Oedenburger Zeitung, 1879. Juni (Jahrgang 12, nr. 66-78)

1879-06-01 / nr. 66

Psissppsssss EEE Fass. N SEN EEE ENTE HEN v f sss >37 CR gar der Himmel Dirre bereit, ist bei ung in Un noch immer nicht müde geworden, seine ärgsten Negen­­ströme und Hagelschauer über die heuer vom Wasser ohne die so shwer heimgesuchte Bevölkerung zu entladen. Der 27. Mai ist für Budapest und die Gegend von Preiburg geradezu entreglt verhängungvoll gewe­­sen. Die furchtbaren Hagelschläge haben jede Hoffnung der Landleute vernichtet. Saaten und Wein sind bei Ofen und Preiburg rettungslos verloren. Nur einzelne Stride blieben halbwegs verschont. Bei Reit ist sogar ein Menschenleben dem Unwetter zum Opfer gefallen. Der 14 Jahre alte Anstreicherlehrling Friedrich Szitt stürzte nämlich außerhalb der Kerepercheritrage in einen durch den Woffenbruch mit Wasser gefüllten Graben und ertrank. Seine später aufgefundene Leiche wurde in das Rochusspital überführt. Ueber den Testen Wolfendruß in N­akos- Palota sind nun auch schriftliche Berichte beim Vizegespan des Pester Komitats eingelaufen. Die nieder­­gegangene Wassermasse wird darin als eine fabelhafte und die Lage der Gemeinde, welcher schon einige Häuser eingestürzt sind, als eine Höchst Britische geschildert. I­n­folge der dahalb unbedingt geboten gewesenen Durch­­brechung des dortigen Absperrungs-Dammes ist die Kommunikation auf der Staatsbahn mehrfach bedroht. Aus Duna-Bogdan, wird eine Katastrophe, ähnlich der, wie sie Ofen am 15. Juli 1875 erlebte , gemeldet. Es fielen Hagelschleifen, von denen einzelne die Größe eines Hühnereies und ein Gewicht von 36 Gramm hatten. Nach wenigen Minuten zogen die schweren Woffen vorüber, allerdings so manchen Schaden zurücklassend, und wir wähnten uns schon geborgen, als kaum zwei Stunden später neue Woffenmaffen fi aufzuthürmen begannen und um 6 Uhr neben Blit und Donner die Schleusen des Himmels sich von Neuem öffneten und dichter Negen, mit Hagel vermischt, her­­niederpraffelte, so daß wenige Minuten darauf alle Saifen im Wasser standen. In dem von den nahen Bergen dur den Ort herabfließenden Bach stieg das Wasser bis zur Höhe von 1'­, Klafter, große Steine mit sich führend, und die am obern Ende des Ortes befindliche Brücke fortreigend. In die am Brüdenkopf und in der Nähe des Baches gelegenen Häuser drang das Wasser ein und beschädigte sie bedeutend. Die größ­­ten Verheerungen aber richtete das Gewitter in den Weingärten und üppig stehenden Saaten an; in dem niedrigeren Theile des Hotters steht das Wasser­manns­­loe auf den Hedern und Wiesen. Durch zwei Stunden strömte der regen ununters­chrochen herab und die Ältesten Leute behaupten, einen solchen Weltenbruch noch nicht erlebt zu haben. Der Schaden läßt sich so nicht absrägen, jedenfalls aber sind wir auf lange Zeit hinaus ruimirt. — — — — Und ähnlich lauten die Berichte fast aus allen Theilen des schönen Ungarlandes. Die verhofften Ernten sind fast allenthalben ersäuft und dennoch, denn „selbst am Grabe pflangt der Mensch die Hoffnung”, legt der Delonom frü­he Saamen vertrauungsvoll in die Erde und rechnet auf das Gedeihen der Sommerfruct. Gott gebe, daß diese Hoffnung ihn wenigstens nicht täusche und nicht Ereignisse eintreten, die abermals alle Aus,­sichten doch noch Einiges zu retten, vereiteln. Ja, mit Drangen und Zagen sieht man dem Kommenden entge­ gen; wie lange Zeit hindurch brachte es uns nur Schlim­­mes, zuerst Mobilisirung, dann Hochwasser, zulegt Uns wetter. Weiterhin sogar Epidemien und Hungersnoth ! Was Wunder wenn man mit Zittern abwartet was es Neues gibt! Briefe aus der Landeshauptstadt. I Budapest, 28. Mai 1879. Unter diesem Titel will ich hren freundlichen Lesern allwösentlich ein Bild heffen biethen, was die Hauptstadt unseres Landes in socialer, politischer und literarischer Hinsicht bewegt, was die Gemüther bes­­chäftigt, was die höhere und niedrige Gesellsschaft zum Hauptgegenstande ihrer Gedanken macht; ich will mich in die Salons schleichen, um die „oberen Zehntausend“ zu belaufen, ih will mi an in die Höhlen des Wafters und des V­erbrechens wagen, um Ihnen das Leben und Treiben unter der Erde zu feildern, und um als Reporter meinen Pflichten auf das Minutid­­ierte nachzukommen, werde ich nicht ermangeln, auch all’ Dasjenige aufzufangen, was unter der charakteristischen Benennung „Slatsh“ eine so große Rolle in der Ges­­ellschaft spielt, werde Ahnen berichten, was in den Antichambres unserer Minister und sonstigen positiven Kapazitäten, wo die Luft mit so vielen Geheimnissen geschwängert ist, vorgeht (was mir bei meiner Intimi­­tät mit dem Luftgeiste Ariel gar nicht schwer fallen wird) und werde endlich auch Derer gedenken, denen das nicht bemeidenswerthe Roos beschieden ist, in die „Cronique sceandaleuse“ imatriculirt zu werden. Ya, meine freundlichen Leser und Leserinnen, For­­tuna gedenkt Eurer mit besonderer Vorliebe, nicht ge­nug des Glücks, dag sie Euch in eine obstreiche Ge­­gend verlegt hat, da i­hr den Neusiedler-S­ee in der Nähe habt, der entgegen seiner permanenten Iroden­­heit Euch dieses Jahr sogar mit Wasser bescheert, ist es Euch auch beschieden, allwöchentlich die interessan­­testen Vorfälle der Hauptstadt brühwarm von der Quelle weg zu erfahren. Und wen verdauft Ihr dies ? d­irect dem Adjutanten Gottes , dem Zufalle, der mir zur Ausführung dieses seines Willens erkoren hat.Ich mußte dies Alles vorausschicken,weil ich Eures Bei­­falles nicht gewiß bin,weil ich als Pessimist sogar Eure Mißliebigkeit fürchte und in dem ich mit aller Welt gerne im Frieden lebe,es mir sehr daran geles­­en ist,daß alle Consequenzen,die aus dem Lesen die­­ser Artikel entstehen können,nicht mir,sondern dem erwähnten Adjutanten Gottes­ dem Zufallen zur Last gelegt werden, der mit seiner berühmt gewordenen Sterilität seine glück­liere Wahl in seiner Vertretung finden konnte. — Unsere Bevölkerung ist heute in gehobener Stim­­mung, denn es wird das Denkmal eines Mannes ent­­hüllt, welcher für die politische Selbs­tändigkeit, für die Freiheit und Zivilisation unseres Landes in her­­vorragender Weise thätig war, der sein ganzes Leben hindurch sein anderes Spätereffe nannte, als die seines Landes und seiner Mitmenschen. — Die Eliten der Politik und der Gesellschaft werden heute bei Enthül­­lung des „Detvös - Monumentes‘ an­wejend sein und das Erzbild jener Gestalt anstaunen, die wir Alle noch in unserer Mitte weilen sahen, mit feinen träumeri­­fen und gleichzeitig begeisterten Augen, in denen die ganze große und shöne Seele dieses Mannes ausge­drückt war. “ gereicht dem Bildhauer Adolf Hukar, der das Modell zu dieser Statue anfertigt, zur beson­­deren Ehre, daß dieselbe in ihrer äußeren Erscheinung wirflich Dasjenige zum Ausdruch bringt, was i diesen Mann befeelt hat; mein Raum ist zu beschränkt und ich fühle mi au viel zu schwach, um nur annähe­­rungsweise die Verdienste Detvee’s hier würdigen zu können, er war so vielseitig, daß man nicht weiß, soll man den Dichter, den P­hilosophen oder den Politiker in erster Linie loben, er war nach jeder Nichtung hin groß, er stand stets nur nur auf der Höhe, sondern hop über die Höhe der Situation und so würde Det- 008 nicht als Dichter, Philosophen oder Politiker, son­­dern in erster Linie als „Menschen“ würdigen. — Wenn es überhaupt möglich ist, den Charakter dieses Mannes in einem Sage auszudrücken, dann ist Dies unserem Paul Gyulai am Besten geglückt, als er vor 8 Jahren gelegentlich seiner in der Akademie über Detvös gehaltenen Gedenkrede sagte: „Detvös dachte mit dem Herzen und liebte mit dem Kopfe“. Heute ist Graf Melchior Longai dazu angeb­oren, bei Enthüllung des Denkmals eine Lobrede über Detvös zu halten und die glänzende Eloquenz des Grafen Longai biethet uns Gewähr dafür, daß diese Rede als Dasjenige zum Ausdruck bringen wird, was in den knappen Rahmen einer Xob­ede vorzugsweise betont werden kann. Aber einen Punkt kan­n ich nicht unberührt lassen, der vielleicht Vielen als greifer Con­­trast auffallen dürfte und das ist der Umstand, das gerade Graf Ro­.yal dazu berufen ist, einen Mann öffentlich zu loben, der als die größten Fehler der Menscheit den „Egoismus und Eitelkeit“ bezeichnet ; das ist wahre Ironie des Schicsals ! E38 liegt eine gewisse Ideen-Association darin, wenn ich fest auf ein Thema zu sprechen komme, welches Victor Hugo zum Helden hat; derselbe hat wieder ein Mal öffentlich gesprochen u. a. am 17. Mai „zur Erinnerung an die Befreiung der Sclaven in Afrika was dieser Mann spricht, bewegt stets die ganze Welt und wenn auch bedauerlicherweise unsere hauptstädtischen deutschen Blätter den Gegenstand nur oberflächlich berühren, glaube ich doch Net gethan zu haben, diese Rede direct­ten französischen Blättern zu entnehmen, in der sicheren Vorauslegung, daß der Name Victor Hugo Ihren Lesern Interesse einflößen muß. Eo ist wirklich ein glücklicher Zufall, der mir er­­laubt, heute zwei Männer gegenüber zu stellen, die Beide als Dichter und Philosophen den gleichen Weg wandelten, beide Humanität und Civilisation predigten, beide das Glück der Völker nur in einer allgemeinen Bildung sehen, indem die universelle Bildung am Ge­­eignetsten ist, die Scheidewände, die verschiedene Völker der Erde trennen, niederzuzeigen und alle lebenden Menschen durch Einigkeit und Brüderlickeit glücklich zu machen. &8 ist mir gegönnt, constatiren zu können, daß AM diejenigen Unrecht haben, die Hugo als Politiker nicht gelten lassen wollen, indem er sich angeblich zu viel durch seinen S­dealismus beeinflußen lassen, denn heute wird doch eben bei uns das hehre Bildnis eines Mannes enthüllt, der ebenfalls seinen Idealismus in die Politik hinübernahm und dem der ungeachtet poli­­tische Größe und Staatsmännigkeit nicht abgesprochen werden kan­ı. — 3 will ihren Lesern die Hauptmomente der Rede Hugo’s biethen und Sie werden wieder Gelegen­­heit haben, über den fühnen Flug der Sdeen dieses Mannes in Staunen zu gerathen , nachdem er Eingangs seiner Rode die Verdienste „Schoelcher’8“ welcher der Erste war, der den Schwarzen Afrika’8 zurief „hr seid frei‘, gewürdigt hatte, kam er zu dem überrascen­­den Aus­­pruch: „Das Moos der Menschheit liegt im Süden‘; er betont die große Rolle, die das Mittelländische Meer, dessen eine Seite Europa und die andere Seite Afrika einnimmt, im fünfzigen Jahrhunderte zu spielen haben wird und varhet den Bölfern des alten Europa, ihre Mission, die sie in Afrika zu erfüllen haben, frühzeitig in Angriff zu nehmen ; er deutet darauf hin, wie jeder Welttheil­­ don eine große Vergangenheit hat, nur Afrifa ne­nnt und daß es mum gilt, diesen Welttheil zu civili­­siren ; er läßt sich die Gelegenheit nicht entgehen, auch diesmal wuchtige Diebe dem Despotismus zu verfegen und bringt dies mit dem Gegenstand seiner Nede der­­art in Verbindung, daß er darauf Hinweist, im Süden liege die Freiheit, im Norden (Rußland) Herrsche aber noch immer der Despotismus, der Despotismus, wel­­cher zu den Völkern sagt „Alles will ich, Alles nehme ich Euch, Alles ist mein Eigen­thum‘“ und aus der Tiefe der Völker dröhnt dagegen die Antwort herauf „Nihil“ (der Nihilismus in Rußland !) Zwischen dem Despotismus und Nihilismus sehen wir jegt einen fehredlichen Kampf wühlen und wo nie, sahen wir eine sociale Frage in tragiscerer und wüthenderer For­m auftauchen, aber „vie Wuth führt nit zur Lösung der Frage. Anden, „nur der Norden ist f­ür mild, der A üden dagegen ruhig, und deshalb warhet er den alten Völkern Europas, sich nach Süden zu wenden und be­­trachtet es als die Aufgabe des kommenden S­ahr­­hunderts, den Weltt­eil Afrika zu colonisiren und civilisiren, denn [den — sagt er — sehen wir Frank­­reich und England dort Fuß fassen und­ auch Italien, Spanien, selbst Griechenland sol sich an dies civilisa­­torische Werk betheiligen; er fließt — wie in ge­­wohnter Weise — in kurzen,­­scheinbar abgerissenen Säten, deren Jeder eine große­dee enthält und die von seiner mächtigen Stimme vorgetragen, auf den Zu­­hörer stets von bewältigendem Eindruckk sind: „Im neunzehnten Jahrhundert hat der weiße Mann den Schwarzen für frei erklärt ; im zwanzig­­sten Jahrhundert muß Afrifa der Zivilisation ge­öffnet werden, dies ist das Problem! und Europa wird e8 Lösen ; ziehet bin ihr Wölfer! bemächtigt Euch jenes Erdtheiles! nehmt e8 ein! zu weilen Gunsten? Nicht zu Gunsten eines Einzelnen, son­­dern betet e8 im Namen Gottes! Gott hat die Erde den Menschen gegeben, Gott gibt Afrika an Europa! Nehmt e6 ein! wohin die Könige den Krieg tragen wollen, traget ihr Völker die Einigkeit hin ! übd erziehet das Land nicht mit Kanonen, sondern mit dem Pfluge! nicht mit dem Degen, sondern mit Handel­ nur mit Kampf, sondern mit Industrie ! Europa’s Ueberflug an Menschen möge einziehen — dadurch gleichzeitig die große sociale Frage lösen, in­­dem aus europäischen Proletariern, afrikanische Grund: besiger werden! gehet Hin! bauet Straßen! bauet Kolonien! bauet Städte! bejäet die gelder! seid Aderbauer! Verwahret Euch gegen Herrscer und Geistlichkeit ! möge Gottes Geist sich in ewiger Frei­­heit und Brüderlichkeit äußern ! Newhiller, Xokrales, *Vonderf,f.priv Südbbahn. Unsere wiederholt gestellte Bitte um eine Fahrpreisermäßigung für Besucher oder Befehider der Stuhlweißenburger Landes-Industrieausstellung ist nicht gänzlich wirkungs- 108 verhallt, obgleich die Oedenburger Industriellen von dieser Begünstigung leider nichts haben, sie kommt nur den Budapestern zu Guten. E8 geht nämlich ein Separatzug heute Früh 7 Uhr, von Ofen nach Stu­hlweiß­enburg ab, wo derselbe um 8 Uhr eintrifft. Von Stuhlweißenburg retour geht er Montag um 9 Uhr Abends. Die Preise sind überaus mäßig gestellt. E8 wäre vielleicht gelungen auch von Wien aus einen Separatzug nach Srublweißenburg zu diesen herabgefegten Fahrpreisen zu erlangen, allein die General-Direktion in Wien konnte sich — in Ars betrat der gerade in den Pfingsttagen hervortretenden großen Inansprucnahme des Sahrparkes, — zur Gewäh­­rung der gewünschten Begünstigung dermalen nicht verstehen. Es ist indeß die Hoffnung nicht, daß vielleicht späterhin doch gewisse Nachlässe im Fahrpreise von Wien direkte nach Stuhlweißenburg werden zugestanden werden. Der eben jet­zt geltend machende größere Be­­darf von Waggons ist auch der Grund, weshalb dem Gefüge der Militär-V­eteranenvereine um Fahrpreisbes­günstigungen zur ger behufs Besuch der heu­­tigen Oedenburger Veteranen-Vereins­ Bahnenweibe seine Folge gegeben werden konnte, und stellte die Süd­­bahn zu diesem Zweckk dlos Militär-Transportwagen zur Verfügung, deren fich aber die Mitglieder der aus­­wärtigen Veteranen-Vereine nicht bedienen zu wollen, sich erklärt haben. * Der Herr Bizegespand des W­iesel­­burger Komitates, königl. Rath Julius. Simon ist von Seiner Majestät dem Könige doch tatfreie Verleihung des Ordens der eisernen Szone II. Klasse, in Anerkennung seiner eifrigen Dienste ausgezeichnet worden; b desgleichen verlieh Seine Maje­­stät an dem Leninl. Rabhe und Vizegespan des Torons­thaler Komitates Hrn. Johan Daniel dieselbe hohe Dekoration, womit die Erhebung in den erbligen M­it­­telstand verbunden ist. Endlich geruhte Seine Majestät der König dem Herren Notar der NagysOrofer Markt­­gemeinde, Kosef Aropay, für seine 42-jährigen treuen und eifrigen Dienste das silberne Verdienstkreuz mit der Krone und dem penf. hauptstädtischen Zussteller, Franz Szlanecz, für seine achsjährige eifrige Thä­­tigkeit das silberne Verdienstkreuz zu verleihen. "Noch einmal die heutige Fahnen­weihe unseres I. Militär-Veteranen-Unterftügungs- Vereines betreffend, haben wir anzuführen, daß Die überaus rege Thatkraft des Yeft-Comites alles Erfor­­derliche mit großer Umsicht und Fleiß in’s Werk ge­legt hat. Die Tribunen standen in unglaubli kurzer Beit fir und fertig da; an der Neuhofpark ist bereite KR Be 7.

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