Oedenburger Zeitung, 1879. Januar (Jahrgang 12, nr. 1-14)

1879-01-01 / nr. 1

EZ ·. E »,, zks.iqk-ri-nzszk.u·..s.»s.zk«wi««-Ise.r.».-.-­­ rare! EZ e ? DR RR EEE ER EE 7= TEE RER IR a nicht mehr die Furcht vor dem Kanonendonner, welcher Millionen an Wert und Wohlstand zerstört, wie ein Alp die Brust des armen Handwerkers und des fteigen Gröfus der City belastet, wenn mit einem Worte die Sonne des Friedens durch die Thränen der Mensch­­heit lächeln und den Regenbogen des Glackes aufbauen wird über einer blühenden Erde, von welcher nicht mehr der Dualm der Schlachten, sondern der Opferrand­ des pflegten Kunst und Wissenschaft zum Himmel steigt, dann erst, nur dann Dridt und ein frohes Neujahr an! Um nach dem ewigen Gehege der Reaktion, welches und siegreich über die gigantische Alternative zwischen We­sts Ruin und Weltfrieden hinweggeholfen haben wird,ämlich doch einst diese schöne Zeit kommen, wenn nit für uns, so doch für unsere Epigonen. In dieser festen Weberzeugung, in dieser verdeikenden Hoffnung begrüße ich den 1. Januar 1879, als einen Schritt der und dem fernen Ziele näher bringt, mit einem herz­­lichen „Profi Neujahr!" Amand Pohler. Im abgelaufenen Jahre. Dedenburg, 31. December 1878. Das mit heutigem Tage abgelaufene Jahr 1878 sol laut diplomatischen Aftenstückn ein Friedensds­jahr gewesen sein. Ein Friedensjahr!— „ah! da legst Dich nieder!" würde ein biederer Miener jagen, wenn man dad in seiner Gegenwart behaupten wollte und in der That, viele tausende von Menschen, junge, blühende, hoffnungsvolle, arbeitskräftige Menschen le­g>­ten ich nieder, von Todeswunden oder grenzenlo­­sen Strapazen dahin gerafft, dort weit unten im frem­­den, verwilderten Gefilden, unter barbarischen, wuch­sen Beinden, einer unglückeligen Politik geopfert , und doc­hol 1878 ein Friedensjahr gewesen sein, denn der Geschichteschreiber wird die abgelaufene Spanne Zeit von 365 Tagen, ein Kongreßjahr nennen, im wel­chem die Vertreter der europäischen Mächte in Berlin den Frieden Straftat schufen, durch dem die ori­­entalischen Wirren gelöst und die Nationen pacifiz­irrt (!) wurden. Aber für und in Oesterreich- Ungarn war das vers­­loffene Sahr, sein Sahr des Heils; «8 war vielmehr blutüberströmt in Folge verkehrter, sinnverwirrter, uns heilvoller Staatsfunft und selbst der gepriesene Berli­­ner Frieden bitzt heute noch so viel Keime zur weiteren friegerischen Bereh­lungen in sich, daß die Ruhe der Völker unseren Welttheiles auf so manches Luftrum hinaus ernstlich bedroht erscheint. Wie von einem unterirdischen Balkane, in dem er beständig ganahrt und brodelt, ers­chüttert — ist heutzutage fast ganz uropa ; und wehe! wenn das verheerende Element zum Wuchbruche­rlangen und über die betroffenen Länder die Eerwar­tung, der Sammer, der Menschenmord schreiten wird. Wie sehr und vor dem graut, was wo im Schube der Zukunft verborgen ist, erhellt aus einem Nachside auf das bereits Geschehene, das doch nur als ein Vorläufer des Kommenden zu betrachten ist. Seit der Matifikation des Berliner Friedens­ (!) vertragen haben ja die Waffen nicht geruht. Das Kriegsgetöte erfüllte die ganze Ballanhalbinsel mit feie­nen Schreden und zog si­cich hart an unsere Gren­­­­zen über die unglückeligen Kändergebiete, wo — leider Bott! — der Namenhaß und der religiöse Banatismus seine blutigsten Orgien feierte. Das „Pester Journal“ weist in einem gediegenen Auflage die Resultate des Berliner Friedens nach und legt dabei dar, daßs gerade unsere Monarchie durch sie ernster berührt wurde, als jede andere Macht. Der bos­­nissche Beldzug — schreibt das genannte Blatt — war so schwierig und so gefahrvoll, wie es Niemand in der Monarchie zu ahnen gewagt hatte; über 200.000 Mann standen durch drei Monate im Feuer und ers­chuldeten die fürkhterlichsten Kriegsstrapagen und Ente­behrungen zur Niederwerfung der bosnischen Insurres­­tion . 766 Tochte, ber 20.000 Kranje und Verwundete hat dieser Seldzug gefottet, welcher dem geheimen Plane des Grafen Andraffy entsprang, der dazu dienen sollte, eine strategische Position gegen Serbien und Montenes­tro zu erringen, welche mit 200.000 Mann unserer Armee wohl selbst mit Haut und Haar hätten erobert werden können. Außerdem hat dieser Feldzug bis heute 120 Millionen gerostet und damit besonders uns in Ungarn schwer getroffen, die wir Dans der Bemühun­­gen und dem Sparsinne Szölls auf dem besten Wege zur Regelung des Staatshaushaltes waren. Dieser Feldzug wurde begonnen und zu Ende geführt, ohne daß die Parlamente um ihre Zustimmung gefragt worden wären und wir müssen hier mit tiefem Schmerze konstativen, dab in diesem Jahre eine skrur­pellose Regierung eine Ausspielung des parlamentaris­­chen Saktord in Desterreicherungarn ungestraft wagen durfte und damit zum ersten Male seit Wiederherstell­lung der Konstitution eine Erschütterung der Bertafe­lung erfolgte — zufolge einer Aktion der Negierung, nicht auch dem Willen des Volkes. Dad Boll in Des­­terreicheingarn steht im heftiger Opposition gegen die bosnische Aktion, gegen den Minister der auswärtigen Angelegenheiten, welcher sie unternommen hat, gegen jede Strömung und jeden Einfluß, welche dieses Aben­­teuer förderte. Wenn die Volfsvertretungen nicht an die Erematoren des Wolfswillend waren, so liegt das nicht allein daran, daß sie vollzegenen Thaljachen ge­­genübergestellt wurden, sondern auch an der Franken parlamentarischen Organisation in unserer Monarchie. Das Jahr 1878 ist mit dem Tage, da wir viele Zeilen schreiben, zu Ende und wir blicken bedauernd auf die Fehler und BVersäumnisse zurück, welche unsere Politik in diesem Jahre kennzeichneten, und wir sehen mit Bangen in die Zukunft, welche die unheilvollen Früchte unheilvoller Aktionen zeitigen sol­ && kann bei unserm Nüdblie auf das verfroffene Jahr nit uns­­ere Aufgabe sein, mit historischer Genauigkeit alle Phasen unserer Politik zu rekapituliren. Aber wir were­den gelegentlich­ einer weitern, allgemeinen Besprechung der Gestaltung der politischen Situation in Europa im Jahre 1878 nochh Gelegenheit haben, auf die bedauer­­liche Stellung hinzuweisen, in welche unsere Monarchie durch ihr eigenes Verschulden bei der Aufrollung der orientalischen Angelegenheiten gerieth, und auf die b­e­dauerliche Richtung, die leider unsere Politik verfolgt hat im abgelaufenen Jahre. zuden verfegte, läßt theilnahmslos, der Geist zieht si immer mehr von der Außenwelt auf sich zurück,­­ der m ist Schwerfällig, und doch ist das Leben so s don. — Noch immer bin ich allein! Ermattet von der aufregenden Philosophie, beschließ ich nur no ein­­mal die fröhliche Jugendzeit durch Erinnerungen längst entschwundener schönen Tage zu beleben, unter meinen Papieren liegt ein Bündel gut verwahrter Licheöbriefe, Photographien und Haarloden, vergilbte Blumen, Vers gißmeinnicht mit grünen Bändern durchwunden, Wel­e­quien aller Arten, und mein Imnered bek­leidet eine Wehmuth beim nachsehen derselben. Von dem Mädchen meiner ersten unbegrenzten Liebe, von dem Mädchen, die ich mit der ganzen Gluth meinem jungen Leben liebte, befige ich sein Pfand, nur der Wind der an meine Fenster vorüberläufelt mahnt mich ihre Stim­me zu hören, die mir süßer Klang, als Mufii der Sphäe­ren, sie liebte mich auch dies holde Menschen sind und Dieb bereitete mir namenlosed Glüd, nur die Mutter stand zwischen ihr, und meiner ftoigen Hoffnung, ich denke ed ist Schon von Ewigkeit her­­beischlossen,­ daß je zeigender ein Mädchen ist, desto abscheulicher ihre Miut­­ter sein muß, ich wurde stets von derselben mit einem jolh’ mauvais humeur behandelt, daß ich nothgedrun­­gen beschloß, ohne auch nur von dem Gegenstand mei­­ner Liebe einen andern, ald brieflichen Abschied zu neh­­men, fortzureisen, ich verlieh das Städtchen, inzwischen lagen Szenen, wie man sie nur selten in einer­­ Tra­­gödie gedichtet findet, als­ch nach einiger Zeit mein Ideal besuchen wollte, da ich Schon lange eine Nachricht entbehrte und meinen postilen D’amour reicte Haus­­meister um sie betrug, gab er mir mit thränendem Auge den Tod derselben Fund, meine Sprache ist zu gering, meine Feder zu schwach die Trauer meines Herzens nie­­derzuschreiben, meine Thränendrüsen traten in Sunftis an bis die Duelle versiegte, doch nichts ist mir von dem be» seeligenden Traume geblieben, ald einige Gräfer die ich­­ ihrem Leichenhügel pflücte. — Wenn ich weiter je, finde ich Liebesbriefe, doch die laffen mich alle » und ich würde mir Die Leidenschaftlichkeit den zu fizgiren haben, jedoch dieß unterlaffe ich weil ich durch diesen langweilig werden konnte. Wieder ordne ich all den Krimiframs zu einem Bündel, ich will ihn nicht den Flammen preisgeben, vielleicht bin ich wieder an einem Sylvesterabend allein! — Er ist mir schon bestimmt den bitteren Kelch biß an die Hefe zu leeren, e8 fallt mir ein politisches Journal in Händen, welches die Orientpolitik Andraffy’s geißelt. — Die Illusion, von welcher die Nation für den ungarischen Premier erfüllt war, ist verpflogen, jegt zittert sie, daß auch der Nympus, welcher Andraffys Haupt umgab, jah verflote­tein werde, in seinem Lager befindet sich Ziha. Wenn auch­ die Negierung gesiegt, war es nur ein wahrer Pyrhussieg, denn den moralischen Sieg hat allenfalls die Minorität davongetragen, wenn sich auch im An­­fange der Session Graf Hohenwart und andere als Vertheidiger dieser Politik aufwarfen, die haarsträubende Sophistis, die primitivste Logik auf den Kopf zu stellen suchten, so werden sie die Aussage des Volkes, dak Ans­draffy ein Mann ist, der nicht weih mach er will, und wenn er we, wad er will, nicht weiß, was er thut, nicht deavouiren können ; der Premier ist ein Medner par erellence, troß seineg nicht lereng seit dreißig abe­ren, ein vollendeter Gavalier, da sein Dplomat, ge­nug, um den wichtigsten Posten eines Landes zu ver­­treten, der Abgeordnete Hausner hat mit ih­­werwiegen­­den Argumenten die topflose­­ Vertheidigung klar ge­­macht, und die verfehlte Politit mit goldenen Worten so apostrophirt, daß jeder Ablaß es verdiente in Erz gegraben zu werden, doch leider gibt es nur ein kleiner Häuflein Ähnlic Denkender. — Die Regierung hat gesiegt und doc ist’s nur ein Pyrkußsieg! — Unter diesen Betrachtungen und Ex­­pertorationen schien das Licht einer Lampe zu erreichen, die Morgendämmerung drängte sich durch die Fenster in mein Gemach, die Thüre wurde geöffnet, und herein­­tritt meine Dienerin, ein­­ dralles Mädchen aus dem Stamme Palacziy’8 mit den Worten: Dobrze rano vinciuju, ay dobrzi novi rok ! berjel« u T BENENNEN — a DS 2­01 ee 1 Be Ze i Lokale, * Ulerhöhste Spenden. Se. Majestät dr — . Kaiser hat der von Elementarunfällen heimgesuchten Gemeinde Ranzo 300 fl., der Knefchiger freiwilligen Feuerwehr zur Anschaffung von Feuerleichrequisiten 80 fl. und dem Vereine zur Unterflagung der aus den n. d. Landedirrenanstalten geheilt entlassenen hilflosen Pers­­onen 200 fl. gespendet. * Standeserhöhungen. Seine Majestät der Kaiser und König haben dem Herrn f. f. Generale major und Vorstand des Präsidial- Bureau des Reiche Kriegsministeriums, Ferdinand Nitter von Fran 3­­a als Mitten des Ordens der Eisernen Stone zweiter Klasse den Freiherrnstand und dem in der Allerhöchsten Militär-Kanzlei in Verwendung stehenden f. f. Ober­sten Karl Reimann, als Ritter des Ordens der Ei­­senen Krone dritter Klasse der Ritterstand verliehen. * Das Königl. ung Amtsblatt enthält folgende Allerhöchste Bestimmung: Auf sein eigen­s* Verlangen enthebt Seine Majestät der König den bis­­herigen Obergespan des Arader Komitates Herrn Peter Agel — unter Anerkennung seiner bisherigen treuen und eifrigen Dienste von seinem Posten. — Ferner enthält das belegte Amtsblatt die Genennung des Klau­­senburger Universitäts-Professors Karl Torma zum 0. d. Professor der Archäologie und der Numismatik an der Budapester Universität, sowie mehrere firchliche Ernennungen. * Erledigte Stellen. @ine Pos-Offizial-, event. Post-Praktikantenstele ist im Sprengel dr De­denburger Postdirektion zu belegen. Gehalt 600 fl. Quartiereld 100 fl.beziehungsweise Adintii in 300 fl.IT­­Gesuche und bis 13. Jänner 1879 an die Postdiretion in Dedenburg zu richten. Berner eine Kanzellistenstele beim Bezirk­gerichtee in Kapınar. Gehalt 500 fl. Quartiergeld 100 fl. Gr­ünde sind bis 20. Jänner 1879 beim 1. Gerichts-Präs­­es in Oedenburg einzureichen. *"Zur DBanf-Filiialen«Brage, Bekannte li begab si unlängst wieder eine Deputation unserer Stadt-Sommune nach Budapest um bei den Herren Ministern des Innern und des Handels um Errichtung einer Banffiliale an im Dedenburg zu petitioniren. Die wir von gut unterrichteter Seite hören, hatten diche mal die Herren Vollmachtsträger, melde mit überzeue­gender Wärme und Berechtsamkeit ihre Sache, oder viele mehr die der ganzen Stadt Oedenburg, vertreten haben solen, den verheißendsten Erfolg. Somwops Herr von Tiha ald Baron Kemeny waren überaus huldich und entlieen die Deputation mit dem besten Zusicher tungen. Hoffen wir, daß dießmal die Versprechungen­ zur That werden, was eine errungenschaft der­trageweite für unsere Handels und Geschäftswelt bedeue­ten würde. «Unsere neuen Banknoten.Dithts­kiieder der Budapester Direktion der österreichischkungas­tischen Bank sind dieser Tage nach Wien abgerisist,um­ vor dem­ Generalrathe der Bank ihren Diensteid abzus.. lksgen­u und den u ungarischen Text der neuen«Banknoten festzustellem Die neuen Banknoten werden­,in Folge der technischen Schwierigkeiten,mit den­en die Vorbes­tellung und herstellung derselben verbuinden ist,schwer­­» sich vor Januarlsse in den Verkehr gebracht werde­n.Ese­ f Todesfall.Das ausnehmende JahrlsW:­TH­ hat noch in seinen letzten Stunden einen würdigen­ Jugendbildner dahin­gefasst.Der geachtete evangelischs"e»—«« Lehrer und Repräsentant der hiesigen Königl.Freistadt, Hkerr Josef Grubey ist am 30.December 1878 in seinem­ L­ebensjahre nach kurzem Leiden gestorbem Die entseelte Hülle des Berb­lichenen wird­ heute den­ 1.Jänner Nachmittagg 7 Uhr vom Trauerhauses Fik­schergasseNntehoben und am evangelischen Frieds­hofe zur ewigen Ruhe bestattet werden. ·Fortschrittsclub.Montag den 30.Di­­s­zember 1878 hat er eine beträchtliche Anzahl von­­ Mitgliedern des städtischen Munizipal-Ausschußes unter dem Titel „Sortichrittschub* constituirt und gleichzeitig bei Austragung aller Communale Angelegenheiten one Rücksicht auf Confession und Politik eine freifrie­rige Richtung als Grundbasis seines Programme angenommen. "Das Fünfzigjährige Schriftfiele lere Jubiläum eines Oedenburger Lite­­raten. Der Autorenberuf ist bekanntlich einer der auft­reibendsten, denn Geist und Gemüth sind in immerwäh­render Thätigkeit und Spannung und die Gefühle, die die Brust des Schriftstellers bestürmen, ehe sie in fei­­nen Werten zu formvollendetem Ausdruck gelangen, wägen natürlich die Hülle vor der Zeit ab. Wenn alle ein Literat ein halbes Jahrhundert lang im seiner gefe­­­rtigen Werkstätte schaffen kann, so ist das ein Beweis seltener innerer Kraft und die Zubelfeier eines solchen geistigen Arbeiter verdient die allgemeinste und festlichste Begehung. Herr Adolf von Fransenburg, unser al Mitbürger hat nun 50 Jahre einer ehr­­envollen Schriftstellerischen Thätigkeit hinter ich und noch ist er geistesfrich wie in seinen blühendsten Jah­ren, ihm also gilt es die wohlverdiente Anerkennung seines Wirkens auf dem Gebiet­e der Ihhönn Wissens­chaften auszudrücken. Er hat demnach das Comite des Diedenburger Vereines für „ungarische Lite­­ratur und Kunst“ folgende Einladung an seine Mitglieder ergehen lassen: Die Erinnerung an die be­reits 50jährige schriftstellerische Wirksamkeit unseres Herrn Adolf von Brantenbur Präsidenten, des Herrn «­" BREITET er °% re . 7 s- Y­u | ” .« =

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