Oedenburger Zeitung, 1879. Februar (Jahrgang 12, nr. 15-26)

1879-02-02 / nr. 15

:sz v ' · 3­­ — f diesen Tagen jedesmal Nachmittags L Uhr und Vor­­mittagsss s Uhr im s städtischen Rathssaaler erscheinen. .­Wer ohne dü­zftigen Grund vor der Stellung Ss Commission nicht erscheint,wird als Stellungsflüchtling .mit der ganzen Strenge des Gesetzes bestraft3.Die Gefüche um Entheibung von der Präsenstienstpflicht werden gleichzeitig mit der Stellung jedoch ex stitk dem ".Falle verhandelt,wenn der Betreffen de f utkriegsdiensts tauglich erklärt wi­rd. «Der Cl»ite-Ball des Offizieres Corps der k.k.Birique-Offi­ers-Schule,welcher unter der befchei­ dein­nFirma«,ignitationsschsänzchen am jüngsten Docinerstas im großen Casinosaale»abgeha­·telt wurde, fiel, wir constatiren «8 mit Vergnügen, glänzend auß. Der gute Ruf und die allgemeine Beliebtheit, welcher si die Offiziersunterhaltungen bei und seit jeher er­­freuen, versammelten auch diesmal die lite der Debens­burger Soliste. Das glänzende Parquett des Tanzsaales belebte ein außerlesener Kranz schöner und anmuthiger, dehgleichen tanzlustiger Damengestalten. Die Toiletten derselben zeichneten si der Eleganz, jedoch auch gro­­ben Lurus aus. Gegen 10 Uhr war die Gesellschaft voll­zählig und begann der Tanz, welchem mit bewunderungs­­unwürdiger Ausdauer und Begeisterung bis zum­­ beranbrei­chenden Morgen zugesprochen wur­de. Die Unterhaltung war Äußerst animirt und ungezwungen und übertraf auch in dieser Beziehung alle bisher stattgehabten Diebs jährigen Bafhingsvergnügungen. Das ganze Arrangement war ein ausgezeichneter, die Aufmerksamkeit und Zuvork­­ommenheit des Herrn Ballgeberd über alles Lob erha­­ben. Während dem Cou­lon, werden Die Herren Obrlt, Müller und Lin. Bar. Mroflon$fräuberst sinnreich arrangirten, wurden die zierlichen Blumenspenden für die Damen, auf­ einem niedlichen Pony, geleitet von einem als Neger costümirten Knaben, in den Saal g­e­bracht. Als Lady patrones fungirte die Gemahlin des Herrn D Oberstlieutenants Friedrich­ Hansa Zugegen waren auch die Herren Gen.-Majore Fürst Windischgräg und Neinländer. Die erste Duadrille tanzten 56 Paare und bemerkten wir unter den Tänzerinnen die Frauen : v. Standorffer, Sothär, dr. Neidenhaller, Ockhgardt , die ‚Fräuleins: Gomtefje Eugenie Cöäfy, v. Neinländer, Ludovita Hölgberg, Frigt Hamberger, Julisa Bauer, Ella v. Pinter, Auguste­end, Adele Wanja, Helene v. Bekaly, Frigt Kmetty, Marie Kreiihy, Unger, v. Thielen, Paula v. Liptay, Oizella Meharos, Näg, Kolbenheyer ; die Geschwisterpaare : Kovár, Gonzalee, Wolter, Hufe­nagel ac. Ir Ball des Oedenburger Kaufmän­­­nischen P­ereines. Derselbe findet wie schon ers­­wähnt Samstag den 15. Februar im großen Safino-Saale statt, und sind die Einladungen hiezu bereit, ergangen sollte jedoch dennoch­ irgend Jemand, der Anspruch auf eine Einladung hat, die ihm gebührende aus Versehen nicht erhalten haben, wolle so freundlic sein, dieselbe bei Herrn Gustav Schöl hier (Grabenrunde) zu teelamiren. Das Comits gibt si alle Mühe den Ball an heuer zu einem sehr vergnügten zu gestalten und kön­­nen wir heute schon mittheilen, daß an die geehrten Damen allerliebste Tanzordnungen zur Bertheilung kommen, ebenso werden die Herren Arrangeure in der treff der Damenwahl-Decoration ganz Neued in Bere­wendung bringen; dieselben sind ebenso hübsch als or­­­inell. Der Subscriptionsbogen s­ch­eulich seit gestern, und theilen wir noch mit, daß Eintritt, Logene und Sperr­­fipe Karten bei Herrn ©. Schöl, sowie am Ballabende an der Gafja zu haben sind. Wir machen daher alle P.T.tanzlustigen Damen und herren auf diesen Abend ganz besonders aufmerksam. ’«'Benefize-Aneige.Ueberpersönliches Ansuchen des herrn Karluling theilen wir dem xp.t.PUbliku­m mit,daß Mittwoch den 5.Februar das Benefje dieses mtt Recht beliebten und­ verdien­stvollen Schauspielern stattfindet.Der Benefiziant gibt das Lustspiel»Dr.Klaus«von L’Arronge,welche gun­­ter den Novitäten der jüngsten Zeit unstreitig den er­­sten­ Rang einnimmt,am Carltheater in Wien zahlrei­­che Wiederholungerlebte und vom Publikum und Presse mit ein­stimmigem Beifalle aufgenommen wurde.Diese neueste­ und,wie man allseitig versichert,be­ste Arbeit des Berlafferd von „Hafemannd Töchter" wird dem Publitum ohne Zweifel einen sehr heiteren, genähreis hen Abend verschaffen. * Sinbruch. In die Meinen Berlaufsbuden außerhalb des Polihythores wurde von unbekannten Thätern vorige Nacht eingebrochen und aus demselben verschiedene Viltualien entwendet. Die Organe unserer tödlichen Stadthauptmannschaft, respektive Posten der Sicherheitswache stehen doch unmittelbar an den Mauth-Thoren, also in großer Nähe an den Thate ort des nächtlichen Einbruches; wie konnte der so umn­­gehindert verübt werden ? — ö Die Legende vom weisen Müller. In unserem schönen, stolzen Vaterland — Un bed Repeterflusses mühlenreichem Strand — Paffirte jüngst die traurige Geschichte — Die ich dem Yublitum des richte. — ” Ein Müller schlachtete ein Shmwered Schwein — Und trug’s in den gefrornen Bluß hinein, — Ihm dort mit Stroh die Borsten abzubrinnen. — Doch wer kann feinen Schreden nennen — As dur des Schweine en Gewicht — Und dur die Hi’ ded Eijes Rinde bricht — Und ad, das Mutterschwein mit Haut und Haar — Im tiefen Mepezefluß verlunfen war! — 9. Müller, laß Dir dies zur Warnung sein, — Und trage nie auf8 Eid Dein Schwein ! * Die S öffentliche Schlußverh­and­­lung gegen den Wechselreiter Montag und Gon­­jorten, findet Donnerstag den 6. Februar im hiesigen Comitatbause statt. e­­ · « Tagesneuigkeiten. Wie die Gemeinde Ace bezahlt, darüber erzählt ein Komorner Krrespondent folgendes Stüdchen: Wegen des, um Weihnachten gefallenen, hohen Schnees, war die N Rübenzufuhr in die­­ Neser Bruder-Fabrik außerordentlich erschwert. Der Babriss- Direktor ließ daher in Ach­audtrommeln, daß er der Örmeindesvorstehung 100 Gulden übergeben habe für Solde, welche bereit sind, für Taglohn den Schnee auf der nach Bábolna führenden Straße wegzuschaufeln. Dies geschah denn an, als aber die Schneeschaufler ihr Geld verlangen kannen, erklärte man ihnen auf dem Gemeindehaufe, der Taglohn werde nicht in Geld aude gezahlt, sondern man künne ihn nur abtrinken im Gemeinde-Wirthehause, Dad, nebenbei bemerkt, der Ge­­meinde-Notär in Pacht hat. Die Leute raisonierten zu­­erst, befreundeten si jedoch allmälig mit diesem Zahr lungd-Modus und reichten wader darauf los, zum bene der pfiffigen Dorf-Notäre. O­lmwizdad Restitutiongsfluid. Dieses in seiner Art unübertreffliche Präparat kann seine wär­­mere Empfehlung finden, als dur die Veröffentlichung des nachfolgenden Anerkennungsschreibens. Dasselbe laut­tet: Heren Branz Soh. Kwizda, 8. L. Hoflieferant Korneuburg. Serajewo, am 18. November 1878. Das von Euer Wohlgeboren der Oskupationd-Armee unent­­geltlich zur Verfügung gestellte Restitutiond-Fluid fand im Laufe der Oicupation d - Durchführung sowohl bei Züge als Neitpferden eine vielseitige Anwendung. In« dem ich Ihnen für diese patriotische Spende meinen Dank ausspreche, benüge ich gerne die Gelegenheit, Sie in Kenntniß zu Seßen, daß das erwähnte Fluid als Heil» und Präaservativ Mittel gegen alle jene Leiden, welche Ueberanstrengungen ‚und die [chädlichen Einflüße des Bivouakstechens und der ungünstigen Witterung nach fi) ziehen, mit ausgezeichnetem Gr­folge angewen­­det wurde. Auf Befehl Sr. Ercellenz des Armee-Koms­mandanten. Graf Siz­zo, Kämmerer und Ordonanz-Dofficier. Betreff der Bezügequellen verweisen wir auf die Annonce in heutiger Nummer. — Eine Seeschlacht. Trog des scheinbaren Waffenstillstandes zwischen Nakland und der Türkei und troß der friedlichen ma­­ritimen Verhältnisse Spaniens und Englands wurde in der Nacht des 28. Jänners 1879 ohne DBorwissen irgend einer Admiralität eine un­üthende Seeschlacht ge­­liefert. — Das inmitten des Neusiedlersees üppig get­reibende Mohr ist seit langer Zeit ein gesuchter Artikel bei den Piraten des Wieselburger Gostrates. Sie haben nun die Gelegenheit, da der See, das Sc­mid­ fal vieler Banken theilend, gefroren war, benügt, um allmählig einen wohl organisirten Argonautenzug nach dem goldenen Möhricht zu unternehmen. S­iebei bee­obachtet, wurden sie aber der hiesigen Stadthauptmanns­chaft denunzirt und unsere Polizeibehörde entwarf unter sofortiger Einleitung der Mobilisirung gegen die See­­räuber einen Beldzugöplan. — Die Nacht des 28. Jänner,­­schon von vorneherein ein Unglückstag, an welchem im Theater unserer königl. Freistadt Nestroy zerrissen und geschändet worden ist) brach an. Schüchtern und verschlafen blinzelte nur hie und da ein Sternlein aus den ungepußten Rathhausfenstern des Firmamentes und bald­ bedeckte der wohlwollende Himmel alle Abonnenten der „Oedenburger Zeitung” und den gefrorenen Neu­­siedlerfee mit einem dichten Nebelschleier. Die in drei Divisionen, jede zu 2 Mann, getheilte Heeresmacht rückken nach den Dispositionen des hiesigen Bumbum von 3 Seiten gegen das Stufaturrohr vor. &3 soll die Hbrigend nicht das erstemal sein, daß unsere Polizei auf’d Eis geht. — K­iefe, shauer­­liche Stille brütet auf der spiegelglatten Städhe. „Nur dad Geflügel regt si träumerisch im Rohr.“ Da vers nimmt das gefpigte Ohr unserer mobilisirten Behörde von den Wieselburger Ufern her ein leichte Flirrender Geräusch — das Geräusch, das Klirren kommt näher, allmählig schälen sich aus der Naht und dem Nebel dunkle unförmliche Gestalten —­ man erkennt niedere, von keinen Nöhlern gezogene Schlitten, auf welchen sich mit Sensen bewaffnete Männer befinden — es ist der Wieselburger Argonautenzug. In dem Augenblick aber, wo die Piraten, sich mit eisernen Sohlen im Eife festhaden und ihre Sensen nach dem Rohre au­streben, welches der liebe Gott für den Grafen Szechenyi und für die Gemeinde Dedenburg hat wachsen lassen, um­­zingelt sie die nie schlafende Gerechtigkeit und entert die abseits ankernde Schlittenflotte. Ein wüthender Kampf bis auf Die Sense beginnt. Anfangs ist Wiesel­­burg in Folge seiner Terrainkenntniß und seiner eifere­nen Füße im B Vortheil; aber an unsere Stadtguardia ist seit „Ninihe“ an den schlüpfrigen Boden gewöhnt und gewinnt mit sprichwörtlicher Zapferkeit Zoll um Zoll des Schlachtfeldes. Durch das undurchdringliche Dunkel der Nat und das wüthende Geschrei der sechs Brigaden über die Anzahl ihrer Angreifer getäuscht, verlieren die Piraten den Muth, sie weichen zurüc­k die Schüffe unserer unerschrocenen Truppen verbreiten einen panischen Schrec­k und die Argomanten suchen in regelloser Stadt das Weite. Neun Schlitten, eben­ soviele Pferde, eine Unzahl von Enterhaden, Sensen, Süßeisen und 9 Lebende Gefangene fallen in die Hände der Sieger, und Diese kehren mit Ruhm und Beute beladen durch das Schlipperthor, welches seitdem Triumph­­pforte heikt, in die Mauern Soprons zurück! Auf der weiten, glngernden Fläche des Gee’8, in dessen Tiefen der gefrugte Hecht klammert, wird er wieder still und ruhig. In der Berne tauchen noch hie und da die Schatten verirrter Flüchtlinge auf und improvisiren ein unfreiwilliges Schlittschuhlaufen. Der Nebel ist zerrissen, wie der Vorhang im Tempel zu Jerusalem, und der große Bär lächelt leuchtend nieder auf das Schlachtfeld und der Nachtwind erhebt si und rauscht flüsternd" dur das gerettete Nohr! — Zu dem nächsten S Kreuzzuge, welcher gegen die Rohrslibustier vorbereitet wird, sol auch die bewaffnete Macht der königl. Freistadt Nuft, bestehend aus einem Mann, der eine Art menschlicher Dreieinigkeit it, da er 3 Staatsämter in seiner Person vereinigt, aufgebo­­ten werden. — Die bei der geschilderten Schlacht er­­beuteten Trophäen sind im Rathhause zu sehen. Sensationeller Raubmord in Budapest. Ein geradezu Sipendliches Verbrechen wurde in der Nacht vom 29. auf den 30. Männer in der Franzstadt zu Budapest begangen. Der bei dem Glasermeister Franz Santo bedienstete Gesele Johann Ezgedhner wurde am Morgen des 30. d. M. in seiner Schlaf­­stube mit durchschnittenem Hal­e als Leiche aufgefunden. Die sofort mit größter Umsicht nach allen Richtungen eingeleiteten Stecherchen lieferten den Xhäter, einen sicheren Alexander Chladon noch gestern in die Hände der­ Gerechtigkeit und nach furzgem Laugnen legte der 17jährige Mörder mit unglaublichem Cynismus ein umfassendes Geständniß ab. Alexander Chladon, seinerzeit Spenglerlehrling in demselben Hause mit dem Ermordeten, der Sohn des Schuldienerd im­yceum zu Erlau, war ein guter Freundd Gzechner. Dieser hatte ihn, da er häufig unterstandslos war, wiederholt bei fi schlafen lassen. Vor einigen Tagen aus dem Arreste entlassen, wendete fi Ghladon wieder an Gzechner, und D­ieser nahm seinen Anstand, dem gänzlich betouten, haarfähigen Kameraden abermals Obolah zu gewähren. In der zweiten Nacht, die er bei Steihner zubrachte, schnitt nun der Elende seinem Opfer, Sobald dasselbe eingeschlafen war, mit einem eigend zu biesem Zwecke um 15 fr. getauften Messer den Hals an 2 Stellen dar, bemächtigte sie der Stiefel, ded­ Winterrodes und anderer Kleidungsfuüde, und legte si, da das Hausthor noch geschlossen war, neben dem Xodin noch einige Stunden schlafen Mit Zagedanbruch verließ er in den Kleidern de& Ermordeten, ein Bündel unter dem Arm, den Schauplan der Berbredhend und begab sich in Die Basteigasse Nr. 22, wo er von einer Schlafstellen-Ber­­mrietherin ein Bett verlangte. Dort wurde er auch am 30. Vormittag 11 Uhr durch den Gommissär Nagy verhaftet. Gefragt warum er diese Schrecendthat ver­übt habe, antwortete er: „Hät ream jett a bolond­era !* Statistisches. Säule und Zuchthband. Nach einer Sta­­tistik der preußischen Zuchthäuser besaßen von 23.599 Gefangenen höhere Bildung 247, volltändige Elemen­­tarbildung 5227, mangelhafte Bildung 12740, 1794 konnten nur lesen und ohne alle Schulbildung waren 3592. Drei Viert­eile aller Gefangenen waren also ohne alle Schulbildung oder besaßen da­fir eine mangelhafte. Diese Zahlen sprechen mit überzeugender Beweiskraft aus, dab die erhöhte Schulbildung auch die Sittlichkeit hebt, zumal wenn sie neben Kenntnissen in den Kopf auch edle Gefühle in das Herz pflanzt. Semeinwügiges. Milchprobe Man taucht eine gut poliche Strietnadel in die verdächtige Mild und zieht sie, in­ dem man sie fernrecht hält, sogleich­ wieder heraus. Ist die Mildy schreibt Die „SChemiker- Zeitung“ nicht gewäh­ fert, so bleibt an der Nadel etwas Mil hängen ; ist ihr aber Wasser zugefeßt, wenn auch nur in sehr ger­­inger Menge, so bleibt an der Nadel kein Tropfen hängen und erscheint dieselbe ganz rein. Literatur. Soeben ist das 12. Heft der „Sluftrirten Welt“ Berlag von Eduard Halberger in Stuttgart und Leipzig­ ausgegeben worden mit nachstehendem, reichen, mannigfaltigen Inhalt : Text-Wennfrauenhassen,Romanvoans deutet­—Deutsche Wörter und Redensartem Nach Ursprung und Bedeutung erklärt von C·Bruch.­— Ein Avancement.Eine humoristische Geschichte von K. Fr.Emmer.——Die schöne Helena.Novelle von Egbert Carlßen.—Eine tragikomische.­T­aba­sversteuerung. Skizze von Otto Tellom Aufeinsamkms FelsenxifLst"’ . K «-·,

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