber nicht für Rußland operirt. Was aber Andräsfy geb­ban, kommt — ob er es nun beabsichtigt hatte oder nicht — Rußland und nur im»­mer Rußland zu statten. · Am allerwenigstekkung. Und wir meinen, der edle Graf, der an die Türe sei, an Rußland, an Europa, an die ganze Welt so viel gedacht hat, hätte ein Flein wenig auch an Ungarn, an sein Vaterland denken künnen und da wäre ed am ihm gewesen, trog Rußland, trog Kongreßbeschluß dem EREBSEEPESEEEESEESSENEEREEREERTE PEEN eu Jeuilleren. Unser Käthchen. 3 Walther ! (Bortfegung). Zawohl, arm­et Henry! Er war wie geblendet, von dem, troß ihrer Kälte, jonninstrahlenartigen, dnd von dieser Ihnen Frau ausging. Seine Blide hingen wie truöfin an der wundervollen Gestalt, verfolgten jede ihrer Bewegungen. Und ic, ich war ihm wac­h genug das Als zu bemerken. Nun führte er mir seine fünfs­tige Gattin zu. Liebe Johanna, das ist unser gutes Käthchchen, die Cousine, oder vielmehr die liebe Schwester, von der ich Dir schon so Vieles erzählt habe, und es wäre mir sehr erfreulich, wenn Ihr Beide einen recht innigen Freunds­chaftsbund schlößet, ich bin überzeugt, daß Ihr Euch bei näherer Bekanntschaft herzlich lieben und krägen werdet. Mit halbgeschlossenen Augen, als wäre sie furz fichtig, blichte Johanna jegt nach mir, und reichte mir, in ihrer vornehmen Weise ihre wohlgeflegte Hand. (s sol mich) freuen, wenn wir und in Zukunft gut verstehen werden.­­ Ein Ruß, so zeremonidl, als er nur je gegeben werden konnte, und die Borsteiung war zu Ende; von einem Freundschaftsbunde wäre wohl auch in der wei­­testen Perspektive nichts zu erbliden gewesen. Henris Stirne umwölfte si bei dem falten, wahrhaft fronzendem Betragen seiner Braut. Später führte er sie an den Flügel, und forderte sie auf zu singen, und sie sang auch, und mit welcher Künstlerschaft. Wie das reinste Metal, so glodendel samen die Töne aus ihrer Kehle, und um ihre Bra­­vour konnte sie manche Künstlerin beneiden. Ich konnte nicht umhin Henri während ihres wundervollen Gefangen zu beobachten. Er saß in einer Senfternische, halb verborgen durch den Vorhang. Den Kopf in die Hand gefrügt sehnte er in dem Bauteuil, seine Augen Starten in’8 Leere hi­­naus, auch nur ein Blic traf seine reizende Braut, und von dem Belange schien er gar michtd zu hören, was mußte er deum jegt haben? Der stürmische Ups plays, welchen man der Sängerin spendete, erweckte ihn aus feinem Sinnen, wie aus einem Z Traume fuhr er empor. Nun muß aber Käthchen singen, rief ypmöglich Willy, eines ihrer Lieder, welche sie so herzig vorträgt, und nun fand der fatale Zunge schon an meiner Seite, und erfaßte meine Hand ; fomm, fomm, Du mußt fin­­gen, fuhr er in seiner lebhaften Weise fort. Aber ich wollte nichts davon wissen. Obwohl ge­­radezu nicht eitel, fürchtete ich doch ein Findeo nach meiner brillanten Vorgängerin. Umsonst war all mein Sträuben; wenn Willy einmal etwas in seinem Kopf festhält, dann ist alle Opposition vergeben, er fegt seinen Willen durch. Nun kam auch no die Tante als Verstärkung. Singe Käthchen, und zwar mein Lieblingslied: „E s steht in Gott Rath.“ Ich sang, wie ich sang, ich weiß es noch heute nicht. Warum mußte denn aber die Tante gerade dieses Lied wählen, von dem jedes Wort mir in’8 Herz schnitt, all ich mußte ja scheiden vom Liebsten, das ich hatte. Als ich geendet, sah ich nach der Stelle hin, wo Henri früher saß, er war verschwunden; ich über­­flog den ganzen Salon, und fand ihn nirgends, seine Braut war im eifrigsten Gespräche mit einem Kavalle­­ries Offizier der ihr sehr interessante Dinge zu jagen scien, wenigstend horchte sie sehr gespannt und aufs­merksam seinen Worten. & Ich dankte dm Himmel, als Dieser fürchterliche Abend vorüber und ich wieder allein auf meinem Zim­­mer war und wieder und wieder zerbrach ich mir den Kopf, warum Henri Sept so häufig niedergeschlagen ist. Hatte er Unglück im Geschäfte ? Die Tante wüßte sicher etwas davon, und hätte ed mir auch mitgetheilt. Mach mußte ihn denn nur so sehr bedrücken? Ich konnte nicht herausfinden aus d­iesem Gedankenlabyrinthe. Henri wurde mit jedem Tage düsterer, und ich, ich wurde immer bläffer und hinfälliger. Am Tage hielt mich meine Wilendkraft aufrecht, jene Thätigkeit, in die ich mich fopfüber stürzte. Abende aber, wenn ich allein mit meinen trostlosen Empfin­­dungen und Gedanken war, brach ich zusammen unter der Last meiner Pein, meines unsäglichen Schmerzes. Nur noch wenige Tage wollte ich in dem Hause verbleiben, in dem ich so viel Glüd aber auch so viel Weh erfahren mußte; einige Tage vor Henri'd Hode­zeit wollte ich fortziehen von hier, so hatte ich es fest beschlossen. Der Trauung beizuwohnen, wäre mir eine Uns­möglichkeit gewesen, ich wollte heute fort von hier um — nie mehr wiederzufehren. Das war wohl dem Undant glei gegen eine Familie, welche das verwaiste Kind so gütig aufnahm, gegen eine Frau, welche in der gemissenhaftesten Weise Mutterstelle bei mir vertreten, aber ich konnte nicht, an­­dere, der barmherzige Gott, und diese edlen Menschen, Novelle von =

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