Oedenburger Zeitung, 1879. März (Jahrgang 12, nr. 27-39)

1879-03-02 / nr. 27

­ - Æ«3s.«-s-«"""«T1— FAN Und so begleiten denn unsere besten Wünsche die Delegirten, mögen ihre ruhiger und besonnener ges­tordenen Gemüther „Alles prüfen und das Beste be» „halten“ vieleicht beginnt die neue Wera unseres viel» strappazirten und darum wirklich schon etwas brüchigen Regierungsapparates doch unter günstigeren Auspizien. a» NET DIENEN ED SUSEN 4 EEE Charakter oder Geistesbildung Unsere heutigen Hauptartikel haben Beide ein Fragezeichen im Bereite, es ist dies weniger ein Zufall, als vielmehr ein Zeichen der Zeit, die sich Doc immer in den Journalen spiegelt. Was ist nicht Alles fragwürdig heutzutage ?-Vom Fortbestande unseres Reiches, bis herab zum Grwerbe und der Existenz des­­ Einzelnen ist alen Traglich. Go ist fraglich ob Ban fen­au mit dem größten Baarfonde nicht doch zuleit „trachen“ — und es ist fraglich ob ein Mensch, der alle möglichen Kenntnisse sich erworben hat, trog dem . Brod findet um seinen­ Hunger zu­ ftilen. Was wir aber hier­peziell fragen wollen, betrifft die Erziehung unserer Mädchen, die doch einst die Mutter der Nas­tion werden sollen. Wie­ fragen: fol mehr auf die Bildung des Geistes unserer Töchter, oder auf die Seelen»­bildung derselben hingearbeitet werden ? . &ine. Dame. beantwortet diese Frage in der ‚Pannonia“ sehr geistreich und wir wollen einige ihrer bemerkenswertheiten Aussprüche hier reproduziren. Im gewöhnlichen Sinne und unter normalen Verhältnissen eine treue liebevolle Gattin und sorgsame ‚Pflegerin und Handmutter zu werden, dazu genügen "gute Elementarkenntnisse vollkommen. Ja, ich glaube, " Die Mütter unserer großen Männer haben selbst diese > mut unvolkommen bessssen. Wenigstens bezeugen die Briefe unserer Großmütter, troß des häufig daraus hervorrleuchtenden klaren Verstandes, meist eine jo find» lie Auffassung aller, über das Alltagsleben hinauslies genden een ja oft eine jo naive ag daß man si unwillkürlich fragt, wie sie die höheren Pflichten der Mutter bei­ jo ‚geringer wissenschaftlicher Bildung haben erfüllen können; und dennoch konnten sie e8 und selbst heute dann die­ Staut bei beschränkter , wissenschaftlicher Bildung ihre, weiblichen Pflichten treu erfüllen. Denn entsieden mod. mehr, als beim Manne, handelt es sich bei der Erziehung des Weibes um E­ha» taeterbildung. Bei einer gesunden geistigen Ent­­wicklung des Mädchens sol die Charakterbil­­­­dung der Geistesbildung vorangehen, und sie gewissermaßen erst anbahnen, während Bei dem langsam reifenden Süugling fie die Charakterentwick­­lung vorzügli durch die fortschreitende Beistesentwick­­­­lung vollzieht, am meisten vieleicht dur die Kraft und Energie der alten Sprachen. Ja, ich gebe noch ‘weiter! Gerade das Weib lernt in der Jugend nur zu häufig, um bald zu­­ vergessen.­­ Sie vergessen ihr Biöchen französisch, weil sie es nur unvollkommen gelernt und seine Gelegenheit haben si in dieser Sprache zu üben. Sie verlernen ihr müh­­am angeeignetes Klavierspiel, weil die Pflichten der Hausfrau und Mutter sie zwingen den Flügel zu ver­­nachlässigen. Wo man Strümpfe stoßen, die Köchin überwachen, die Haußthaltung besorgen sol, da verliert man Zeit und Luft Etuden zu klimpern. "Allerdings spreche ich hier mehr vom Mittelstande, ich habe vorzugsweise das Bürgerthum im Auge. der ‚ eben hieses ist ja auch bei und von jeher der Träger der Volksbildung gewesen. Die hohe Wristpfratie, die millionenreiche Banquiersfrau bilden ja die Ausnah­­­­men in der Beseitschaft. Diese Ausnahmen sollen mei­­netwegen Klavierkünstlerinen sein, sie sollen geschmach­­vol zeichnen oder malen können, italienisch, französisch, englisch , die Leute ausrichten und wenn sie nicht zu medifiren Gelegenheit haben, zweclose Xapifjerie­n, Hädele oder Neuarbeiten verrichten; — aber die Müts­ter unseres Volkes solen eine einfache, doch für Die Zwecke des Alltags lebend ausreichende Bildung besigen und das wad man sie lehrt, gründlich erlernen. Dad gilt von den Töchtern, die so glücklich sind beirathen zu können, die einen anderen Bürger­­­mann, der sie liebr­achtet und versorgt, finden. Anders aber, ganz anders ist es bei Allen, denen die Ehe versagt bleibt. Ihre Zahl wird leider immer größer. Die materiellen Hindernisse, welche der Grün­­dung eines Handhaltes entgegenstehen, sind immer schwerer zu überwinden. Auch die ungünstigen legten Sabre haben si­­ne vermehrt. Die Einnahmen sind vielfach dur die Verhältnisse bescränkt worden, mit den Bedürfnissen geht dies nicht so schwer. Sie sind allmählig zur Gewohnheit geworden und geblichen. Bei den unverheiratheten Frauen findet sich aber erfahrungsmäßig fast immer nach einem kurzen Traume von Glück und Jugendluft eine Zeit der Leere. Die Blüthezeit eines jungen Mädchens ist in unserer ralde­lebigen Zeit erschredend schnell dahin. Zwei, drei Sai­­fond und neue glänzende Sterne haben die alten ver­drängt. Sie sind gezwungen (die alternden Mädchen) nach einem kurzen Schmetterlingsdasein ein langes Drohnenleben zu führen. Solche guten Tage sind es wohl vor Alam, von denen der Dichter jagen darf, daß sie am Schwersten zu ertragen sind ! Diesen Framen nun, die durch das Schicsal zur peinlichen Entbehrung verdammt sind, sot und darf man ohne Grausamkeit die höhere Geistesbildung nicht versagen. Sie tritt gewissermassen an die Stelle der versagten Rechte des Herzens, und vermag auch dem M Weibe, gleich dem Manne, wenigstens bis zu einem gewissen Grade das Glad zu geben. Und glücklich zu werden, vorzüglich durch die eigene Kraft — sie bei welcher Art immer — bleibt doch jederzeit das höchste menschenwürdigste Ziel. Ein anderes zu denken ist der Schöpferd ununwürdig, mögen die Pessimiten sagen, was sie wollen. &3 handelt sich natürlic nicht eben darum, dem M Weibe Alles zugänglich zu machen, was dem Manne zugänglic is. Wir wollen m­ir Theil nehmen am geisti­­gen Leben, soviel und someit die weibliche Vorbildung ed gestattet. Manche Gegenstände der­ ernd­en Wissens­chaften sind von Haus aus dem Weibe überhaupt nicht sympathisch, während der weibliche Geist anderen wie der schmelles Verständnis entgegenbringt. Namentlic gilt septeres wohl auf den Gebieten der Kunst. Man achte einmal darauf, wer bei öffentlichen Veiträgen über Wissenschaft und Kunst, bei Verlesun­­gen, Reiseberichten und dergleichen das größte Contin­­gent stellt. Ich wage dreist zu sagen, daß es die unvers heiratheten und unbeschäftigten Damen sind. Das könnte allein ein Win sein, um nach dieser Richtung bin mehr als bisher für und zu thun. Also man bilde an unseren Töchtern zuerst ihren Scharafter, dann den Geist, nach Machgabe der Verhältnisse in denen voraussichtlich die einmal Grwad­ene zu leben gende­tigt sein wird. ·­­ Lokales. «Allerhöchste Spenden-Se.Maj.der Kaiser bat für den am 1. März d. J. stattgefundenen Moblthätigkeitsfestbar, dessen Erträgnik dem Franken» unterftügungde und Reichenvereine der f. f. Postbedien­­steten gewidmet ist, 100 fl., dem Budapester hauptstäd­­liihen Feuerwehr-Vereine 50 fl., der röm.-lath. Kir­chengemeinde in Tirhova zum Baue ihrer Schule 100 fl. und der Röstörer röm.sfath. Kirchengemeinde im Dei denburger Komitate zur Anschaffung einer Orgel 50 fl. gespendet. * Allerbödhrifte Ernennungen. Keine Majestät der König hat den griechisch-katholischen Bis­chof von S­amosvár, den hochwürdigsten Herrn Pavel auf den Bischofstuhl der Dichöfe: Groß­­warbdein erhoben. Ferner geruhte der König mit der diplomatischen Vertretung der Monarchie an den Höfen von Mecklenburg, Oldenburg und Braunschweig den Botschafter in Berlin Herrn Grafen Emerich ©. & benyi zu betrauen. *" Raupen: Bertilgung. Der hiesige Stadtmagistrat bringt nachtstehende Kundmachung . Das hohe Jünigl­­ing, Ministerium für Acerbau, Gewerbe und Handel hat mit Erlaß vom 31. Säanner I. 3. Mai 2622 in Berücksichtigung des großen Scatens welchen die Obstbaumkultur, doch Die vernachläßigte Bertilgung der schändlichen Raupen und Käfer erleidet und zur Pflicht gemacht, mit allen Mitteln dahin zu wirken, daß diese Vertilgung rechtzeitig strenge durde geführt werde. Indem dur die Beisäumniß der Raupenver­­tilgung nicht nur der Befiger selbst, sondern insbeson­­dere die Nachbarn großen Schaden erleiden, so wer­­den­­ nicht allein die Obstgartenbefiger, sondern auch die ee der auf den Wiedern einzeln stehenden Bäume aufgefordert und ermahnt, das Mbklauben der Raupeneier, und die Bettilgung der schädlichen Rau­­pen und Käfer rechtzeitig um so bestimmter vornehmen zu lassen, da sonst das Stadthauptmann-Amt bemüsligt wäre in­folge ein laufender Klagen, das Abwärmen von Amts wegen jedooch auf Kosten der nacklässigen Be figer bewerfstelligen zu lassen. * Concert und X Theater. Wenn auch etwas verspätet, jo doch noch immer willklommen, erhalten wir von vertrauenswerther Seite einen Bericht, worin uns die beiden oben genannten Produktionen, von den Pens­­ionärinnen des hiesigen, b­zw. Ursuliner-ECon­­ventd in ernfter, ia künstlerischer Weise ausgeführt, mitgetheilt werden. Doch wir lassen unsere Bericht­­erstatter selbst sprechen. — Am 16. Februar a. c. führe­ten die Pensionärinnen ded bief. ebzw. Wrjuliner-Gon:­vented eine Heine Bestvorstellung, das Schauspiel „Rosa v. Lannenburg“ nach einer bekannten, gleichnamigen Erzählung bearbeitet, mit gutem Ges­chmadhe und vielem­­ Verständnisse auf. Die Bühne, in einem der großen Zimmer des Klosters aufgestellt, war sehr nett und passend defärm­t. Das Gleiche gilt von den Kostümen, welche die Präuleind ald Ritter, Pagen und Knappen trugen. Die Inseenirung des Stückes war eine sorgfältige und eine eben solche die Darstellung. Es that eben jedes mit Luft und Eifer sein Blitze. Nach dem Schauspiele wurde no ein reines Lustspiel „Das französische Stubenmädchen“ ehr fließend und mit Panne gegeben und wurde das fremdsprechige Element darin zur Schönen Geltung gebracht. — Bald darauf, am 24. desselben Monats gab man in dem genannten Institute ein Combert, welches, wie die Theatervorstellung, ja in einem noch viel höherem Mabe, den Beifall, die vollste Zufriedenheit von Seite der dazu geladenen Persönlichkeiten unserer Stadt, sich errang. Das Programm war ein reich­­haltiges, gewähltes. Vier, sechs- und achthändige Glavier- Kompositionen, wechselten mit in sorgfältiger Auswahl mit Gesang und Deflamationen, in französischer, unga­­rischer und deutscher Sprache auf das geschmachvollste ab. Alle vortragenden Fräulkind machten den Meistern Miyerbeer, Eifel, Diabelli, Boildieu, Sattler, Licht, Bambert, Weber, Bellini und Donizetti, volle Ehre ; der Löwenantheil aber des Beifalls für die Leistungen entfällt auf Mater Cäcilie, die das ganze Concert mit unendlichem Sleiße, mit verständnißvoller Auffassung und unermüdender Ausdauer und Werk gejegt hat. Nody bemerken wir, daß ein Potpourri für Harmonium und Glavier von ergreifender Wirkung und Zusammenklang war und das Zither­­solo: Glödlein im Ehäle, von einem Heinen, herzigen Fräulein ebenso vorgetragen wurde. — Reicher Applaus lohnte die schöne Vorführung aler Nummern und gab ein ehrendes Zeugnis in welch sorgfältigen Händen die Leitung dieser wahrhaften Bildungsanstalt ruht. Möge ein sich stete steigerndes Gedeihen di­­s Institutes als Schönster Lohn, für das­ redliche Mühen der Lehrerinnen und dem Fleibe der Schülerinnen, Dem­s selben im vollsten Maße zu Theil werden. * General»-Bersammlung. Heute Sonn:­tag findet um 10 Uhr Vormittag in der Turnhalle die GeneraleBersammlung des Dedenburger Epar­­und Darlehens Bereine öd statt, worauf wir die p. t. Mitglieder aufmerkffram machen. .. .Das korrespondirende Publikum wird an folgende Postanordnung aufmersam gemacht: Junenerc­eit gelangm häufig Corespondenzen zur Aufgabe,deren Couverts oder Umschläge auf der Sie­­gesseite und mitunter auch auf einem Theile der Adress­seite mit Ankündigungen von Geschäftsfirmen,Anpa­ss jungen verschiedener Handelsartikel und dergleichen bes druckt sind.Derartige Correspondenzen sind i­ an der Postbeförderung sowohl im internem als auch im intm­nationalen Verkehre ausgeschlossen und­ müssen vorkommenden Falles den Absendern zurückgestellt werden. , i . ·Wäschesdiebstahl·Im Laufe des vors gestrigen Tages wurde ein verdächtig aussehende antis­piduum betreten,als es im­ Beg­­riffe«stand.Schöne Herren-und Frauenwäschestücke,die eben noch feucht von der Wäsche,im ungeplätteten Zustande­ sich befun­­den,zu verkaufen.Ueber den erdenklichen Besitz zur Verantwortung gexogem ließ der Mann das Pack­st Wäschefallmund entfloh.Die rechtmäßigen Eignii­thümer des offenbar von ieinem Diebstahlberkübekndui Wirsißzeugen,wollendasi­lbe bei dem hiesigen löblichen Stadthauptmann amtetschlamiken und bemerkksn wir nur noch,daß die Frauenhemden mittelst einesgksiicken Moktogrammen,die Buchstaben M.T.ineinandermn schlungen,gezeichnet sind. «Das Benefize unserer Theatisr­ Direktorin,Frau,Kathi Raul-Coppo, findet m­­orgen Montag statt.F­anDirektor Raul ist unbestritten eine d­­r bedeutendsten Stüpen unserer Oper und namentlich unserer Operette,ihr haben Die Oldenburger Musikfreunde in den drei Jahr in ihrer Kunstwirksamkeit auf hiesiger Bühne schon viele Giss nüsse so:«Falinika,«,,Lange,«»Methusale­n«Ost­ ver­­danken gehabt und ihre sympathische,stets höchst elegante und siebentmürdige Erscheinung gereichte den bisherigen, unter ihre­ Mitwirkung stattgehabten Ausführungen, immerdar zur Zierde.—Frau Direktor Rauls Hoppe wählte sich die neueste,reizksnde Operette»Die Glocken v­on Corneville«zu ihrem morgigen Ehrenabende und hat damit sicherlich einen gutennuf gethan,denn dieses,mit wirklich reichen musikalischen Schätzen prunkend­erk Planquettes verdient im hohen Maße das Interesse unserer Operettenfreunde ebenso aus zu ziehen wie es ein förmlicher Magmt für das Wiener Publikum geworden ist. ? Mit beifäligem SKopfinden löste Fohab den war­­men, breiten Shaw­ von feinem Halse und hüllte die Kleine da seine Dann nahm er sie auf seine Arme, was ihr besonders zu gefallen schten, denn sie schmiegte sich zutraulich an die Brust des fremden Mannes und raid ‘gings nun vorwärts. Nun Gevatter, lachte der Bauer, der ein frummmer Zeuge der ganzen Scene gerwesen, Euer Weib wird nicht wenig erstaunt sein, wenn ihr statt der gestohlnen Kuh ein Kalb nach Hause bringt ! Irma’ hatte am Arme ihres Beihügers bald eine geschlafen und als sie erwachte, lag sie in einem warmen weichen Bette, ein rungeliges, aber gutmüthiges Gesicht war sorgfältig über sie gebeugt, und eine Kaffe dam­pfenden Kaffee­s stand auf dem Tische neben ihr. Sie blickte umher, ihr Bejchüger, den sie nun bei Tagede­lihte nur an der Stimme erkannte, sah am Zifche und niete ihr ermuthigend zu. Selbst Diana schien sich ihres ‘Funde zu freuen, denn sie trippelte freundlich mit den B Vorderfüßen, während ihr Schweif den Boden fegte, gleichsam uld wollte sie um die Freundbschaft des neuen Familienmitgliedes buhlen. Irma blidte um si, wie einfach schten ihr hier Alles, gegenüber ihrer sonstigen Umgebung! Und doch, sie wußte selbst nicht warum, gefiel es ihr hier so wohl! Fröhlich zwitscherten ihr zwei Böglein den Guten Morgen zu, willkommen bei­­mend nichten die Blumen am Fenster, und selbst die Sonne schien fi hier viel wohler zu fühlen, als in dem großen, kasernenmäßigen, schablonenhaften Schlaf. janle des Klosterd. (Bortfegung, folgt.) _ aRR en

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